Warum ich NFTs in Videospielen eher positiv gegenüber stehe – Ein Kommentar

NFTs Videospiele
© gamerliebe

Das Thema NFTs ist aktuell in der Gaming-Branche sehr umstritten und empört oftmals Fangruppen von bekannten Unternehmen. Discord musste sich starker Kritik aussetzen und auch die Stalker 2-Entwickler streichen ihre geplanten NFT-Einflüsse im Spiel, nachdem sie von der eigenen Fanbase stark dafür kritisiert wurden. Steam im Gegenzug hat sich dazu entschieden, jegliche NFT-Inhalte von ihrer Plattform zu entfernen, weil die Plattform hier berechtigterweise eine große Chance sieht, dass Nutzerinnen und Nutzer betrogen werden können. Der japanische Videospiel-Konzern Square Enix hat nun bekannt gegeben, dass sie in Zukunft ebenso auf NFT-Inhalte setzen werden und erntet auch dafür einiges an Kritik.

In einem Neujahrsschreiben gibt der CEO Yosuke Matsuda bekannt, einen großen Fokus auf NFTs, Blockchain-Games und das Metaverse zu legen, weil er darin die Zukunft im Gaming-Markt sieht. Doch nicht nur eine neue Verdienstmöglichkeit, sondern auch die Chance User Generated Content zu verbessern, soll ein Ziel hinter dem neuen Trend sein. Eine weitere Sparte, auf die der CEO abzielt, kann deshalb auch das Play to Earn-Konzept sein, was Spiele wie Soracre oder Axie Infinity innehaben. Damit können Spieler Geld verdienen, indem sie das Spiel einfach spielen – zumindest theoretisch. Vor allem die Final Fantasy-Community ist über diese Pläne entsetzt. Die Kritik reicht von: „Noch mehr Pay-Aspekte in dem ohnehin schon zahlungspflichtigen Final Fantasy-Abo“ bis hin zu „Obwohl Square Enix weiß, dass die Spieler dagegen sind, werden sie es eh durchdrücken“. Doch vielleicht sollte man erstmal erklären, was NFTs genau sind. Die Abkürzung NFT steht für Non-Fungible-Token und mithilfe dieser kann man beispielsweise Musik lizenzieren oder digitale Kunst erstellen, die dann wiederum einen Nachweis darstellen, dass dir diese Kunst gehört.

Final Fantasy XIV
© Square Enix

Ich selbst finde Skins zum Kotzen und Menschen, die sich durch ihre Skins profilieren, finde ich mindestens genauso schlimm. Auch bin ich selbst nie ein großer Fan von Skins gewesen und habe auch noch nie einen Cent für diese Art von Vergnügen bezahlt. Ich selbst glaube, dass das weder dem E-Sport noch dem gesamten Gaming-Markt – aus Sicht der Konsumenten versteht sich – gutgetan hat.

Der neue NFT-Trend geht in die gleiche Richtung und ist heute sicherlich – wie Skins damals – verhasst, setzt sich aber meiner Meinung nach einigermaßen durch. Es wird Videospiele geben, die NFT-Inhalte anbieten und ich bin mir sehr sicher, dass es auch Menschen gibt, die dann ihre Güter anbieten und handeln. Ich glaube, dass sich der große Gewinn damit nicht machen lässt und wenn doch, freut es mich als Aktionär. Wenn Studios dadurch also mehr Geld verdienen, profitiere ich davon ebenso. Auch aus der Sicht eines Gamers empfinde ich grundsätzlich nichts Schlechtes daran, exklusive Inhalte für einen selbst zu kaufen oder für andere Spieler anzubieten. Trotzdem bleiben einige Fragen offen, auf die ich bis dato noch keine Antworten gefunden habe.

Angenommen man hat eine Plattform und jeder Spieler kann eigene Inhalte erstellen und sie auf einem Marktplatz anbieten. Die Spieler entscheiden also selbst, was sie ihrem Charakter anziehen möchten oder wie sie ihr eigenes Grundstück einrichten möchten. Um beim Final Fantasy-Beispiel zu bleiben: Es würde sicherlich die Möglichkeit geben, eine Rüstung zu kreieren, die einzigartig ist. Ein digitales Einzelstück oder um es noch besser auszudrücken: ein digitales Kunstwerk. Ich denke, dass Skins bereits Beweis genug dafür sind, wie sich Menschen in Videospielen von anderen abheben möchten oder sich eben auf diese Art profilieren. Einzelstücke könnten dafür sorgen, dass die eigene Exklusivität eben noch viel deutlicher erkennbar wird und von der gesamten Welt begutachtet werden kann, weshalb es in meinen Augen auf jeden Fall eine Nachfrage für diese Inhalte geben wird.

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Während ein Schöpfer einer blauen Rüstung beispielsweise den Beweis vorlegen kann, dass er diese Rüstung erschaffen hat, kann ein anderer die gleiche Rüstung vom anderen Spieler klauen und diese in einer anderen Farbe ebenso anbieten. Ebenso stelle ich es mir extrem problematisch vor, dass aufgrund der Tatsache, dass jeder solche Inhalte nach Belieben einstellen kann, das Spiel in einer absoluten Design- und Skin-Anarchie endet.

Selbst in Overwatch, Counter-Strike, Valorant oder League of Legends sorgen Skins oftmals dafür, dass man den eigentlichen Helden nicht mehr erkennt. Durch NFT-Inhalte könnte das ein massives Problem werden, was aus Sicht der Spielerinnen und Spieler sicherlich ein unschönes Spielgefühl hervorruft. Wenn ich ehrlich sein soll, reizt mich hingegen die Idee eines komplett freien Marktplatzes, wo es weder Copyrights noch Patente gibt. Wenn ich mir vorstelle, dass ich eine Rüstung erstelle und diese in einem Marktplatz anbietet und wenig später ein anderer Schöpfer meine Rüstung in einer anderen Farbe bzw. mit ein paar veränderten Pixeln ebenso anbietet, würde ich damit gut zurechtkommen. Auf einem Markt, auf dem nicht auf Copyright, Patente oder Geisteseigentum geachtet wird, sondern das einzige Argument ist, ob sich etwas verkauft oder nicht – diese Vorstellung klingt für mich äußerst sexy. Die breite Masse denkt jedoch nicht wie ich und würde sicherlich einen Aufruhr starten und den Besitzer der Plattform – zum Beispiel Square Enix – die Hölle heiß machen. Ich denke deshalb, dass ein Copyright-Recht für NFT-Inhalte unabdingbar ist und dieses Gesetz vom Entwickler selbst umgesetzt werden muss.

Und trotzdem stehe ich den NFT-Inhalten eher positiv gegenüber. Spiele wie sandbox.game und Kryptowährungen im Allgemeinen stellen in ihrem eigentlichen Sinn auf jeden Fall eine Bereicherung für die Menschheit dar, weil es Möglichkeiten schafft sich vom Staat und dem Geldsystem loszulösen und die Demokratisierung zu fördern. Ein anonymes Bezahlungsmittel hilft Journalisten, die einer gefährlichen Story auf der Spur sind oder Menschen in einem korrupten Staat, um diesen effektiver zu bekämpfen.

sandbox.game
© sandbox.game

Ich selbst habe mich bereits mit sandbox.game befasst und finde die Idee dahinter revolutionär und das Spiel kombiniert Kryptowährungen und Videospiele und schafft somit die breite Masse noch leichter an das Thema zu führen. Ich selbst spiele schon länger mit dem Gedanken das Spiel zu spielen, es zu testen und mir sogar einiges an der Sand-Kryptowährung zu kaufen. Das Spiel erfreut sich sehr großer Beliebtheit und es ist damit nur absolut verständlich, dass Unternehmen diesen Schritt gehen.

Aus Sicht eines Konsumenten, kann ich verstehen, warum man den Hype um die NFTs verachtet, doch wenn wir in Zukunft auch weiterhin tolle Spiele spielen möchten, führt daran leider kein Weg vorbei. Die Studios müssen konkurrenzfähig bleiben und sobald ein Studio den Trend erfolgreich mit geht, werden die Mitbewerber mitziehen. Inhalte dieser Form werden also kommen, es bleibt nur die Frage offen, wie stark sich solche Elemente in unseren Lieblingsspielen ausbreiten. Ich für meinen Teil glaube nicht, dass sich das im großen Stil durchsetzen wird und denke, dass Spiele wie Sandbox eher ein kleines Nischendasein führen werden. Man darf aber auch den großen Erfolg dieser Spiele und insbesondere von Roblox auf keinen Fall ignorieren und muss immer damit rechnen, dass die nächste bahnbrechende Innovation eben doch dazu führen kann, dass auch andere Unternehmen noch stärker in diesen Markt drängen.

Viele Menschen denken, dass sie einen Anspruch auf ein Spiel haben und erachten es fast schon als Selbstverständlichkeit, dass sie es spielen können und alles muss exakt nach ihren Vorstellungen sein. Dabei berücksichtigt man kaum, dass ein Studio eben ein Unternehmen ist, welches Mitarbeiter bezahlen und somit ihre Existenzen sichern muss. Im Grunde ist es ganz einfach: Ein Unternehmen bringt ein Spiel raus und wenn die Leute es kaufen, weiß das Unternehmen, dass es scheinbar genug richtig gemacht hat. Sie werden dann weitere Schritte unternehmen, um beim nächsten Mal noch mehr Profit zu erzielen. Die zweite Möglichkeit ist, dass ein Spiel erscheint, was nicht gut ankommt, es nicht gut verkauft wird und wieder wird das Unternehmen Rückschlüsse daraus zielen und es beim nächsten Mal besser machen oder eben sich auf andere Dinge fokussieren, welche das meiste Geld einbringen.

Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass auch Activision Blizzard sich die Blöße geben wird und Skins in ihre Spiele implementieren wird, die nur einmalig zu kaufen sind und die Spieler untereinander weiter verkaufen können. Erfahrungen in dieser Richtung haben sie bereits mit ihrem Auktionshaus in Diablo 3 gemacht, was damals in der Luft zerrissen wurde. Andere Entwicklerstudios werden ebenso nachziehen. Dabei werden EA, Take-Two, CD Projekt und auch Nintendo noch am ehesten damit in die Schlagzeilen geraten.

Egal ob League of Legends, Dota2 oder Counter-Strike – Oftmals stand nicht länger das Spiel im Vordergrund, sondern die ach so tollen Skins, die die Spieler sich überteuert gekauft haben. Ich möchte in einem Spiel, dass der Skill entscheidet und man den Skill des anderen Spielers anerkennt und nicht seinen Skin. Die NFT-Welle könnte eine Schippe drauflegen und jeder wird sich meiner Meinung nach damit profilieren wie viel Geld er mit seinen Inhalten verdient hat oder was er sich tolles erworben hat.

Der FaZe Clan möchte in diesem Jahr an die Börse und hat in seinem Investorenbericht bereits NFTs als mögliche Einnahmequelle genannt. Aber auch Discord wird auf lange Sicht nicht drum herumkommen, ebenso diese Inhalte anzubieten und zum Beispiel einzigartige Emotes für bestimmte User freizuschalten, wenn man sie im Gegenzug kauft. Für ein Unternehmen ist das eine sehr gute Einnahmequelle und im Endeffekt wird mal wieder nur eine Nachfrage bedient. Ob nun jemand mit einem exklusiven Skin vor sich hat oder jeder Spieler sich den gleichen generischen Skin kaufen kann – da sind NFTs doch die coolere Wahl oder?

Sandbox Marktplatz
© sandbox.game

Ich denke, dass ein Unternehmen selbst bestimmen möchte, welche Inhalte bei ihnen im Spiel gebracht werden und so glaube ich, dass sie auch eher dazu tendieren werden, eigene NFTs zu bauen und sie anzubieten. Games wie Sandbox hingegen werden einen kompletten Marktplatz an solchen Dingen bieten, darauf ist das Spiel schließlich aufgebaut. Ich denke auch, dass Hytale und Minecraft einen ähnlichen Weg einschlagen werden, auch hier denke ich, dass es durchaus sinnvoll ist solche Themen zu bedienen.

Mein klares Fazit lautet also, dass User Generated Content in Spielen, die dafür ausgelegt (etwa Roblox, Sandbox oder möglicherweise auch Hytale) super sind. Auch in MMORPGs stelle ich mir gewisse Rüstungen oder kosmetische Inhalte super vor. Ich meine du bist ggf. der einzige, der diese Rüstung besitzt und sonst niemand. Ich für meinen Teil kann mich mit dem Gedanken durchaus anfreunden. Schließlich hat man nun die Möglichkeit SEINEN Charakter zu spielen, SEINE Ausrüstung zu haben und SEIN eigenes Markenzeichen in den weiten Server-Welten zu setzen. Problematisch wird es für mich erst, wenn man vor lauter Skins oder eben NFTs das eigentliche Spiel nicht mehr erkennt, weil alles mit besagten Inhalten voll gekleistert ist. Für die Gaming-Industrie empfinde ich es sehr wichtig, dass man eine solche Verdienstmethode wahrnimmt, weil die Branche hart umkämpft ist und damit die Unternehmen weitere Möglichkeiten haben, Geld zu verdienen. Wenn ich ein Spiel nicht mehr spielen kann, weil es zu voll mit NFT-Inhalten ist, kann ich wenigstens froh über meine Kursgewinne sein, die ich ggf. dadurch wahrnehmen kann. Für mich zumindest ein kleiner Trost. Ich glaube, dass sich große Entwicklerstudios sich an kleineren NFT-Baukasten-Spielen bedienen werden und das gesamte Genre eher unter sich als eigene Kategorie existieren wird. Ich glaube nicht daran, dass NFTs der Hauptaspekt, gar ein großer Teil in unseren gängigen Videospielen werden.

Jeder Spieler muss sich jederzeit im Klaren darüber sein, ob ein NFT wirklich eine gute Wertanlage ist oder nicht. Wenn zum Beispiel ein Spiel bereits im Vorfeld NFTs verkauft – zum Beispiel das neue NFT-Spiel Legacy von Peter Molyneux – dann aber kaum von Menschen gespielt wird, wird selbstverständlich das gekaufte NFT keinen Wert haben, weil es vermutlich keiner haben möchte. Ein Spiel wie Counter-Strike, Witcher, League of Legends oder World of Warcraft welches über Jahre gespielt wird, wird vermutlich dafür sorgen können, dass NFTs im Wert steigen könnten. Sobald ein NFT von einem Studio gekauft wird, welches das Studio beispielsweise selbst anbietet, profitiert das Studio. Ob man selbst dann vom Weiterverkauf dieser digitalen Güter profitiert, hängt neben anderen Faktoren ganz bestimmt davon ab, wie relevant und beliebt ein Spiel über Jahre ist. Das muss man immer berücksichtigen! Ich möchte euch diesen Artikel von pc-magazin.de empfehlen, hier könnt ihr euch ebenso über das Thema schlaumachen und ein wenig mehr über die Kritik, die gegenüber den NFTs im Raum stehen informieren.

Über MuSc1 934 Artikel
Mein Name ist Lukas Mehling, aber online kennt man mich wohl eher als MuSc1. Ich bin der Gründer und Betreiber von gamerliebe.de. Auf meinem Blog geht es vorrangig um das Thema Selbstständigkeit, Arbeiten und Geld verdienen in der Gaming-Branche. Dabei fokussiere ich mich vor allem auf die Gaming-Branche und Aktien von Videospiel-Unternehmen.

1 Kommentar

  1. Ein sehr guter Artikel! Im Großen und Ganzen überwiegen ich glaube die Vorteile wenn es um NFTs geht! Nicht alle, aber doch einige Spiele werden Web3 und NFT Elemente ind Zukunft integrieren, weil es eben doch Vorteile für beide Seiten, sowohl für die Spielestudios als auch für den Gamer selbst gibt.
    Da ich selbst im Bereich Krypto, NFT & Web3 Gaming aktiv bin freue ich mich sehr über die spannenden Entwickungen in der Zukunft für diesen Bereich!

1 Trackback / Pingback

  1. Mojang stellt klar: Es wird keine NFTs in Minecraft geben

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