Vor 2010 war Blizzard der König unter den Publishern, doch Riot Games kam mit einem Konzept, das die Gaming-Welt für immer verändern sollte. Mit einem Free-To-Play-Spiel was sich ausschließlich darüber finanziert, wenn Spieler freiwillig Skins kaufen. Niemand hätte jemals gedacht, dass sowas funktioniert, denn wer kauft sich bitte für Echtgeld Skins? Ich nicht, aber überraschenderweise viele Millionen von Spielern. Und damit brach das große League of Legends Zeitalter an.
Man hatte immer das Gefühl, dass ab dem Jahr 2010 – als StarCraft II rauskam –Blizzard immer nur noch die zweite Geige gespielt hat. Auch wenn Activision Blizzard immer mehr Gewinn gemacht hat, so kamen sie nicht mal im Ansatz an die Relevanz von League of Legends ran. Das ging über Jahre und egal was Blizzard auch machte. Ein neues WOW, ein Addon für StarCraft, ein neues Diablo. Nichts konnte League of Legends stoppen.
Auch Valve hat es geschafft auf ein sehr hohes Level zu kommen. Erst haben sie mit Counter-Strike Global Offensive den Klassiker neu erfunden, wenn auch nur mit mäßigem Erfolg. Ich bin der Meinung – korrigiert mich gerne, falls ich falsch liegen sollte – dass es erst mit der Einführung der Skins und dem Marktplatz ging es bergauf. Als 2013 dann Dota2 released wurde, wurde wieder ein Klassiker belebt. Hierbei stellt sich mir die Frage, ob Blizzard selbst Dota2 releasen hätte sollen oder ob es unter Blizzard gar nicht so groß geworden wäre? Schwer zu bewerten.
Valve hat sich damit einen Platz neben Riot Games und League of Legends gesichert, denn beide Games wurden zu großen Erfolgen. Und Blizzard hatte plötzlich zwei große Konkurrenten, die es zu überwältigen gab. Doch Blizzard setzte auf ihr Flaggschiff und haute 2014 mit Hearthstone ihr WarCraft in ein Kartenspiel. Das erste Mal konnte Blizzard wieder glänzen, denn das Spiel erfreute sich auf Twitch und in der Szene sehr großer Beliebtheit. Und obendrein schafft Blizzard es sogar, dank des Konzeptes das Spiel für die mobilen Geräte spielbar zu machen und mit Ingame-Transaktionen starke Umsätze zu erzielen. Blizzard war zurück und hat es mal wieder geschafft ein Genre neu zu erfinden. Auch wenn das eigene MOBA Heroes of the Storm hinter den Erwartungen blieb, so sollte der Release vom nächsten Titel umso mehr einschlagen.
Im Jahr 2016 war es dann endlich so weit: Overwatch wurde Released und dieses Spiel hatte es in sich. Wieder mal hat Activision Blizzard ein vergessenes Genre revolutioniert. Auf den ersten Blick wirkte Overwatch wie eine Mischung aus Unreal Tournament und Team Fortress, doch dieser neue Titel war so viel mehr. Ein wirklicher Hype ist entfacht und funktionierende Mikrotransaktionen in Form von Lootboxen und Skins hat Blizzard genial umgesetzt. Overwatch wurde binnen kurzer Zeit zum großen Player und konnte League of Legends, Dota2 und Counter-Strike paroli bieten. Dank Hearthstone war Blizzard sogar mit zwei Titeln oben mit dabei! Doch wie gewonnen so zerronnen – PUBG wurde im Jahr 2017 released, ebenso wie Fortnite. Wieder mal hat Tencent nur ein Jahr später die Nase vorne.
Das ist auch alles völlig in Ordnung, Blizzard hat starke Games released und es geschafft mit Ingame-Verkäufen starke Quartalszahlen zu bringen. Scheinbar war das aber einem größeren Personenkreis im Unternehmen zu wenig und so wissen wir Fans nur zu gut, was im Jahr 2019 mit Blizzard passiert ist. Viele Entlassungen, eine radikale Spar-Politik, das Desaster auf der Blizzcon mit dem mobilen Diablo, die Sache mit Hongkong und nicht zuletzt der Mord am RTS-Klassiker Warcraft III.
Das alles spielt Riot Games sehr doll in die Arme, doch wird Blizzard seine Position am Markt behalten können? Auch wenn es sehr viele Fans verärgert, so waren die Gründe der letzten Shitstorms von Blizzard der einzige nötige Schritt, um auch in Zukunft wettbewerbsfähig zu bleiben. Denn in der Videospiel-Industrie geht es nicht länger darum, wie gut man im westlichen Teil der Erde dasteht, sondern es dreht sich alles um den asiatischen Raum. Wichtige Publisher dort sind das bereits erwähnte Tencent oder Netease, die sich um den mobilen Ableger von Diablo kümmern. Der bekannte Gaming-Journalist Rod Breslau hat es passend in mehreren Tweets zusammengefasst. Doch Schauen wir uns im Folgenden mal die neuen Projekte von Riot Games an und kommen damit zum eigentlichen Thema dieses Artikels.
if Riot does everything right Project Ares (Project A) will be the biggest FPS/shooter game in the world by 2021
Project Ares will surpass CSGO, Fortnite, Overwatch, Call of Duty, Apex, Rainbow 6, Crossfire, and all other shooters internationally
— Rod Breslau (@Slasher) February 11, 2020
Das Kartenspiel Legends of Runeterra
Als ich zuerst von der Idee gehört habe, dass Riot Games nun ein Kartenspiel basierend auf League of Legends rausbringt dachte ich mir: Bitte nicht noch ein Kartenspiel. Ist dieses Genre nicht langsam etwas zu ausgelutscht? Doch Riot Games wäre ja nicht Riot Games, wenn sie nicht irgendwie eine Sache anders machen. Das Spiel ist sehr komplex und bietet die Möglichkeit verschiedene Karten miteinander zu kombinieren. Es erweckt den Eindruck, dass Legends of Runeterra eine Mischung aus YU-GI-OH, Magic und Hearthstone ist und bietet auch Karten auszuspielen, wenn man selbst am Verteidigen ist. Ähnlich wie Zauber, Fallen oder Effektmonsterkarten bei YU-GI-OH können diese dem Gegner bei seinem Zug schwächen oder einen selbst stärken. Ich denke jedoch, dass das dieses Kartenspiel weniger relevant wird. Ich denke, dass Hearthstone hierbei die Nummer Eins bleiben wird.
Der Esport-Manager
Ziemlich coole Idee und ein nettes Projekt für nebenbei. Das Spiel wird meiner Meinung einen soliden Launch hinlegen und es wird ausschließlich auf den Casual-Markt gesetzt. Bereits die Football-Manager-Reihe war ein cooles Spiel und man konnte Stunden am Stück an diesem Spiel verbringen. Kombiniert man es mit Mikrotransaktionen kann es durchaus ein millionenschwerer Nebenverdienst für Riot Games werden. Ich denke jedoch, dass es im Vergleich zu anderen Titeln eher weniger Anklang in der Gaming-Szene finden wird. Ich denke, der Titel verrät es bereits. Es geht vermeintlich da rum, als Manager eine Organisation in der professionellen Gaming-Szene aufzubauen. Ein Spieler verletzt sich, ein anderer Athlet ist zu alt, ein weiterer muss auf den Transfermarkt. Eine normale Manager-Simulation wie man sie sich wünscht.
Doch wie viel von dieser Annahme steckt tatsächlich in diesem Projekt? Bereits kurz nach der Ankündigung wurden erste Stimmen auf YouTube und Reddit laut, dass es sich hierbei um ein Spiel handeln wird, was Mikrotransaktionen in den höchsten Maßen anbieten möchte. Es wird befürchtet, dass es eher ein League of Legends-Ultimate-Team sein wird, wo Pay-To-Win an der Tagesordnung stehen wird. Wird das gut bei den Spielern ankommen?
Da ich den chinesischen Markt schlecht einschätzen kann, so könnte es dort funktionieren. Hierzulande wird das Spiel in meinen Augen eher auf negative Resonanz stoßen. Doch man darf auch nicht außer Acht lassen, dass viele Casuals vierstellige Summen leichtfertig in FIFA investieren.
Der Shooter Valorant
Mit diesem Taktikshooter möchte Riot Games vor allem Overwatch an die Gurgel gehen, aber auch andere Shooter wie Counter-Strike oder Fortnite könnten durch Valorant anfangen zu zittern. Riot Games setzt bei diesem Shooter auf Charaktere mit Fähigkeiten, gleichzeitig aber auch herkömmliche Shooter-Elemente. Ich berichtete einmal über Realm Royale und dieses Spiel – ich würde meine Maushand dafür ins Feuer legen – wäre eingeschlagen wie eine Bombe, wenn es den typischen Blizzard-Touch gehabt hätte und eben von Blizzard entwickelt worden wäre.
Wie sehr ich Riot Games auch nicht leiden kann – dieses Shooter sieht verdammt heftig aus, bringt frischen Wind in die Tactic-Shooter-Szene und wird sie ebenso revolutionieren. Anders als beim Kartenspiel wage ich es zu behaupten, dass dieses Spiel neue Maßstäbe setzen wird. Riot Games wirbt im Trailer von Valorant, dass hierbei sehr stark auf ein Anticheating gesetzt wird, um den Spielern eine faire Spielumgebung zu liefern. Eine Sache die immer mal wieder in Overwatch diskutiert wird.
Fazit
Wenn es eine Sache gibt, in die Blizzard bis heute ungeschlagen ist, dann ist es das Erzählen von Geschichten. Das auch Overwatch damit geschmückt wird, war nur eine Frage der Zeit. Das wird zumindest die Casual-Spieler beeindrucken und ich denke, dass Blizzard das nicht in den Sand setzen wird. Doch vor allem für den Multiplayer gibt es Nachholbedarf.
Ich kann ehrlich gesagt nicht sagen, was an Overwatch schlecht läuft. Manche sagen, dass es die toxische Community ist, andere sagen, dass es ein Pick und Bann-System wie bei Dota2 und LoL geben sollte, andere Stimmen wiederum sagen, dass die Helden die neu in das Spiel implementiert werden entweder zu stark oder zu schwach seien. Overwatch ist kein schlechtes Spiel, genauso wenig wie es WarCraft III Reforged oder StarCraft II ist, aber ist League of Legends einfach besser.
Ich denke, dass die Kommunikation und das voreilige Ankündigen vom Diablo-Mobile-Titel an sich kein Problem in der Community von Blizzard darstellt und auch WarCraft III Reforged wäre sicherlich nicht gehasst worden, wenn man es um einige Monate verschoben hätte. In meiner Analyse zu Activision Blizzard sagte ich, dass das Unternehmen aus Santa Monica deshalb so stark ist, weil es sowohl den professionellen elektronischen Sport mit Hearthstone, StarCraft, WarCraft, Call of Duty und Overwatch bedient, wie auch den Casual-Markt mit Titeln wie Diablo,Crash Bandicoot oder Spyro. Ebenso hat es das amerikanische Unternehmen auch geschafft starke Titel für den mobilen Markt fit zu machen und gar mit King Entertaiment – die Candy Crush Entwickler – eines der stärksten Mobile-Games zu kaufen. Aus diesem Grund ist Activision Blizzard so erfolgreich und wird es auch weiterhin bleiben.
Diese Rationalisierung tut jetzt – vor allem für die Fans – sehr weh, doch ist diese ein wichtiger Schritt um auch in Zukunft Titel zu releasen. Dennoch sollte Activision Blizzard sich wieder mehr Zeit nehmen, einen Titel zu releasen. Ich denke die Vergangenheit hat gezeigt, wie schnell der Ruf eines Titels zerstört ist, wenn man schlampige Arbeit leistet. Wir hatten No Man’s Sky, Fallout und sogar AAA-Titel wie StarWars von waren beim Release so unfertig, dass man sich geärgert hat, sich diesen Titel zu erwerben.
Aktuell erleben wir in der Videospiel-Branche eine Art Umbruch. Die Gamer geben immer weniger Geld für Mikrotransaktionen aus. Vor allem ist das mit dem Vertrauensverlust der Spieler zu den Publishern begründet. Der riesige Vertrauensverlust von Blizzard begann mit der katastrophalen Blizzcon, dem Rücktritt von Mike Morhaime und der Hongkong-Affäre. Ebenso die Abspaltung von Bungiee und der Rationalisierung von Castern, Hosts und Mitarbeitern. Der Rücktritt von Dan House – dem Gründer von Rockstar Games – lässt ebenso böses Vorahnungen in der Szene annehmen.
Wie die Release-Politik von großen Titeln funktioniert, hat GameStar in einem kurzen Talk prima zusammengefasst! Wir erleben im Jahr 2020 sehr viele große Publisher, die ihre Games verschieben, weil sie noch nicht fertig sind. Egal ob es Square Enix mit dem Final Fantasy VII-Remake ist oder Ubisoft mit Watchdogs. CD Projekt war sich auch nicht zu Schade CyberPunk um ein halbes Jahr zu verschieben. Und genau das hätte meiner Meinung nach Warcraft III gebraucht. Aus diesem Spiel hätte Blizzard so viel herauskitzeln können, was damals in StarCraft II eben erst funktioniert hat, als das Spiel längst abgeflacht ist. Skins für Helden, Einheiten und Gebäude, eine richtige Ladder, eine bessere Grafik, kleinere Kurzfilme für die Social-Media-Kanäle und das Spiel hätte sicherlich zu mehr Gewinn geführt.
Blizzard hat meiner Meinung nach mit diesem Release WarCraft III zerstört und um das Stichwort Markenpflege mal einzuwerfen: Diese Entscheidung hat massive Auswirkungen auf zukünftige Projekte vom Blizzard. Vorbestellungen sind in Zukunft mit mehr Vorsicht zu genießen und das wissen die Fans und legen nicht mehr blind alles in den Einkaufswagen. Selbst ich muss mittlerweile eingestehen, dass auch Blizzard nicht perfekt ist. Riot Games wird sicherlich einiges an Fans – auch von Blizzard – gewinnen können, Blizzard sollte das nicht verschlafen!
Wer den Eindruck hat, dass Blizzard in irgendeiner Form schwächeln würde, der irrt sich gewaltig. Der wachsende Videospiel-Markt ist noch immer der entscheidende Faktor und alle Unternehmen werden davon profitieren. Riot Games wird mit Legends of Runeterra vermutlich das erste Mal ein Spiel auf den mobilen Geräten besitzen, was Activision schon lange hat. Und Blizzard wird ebenso in Asien starke Marken wie Diablo und Call of Duty auf die mobilen Geräte bringen und enorm davon profitieren können. Riot Games wird sich breiter aufstellen, wird aber Blizzard im Gewinn nicht schlagen können. Zwar kann Riot Games Overwatch und Hearthstone starke Konkurrenz machen, aber den Casual und Mobile-Markt werden sie den Unternehmen aus Santa Monica nicht abknöpfen können.
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