Das Apple der Videospielindustrie – Nintendo Aktienanalyse 2.0

Nintendo Aktienanalyse 2022
© Nintendo

Ich möchte gerne ein kleines Update zur Nintendo Aktie geben, weil meine Aktienanalyse zum Unternehmen bereits zwei Jahre her ist und seitdem in meinen Augen einige Dinge passiert sind, über die man reden sollte. Ich möchte hierbei meine Aktienanalyse zu Nintendo ein wenig vergleichen und schauen, ob bzw. was sich am Unternehmen verändert hat. Hierbei handelt es sich wie immer weder um eine Kauf noch um eine Verkaufsempfehlung, sondern lediglich um meine eigene Meinung zur Nintendo Aktie. Dieser Beitrag kann wie eine Art Patch bei einem Videospiel verstanden werden: Ich aktualisiere ein paar Dinge, die ich nun einfach besser weiß. Die wesentliche Nachricht zuerst: Hat sich das Geschäftsmodell von Nintendo verändert?

Getrost kann ich hierbei klar sagen: Das hat es nicht und das ist auch gut so! Nintendo entwickelt nach wie vor Videospiele und bietet diese exklusiv auf ihrer eigenen Konsole an, auf welcher wiederum auch Drittanbieter immer mehr Wichtigkeit sehen. Die Nintendo Switch hat sich mittlerweile 115 Millionen Mal verkauft und kann mit der PlayStation 5 und der Xbox Series mithalten. Mittlerweile kann Nintendo fast eine Milliarde verkaufte Spiele vorweisen und ebenso 15 verschiedene Spiele mit einer Million verkauften Einheiten darbieten. Auch schafft es das japanische Unternehmen immer wieder neue Rekorde aufzustellen. Die neunte Generation der Pokémon-Reihe Karmesin und Purpur ist beispielsweise das erfolgreichste Release von Nintendo jemals. Je mehr Switches das Unternehmen selbst verkaufen kann, desto mehr Spiele schafft es Nintendo folglich ebenso zu verkaufen. Das unterscheidet das Geschäftsmodell grundlegend von anderen Studios und Publishern.

Zwar laufen die Konsolenverkäufe weiterhin, die Zukunft der mobilen Spiele wird Nintendo aber wohl nicht für sich gewinnen können. Die Japaner setzen in diesem Bereich zwar ein Fuß ins Wasser, so wirklich ernsthaft scheint das Studio jedoch den Smartphone-Spiele-Markt nicht zu verfolgen – Auch wenn große Erfolge zu verzeichnen sind. Die Kontinuität fehlt, weshalb Nintendo wohl nun eine ganz besondere Strategie für die mobilen Spiele verfolgt. Mario Kart Tour – der mobile Ableger vom Rennspiel-Klassiker – wurde bis dato über 100 Millionen Mal heruntergeladen und dient als Vorlage für das massive DLC, welches für Mario Kart 8 Deluxe viele neue Strecken beinhaltet. Auch Elemente von Animal Crossing: Pocket Camp – einem mobilen Ableger der Simulation – wurden später für den erfolgreichen Nachfolger Animal Crossing: New Horizons implementiert. Ebenso die Remakes der gelben Edition Pokémon: Let’s Go! Pikachu und Eevee greifen Ideen von dem mobilen Erfolg Pokémon GO auf. Hierbei steht im Fokus, dass man nicht mit Pokémon gegen andere antreten muss, sondern in erster Linie sie alle zu sammeln – Kinderfreundlichere Gestaltung also.

In meiner ersten Analyse zu Nintendo habe ich den mobilen Markt von Nintendo bereits kritisiert und seither hat sich in meinen Augen zwar einiges gebessert, doch da wo ich ein Studio in einer derartigen Größenordnung sehe, sehe ich Nintendo noch lange nicht. Der Erfolg von Fire Emblem Heroes ist grandios und überhaupt nicht kleinzureden! Das Strategie-Rollenspiel geht als erstes Mobile-Spiel in die Geschichte von Nintendo ein, welches 1 Milliarde an Umsatz generieren kann. Die Dauerhaftigkeit der mobilen Sparte ist aber dennoch nicht erkennbar.

In meiner alten Analyse habe ich in meinem Fazit zu Nintendo zusammengefasst gesagt, dass sie in meinen Augen ein absoluter Dinosaurier sind und nicht in der Lage sind, den mobilen Markt zu erschließen. Ich habe aber auch erwähnt, dass sie ihr Engagement dafür auf die Switch setzen, was sich scheinbar bezahlt gemacht hat. Zum Zeitpunkt meiner ersten Analyse hat sich die Nintendo Switch 93 Millionen Mal verkauft. Heute – zwei Jahre später – befinden wir uns schon bei rund 115 Millionen. Nintendo sagt in den letzten Quartalsergebnissen an, dass der Chipmangel noch immer präsent ist und deshalb der Verkauf der Konsolen weiterhin stockt.

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Nintendo schaltet immer wieder Spiele und Server von mobilen Spielen ab, macht aber auch deutlich, wie gering der mobile Anteil der Einnahmen innerhalb des Unternehmens ist. Zuletzt traf es Dragalia Lost, weshalb nun eine Debatte über die mobile Zukunft vom japanischen Unternehmen entfacht ist. Von April bis September verdiente das Unternehmen 4,5 Milliarden Dollar mit Nintendo Switch-Spielen und Hardware, aber nur 169 Millionen Dollar mit mobilen Spielen und anderen Einnahmen im Zusammenhang mit seinem geistigen Eigentum – wie es in einem Artikel von axios heißt.

Nintendo möchte sich also in Zukunft weiterhin nicht ganz vom Mobile-Markt fernhalten, aber auch nur noch eigene Marken – die es auf der Switch gibt – auf die Tablets und Smartphones bringen. Diese sollen stark abgespeckt sein und den Zweck erfüllen, jene Menschen in Ländern in welcher noch keine Switch erhältlich ist, etwas anzufixen, damit diese Lust auf eine Switch und das entsprechende Hauptspiel bekommen. Dabei holt sich Nintendo Unterstützung ins Haus. Ein Joint Venture mit DeNA wurde ins Leben gerufen und die Tochtergesellschaft Nintendo Systems dabei helfen das digitale Geschäft des Plattforminhabers zu erweitern und sein eigenes Ökosystem über die eigenen Plattformen hinaus zu vergrößern, die alle mit den Nintendo-Konten der Nutzer verbunden sind.

Das Unternehmen äußert sich wie folgt dazu: „Wir sind uns zwar bewusst, wie wichtig es ist, mit unserem mobilen Geschäft Einnahmen und Gewinne zu erzielen, aber unsere grundlegende Strategie besteht darin, die Zahl der Menschen zu erhöhen, die Zugang zu Nintendos [geistigem Eigentum] haben“, so ein Vertreter des Unternehmens in einer Stellungnahme gegenüber Axios. „Ein Spiel wie Dragalia Lost, das ursprünglich für Mobilgeräte entwickelt wurde und keinen Ableger für Switch hatte, passt nicht in einen solchen Plan“, heißt es weiter.

Bewertung der Aktie

Schauen wir uns mal das reine Zahlenwerk vom Unternehmen an, bevor ich in meinem Fazit ein paar Worte zum Unternehmen verliere und eine endgültige Meinung abgebe. Zunächst schauen wir uns an, wie viel Gewinn das Unternehmen über die letzten Jahre erzielt hat. Während die Jahre zwischen 2013 und 2016 eher mau liefen, hat sich im Jahr 2017 mit dem Release der Switch das gesamte Unternehmen um 361 Grad gedreht und eine Renaissance erfahren. Der Gewinn je Aktie stieg seither stetig und kontinuierlich nach oben. Hinzu kommt, dass das Unternehmen eine beachtliche Dividendenrendite von 3,59 Prozent bietet.

Mit einer Eigenkapitalquote von über 75 Prozent beweist sich das Unternehmen als sehr krisensicher, was es in meinen Augen aber auch bieten muss, denn das Geschäftsmodell hängt vollkommen von ihrer Konsole ab. Der Flop der Wii U hat gezeigt, wie nah das Unternehmen am Abgrund steht, wenn es eine Konsolengeneration verschläft. Dennoch ist eine saubere Bilanz in der Branche keine Selbstverständlichkeit und Nintendo beweist damit, dass es für den Ernstfall abgesichert ist.

Auch positiv fällt auf, dass Nintendo eigene Aktien zurückkauft. Während sich 2013 noch mehr als 141 Millionen Aktien im Umlauf befanden, befinden sich nach dem letzten Stand von 2021 nur noch 131,67 Millionen Aktien im Umlauf. Alleine im Jahr 2021 hat das Unternehmen einen Buy Back von rund 860 Millionen Dollar angekündigt. Sicherlich nicht das größte Programm dieser Art verglichen mit anderen Unternehmen der Branche, aber bemerkenswert. Denn kaum ein Unternehmen in der Branche kann es sich leisten, Aktien zurückzukaufen, auch aufgrund schwächelnder Bilanzen. Gleichzeitig muss Nintendo auch keine neuen Aktien ausschütten, um das eigene Wachstum zu gewährleisten.

Die Marge beträgt 21 Prozent, was für ein Gaming-Unternehmen zwar auf den ersten Blick sehr wenig ist, aber bedenken muss man, dass Nintendo noch eigene Konsolen herstellt. In Anbetracht dessen finde ich, diese Marge vollkommen in Ordnung.

An sich ist Nintendo bis hier her ein Must buy. Doch wäre da nicht noch die Zukunft, die für Nintendo eher mau prognostiziert wird bzw. ebenso die Vergangenheit von Nintendo nicht die beste war. Denn seit Jahren stagniert der Aktienkurs vom Unternehmen und rührt sich kaum vom Fleck.

Nintendo ist in meinen Augen eine tolle Ergänzung für das Depot, vor allem für jene, die es sicher mögen und weniger Risikobereitschaft an den Tag legen. Kauft man Nintendo, weil man ein Videospiel-Unternehmen im Depot haben möchte? Kauft man sich das Unternehmen, um ein wenig Japan im Depot zu haben? Oder kauft man es sich, weil man tatsächlich eine Verdoppelung des Wertes in den nächsten fünf Jahren sieht? Das alles kann Nintendo theoretisch gewährleisten.

Wenn ich eine fundamentale Analyse abgeben müsste, denke ich, dass Nintendo aktuell – historisch gesehen – fair bewertet ist. Mit einem KGV von unter 15 denke ich und einem KUV von 3 denke ich, dass das Unternehmen nicht der schlechteste Kauf ist. Dafür habe ich mir das Tool von traderfox zunutze gemacht. Aber auch die ING bietet als eine der wenigen Quellen ein wenig Aufschluss zur aktuellen Bewertung von Nintendo. Generell geht man bei dem Unternehmen aber davon aus, dass es keine großen Wachstumsaussichten bietet.

 

Fazit

Welches Fazit habe ich bei meiner ersten großen Nintendo Aktienanalyse gezogen? Damals sagte ich, dass Nintendo noch nicht den neuen Markt, also den mobilen Markt für sich entdeckt hat.

Immer wieder klagt Nintendo gegen Modder, die aus ihren Spielen eben neue Inhalte kreieren und das ist meiner Meinung nach in der heutigen Zeit eine absolute Schande, weil sich Nintendo damit nur selbst ins eigene Bein schießt. Egal ob es sich um Mods von The Legend of Zelda, Pokémon oder Super Mario handelt – Nintendo droht mit Klagen und vernichtet viele Jahre lange Arbeit ihrer Fans. Schon lange könnte Nintendo einen eigenen Marktplatz für ROM-Hacks oder Mods anbieten, wo Modder Zugriff auf APIs und Bibliotheken der Spiele haben oder ähnliches. Ebenso ist Nintendo auch längst nicht im Smartphone-Markt angekommen und bringt Spieler für das Spiel nur halb erfolgreich. So hat Nintendo sich sogar dazu entschieden ihren Fokus vom mobilen Gaming zu ziehen, um sich auf die Switch zu fokussieren.

Die Strategie von Nintendo ist nun durchschaubarer, aber ist das wirklich die Lösung? Nintendo möchte mit den mobilen Titeln Dinge ausprobieren, um diese dann in ihre Hauptspiele zu implementieren. Genau diese Arbeit könnten Modder für Nintendo erledigen, um Nintendo viel Arbeit zu ersparen. Menschen bauen völlig kostenlos wirklich gute Mods, die Nintendo problemlos selbst in das eigene Spiel implementieren könnte. Ich denke, dass beispielsweise Minecraft gerade deshalb sehr erfolgreich ist. Modder machen kostenlose Arbeit und Mojang implementiert immer wieder Ideen der Modder ins Hauptspiel. Neben dem Nichtergreifen des Mobile-Marktes habe ich gesagt, dass Pokémon-Spiele nur noch hingerotzt werden. Aus Sicht eines Gamers mag das sein, aber wenn man eine Aktie analysiert, muss man den Erfolg in Relation setzen und was soll man sagen: Nintendo hat mit den letzten Pokémon-Spielen absolut abgerissen und lebt meiner Meinung nach auch nicht ausschließlich von der alten, treuen Fangemeinde, sondern gewinnt auch immer neue, junge Spieler dazu.

Die Pokémon-Titel werden mittlerweile wie Call of Duty-Titel hingerotzt und begeistern langjährige Fans schon länger nicht mehr. Ich bin der Meinung, dass Nintendo einfach nur noch überlebt, weil sie die alte Generation hat, die einfach blind das kaufen, was sie in ihrer Kindheit gespielt haben. Nintendo muss endlich den mobilen Markt ergreifen

Doch mit etwas Recherche zeigt sich, dass Nintendo gerade auf einem sehr guten Weg ist, den neuen Markt zu begreifen. Aber ich finde, dass Nintendo es nicht wirklich schafft überragende, neue Titel zu schaffen. Wie bereits erwähnt casht Nintendo einfach nur ihre Marken aus, bringt aber keine neuen Titel auf den Markt.

Ich möchte nicht behaupten, dass ich Nintendo besser führen kann, aber meiner Meinung nach könnte man Pokémon zu deutlich stärkeren Wachstum verhelfen, indem man zum Beispiel Skins für die Pokémon verkauft oder mal ein Pokémon-Multiplayer-Spiel rausbringt.

Nintendo wird ein schwaches Wachstum prognostiziert und grundsätzlich würde ich das auch unterschreiben, aber ich sehe auch große Chancen, die meiner Meinung nach unterschätzt werden. Vor allem die Themenparks, die Nintendo zusammen mit Universal betreibt, können nicht nur die eigenen Verkäufe der Konsole und Spiele ankurbeln, sondern generell die Einnahmen dieses Geschäftsfeldes übertreffen. Mittlerweile macht auch Disney mehr Geld mit ihrem Freizeit- und Ressortngebot als mit ihren Medieninhalten. Auch das kann Nintendo in meinen Augen erreichen. Wir haben mit Super Mario und Pokémon wie auch Zelda drei dermaßen große Marken, die sogar wertvoller als Disney-Marken sind. Faktisch gesehen gibt es mehr Menschen, die Pokémon und Super Mario kennen als Micky Maus, StarWars und oder Marvel.

Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass Nintendo eine Switch Pro bzw. eine direkte Fortführung der Switch bringt, auf welcher auch mobile Titel funktionieren. Das Steamdeck von Valve kann dabei als Inspiration dienen. Drittanbieter könnten dadurch eine noch bessere Chance bekommen, sich auf der Switch niederzulassen.

Generell hebt eine Verbesserung der Performance, die Möglichkeit für Cloud-Gaming oder eine größere Speicherkapazität die Switch enorm im Wert. Ich bin mir sehr sicher, dass der größte Teil der Switch-Nutzer eine Fortführung kaufen würden, während ich denke, dass sich Sony und Xbox gegenseitig deutlich mehr um Kunden bemühen müssen.

Aktuell sehe ich noch kein Kaufbedarf, weil mir die Spekulation noch zu groß ist. Ich befinde mich mit meiner Kaufentscheidung quasi am gleichen Stand wie vor zwei Jahren und Nintendo macht einen guten Job das steht außer Frage und die Switch verkauft sich super gut. Doch ich für meinen Teil warte aktuell auf einen weiteren Kursrutsch, um ggf. meine Einstiegschance zu nutzen.

Ich habe das Gefühl, bei Nintendo die Katze im Sack zu kaufen – man weiß nie, wo man wirklich dran ist. Für Menschen, die ein sicheres Videospielunternehmen mit Dividendenausschüttung suchen, ist man mit einem der wertvollsten Gaming-Unternehmen auf der Welt sicherlich sehr gut bedient.

Sollte ich ein Investment tätigen, werde ich natürlich darüber schreiben. Zum Zeitpunkt meiner ersten Analyse war die Aktie bei rund 36 Euro notiert, während sie heute bei 40 Euro steht. Das macht einer Performance von 11 Prozent aus, was innerhalb von zwei Jahren mir persönlich zu niedrig wäre. Allerdings – und dafür wäre Nintendo eben besser geeignet als andere Aktien – ist es innerhalb der letzten beiden Jahre überhaupt eine Glanzleistung eine positive Rendite zu erzielen. Nintendo hätte sich in meinen Augen also als defensives Investment rentiert. Wie gesagt, werde ich bei einem Kauf natürlich direkt einen Artikel zu meiner Entscheidung schreiben.

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Mein Name ist Lukas Mehling, aber online kennt man mich wohl eher als MuSc1. Ich bin der Gründer und Betreiber von gamerliebe.de. Auf meinem Blog geht es vorrangig um das Thema Selbstständigkeit, Arbeiten und Geld verdienen in der Gaming-Branche. Dabei fokussiere ich mich vor allem auf die Gaming-Branche und Aktien von Videospiel-Unternehmen.

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