Der heimliche Herrscher der Gaming-Branche – Tencent Aktienanalyse

Tencent Aktie
© Supercell / Tencent

Es ist mal wieder an der Zeit euch eine Aktienanalyse zu präsentieren. Dieses Mal geht es um das Unternehmen Tencent aus China, seines Zeichens eines der wertvollsten Unternehmen der Erde. Vor allem viele Gamer kennen das Unternehmen und wie in meiner Microsoft Analyse, werde ich speziell das Gaming-Standbein vom Unternehmen eingehen. Trotzdem muss man wissen, dass das Unternehmen seinen Ursprung nicht in der Unterhaltungsindustrie, sondern in der Techbranche hat. Darüber habe ich bereits öfters auf meinem Blog berichtet, weshalb nun die Zeit reif ist, intensiv auf das Unternehmen und die Tencent Aktie einzugehen. Wie immer möchte ich keine Kaufempfehlung aussprechen, sondern lediglich meine Meinung und meine Gedanken zum Unternehmen niederschreiben.

 

Die Geschichte von Tencent

Das Unternehmen Tencent (KYG875721634) wurde 1998 von Ma Huateng gegründet, welcher noch heute das Unternehmen führt. Dabei bekam er Hilfe von Risikokapitalgebern aus den USA. Das erste Produkt des Unternehmens war QQ, der Instant Messanger. Der Dienst genoss eine so große Beliebtheit, dass Tencent innerhalb nur weniger Jahre zum ersten Internetunternehmen aus China aufstieg, welches Gewinne erzielt. Im Jahr 2004 erfolgte schließlich der Börsengang, welcher das Wachstum vom Unternehmen enorm ankurbeln sollte. Bereits 2008 erwarb Tencent 22 Prozent an Riot Games, welche sie schließlich 2016 komplett übernahmen. Vorher – im Jahr 2010 – knackte QQ schließlich die Marke von 100 Millionen aktiven Nutzern und ermöglichte somit, dass Tencent zum ersten Mal auf große Einkaufstour gehen kann. So beteiligten sie sich beispielsweise an Mai.ru, einem russischen Internetunternehmen. Weiterhin erwarb Tencent fast 50 Prozent von Sanook, welches später ebenso gänzlich von Tencent übernommen wurde.

Im Jahr 2012 erwarb Tencent für 330 Millionen US-Dollar rund 48 Prozent von Epic Games. Später folgten noch große Übernahmen und Beteiligungen in der Gaming-Industrie, wie zum Beispiel 12 Prozent an Activision Blizzard. Mittlerweile ist Tencent an der Entwicklung von Elektroautos beteiligt (Future Mobility Corporation), ebenso ist Tencent seit 2017 auch mit fünf Prozent an Tesla beteiligt. 2020 übernahm Tencent Iflix, das chinesische Netflix. Netflix, PayPal, Spotify, Google und Facebook in einem und noch vieles mehr. Das ist Tencent heute.

 

Das Geschäftsmodell

Das Geschäftsmodell – und auch das spricht für die Tencent Aktie und einen Kauf – ist sehr leicht zu verstehen und bringt das Unternehmen auch selbst sehr gut in ihren regelmäßigen Investor-News rüber. Im Grunde ist Tencent ein Tech-Unternehmen und besitzt PayPal, WhatsApp, Internet-Browser, Cloud-Lösungen, YouTube und sogar Spotify in einem. Tencent ist also die Software-Macht in China und Asien und quasi Facebook, Google, Spotify und PayPal in einem. Aber auch ein anderes Geschäftsfeld bedient Tencent außerordentlich erfolgreich. Mittlerweile kann man das Unternehmen auch als sehr große Investment-Firma bezeichnen. Denn das Unternehmen investiert stark in ausländische, sehr bekannte Unternehmen. Darunter gehören Tesla, Spotify, Sea Limited, Snapchat oder Uber – um mal die geläufigsten zu nennen. Warum ich jedoch über Tencent berichte ist, weil das Unternehmen ein Gaming-Unternehmen ist und seine Fäden in der gesamten Gaming-Branche zieht. In China besitzt das Unternehmen sogar einen Marktanteil von über 50 Prozent im mobilen Segment.

Das Unternehmen expandiert sehr stark in die Branche und verfolgt das Ziel dort Werbung zu schalten. Die Zeit, die Menschen vor dem Smartphone verbringen steigt, vor allem auch deshalb, weil viele Menschen in den Schwellenländern noch in den Genuss kommen, ein mobiles Endgerät zu besitzen. Genau das möchte sich Tencent zunutze machen und neben kaufbaren Inhalten vor allem Werbung vor diesen Spielen platzieren, die schon jetzt über 100 Millionen Menschen jeden Tag nutzen. Synergetisch nutzt das Unternehmen die eigenen Spiele, um Geld zu verdienen, die Werbung für ihre eigenen Spiele, um auch Spieler auf ihre anderen Spiele aufmerksam zu machen. Natürlich aber – und das ist die Haupteinnahme – bieten sie wie auch Google Werbeflächen für Unternehmen in ihren Spielen an.

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Nadella, der CEO von Microsoft sagte einst: „we are all-in on gaming“. Das Ziel von Microsoft ist also, so viel in die Gaming-Industrie zu investieren wie möglich ist. Das sichert dem Unternehmen zahlende Xbox-Abos und demnach auch florierende Einnahmen. Auch Tencent ist mit dem Plan ganz vorne dabei. Kein Unternehmen investiert so sehr in den Gaming-Markt, wie der Software-Gigant aus China. Der Gaming-Markt ist groß und wird noch größer, darauf spekuliert zumindest Microsoft, Sony, Facebook und Tencent und immer mehr Unternehmen wie Netflix – welche nun auch mobile Games entwickeln – ziehen nach.

 

Bewertung der Tencent Aktie

Die Bilanz von Tencent ist sehr sauber und kann für ein Unternehmen in dieser Größe kaum besser sein. Ma Huateng ist der CEO vom Unternehmen und ist selbst mit rund 10 Prozent am Unternehmen beteiligt. Für mich erfüllt die Aktie von Tencent einer der wichtigsten Faktoren bei einer Aktienanalyse.

Ein weiterer Punkt bei meiner Aktienanalyse ist, ob ein Unternehmen eine Dividende zahlt. Auch wenn dieser Faktor eher unerheblich ist, so ist es doch ein netter Nebeneffekt, den man gerne mitnimmt. Wem eine Dividende wichtig ist, der hat mit Tencent auf jeden Fall ein Unternehmen, was meiner Meinung nach mehr und mehr Dividende über die nächsten Jahre zahlt. Das Unternehmen zahlt seit 10 Jahren eine wachsende Dividende. Das Unternehmen passt auch sehr gut in meine Strategie. Ich bin ein Fan von genau solchen Aktien, weil das Geld, welches man investiert mehr wert wird, gleichzeitig aber auch die daraus resultierenden Dividenden. Man verdient also quasi zweimal an einer Investition.

Trotzdem muss man immer bedenken, dass Dividenden die ein Unternehmen ausschüttet, ebenso vom Unternehmen für neue Investitionen und für noch besseres Wachstum genutzt werden kann. Ein Unternehmen was also keine Dividenden zahlt, dafür aber im Kurs stärker steigt und dadurch quasi Einnahmen generiert, ist mir ebenso recht. Wer Dividenden aber mag, ist mit Tencent meiner Meinung nach richtig aufgehoben.

Der wohl beste Grund um herauszufinden, ob hinter einem bekannten und guten Unternehmen auch ein gutes Fundament steht, ist ein Blick auf die Finanzen. Vor allem das Eigenkapital, die Marge, die Schulden und natürlich der Reingewinn spielen hierbei eine entscheidende Rolle. Wie aus Wallstreet-online.de hervorgeht, baut das Unternehmen Schulden auf, was in meinen Augen immer ein wichtiger Punkt in einer Unternehmensanalyse ist. Im Falle von Tencent ist das aber hinnehmbar, weil das Unternehmen auf Wachstum- und Investitionen setzt, die in naher Zukunft dafür sorgen, dass die Schulden leicht zurückzubezahlen sind. Da der Cashflow von Jahr zu Jahr zunimmt, sind die Schulden meiner Meinung nach weniger schlimm

Was wiederum weniger schön am Unternehmen ist, ist, dass das Unternehmen massiv Aktien ausschüttet. Das heißt, dass der Wert einer Aktie verwässert. Denn je mehr Aktien im Umlauf sind, desto weniger werden diese Werte, weil ja folglich mehr am Markt existieren. Ein Rückkauf von Aktien wäre das Gegenteil und für meine Kaufentscheidung sehr wichtig. Denn je mehr Aktien Tencent selbst zurückkauft, desto weniger werden es, weshalb der Preis steigen würde – simple Marktwirtschaft eben.

Es ist jedoch nicht immer ratsam ausschließlich auf Zahlen zu achten. Es ist zwar die halbe Miete und immer ein absolutes Muss, bevor man eine Aktie kauft, trotzdem muss man auch für sich selbst ein paar Gedanken machen und versuchen selbst zu erahnen, wie sich das Unternehmen entwickelt. Der Grund warum ich auf meinem Blog über Tencent schreibe und ich eine ausführliche Analyse zur Tencent Aktie mache ist, dass das Unternehmen sehr stark in den Gaming-Markt investiert. Alleine im Jahr 2020 hat Tencent sich 31 Gaming-Unternehmen gekauft oder stark dort investiert. In der ersten Hälfte von 2021 hat Tencent bereits in 62 Unternehmen investiert bzw. einige davon sogar komplett gekauft. Eine gute Übersicht liefert euch ein Artikel von Eurogamer.

 

Risiko der Tencent Aktie

Auch über das Risiko von Tencent habe ich in einem anderen Beitrag zu Tencent bereits etwas angeschnitten. An sich würde ich sagen, dass Tencent ein sehr sicheres Investment ist. Jedoch ist der Standort bzw. die Verbindung nach China sehr problematisch und ein durchaus sehr großes Risiko. Die Wirtschaft und das Eingreifen der Regierung in den Markt in China ist nämlich gar nicht mit dem der westlichen Welt zu vergleichen. Zum Beispiel ist der chinesische Staat Justiz, Finanzamt und Kartellbehörde in einem. Wenn also der Staat den Sinn dahinter sieht ein Unternehmen mit großen Strafen zu versehen, dann macht der Staat das, ohne dass der Gründer oder die Führungsetage dagegen etwas tun kann.

Der chinesische Staat versucht immer mehr zu verhindern, dass ausländische Investoren in chinesische Unternehmen investieren. Aus diesem versuchen bereits jetzt die größten Unternehmen aus China außerhalb der Volksrepublik zu gründen bzw. ihren Hauptsitz nach außerhalb zu verlegen. Ähnlich wie in meiner Analyse zu CD Projekt, ist der Standort durchaus ein Risiko, welches man berücksichtigen sein.

Wenn man davon überzeugt ist, dass zum Beispiel die chinesische Regierung sich in der Hinsicht etwas liberalisiert bzw. man daran glaubt, dass sich das Regime nicht gegen diese Unternehmen durchsetzen kann, dann bin ich davon überzeugt, dass Tencent ein gutes Investment ist. Doch eine liberalere Wirtschaftspolitik seitens China kann ebenso ein sehr großes Risiko für Tencent sein. Angenommen der chinesische Staat erlaubt nun Unternehmen wie Amazon, Google und Facebook dort Fuß zu fassen, würden dann einheimische Menschen weiterhin chinesische Produkte oder westliche Nutzen? Ich behaupte stark, dass in Europa und Amerika niemand chinesische Software nutzten wird und wir weiterhin Facebook, Amazon oder Google treu bleiben.

Und ich denke, dass die Menschen in China ebenso auf westliche Produkte zurückgreifen würden. Ich kann mir vorstellen, dass sie sich ein viel größeres Freiheitsgefühl damit versprechen, weil ihr Regime sie über Jahre hinweg zensiert hat. Amazon, Google und Facebook lassen sich einen so gewaltigen Markt sicherlich nicht entgehen und würden sehr aggressiv auf diesen Markt drängen. Es ist die Frage, ob Tencent mithalten könnte, sollte sich China zu diesem Schritt entscheiden.

Da China diese oder ähnliche Szenarien erwartet, lockern sie ihre Politik vermutlich nicht, weshalb es wie bereits angesprochen zu immer mehr Verlagerungen ins Ausland gibt. Von den harten Regulierungen sind vor allem die Gaming-Unternehmen betroffen. Die Kommunistische Partei geht exzessiv gegen Videospiele vor und zwingt die Konsumenten zu maximal einer Stunde Konsum pro Tag. Das schadet dem Unternehmen – welches rund 50 Prozent seines Geldes dort verdient, massiv. Trotzdem muss man aber sagen, dass Tencent sehr viel Geld im Ausland investiert, vor allem in Gaming-Unternehmen. Sie machen sich immer mehr unabhängig von der chinesischen Regierung, verdienen aber auch den größten Teil ihrer Einnahmen in China. Im Grunde kann ich hier kein wirkliches Fazit abgeben. Wer an Tencent glaubt, der sollte jetzt auf jeden Fall einsteigen. Wer aber glaubt, dass der chinesische Staat noch härtere Regulierungen durchbringt, der sollte die Finger von einem Investment lassen. Es gibt im Internet haufenweise Meinungen zum Thema, je mehr Videos ihr euch zur Tencent Aktie anguckt, desto mehr Wissen könnt ihr euch aneignen.

Über MuSc1 961 Artikel
Mein Name ist Lukas Mehling, aber online kennt man mich wohl eher als MuSc1. Ich bin der Gründer und Betreiber von gamerliebe.de. Auf meinem Blog geht es vorrangig um das Thema Selbstständigkeit, Arbeiten und Geld verdienen in der Gaming-Branche. Dabei fokussiere ich mich vor allem auf die Gaming-Branche und Aktien von Videospiel-Unternehmen.

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