Was für eine Meldung! Microsoft kauft Activision Blizzard für rund 70 Milliarden US-Dollar! Vor wenigen Tagen stelle Take-Two mit dem Zynga-Deal einen Rekord auf, den Microsoft jetzt gnadenlos übertrumpfte. Kaum jemand hätte wohl damit gerechnet, dass sich Microsoft den wohl größten Player im Bereich der Videospielbranche krallt. Der Aktienkurs von Activision Blizzard kletterte um 26 Prozent nach oben, während der Kurs von Microsoft heute um 2 Prozent einknickte. Das gleiche Phänomen konnte man beim Take-Two-Zynga-Deal beobachten. Microsoft kauft Activision Blizzard für 60 Prozent über dem eigentlichen Marktwert, also eine Aktie für 95 statt für 60 Dollar. Für viele ist das ein zu hoher Preis, weshalb einige Investoren darüber sehr verunsichert sind. Zum Vergleich: Take-Two bezahlte für Zynga 64 Prozent mehr, als das Unternehmen wert ist. Ich denke also, dass Microsoft ein deutlich besseres Unternehmen für wesentlich weniger Geld bekommen hat. Zynga macht Verluste, ist nicht profitabel und ich finde, dass die mobilen Titel von Zynga diesen Preis nicht rechtfertigen.
Das Ziel von der Übernahme ist klar und bereits von Microsoft bestätigt: Man möchte den eigenen Game Pass noch lukrativer machen, um seine mittlerweile 25 Millionen Mitglieder zu befriedigen. Ebenso sollen die tollen Spiele von Activision Blizzard weitere Mitglieder anlocken. Man möchte ebenso die Cloud-Gaming-Sparte mit diesem Deal beschleunigen und alle Titel von Activision Blizzard noch zugänglicher machen. Microsoft betont, dass Inklusion und Gleichberechtigung im eigenen Unternehmen an erster Stelle steht. Auch diese Tatsache hat mich umso mehr darin bestärkt, dass Activision Blizzard nicht – schon gar nicht von Microsoft – gekauft wird, vor allem weil Activision Blizzard noch von Microsoft abgestraft wurde. Das angekratzte Image von Activision Blizzard kann durch diesen Kauf wieder aufpoliert werden. Durch den Deal – der bis Juni 2023 vollständig abgeschlossen sein wird – steigt Microsoft zum drittgrößten Gaming-Unternehmen nach Tencent und Sony auf.
Der Kauf fühlt sich sehr surreal an und ich finde, dass diese Konstellation nicht zusammen passt. Activision Blizzard passt meiner Meinung nach nicht zu Microsoft und andersherum. Trotzdem hat Activision aus Sicht der Investoren das Beste gemacht, was sie hätten tun können. Gleichzeitig finde ich aber, dass sich der Verkauf wie eine Kapitulation anfühlt. Bobby Kotick und sein Management haben das Unternehmen an den Rand des Abgrunds getrieben und wissen selbst, dass sie nicht mehr alleine aus dieser Situation heraus schaffen. Deshalb haben sie das Unternehmen nun verkauft. Ich habe Activision Blizzard immer dafür bewundert, dass sie als eigenständiges Unternehmen so erfolgreiche Spiele entwickelt und veröffentlicht haben und dabei nie auf Hilfe von fremden Unternehmen angewiesen waren. Ich selbst habe meine gesamten Anteile an Activision Blizzard verkauft. Das hat mehrere Gründe.
Schaut man sich die aktuellen Kurse am Markt, den Nasdaq oder den S&P an, stellt man fest, dass viele großartige Werte aktuell sehr am Leiden sind. Es ist also definitiv wert, dort nachzukaufen. In Anbetracht, dass Activision Blizzard so stark gestiegen ist, während andere Aktien derart fallen, ist es für mich die beste Lösung, meine Anteile am Videospielgiganten zu verkaufen und günstig andere, tolle Unternehmen einzukaufen.
Ebenso bin ich schon länger am überlegen meine Anteile an Blizzard zu verkaufen. Ich selbst stehe schon lange nicht mehr hinter den Werten und der Strategie des Unternehmens, weshalb jetzt der beste Zeitpunkt für einen Verkauf gekommen ist. Ständig habe ich auf mein Depot geschaut und zu mir selbst gesagt: „Wenn die Aktie jetzt noch ein bisschen steigt, verkaufe ich“ oder „Wenn ich bei 40 Prozent angelangt bin, verkaufe ich“. Nun bin ich bei rund 80 Prozent, weshalb ich nicht länger warte.
Seit mehreren Monaten spiele ich schon mit dem Gedanken und nicht umsonst habe ich auch hier auf meinem Blog noch einmal meine damalige Analyse zum Unternehmen Revue passieren lassen und genaustens analysiert, was das Unternehmen hat und ob es noch immer das Unternehmen ist, in welches ich investiert habe. In meinem Update zur Analyse schreibe ich:
Ich selbst habe in Activision Blizzard investiert, weil ich es für ein richtig sicheres Investment gehalten habe. Leider ist aus diesem sicheren Investment, hinter welchem ich stehen kann und dessen Produkte ich selbst gerne nutze, eine Turnaround-Wette geworden. Die Verwässerung der Aktien, die scheinbar immer schlechter werdenden Produkte, die Philosophie, die über den Haufen geworfen wurde, die vielen Wechsel im Management innerhalb kurzer Zeit – alles keine guten Indikatoren eine Aktie zu kaufen oder sie noch weiter zu halten. Zum Zeitpunkt des Artikels liegt der Kurs bei 58 Euro, gekauft habe ich die Aktie zu einem Preis von 40 und bin rund 45 Prozent im Plus. Aktuell halt ich die Aktie noch und werde sie nicht verkaufen, jedoch ist Activision eine der Aktien in meinem Depot, die ich am ehesten verkaufen würde, wenn es drauf ankommt. Ich werde die nächsten Finanzberichte abwarten und dann noch einmal genauer einen Blick auf das Unternehmen, die monatlichen Nutzer und die Einnahmen werfen. Dem Unternehmen bin ich jedoch extrem skeptisch gegenüber und es gehört schon längst nicht mehr zu meinen Lieblingen. Für mich war Activision immer ein Beispiel dafür, dass ein Unternehmen, welches man selbst gut findet, eben auch gut performen kann. Es hat also noch viel mehr Spaß gemacht, wenn man am Erfolg des Unternehmens teilhaben konnte und gleichzeitig auch weiß, dass man dem Unternehmen es gönnt.
Ich kann froh sein und mich glücklich schätzen, dass ich diese Turnaround-Wette gewonnen habe und ich die Aktie hinter mir lassen kann. Gestern erst habe ich für mich selbst noch einmal die Aktie analysiert und auf boerse.de die Bilanzen angeschaut. Die Bilanz vom Unternehmen ist gut und spricht eine positive Prognose für die Zukunft aus, jedoch ist mir die Verschuldung und die Verwässerung der Aktien zu hoch gewesen. Ebenso gefällt mir das Management nicht, was leider auch weiterhin aktiv beim Unternehmen sein wird. Bobby Kotick, der das Unternehmen an die Wand gefahren hat, wird weiterhin bei Activision Blizzard schalten und walten.
Ich hoffe sehr, dass durch den Erfolg von Age of Empires 4 die Arbeiten an WarCraft oder StarCraft wieder Fahrt aufnehmen und ebenso Diablo, WoW oder Overwatch 2 ihre Stärke entfalten können. Microsoft blickt auf ein sehr großes Portfolio von Gaming-Unternehmen zurück, die viele kreative Köpfe beinhalten. Sollte Activision Blizzard mal wieder fallen und ich sehe es in einer Position, in der man es kaufen sollte – werde ich vielleicht wieder zuschlagen. Doch jetzt werde ich mein Geld zunächst in andere tolle Unternehmen investieren!
Heute ist ein historischer Tag. Voller Freude geben wir bekannt, dass die weltbekannten Marken und Talente von @ATVI_AB Team Xbox beitreten. https://t.co/wS5kkKS7jH
— Xbox DACH (@XboxDACH) January 18, 2022
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