Angesichts des langfristigen Abwärtstrends, in dessen Verlauf die Nintendo Aktie am 27. Mai dieses Jahres die 200-Tage-Linie durchkreuzt hat, stellt sich mir die Frage, ob sich für Anleger aktuell ein Kauf des Wertpapiers lohnt. Dabei handelt es sich wie immer um keine Kaufempfehlung oder eine Anlageberatung und jeder ist selbst für seine Verluste verantwortlich. Ich gebe hier ausschließlich meine Meinung zur Aktie und dem Unternehmen ab! Hilfe bei dieser Analyse habe ich von Northern.Finance bekommen! Doch nun erstmal die Frage, was bedeutet der Begriff 200-Tage-Linie überhaupt? Die 200-Tage-Linie ist eine Methode, um einen günstigen oder teuren Einstiegskurs einer Aktie zu ermitteln. Hierbei schaut man auf die letzten 200 Tage eines Kurses und schaut, ob der Kurs heute über dem durchschnittlichen Kurs oder unter dem durchschnittlichen Kurs liegt. Bereits seit Mitte Mai befindet sich die Nintendo Aktie in einem kontinuierlichen Abwärtstrend. Bis heute hat sie mehr als 0,50 % an Wert verloren. Der momentane Kurs –Stand 18. Juni – beträgt rund 399 Euro.
Wie gestaltet sich das Ganze langfristig?
Betrachtet man den Entwicklungszeitraum von zehn Jahren, so hat die Nintendo Aktie durchschnittlich 17 % pro Jahr gewonnen und ist damit ein klarer Outperformer des Marktes. Das Anlagerisiko ist jedoch mit einer Verlust-Ratio von 2.9 als vergleichsweise hoch anzusehen. Aus diesem Grund gilt die Nintendo Aktie laut Experten nicht als Champion, sie zählt also gemäß ihrer Performance-Analyse nicht zu den 100 erfolgreichsten und sichersten Werten in der Welt, die im gleichen Zeitraum 17 % jährlich im Schnitt gewonnen haben.
Nintendo Aktie jetzt kaufen? Unsere Analyse gibt Aufschluss
Die jüngsten Kursentwicklungen der Nintendo Aktie geben noch keinen fundierten Aufschluss darüber, ob es sinnvoll ist, die Aktie zum derzeitigen Zeitpunkt ins persönliche Portfolio mit aufzunehmen – einzeln oder etwa auch in Form von Gaming ETFs (die „dank“ Corona zu den besten ETFs derzeit zählen). Um diese Frage klären zu können, müssen wir etwas weiter ausholen und den dahinter stehenden Konzern detailliert analysieren.
Eine starke Marke
Nintendo ist so etwas wie das „Tempo-Taschentuch“ im Videospielemarkt. Die Marke hat über die letzten Jahrzehnte geradezu Kultstatus erlangt und ist weltweit ein Synonym für Videospiele. Games wie etwa Zelda, Super Mario, Donkey Kong und Pokémon sind seit Jahrzehnten bei Jung & Alt beliebt, und ein Ende zeichnet sich kaum ab. Hinzu kommen diverse Adaptionen und Franchises, die dem Konzern anhaltend Kassenschlager bescheren.
So gesehen spricht alles für eine solide Qualität der Marke Nintendo und somit auch der Nintendo Aktie. Insbesondere langfristig orientierte Anleger sehen in der Beständigkeit der Marke einen echten Wettbewerbsvorteil.
Neben der generellen Entwicklung der Marke Nintendo in den letzten Jahrzehnten, müssen wir zudem die jüngeren Entwicklungen im Auge behalten. Spätestens seit Beginn der Corona-Pandemie befindet sich der Konsolenmarkt wieder auf der Erfolgsspur. Zu bemerken ist dies beispielsweise an den Verkaufszahlen der Spielkonsole Switch, die sich bereits im fünften Jahr befindet und immer noch sehr gute Zahlen verzeichnet.
Wie man sieht, können sie es bei Nintendo immer noch. Es reicht aus, wie bei der Switch eine innovative Mischung aus stationärer Konsole und Handheld auf den Markt zu bringen, um die Marke und den Konzern in der Erfolgsspur zu halten. Diesbezüglich dürften die Entwickler bei Nintendo für die nächsten Jahre noch einige Überraschungen in der Hinterhand haben.
Die bis zum Beginn der Corona-Pandemie etwas schwächelnde Lage auf dem Markt für Spielekonsolen ist also überwunden, der Weg zurück auf die Erfolgsspur bereits beschritten. All das spricht für eine Investition in die Nintendo Aktie zum aktuellen Zeitpunkt. Doch es gibt noch mehr Gründe, welche das Wertpapier für Anleger gerade jetzt interessant machen.
Nintendo auf Expansionskurs
Schon vor Beginn der weltweiten Corona-Pandemie begann der Nintendo Konzern damit, weitere Säulen für den zukünftigen Unternehmenserfolg in Angriff zu nehmen, die das Kerngeschäft im Videospielemarkt erfolgreich ergänzen sollen. Eine dieser Säulen ist der Einstieg in den Betrieb von Freizeitparks. Im japanischen Osaka ist ein solcher Freizeitpark bereits erfolgreich in Betrieb, weitere Parks soll in den nächsten Jahren in den USA und auch in Deutschland entstehen. Kein Zweifel: Der bekannte Name wird ziehen und auch den deutschen Nintendo Park ganz sicher zu einem Besuchermagnet und somit zu einem finanziellen Erfolg machen.
Wie man sieht, bemüht sich Nintendo erfolgreich darum, weg vom reinen Videospielproduzenten hin zu einem global tätigen Medien- und Freizeitkonzern zu kommen. Apropos Medien: Auch hier streckt Nintendo seine Fühler verstärkt aus. Mit „Switch Online“ ist beispielsweise der erste Schritt im Bereich Streaming von Videospielen bereits getan, weitere werden mit Sicherheit folgen.
Was könnte gegen den Kauf der Nintendo Aktie sprechen?
Zu einer fundierten Analyse gehört es, auch eventuelle negative Seiten intensiv zu beleuchten. Gibt es also Gründe, die gegen den Kauf der Nintendo Aktie zum jetzigen Zeitpunkt sprechen könnten?
Die grundlegende Frage diesbezüglich ist, wie schnell es Nintendo schafft, weg vom reinen Geschäft mit den Videospielen zu kommen. Die Grundsteine sind – wie oben beschrieben – gelegt, allerdings kann zum derzeitigen Zeitpunkt niemand zuverlässig sagen, wann sich der Konzern erfolgreich diversifiziert haben wird. Bis dahin hängt das Unternehmen immer noch maßgeblich vom Geschäft mit den Videospielen ab. Und genau hier könnte ein Problem liegen.
Wie erwähnt, befindet sich der Verkauf der Switch Konsole mittlerweile im fünften Jahr, sodass Experten davon ausgehen, dass die Verkaufszahlen in absehbarer Zeit deutlich nachlassen werden. Dies gilt verstärkt, wenn sich die Corona-Pandemie abschwächt und die Menschen wieder mehr nach draußen gehen, anstatt zu Hause vor der Konsole zu sitzen. Hinzu kommt, dass derzeit noch kein Nachfolger für die Switch Konsole angekündigt ist. Es könnte also eine Phase mit schwächerem operativen Geschäft und dementsprechenden Gewinnen bevorstehen.
Fazit
Zu berücksichtigen ist, dass aufgrund des Bärenmarktes bzw. des Crashs, der sich gerade ereignet, auch andere Unternehmen einen sehr lukrativen Einstiegskurs bieten. Ich denke, dass viele Geschäftsmodelle den Anschluss verlieren und viele Unternehmen aufgrund der hohen Zinslast, die sie durch ihre Verschuldung bezahlen müssen, massiv leiden werden und möglicherweise sogar in der Zahlungsunfähigkeit enden. Es ist daher ein falscher Weg in Aktien zu investieren, die schon vor dieser Krise keine Gewinne erwirtschaftet haben, relativ jung am Markt sind und kein langfristiges, valides Geschäftsmodell vorweisen können. Unternehmen, die ein höheres Eigenkapital besitzen und mit diesem ihre Schuldenlast decken, sind in meinen Augen gerade jetzt eine sichere Investition als andere.
Möchte man sich ein Videospiel-Unternehmen ins Depot legen, welches lange am Markt ist, ein langfristiges Geschäftsmodell hat, eine stabile Bilanz vorweisen kann und grundsätzlich auch durchaus Wachstumspotential hat, macht man in meinen Augen mit Nintendo wenig verkehrt. Nicht nur, dass die Marken wie Zelda, Super Mario und Pokémon immer weiter ausgearbeitet und erweitert werden, sondern auch weil Nintendo mit dem Switch-Nachfolger diese mit noch mehr Tiefe und einer noch besseren Grafik und Leistung versehen kann. Darüber hinaus baut Nintendo auf der Welt Freizeitparks, dessen Profitabilität nicht unterschätzen darf. Bei Disney beispielsweise gehört der Bereich rund um die Parks und die Kreuzfahrten zum größten Gewinntreiber im Unternehmen. Disney ist also kein Entertainment-Anbieter mehr, sondern in erster Linie ein Anbieter für Reisen, Freizeitparks und Urlaube.
Disney schafft es also, mit den positiven Erinnerungen, welche die eigenen Filme und Serien hervorbringen, einen unvergesslichen Moment mit der Familie zu erschaffen. Und auch Nintendo wird in Zukunft darauf abzielen, diese Erlebnisse für die gesamte Familie zu kreieren. Dazu gehört auch, dass Nintendo ebenso Filme und Serien der eigenen Marken produzieren lässt, um auch hier die Kunden zu binden und um neue Spieler dafür zu begeistern.
Denkt man langfristig genug, sorgt Nintendo definitiv für Stabilität im Depot, allerdings benötigt es auch die angesprochenen Cash-Bestände, um eben die genannten Geschäftsfelder zu erschließen. Mit Blick in die Vergangenheit – Nintendo ging 1962 an die Börse – steht fest, dass seit dieser Zeit etliche Krisen und Wandel stattgefunden haben und noch immer steht Nintendo – erfolgreicher als je zuvor – da. Die Dotcom-Blase, Weltwirtschaftskrisen, Corona-Krise – Nintendo hat das alles und noch viel mehr miterlebt und ich finde, dass das mehr als deutlich beweist, dass das Unternehmen sehr stabil und konjunkturunabhängig ist. Eine detaillierte Analyse zu Nintendo findet ihr hier.
Ein Kommentar
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