Embracer Group crasht um 44 Prozent: Aktie jetzt kaufenswert?

Embracer Group Q4 2022
© Embracer Group

Die Embracer Group hat die Finanzergebnisse für das Gesamtjahr veröffentlicht und dabei ein Wachstum des Nettoumsatzes bekannt gegeben. Und dennoch beklagt der CEO Lars Wingefors das Jahr als ein sehr herausforderndes Jahr, welches von Verzögerungen, schwächeren Verbrauchernachfrage und einigen unzufriedenstellenden Veröffentlichungen geprägt war. Vor allem das Saints Row Reboot ist verkaufstechnisch nicht zufriedenstellend. Die Aktie stürzte um 44 Prozent ab, was ungewöhnlich ist. Selbst wenn ein Unternehmen massiv enttäuscht, sich Gerüchte um eine Insolvenz breit machen oder Insider irgendwas Fatales veröffentlicht haben, gehört schon einiges dazu, dass ein Unternehmen derart stark im Wert verringert wird.

Ich möchte keine Kauf- und Verkaufsempfehlung aussprechen, sondern nur meine Meinung zur Aktie und dem massiven Kursrutsch darlegen. Ich habe noch keine Zeit gehabt, mir ein umfassendes Bild zum Unternehmen und der Aktie zu machen und muss deshalb zunächst eigene Recherchen anstellen. Ich kann zum aktuellen Zeitpunkt nur an meine Aktienanalyse zur Embracer Group erinnern, die jedoch nicht mehr unbedingt aktuell ist!

Zum Zeitpunkt des Artikels liegt der Kurs der Embracer Aktie bei 2,05 Euro, während sie zu Höchstzeiten am 16.04.2021 rund 13 Euro betrug. Das Unternehmen ist also mehr als sechsmal weniger Wert als noch vor 2 Jahren, was in Anbetracht der getätigten Akquisitionen, dem Umsatz, der gewonnen Mitarbeiter etwas merkwürdig klingt.

Bei einer Aktienanalyse ist zu berücksichtigen, dass die Marktkapitalisierung – die Angabe, die aussagt, wie viel ein Unternehmen wert ist – nicht unbedingt den tatsächlichen Wert widerspiegelt. Ein Unternehmen wird also entweder überbewertet, fair bewertet oder unter bewertet. Was jedoch der wirkliche Wert eines Unternehmens ist, das muss man über Analysen, Recherchen und etwas Bauchgefühl herausfinden. Wie gesagt habe ich noch keine umfangreiche Analyse angestellt, wenn ich aber rein nach Erfahrungswerten und Gefühl eine ungefähre Schätzung abgeben müsste, befindet sich die Embracer Group nach diesem massiven Kursfall in einem Bereich der fairen, gar Unterbewertung.

Die Zahlen

Die Zahlen für das Q4 sehen in meinen Augen sehr gut aus. Der Nettoumsatz im vierten Quartal – also in den Monaten von Januar bis März – stieg um 79 Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf rund 879 Millionen US-Dollar. Der Umsatz mit PC- und Konsolenspiele konnte ebenso massiv, um 66 Prozent, auf 327 Millionen US-Dollar gesteigert werden. Der Umsatz mit mobilen Spielen geht jedoch um 25 Prozent zurück und erzielte lediglich rund 121 Millionen US-Dollar.

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Für das gesamte Jahr sehen die Zahlen in Puncto sogar noch einmal deutlich besser aus. Hier kann die Embracer Group den Gesamtumsatz um 121 Prozent steigern (auf 3,5 Milliarden Dollar), die Umsätze mit PC- und Konsolenspielen um 58 Prozent (auf 1,3 Milliarden US-Dollar) und die mobilen Umsätze um 19 Prozent auf 552 Millionen Dollar.

Das größte Highlight der Embracer Group war das Spiel “SpongeBob Schwammkopf: The Cosmic Shake”. Auch wenn das Spiel zunächst hinter den Erwartungen zurückblieb, bleibt man optimistisch, dass es langfristig einen langen Schwanz an Einnahmen haben wird. Asmodée , der Brettspiel-Verlag, hat einen Großteil des Wachstums sowohl im vierten als auch im Gesamtjahr zu verbuchen.

Der Umsatz mit Tabletop-Spielen belief sich im Gesamtjahr auf 1,2 Milliarden US-Dollar, was einem Plus von 2199 Prozent entspricht. Der Umsatz mit Unterhaltung und Dienstleistungen erzielte einen Nettoumsatz von rund 496 Millionen Dollar, was einem Plus von 70 Prozent entspricht.

Zwei weitere positive Meldungen sind, dass Dead Island 2 mehr als zwei Millionen Einheiten verkauft hat und damit einen für das Studio sehr großen finanziellen Erfolg darstellt. Ebenso gibt das Unternehmen ein Update der aktuellen Größe. Demnach befinden sich über 130 interne Entwicklerstudios, 200 Spiele in der Pipeline und 850 eigene oder kontrollierte IPs im Portfolio der Embracer Group.

Gründe für den Crash

Was also sorgt dafür, dass ein Unternehmen, welches so gute Zahlen veröffentlicht, mit einem Crash von rund 44 Prozent bestraft wird? Im Grunde gibt es hierfür drei essenzielle Gründe. Der erste: Der Ausblick für die kommenden Jahre. Eine große Partnerschaft, welche über sieben Monate verhandelt wurde, nicht zustande kommt, obwohl diese bereits im Oktober mündlich zugesagt wurde.

In dieser Vereinbarung ging es um einen Deal von über 2 Milliarden, welcher über 6 Jahre laufen sollte. Dabei sollten Spiele mit großem Budget entstehen. Vermutlich handelt es sich hierbei um große Lizenzmarken wie Marvel oder Disney.

Auch gibt der CEO Wingefors bekannt, dass man zwar eine solide Pipeline von Spielen in der Entwicklung hat, einige Projekte jedoch noch mehr Zeit benötigen um den hohen Qualitätsstandard gerecht werden zu können. Ebenso Dinge, die Investoren nicht gerne hören, da lange Produktionen auch immer mehr Kosten bedeutet ,die eingespielt werden müssen. Denn gleich mehrere Spiele die einen Nettoumsatz von 100 Millionen US-Dollar erreichen können, wurden auf das am 31. März 2025 endenden Geschäftsjahr verschoben.

„Das Geschäftsjahr 2023/24 ist nicht das Jahr, in dem wir den Wert von Embracer maximieren – aber wir werden weiterhin wichtige Schritte unternehmen und das Fundament für die kommenden Jahre legen“, sagt Wingefors.

Infolgedessen hat das Unternehmen seine Prognose für das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) auf 654,9 Mio. bis 963,6 Millionen Dollar prognostiziert. Vorher hatte das Unternehmen zwischen 963 Millionen und 1,3 Milliarden Dollar in Aussicht gestellt.

Die Embracer Group ist über die letzten Jahre massiv gewachsen und demnach haben die Analysten und Anleger auch sehr viel Erwartungshaltung in das Unternehmen gesetzt. Vermutlich war die Annahme, dass das Wachstum über die letzten Jahre gehalten werden kann und dass das Unternehmen aus Schweden mir nichts, dir nichts die gesamte Gaming-Szene erobert.

Meine Einschätzung

Anfang Januar veröffentlichte ich meine Analyse zur Embracer Group und damals sagte ich, dass ich nicht in das Unternehmen investiere, weil es zum einen nicht viele fundamentale Daten zum Unternehmen gibt und zum anderen, weil das Unternehmen in meinen Augen ein zu hohes KGV und PEG besitzt. Damals gehörte das Unternehmen zum größten Gaming-Unternehmen in Europa und stellt damit nicht nur CD Projekt, sondern auch Ubisoft in den Schatten. Ich stellte auch klar, dass Ubisoft viel mehr Substanz hat und das Unternehmen von wirklichen Marken wie Assassin’s Creed zehren kann und da einfach viel mehr hinter steckt.

Weiter sagte ich: „Die Embracer Group baut sich langsam auf und wird irgendwann große Gewinne erzielen, doch ist die Frage, ob diese Gewinne den Aktionären genug ist. Es kann sein, dass die Aktie – wenn man sie eben zu teuer einkauft – in einer Abwärtsspirale endet und trotz guten Zahlen, an Wert verliert. Das aktuelle PEG beläuft sich 4, es ist also viermal teurer, als es sein sollte. Trotzdem sind das nur Indikatoren und man kann mit der Embracer Group Aktie gut fahren.“

Genau das ist in meinen Augen jetzt eingetroffen. Die Zahlen, die das Unternehmen präsentiert, sind gut. Mehr Umsatz, Spiele, die sich Millionenfach verkaufen, ein großer Backkatalog, große Diversifikation, Übernahmen: Dennoch sinkt die Aktie seit Monaten kontinuierlich. Weil ein Milliarden-Deal gecancelt wurde und man für die nächsten Jahre mit einem Rückgang der Konsumentenausgaben rechnet, stürzt die Aktie um 44 Prozent ab? In meinen Augen ist das maßlos übertrieben, da das Unternehmen im Kern solide ist. Es ist nicht perfekt, es hat definitiv rote Flaggen wie eine massive Verwässerung an Aktien, die herausgegeben werden, um die Übernahmen zu finanzieren. Auch ist das Unternehmen in der Marge nicht besonders gut. Aber es ist eben auch nicht das schlechteste, denn das Wachstum ist absolut vorhanden und die Strategie des Konglomerat hat Hand und Fuß.

CD Projekt ist ein ähnliches Schicksal widerfahren. Sie wurden in den Himmel gejubelt, Anleger haben der Spieleschmiede blind alles anvertraut und letztlich hat der größte Release, auf den alle gewartet hatten, dafür gesorgt, dass das Unternehmen eine regelrechte Talfahrt einleitet, von welcher es sich bis heute nicht erholt hat.

Anhand dieses Beispiels kann man erkennen, wie viel Bedeutung eben doch eine sog „Überbewertung“ eines Unternehmens hat. Kann es irgendwann nicht mehr die Erwartungen stemmen, die in das Unternehmen gesetzt werden, bricht es wie ein Kartenhaus zusammen. Und genau an diesem Punkt befindet sich in meinen Augen gerade die Embracer Group. Die Fragen, die man sich nun stellen muss: Ist es zu Recht derart gefallen? Ist es jetzt fair, günstig oder noch immer zu teuer bewertet?

Hätte man 2018 zu beispielsweise zu 2 Euro investiert, hätte man im April – beim Stand von 13 Euro –- eine Rendite einfahren können, die jenseits von Gut und Böse ist (550 Prozent). Hätte man zum Zeitpunkt meines Artikels im Jahr 2022 zu 9,50 Euro investiert, hätte man jetzt eine Reduktion von 78 Prozent erfahren.

Aktuell spiele ich sehr stark mit dem Gedanken, Anteile der Embracer Group zu erwerben. In meiner Analyse Anfang 2022 sagte ich: „Mein Gefühl sagt zwar, dass sich die Strategie der Embracer Group auszahlen wird und wer in den letzten fünf Jahren dabei war, konnte sich über eine saftige Rendite von über 1600 Prozent Rendite freuen. Ich selbst kaufe aktuell noch keine Aktien von der Embracer Group und hoffe, dass die Aktie sich korrigiert. Wenn es fundamentalere Zahlen gibt und das Unternehmen ein bisschen im Kurs korrigiert, wage ich vielleicht ein Investment“ und genau das ist nun passiert. Ich werde Recherchen anstellen und sollte ich ein Investment wagen, so werde ich transparent darüber berichtet!

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Mein Name ist Lukas Mehling, aber online kennt man mich wohl eher als MuSc1. Ich bin der Gründer und Betreiber von gamerliebe.de. Auf meinem Blog geht es vorrangig um das Thema Selbstständigkeit, Arbeiten und Geld verdienen in der Gaming-Branche. Dabei fokussiere ich mich vor allem auf die Gaming-Branche und Aktien von Videospiel-Unternehmen.

2 Kommentare

  1. Sehr guter Artikel. Ich um 4,15€ gekauft und nach dem Crash gestern nochmal knapp tausend Aktie nachgekauft. Fundamental betrachtet ist das Unternehmen auf Kurs: Die Zahlen sind doch wirklich gut. Earnings per Share im Jahresbericht von 4,17 SEK sind doch super! die Umsätze um 121% zum Vorjahr gesteigert! Was wollen die Leute? Meiner Meinung nach stark unterbewertet bei dem jetzigen Kurs. Ich gehe davon aus, dass man aus den Fehlern gelernt hat, zudem sind gute Spiele in der Pipeline.

    • Nachdem Artikel ging es mit der Aktie noch mal bergab, dann aber wieder den einen Tag um 12 Prozent hoch :D. Es könnte sich hierbei aber auch um eine Aktie handeln die trotz guten Zahlen immer weiter im Kurs fällt. Bei TinyBuild habe ich ein ähnliches Problem. Habe die Aktie gekauft und obwohl immer wieder gute Zahlen kommen, sinkt der Kurs 😀

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