Eine chronologische Aufarbeitung der Activision Blizzard Übernahme

Microsoft Activision Übernahme
© Microsoft

Die Übernahme von Activision Blizzard King durch Microsoft war eine Schlammschlacht, die vor allem medial und entsprechend in der breiten Öffentlichkeit ausgetragen wurde und immer wieder neue Wendungen parat hielt. Immer wieder meldeten sich Insider, Behörden oder gar die Geschäftsführer der jeweiligen Parteien selbst zu Wort und streuten – ob bewusst oder unbewusst – neue, brisante Informationen. Schon in der frühen Phase der Akquise konnte man erahnen, dass vor allem Sony diese Übernahme bis zuletzt versucht mit allen Mitteln zu verhindern.

Schon damals bei der Ankündigung am 18. Januar 2022 gaben ABK und Microsoft bekannt, dass sich der Prozess bis ins Jahr 2023 ziehen wird. Bei einer derart großen Akquise ist das nicht verwunderlich, schließlich geht es hierbei um eine Übernahme von rund 70 Milliarden Dollar, welche die größte der Techbranche darstellt. Sony beschuldigte Microsft, wie schädlich diese Übernahme für die Branche wäre und wie Xbox in Zukunft dafür sorgen wird, Sony systematisch zu schwächen, während Microsoft beweise vorlegt, dass Sony ebenso Drittanbieter-Verträge schließt, die diese Studios von der Xbox ausschließen. Ein öffentlicher Schlagabtausch den Sony in meinen Augen – zumindest medial und in der öffentlichen Meinung – verloren hat.

Und mit diesem anfänglichen Vorhaben, welches letzlich erfolgreich abgeschlossen wurde, hat Microsoft die Gaming-Branche nachhaltig verändert. Ich möchte die Übernahmeschlacht in diesem Artikel gerne chronologische aufarbeiten und die in meinen Augen wichtigsten Ereignisse und Highlights aufgreifen und mich Schritt für Schritt zum Ausgang der Übernahme hangeln. Im August begang in meinen Augen schließlich die heiße Phase des Deals.

Während sich die brasilianische Behörde sehr offen zeigt, zeigt sich die aus Großbritannien weniger begeistert zur Übernahme. Die erste Instanz hat Microsoft nicht überstanden. Die CMA befürchtet, dass durch COD der Netzwerkeffekt greift und Fans der Serie dadurch ausschließlich die Xbox verwenden müssen, um das Spiel zu spielen. Aber auch viele weitere Sorgen teilt die Behörde. Microsoft hat darauf reagiert und in meinen Augen sehr starke Argumente für die Übernahme gebracht.

Man darf gespannt sein, wie sich die Behörde entscheidet. Die britische Behörde ist eine der wichtigsten Stimmen in dieser Übernahme, weshalb ein vernichtendes Urteil gegen die Übernahme das gesamte Vorhaben zunichtemachen könnte. Wie wir sehen werden, wird die CMA tatsächlich der hartnäckigste Gegner von Microsoft in diesem Vorhaben bleiben.

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Nachdem die britische Behörde massive Bedenken geäußert hat, ist diese in die zweite Phase eingetreten. Auch die EU-Behörde äußert nach ihrer ersten Phase ebenso Bedenken zur Übernahme, weshalb eine weitere Phase eingeläutet wurde. Der EU-Behörde ging es in erster Linie um eine klare Zusage und die Zusicherung, dass andere Plattformen durch die Übernahme nicht benachteiligt werden dürfen.

Blizzard hat hierbei eine zu unklare Aussage getroffen und lässt über einen Sprecher verkünden, dass Call of Duty-Spiele weiterhin am selben Tag auf der PlayStation- und Xbox erscheinen. Das Unternehmen möchte aber weiterhin mit der Europäischen Kommission an den nächsten Schritten arbeiten und alle Bedenken des Marktes aus der Welt schaffen. Die Kartellbehörden aus den USA, Australien, Neuseeland, Japan und Südkorea müssen der Übernahme zusätzlich auch noch zustimmen.

Bis zu diesem Zeitpunkt hat die Öffentlichkeit grundsätzlich keine Bedenken geäußert: doch dann kam ein Insiderbericht ans Tageslicht, welcher davon handelt, dass der Deal möglicherweise nicht stattfindet. In dem Artikel – welcher im Tweet erwähnt wird – geben Insider wirklich höchst interessante Details an die Öffentlichkeit. So sollen hinter den Kulissen bereits die Fetzen fliegen und sowohl die Microsoft-Verantwortlichen als auch die Activision Blizzard-Manager im Zwist sein, vor allem weil Microsoft nicht mit einer derart starken Überprüfung des Deals durch die Behörden gerechnet hat.

Die Federal Trade Commission der USA möchte eine Kartellklage gegen Microsoft einreichen. Dieser Schritt ist relativ normal und kann man quasi als eine Art Routinemaßnahme bezeichnen. Dennoch kippt die eigentlich klare und positive Stimmung weiter und der Deal scheint zu diesem Zeitpunkt wirklich am Scheitern zu sein.

Knickt Microsoft ein? Der Hauptgrund für diese mediale Schlammschlacht ist – wie wir mittlerweile wissen – die große Marktmacht von Call of Duty und die Cloud-Pläne von Microsoft. Sony befürchtet, dass durch die Activision Blizzard-Übernahme die Übermacht im Shooter-Genre bei Microsoft liegt und sie zusätzlich dieses wichtige Spiel von Sonys PlayStation wegnehmen können. Auch die Behörden befürchten das und dieser Einwand ist in meinen Augen berechtigt.

Denn laut videogamechronicles würden 46 Prozent der Nintendo und PlayStation-Nutzer zur Xbox wechseln, wenn es ausschließlich dort Call of Duty geben würde. Dieser Fakt ist den Behörden ein großer Dorn im Auge, weshalb Microsoft nun versichert, dass Call of Duty weiterhin für die PlayStation verfügbar bleiben soll. Mit einem Vertrag soll Microsoft angeblich Sony 10 Jahre lang Call of Duty für ihre PlayStation zusichern, um damit auch den öffentlichen Druck der Behörden ein wenig zu mindern.

Hat der Übernahmekrimi bald ein Ende? Nein! Laut der New York Post könnte die FTC eine Einigung mit Microsoft erzielt haben. Auch wenn die vierköpfige Kommission sich nicht einig ist, wird der Deal zum jetzigen Zeitpunkt vermutlich durchkommen, auch wenn nicht so wie ihn Microsoft gerne hätte. Komisch ist, dass das Team lediglich aus vier Köpfen besteht und für den im Oktober zurückgetretene Noah Joshua Phillips noch immer kein Nachfolger ernannt wurde. Mit einer Kommission aus fünf Köpfen wäre nun der Beschluss fest und es würde kein Gleichstand zwischen dem Team geben. Da das Ergebnis nun nicht feststeht, wird vermutet, dass der Deal unter Zugeständnissen von Microsoft stattfinden wird.

Wie genau die aussehen und ob diese für Microsoft in Ordnung gehen, bleibt jedoch weiterhin abzuwarten. Lina Khan – die Vorsitzende der Kommission – pocht weiterhin darauf, den Deal zu blockieren. Microsoft äußert sich weiterhin mit folgenden Worten dazu: „Wie wir bereits gesagt haben, sind wir bereit, auf die Bedenken der Aufsichtsbehörden, einschließlich der FTC, und von Sony einzugehen, um sicherzustellen, dass das Geschäft mit Zuversicht abgeschlossen wird“, sagte ein Microsoft-Vertreter gegenüber der Post. „Wir werden auch nach dem Abschluss des Deals noch hinter Sony und Tencent auf dem Markt sein, und zusammen werden Activision und Xbox den Spielern und Entwicklern zugutekommen und die Branche wettbewerbsfähiger machen.“

Microsoft übt Druck auf Sony aus und möchte gleichzeitig Angriffspunkte der Konkurrenz und den Behörden aus der Welt schaffen. Denn der Xbox Chef Phil Spencer gibt bekannt, dass man mit Nintendo ein Abkommen vereinbart hat, was Nintendo 10 Jahre lange die Rechte von Call of Duty auf der Switch zusichert. Auch mit Steam habe man sich geeinigt und einen Deal vereinbart. Hingegen der Behauptungen von Sony und der Behörde, möchte Microsoft Call of Duty nicht für die Xbox limitieren, sondern für mehr Konsolen verfügbar machen. Auch Sony wurde ein solcher Deal angeboten, der seitens Sony unkommentiert blieb.


Auch gegen die FTC möchte sich Microsoft weiterhin behaupten. Microsoft beschuldigt die FTC dafür, bei dem Vorgehen des Deals keine faire Bewertung und keine ordentliche Vorgehensweise gegenüber Microsoft zu wahren und demnach – so Microsoft – die FTC gegen die Verfassung verstößt. Die FTC noch Microsoft haben aber ein ernsthaftes Interesse daran, ihre Meinungsverschiedenheiten vor einem Gericht auszutragen und so mahlen die Mühlen der Bürokratie weiterhin langsam weiter.

Der Gegenwind wächst … Nachdem Sony bereits seit Stunde Null gegen eine Übernahme ist und sich aktiv dafür einsetzt, dass diese Übernahme nicht gelingt, bekommt der japanische Elektronik-Gigant nun auch zwei unerwartete Verbündete. Neben Alphabet sagt jetzt auch Nvida, dass der ABK-Deal bedenklich ist. Gänzlich dagegen ist Nvidia aber nicht und stellt sich nicht derart stark in den Weg, wie es beispielsweise Sony oder die Kartellbehörde tut. Laut Insidern – die namentlich nicht genannt werden möchten – möchte Alphabet wie auch Nvidia bei der FTC Argumente darlegen, die die Übernahme in ein noch kritischeres Licht rückt.

Vor allem Sony greift zu drastischen, fast schon dreisten Mitteln. Demnach soll Jim Ryan – der Spielechef von Sony – sich mit der EU-Kartellbeauftragten Margrethe Verstager getroffen haben, um mit ihr über den Deal zu reden. In diesem Zeitraum war ebenso eine Anhörung mit Microsoft geplant, die zwar stattgefunden hat, aber durch die FTC-Klage im Dezember bereits in eine gewisse Richtung gerückt worden war. Das Signal der US-Behörde an die EU-Behörde sprach eine ganz klare Sprache: Der Deal soll nicht stattfinden!

Lina Khan – die Vorsitzende der Federal Trade Commission – möchte ein Exempel gegen die Tech-Macht in der Wirtschaft statuieren und den Deal mit allen Mitteln verhindern. Ihre Klage im Namen der FTC hat nun – so macht es den Eindruck – auch die EU-Behörden zu einer gewissen Skepsis gegenüber dem Deal verleitet.

In Brüssel fand die EU-Anhörung über die geplante Übernahme statt. Dabei sollten die größten Player der Branche die Möglichkeit bekommen, sich vor dem Komitee der EU zu äußern. Hierbei wurde Microsoft von Phil Spencer und Brad Smith vertreten, für Activision Blizzard kam Robert Kotick vorbei und Sony wurde dabei von Jim Ryan vertreten. Auch andere Tech-Größen wie Google, Nvidia, Valve und Electronic Arts waren vor Ort. Nachdem bekannt wurde, dass Microsoft und Nintendo einen 10-Jahres-Vertrag für Call of Duty für Nintendo-Konsolen aushandelte, ist auch Nvidia einen solchen Vertrag eingegangen. Dieser ermöglicht GeForce Now-Spielern nach einer Übernahme der sämtliche Xbox und PC-Spiele einschließlich Call of Duty zu streamen.

Auch die Marktanteile stelle Brad Smith klar. So macht er bekannt, dass die Marktanteile der PlayStation in Japan bei 96 Prozent, der PlayStation in Europa bei 80 Prozent und die PlayStation 70 Prozent betragen. In jeder Region ist die Xbox der PlayStation als Haushoch unterlegen.

Muss sich Sony jetzt geschlagen geben? Die Behörde FTC lässt sich nicht länger mehr die Argumente seitens Sony gegen die Übernahme gefallen. Daran haben vermutlich auch alle anderen Studios schuld, deren Antworten zur Übernahme offengelegt wurden.

Die britische Behörde CMA, die die strengsten Regularien hat, hat angemerkt, dass sie keine Probleme darin sehen – aus Konsumentensicht – wenn der Deal stattfinden würde. Der Aktienkurs der Blizzard-Aktie ist daraufhin direkt um 5 Prozent nach oben geschossen. Die Übernahme ist damit für viele fast in trockenen Tüchern.

Nachdem es wochenlang eher ruhiger um die mediale Schlacht geworden ist, am 25. April umso lauter die Nachricht durch die sozialen Netzwerke und die Presse geschallt, dass Microsoft den Deal abschließen will und sehr zuversichtlich ist, dass die britische Behörde grünes Licht erteilt. Einen Tag später dann der Schock: Die Behörde blockiert den Deal, da sie vor allem die Marktmacht im Cloud Gaming durch Microsoft sieht. Doch Microsoft lässt sich nicht so einfach geschlagen geben und wird gegen diese Entscheidung in Berufung gehen.

Am 15. Mai hat die EU grünes Licht gegeben und damit den Deal in eine völlig neue Richtung gelenkt. Damit ist eine der größten Hürden im gesamten Deal beseitigt und der Siegeszug von Microsoft kann fortgeführt werden.

Auch die CMA scheint nachzugeben. Am 22. September 2023 postete Brad Smith – President von Microsoft – dass man sich sehr „ermutigt von der positiven Entwicklung im Überprüfungsprozess“ der CMA ist. Die CMA hat die Übernahme vorläufig genehmigt, weshalb vermutlich nur noch wenige Tage zur 70 Milliarden Übernahme bleiben. Die CMA verwies auf das Angebot von Microsoft, Cloud-Rechte an Ubisoft zu verkaufen, welches die Türe für die Genehmigung des Deals öffnete. Auch Bobby Kotick von Blizzard sagte zu dieser Meldung, dass es sich um einen „signifikanten Meilenstein“ im Übernahme-Prozess handelt. Am 06. Oktober soll der Deal schließlich vollendet werden.

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Mein Name ist Lukas Mehling, aber online kennt man mich wohl eher als MuSc1. Ich bin der Gründer und Betreiber von gamerliebe.de. Auf meinem Blog geht es vorrangig um das Thema Selbstständigkeit, Arbeiten und Geld verdienen in der Gaming-Branche. Dabei fokussiere ich mich vor allem auf die Gaming-Branche und Aktien von Videospiel-Unternehmen.

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