Es ist kein Zufall, dass dieser Titel fast exakt dem des ersten Artikels dieser Art ähnelt. Im Februar 2020 habe ich bereits den Artikel veröffentlicht und ich bin der Meinung, dass dieser dringend ein Update benötigt. Es ist interessant zu sehen welche Vorhersagen man selbst mal getroffen hat und welche davon wahr bzw. nicht wahr geworden sind. Riot Games hat sich extrem gesteigert und die anfängliche Rationalisierung seitens Blizzard hat ein komplett neues Ausmaß an Verwüstung und Chaos im Unternehmen angenommen. Die Unternehmenskultur und das Image vom Unternehmen sind heftiger im Keller, als es World of Warcraft-Fans jemals waren.
Mich als Fan und vor allem wettbewerbsorientierten Menschen wurmt mich extrem, was Riot Games macht und wie sie es machen. Trotzdem muss man anerkennen, dass gut kopiert oftmals besser ist als schlecht selbst gemacht. Riot übernimmt Konzepte von Spielen, schmiedet daran herum, um den Anschein zu erwecken, dass sie damit super tolle Innovationen geschaffen haben.
Blizzard war lange Zeit das wertvollste, reine Videospiel-Unternehmen der Welt und wird derzeit von Roblox abgelöst. Trotzdem möchte ich gerne Activision Blizzard bzw. vermehrt Blizzard alleine mit Riot Games vergleichen, weil man diese beiden Unternehmen eben sehr gut gegenüber stellen kann.
Das Moba-Genre
Kaum ein Vergleich kann eine Niederlage von Blizzard gegenüber Riot Games so perfekt beschreiben wie diese drei Wörter: League of Legends. Besonders ärgerlich ist es doch bis heute, dass Blizzard nicht selbst geschafft hat, die eigene Modder-Community so stark zu unterstützen, um entweder ein komplett neues Moba zu formen oder eben DotA als eigenständiges Spiel zu veröffentlichen. Alleine dieser Fakt ist fast schon beschämend, kann aber auch den besten passieren. Blizzard, es sei dir verziehen. Selbst dass sie dann ihre Rechte am Spiel an Valve verkauft haben, weil sie dachten, dass man neben League of Legends kein anderes Moba im E-Sport etablieren kann. Valve macht es vor und Dota 2 ist geboren. Erst Jahre später kommt schließlich Blizzard mit einem eigenen Moba um die Ecke: Heroes of the Storm. Hier hat Blizzard gezeigt, dass man sie nicht ganz abschreiben darf. Ein Spiel was deutlich leichter für Einsteiger ist, kürzere Runden bietet und vor allem ganz neuen Elementen, die die Map und das Spielgeschehen beeinflussen. Ein sehr guter Ansatz bleibt nur leider unter den Erwartungen.
Das Shooter-Genre
Blizzard wie auch Riot Games waren nie für ihre Shooter bekannt. Und selbst Call of Duty war im Vergleich zu Counter-Strike – dem Platzhirsch – ein kleines Licht. Mit Overwatch feierte Blizzard einen zweiten Geburtstag. Das Spiel sollte sich als das wohl erfolgreichste Release bis dato herausstellen und ließ mit Sicherheit die Konkurrenz in Staunen versetzen. Overwatch etablierte eine neue Möglichkeit des Tactical Team Shooters und auch wenn sie sich an Vorgängern orientierten, schafften sie die typische Blizzard-Note mit einfließen zu lassen und eine völlig neue IP zu erschaffen. Endlich mal wieder ein Spiel, was nicht auf StarCraft oder dem WarCraft-Universum aufbaut. Egal ob auf Twitch oder im Esport-Bereich: Overwatch brachte Blizzard auf eine neue Stufe und das erste Mal galt Counter-Strike nicht mehr als unantastbarer Shooter-König. Doch was machte Riot? Sie schauten auf Counter-Strike und ebenso auf Overwatch, warfen beides in den Mixer und das Ergebnis heißt Valorant. Und wieder macht die Tencent-Tochter etwas besser und hat seiner Konkurrenz was voraus. Counter-Strike kann man meiner Meinung nach deutlich schlechter Balancen als Valorant. In Valorant hat man Waffen, an den man herumwerkeln kann und die man im Preis, im Schaden oder der Feuerrate verändern kann. Ebenso hat man Helden, die man in puncto Fähigkeiten und ihrer Stärke und oder Cooldowns verändern kann. Counter-Strike hat sich kaum weiterentwickelt, was ich an sich nicht schlecht finde, doch sämtliche Versuche das Spiel attraktiver zu machen scheiterten oftmals. In Valorant kann man viel mehr Variationen einbringen und sie viel besser balancen, weil man an viel mehr Punkten als in Counter-Strike ansetzen kann. Selbiges Problem sehe ich in Overwatch. Blizzard bekommt es nicht ordentlich hin, das Spiel zu balancen bzw. gleichzeitig für Zuschauer interessant zu machen. Das Spiel ist ein einziger Cluster-Clash aus Fähigkeiten, Bewegungen und das in 12facher Ausführung. Blizzard sieht keinen anderen Ausweg, als Overwatch 2 zu releasen um auch das Konzept auf ein 5vs5-Modell anzupassen. Ich bezweifle sehr stark, dass das Problem damit aus der Welt ist und Valorant auch weiterhin an der Spitze bleibt.
Das MMORPG-Genre
Der ganz große Erfolg für Blizzard auf dem Casual-Markt war World of WarCraft und das wohl auch, weil es als so umstritten gilt und viele Jahre in den Medien negative Berichterstattung erfahren hat. Trotzdem hat das Spiel den Grundstein für viele weitere erfolgreiche Gaming-Jahre gelegt, die mit viel Wachstum behaftet waren. Obwohl es das Spiel bis heute gibt und es über 15 Jahre erfolgreich Geld in die Kassen von Blizzard gespült hat. Doch World of WarCraft ist in die Jahre gekommen und hat die Spitze von mehr als 10 Millionen Spielern längst hinter sich gelassen. Wenn man verschiedenen Quellen glaubt, hat das Spiel zwar immer noch vier Millionen Spieler und macht sowohl auf Twitch wie auch von den Spielerzahlen New World nass, trotzdem lässt auch Riot sich diesen Markt von Spielern nicht nehmen. Riot merkt, dass die Menschen ein MMORPG vermissen und genau hier setzen sie an. Das MMO von Riot könnte das wohl wichtigste Projekt werden und mit einem Abo-Modell, wie es einst WOW eingesetzt hat, einen enormen Vorsprung zu Blizzard aufbauen. Auch in ihrem Kerngeschäft hat sich Blizzard nicht oft weiterentwickelt und verlor mehr und mehr Spieler.
Die eigene PoP-Band K/DA
Riot Games war in diesem Feld meiner Meinung nach kein First-Mover. Nachdem diese virtuelle Band zu mehr und mehr Ruhm gekommen war, gründete sich ein regelrechter Hype rund um sog. V-Tuber. YouTuber und Streamer die nicht selbst vor die Kamera gehen, sondern einen virtuellen Avatar von sich beim Streamen abspielen lassen. Aber Riot hat das Rad nicht neu erfunden. Bereits im Warcraft Universum gibt es eine Band, die regelmäßig als beliebtes Gimmick in Erscheinung tritt. Riot hat einfach den Zeitgeist besser erkannt und den immer beliebteren K-POP im Westen, mit ihrer Band etabliert. Süße Mädchen, kitschige Musik, tolle Outfits – typische poppig und es ist klar, dass jeder darauf abfährt. Blizzards Band war vielleicht einfach nicht Massentauglich genug, doch haben sie schon weitaus früher diesen Gedanken verfolgt, diese Art von Musik in an die breite Masse zu bringen.
Film- und Seriengeschäft
Keiner – und das ist einfach ein absoluter Fakt – kommt im Gaming-Geschäft an die alten Produktionen von Blizzard ran. Trailer von World of WarCraft waren seiner Zeit dermaßen voraus, dass sie selbst im Jahr 2021 noch immer besser sind als alles, was man von Videospielen an Trailern sehen kann. Und dazu zähle ich auch die von Riot Games. Arcane geht ab und hat selbst Netflix einen grandiosen Erfolg gewährt. Ich für meinen Teil muss sagen, dass ich die Serie absolut schlecht finde, weil wieder das typische Riot Schema ausgepackt wurde. Kitschige Anime-Grafik und fancy Outfits reichen eben leider bereits um die breite Masse zu begeistern. Arcane ist so erfolgreich, weil League of Legends so erfolgreich ist und wäre ohne diesen Anteil uninteressant. Doch ich rede hier aus der Perspektive eines Unternehmens und hier muss man einfach mal wieder Riot Games diesen Erfolg einräumen. Blizzard hat die besten Trailer über Jahre gemacht und ist sogar als Erstes ins Filmgeschäft eingestiegen, mit einem Film, der nicht mal schlecht war – leider eben auch nicht gut genug.
Warum hat Blizzard nicht schon längst eine Serie zu Overwatch, WarCraft, StarCraft oder Diablo herausgebracht? Was in diesen Geschichten für enormes Geld liegt, ist unfassbar. Auch hier – und das muss man leider einfach sagen – Blizzard wieder richtig vermasselt.
Metaverse
Auch in diesem Punkt ist Riot meiner Meinung nach dem Konzern Activision Blizzard überlegen. Ich denke nämlich, dass Hypixel – eine Riot Tochter – mit Hytale All-In Metaverse geht. Als das Spiel zum ersten Mal angekündigt wurde, faszinierte mich bereits ein Feature: das Schauen von Streams und Videos mit anderen Spielern im Spiel selbst. Schon hier waren erste Inhalte vom Thema zu sehen, obwohl den Begriff zu diesem Zeitpunkt noch niemand kannte. Meine Erwartungen an Riot Games, um auch weiterhin zu beweisen, dass sie hungrig auf die Spitze sind. Vor allem in diesem Bereich muss meiner Meinung nach noch viel mehr seitens Activision Blizzard kommen und aktuell geht viel zu viel Zeit ins Land, um die Sexismus-Probleme im Unternehmen aus der Welt zu schaffen.
Kleines Fazit
Man muss berücksichtigen, dass Riot Games zu Tencent gehört und damit bereits einen enormen Vorteil gegenüber Blizzard hat. Die Zahlen sprechen aktuell noch eine klare Sprache. Der Gewinn von Activision Blizzard beläuft sich auf rund 2 Milliarden US-Dollar, während Riot Games einen Umsatz von rund 1,7 Milliarden erzielt. Blizzard macht also insgesamt so viel Gewinn wie Riot Games Umsatz erzielt. Für Riot ist es also noch ein langer Weg, um Blizzard vom Thron zu stoßen. Es gehört so viel mehr dazu als bloß bessere und beliebtere Spiele zu erschaffen.
Trotzdem setzt sich Qualität durch und ich denke auch, dass Riot sich nach und nach die Spitze in der Industrie sichern kann, wenn Blizzard seinen Kurs nicht radikal ändert und oder seine Probleme in den Griff bekommt. Ressourcen ohne Ende fließen in das Lösen der Probleme, anstatt dass sie für neue Spiele oder Verbesserungen aufgewendet werden können. Riot hingegen arbeitet parallel dazu an Hytale, ihrem MMO und neuen Verbesserungen von Valorant.
Blizzard muss Overwatch, Diablo und World of WarCraft zu alter Größe bringen und die Qualität bringen, die uns Fans seither begleitet hat. Serien und Filme über das Overwatch oder Diablo-Universum: das ist das, was die Menschheit möchte!
Regelmäßige Call of Dutys und mobile Titel werden es meiner Meinung nach nicht reißen. Netflix hat erkannt, dass Gaming ein wichtiger Bestandteil der Freizeitgestaltung ist, weshalb sie eben nun eigene Spiele für die mobilen Endgeräte entwickeln. Und so wie das Filmgeschäft in den Gaming-Markt drängt, so muss der Gaming-Markt in das Serien- und Filmgeschäft, um dort neue Spieler für ihre Titel zu gewinnen.
Doch Activision Blizzard ist, wie sehr es aktuell auch gehasst wird, nicht abzuschreiben. Die Overwatch League gilt als die erfolgreichste aller Zeiten, Worlf of Warcraft ist mit vier Millionen Spielern noch immer beliebt und wird auf Twitch sogar öfters geschaut als New World. Auch Hearthstone genießt durch immer wieder neue Addons noch immer einen guten Status auf Twitch und Call of Duty ist natürlich das Zugpferd der gesamten Firma.
Riot Games – und davon bin ich überzeugt – wird den Charme des alten Blizzards auferlegen lassen und in einigen Jahren beliebter, erfolgreicher und wertvoller sein als Activision Blizzard, wenn das Entwicklerstudio nicht bald Land bei den eigenen Fans gut macht, ein gutes World of WarCraft bringt, Diablo IV gut macht und natürlich Overwatch 2 für den E-Sport wie auch den Casual-Markt neu konzeptioniert. Neben mobilen Titeln der aktuell guten Marken braucht es aber am ehsten eine krasse Serie oder einen Film auf Netflix. Eine Serie über die Overwatch-Helden – wie viele Menschen dafür töten würden.
Die Führungsetage von Riot Games sind aber auch keine Unschuldslämmer. Bereits in der Vergangenheit hat auch Riot Games Probleme mit dem kalifornischen Staat gehabt. Es ist durchaus möglich, dass auch bei Riot Games die Bombe platzt und alles Schlechte, was Blizzard aktuell durchmacht, auch bald auf Riot zukommen kann. Hinzu möchte ich sagen, dass eine der größten Stärken von Blizzard Comebacks sind. In den letzten Jahren ist Blizzard meiner Meinung nach immer dann am stärksten zurückgekehrt, wenn man es bereits abgeschrieben hat. Im Grunde kann man sich als Fan bei Fällen wie Activision Blizzard oder Cyberpunk nur fragen: „Wie zur Hölle ist das passiert?“ Und oftmals gibt es auf diese Frage keine wirkliche Antwort und oftmals ist es leider genau dieser Weg, den ein Unternehmen gehen muss.
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