Wohin man in der Wirtschaft auch blickt: Überall scheint es schlechte Nachrichten zu hageln. Die Gaming-Branche stellt dahingehend keine Ausnahme dar. Seit Wochen und Monaten wird diese durchgerüttelt von einem heftigen Erdbeben, nach dem, sobald es mal im weitesten Sinne vorbei ist, kein Stein mehr auf dem anderen stehen könnte. Zahlreiche Studios, Publisher, Agenturen & Co. bauen – teils massiv – Stellen ab.
Aus vielen Ecken der Gaming-Industrie heißt es, dass zurückgeschraubt werden muss. Die Gründe hierfür sind vielfältig und reichen von Corona-Nachwirkungen über Veränderungen in der Branche (z.B. hin zu Abo-Diensten) bis hin zu der simplen Tatsache, dass die Menschen aufgrund der wirtschaftlichen Lage weniger Geld in der Tasche haben. In diesem Artikel schauen wir uns die Fälle zusammenfassend an, die in jüngster Zeit am meisten schockiert und in Zukunft die größten Auswirkungen auf die Gaming-Industrie haben dürften – oder die die Branche zumindest zittern lassen.
Epic Games: Über 800 Mitarbeiter müssen gehen
Als besonders schockierend dürften viele die Meldung aufgenommen haben, dass bei Epic Games über 800 Personen die Koffer packen müssen. Das Unternehmen, aus dessen Schmiede auch die Unreal Engine stammt, teilte mit, dass 16 Prozent der Belegschaft entlassen werden muss – und dabei handelt es sich nicht nur um einfache Einsparungen, wie ein offizielles Statement von CEO Tim Sweeney nahelegt. Das Ausmaß der Entlassungen scheint dringend nötig zu sein, damit das Unternehmen wieder einer Zukunft entgegensehen kann.
Um finanziell für mehr Liquidität zu sorgen, steht außerdem die erst 2022 übernommene Brand Bandcamp zum Verkauf. Zudem wird man sich von einem Großteil von SuperAwesome trennen. Die Abgabe der beiden Brands sorgt dafür, das rund 250 Mitarbeiter ihren Job verlieren.
Im Laufe des Oktobers soll die verbliebene Belegschaft darüber informiert werden, welchen Kurs man künftig einschlage und wie sich die aktuellen Entwicklungen auf die bisherigen Pläne auswirkt.
Auch Naughty Dog kündigt Mitarbeitern
Deutlich weniger Mitarbeiter müssen bei Naughty Dog gehen, in Anbetracht der Unternehmensgröße sind aber 25 Personen dennoch ein herber Schlag. Die Uncharted- und The Last of Us-Schmiede sieht derzeit keinen anderen Weg, als sich von besagten 25 Mitarbeitern zu trennen; einem Bericht von Kotaku zufolge soll es sich hierbei vor allem um Vertragsmitarbeiter handeln, deren Verträge frühzeitig beendet werden.
Während Epic den entlassenen Mitarbeitern offenbar unter anderem auch nach der Entlassung noch 6 Monate Grundgehalt zahlt, gibt es im Falle von Naughty Dog wohl nicht mal eine Abfindung. Besonders krass an diesem Fall: Kotaku kam nur über anonyme Quellen an diese Informationen, denn Naughty Dog scheint die Belegschaft angewiesen zu haben, nicht über die Entlassungen zu sprechen.
Führt man alle Fäden zusammen, dann überrascht die Sache nicht: Betroffen von den Entlassungen ist scheinbar das mit Spannung erwartete Multiplayer-Game zu The Last of Us. Liegt das auf Eis – was es offenbar im Moment tut – tut das Naughty Dog überhaupt nicht gut.
Activision Blizzard sticht ins Hearthstone-Herz
Bei Activision Blizzard hagelt es seit Monaten schlechte Neuigkeiten – der Sexismus-Skandal ist noch lange nicht vergessen, trifft so manch einen Mitarbeiter die Nachricht, dass er sich einen neuen Arbeitsplatz suchen muss. Vor allem das Team vom Sammelkartenspiel Hearthstone scheint betroffen zu sein und offenbar wissen die Entlassenen nicht mal wirklich, weshalb sie gehen mussten.
Hunter Curran schrieb beispielsweise auf LinkedIn, dass er 18 Jahre lang bei Blizzard angestellt war und nun offenbar Umstrukturierungen im Hearthstone-Team dafür sorgten, dass ihm gekündigt wurde.
Weshalb die Kündigungen ausgesprochen wurden, ist übrigens unklar. Die Vermutungen reichen von personellen Umstrukturierungen (auch auf der Führungsetage, die nun aufräumt) bis hin zu Hinweisen darauf, dass es mit Hearthstone nicht mehr ganz so rund läuft, seit der chinesische Markt wegbrach, auf dem Hearthstone besonders beliebt war.
Team17 entlässt ein Drittel seiner Mitarbeiter
Auch bei Team17 kriselte es in letzter Zeit massiv. Dies führte dazu, das aktuellen Berichten zufolge über 90 Mitarbeiter gehen mussten, was etwa einem Drittel der Belegschaft entspricht. Da Team17 als Publisher fungiert, sind die Sorgen unter Developern, die ihre Spiele mit Team17 herausbringen wollten, groß – und berechtigt. Wie mehrere Medien berichten, spart man beim Qualitätsmanagement etwa ebenso ein, wie beim Marketing, beim Kundenservice und in der IT. Auch andere Abteilungen seien betroffen – was die Sache nicht gerade besser macht.
CD Projekt Red: Job-Entlassungen führen zu Gewerkschaftsgründung
Das polnische Entwicklerstudio sieht sich ebenso mit Job-Entlassungen konfrontiert und sorgt mit dieser Ankündigung dafür, dass sich die Belegschaft kurzerhand zu einer Gewerkschaft organisiert. Die neu gegründete Gewerkschaft mit dem Namen Związek Pracowników Branży Gier (Polnische Gamedev-Arbeitergewerkschaft) hat zum Ziel, die Rechte von Fachkräften in der Spieleentwicklung in Polen zu schützen. Bis März 2024 möchte CD Projekt rund neun Prozent seiner Belegschaft kündigen.
Flying Sheep aus Deutschland ist ebenso betroffen
Neben Team17 sind auch weitaus kleinere Studios und sogar ein Studio aus Deutschland betroffen. Flying Sheep – eine Tochter des australischen Publishers iCandy Interactive Limited – hat via. Social Media angekündigt die Belegschaft aufgrund von Optimierung der Geschäftstätigkeit. In welchem Umfang diese Job Cuts stattfinden, ist jedoch nicht bekannt gegeben worden.
Wohin geht die Reise in der Spielebranche?
Dies sind nur ein paar der aktuelleren Beispiele, aber da ihr die Branche gewiss auch selbst etwas beobachtet, dürfte euch klar sein, dass es noch viele weitere Studios und Publisher gibt, bei denen es derzeit alles andere als rosig aussieht. Um die Frage danach, wohin die Reise führt, kommt man deshalb gar nicht herum.
Während die Antworten auf diese Fragen weitestgehend Spekulationen wären – wer kann schon in die Zukunft sehen? – würden sie auch ganz gewiss den Rahmen dieses Artikels sprengen. In den Entlassungen selbst spielen bereits unglaublich viele Faktoren hinein. Einsparungen aufgrund der wirtschaftlichen Lage sind definitiv das eine, Veränderungen in der Branche das andere.
Dass die Spielebranche in ein paar Jahren komplett anders aussehen wird, dürfte vorprogrammiert sein. Die aktuellen Entwicklungen dürften aber auf jeden Fall dafür sorgen, dass Release-Termine verschoben oder Spiele komplett auf Eis gelegt werden. Ob das The Last of Us-Game eines dieser Opfer sein wird, bleibt offen, aber wenn ja, dann wohl nicht das einzige. Auch KI ist ein essentieller Grund für die Entlassungen.
2 Kommentare
Pingback: Amazon entlässt 180 Mitarbeiter in seiner Gaming-Sparte
Pingback: Job Cuts gehen weiter: Twitch entlässt 35 Prozent der Belegschaft