Ich habe die Ehre gehabt, eine der bekanntesten Streamerinnen aus dem deutschsprachigen Raum ein paar Fragen zu stellen, die sie mir mehr als ausführlich beantwortet hat. Pia Scholz aka. Shurjoka hat sich bereit erklärt, mit mir über das Streaming als Beruf zu reden und was sie ambitionierten Content Creator auf den Weg geben möchte. Natürlich geht es hierbei nicht ausschließlich um die Streamerin Shurjoka, sondern ebenso über die Person Pia – die sich hinter dem Nickname und der Facette, die euch Tag für Tag unterhält – verbirgt. Denn der Weg der Österreicherin war alles andere als eben. Das Moderieren von Events, das Casten, das gemeinsame Zocken mit Content Creator auf besonderen Anlässen, E-Sport wie auch Casual-Gaming schmücken ihren Stream regelmäßig.
Die ersten Fingerklicks machte sie bereits mit 11 Jahren, weit vor ihrem ersten Stream auf Twitch. In diesem Alter ist sie auch das erste Mal direkt in die online Welt abgetaucht und hat für sich das Spiel Runescape entdeckt. Sie erzählt, dass sie oftmals ganze Nächte heimlich im Bett unter der Bettdecke am Laptop gespielt hat. Ihr erstes Spiel war jedoch Stronghold Crusader, weshalb noch immer eine Leidenschaft für Strategiespiele in ihren Adern sprudelt.
Bereits im frühen Alter von 17 Jahren begann sie mit dem Streamen, wobei das eher eine unbewusste Entscheidung war. Vielmehr wollte sie Twitch als Plattform nutzen, um neue Leute zum League of Legends zocken zu gewinnen. „In meinem Umfeld gab es niemanden, der mit mir League of Legends spielen wollte und deshalb kam mir Twitch als Idee gerade gelegen“. Doch die eigene Initialzündung für ihre vielversprechende Karriere legte League of Legends für sie. „League of Legends hat mich einfach geprägt.
Es war über Jahre mein ständiger Begleiter und ich haben das Spiel jeden Tag, direkt nach der Schule gestartet und meine Spiele schließlich ins Internet zu übertragen“. Im späteren Verlauf ihres Lebens castete sie sogar die Meisterschaften in Österreich. Auch wenn sie längst nicht mehr aktiv spielt, schaut sie sich noch immer Matches zu Hause, mit Freunden, bei einem entspannten Abend an. Die Karriere von Shurjoka ist sicherlich kein Zuckerschlecken gewesen und wie in jeder Selbstständigkeit gibt es Ups und Downs. Dennoch möchte sie die Zeit keinesfalls missen.
„Für mich war Twitch über mehrere Jahre der Mittelpunkt meines Lebens. Ich habe meinen gesamten Alltag nach meinem Content gerichtet und bin sogar in ein anderes Land gezogen“. Und trotzdem gelang ihr der große Durchbruch erst im Jahr 2020, woran sicherlich auch die Covid-Pandemie ihren Anteil gehabt hat. „Ich bin mittlerweile seit über 7 Jahren selbstständig, aber die ersten 5 Jahre bestand die Selbstständigkeit mehr aus einem Wollen als allem anderen.
Ich habe basically von der Hand in den Mund gelebt, von langfristiger Planung oder Rücksicherungen für die Zukunft konnte man nicht viel sprechen und das ist mir auch durchgehend durch den Kopf gegeistert. Vor 2 Jahren hat mein Stream einen riesigen Sprung gemacht, einen RIESEN Sprung, den ich so niemals erwartet hätte. Ich hätte mich davor nicht einmal getraut davon zu träumen, mal in der Lage zu sein, die ich jetzt gerade habe und dafür bin ich unfassbar dankbar. Ich bin sehr privilegiert, etwas machen zu können, in dem so viel Leidenschaft und Liebe steckt, und mir gleichzeitig Sicherheiten in meinem Leben schaffen zu können“.
Zum Anfang des neuen Jahres mache ich etwas, was ich gut kann. Oder zumindest etwas, was mir Spaß macht.
Mein Stream.
Ein Thread. Ein sehr, sehr langer Thread.Mir haben gestern zeitgleich 2,5 Mittelschulen zugeschaut und ich kenne keine Turnhalle, die dafür groß genug wäre. pic.twitter.com/TnMpkrV8w9
— Joka (@Shurjoka) January 1, 2021
Trotzt ihrer enormen Reichweite ist sie sich niemals zu schade, auch kleinere Streamerinnen und Streamer zu unterstützen und macht auch niemals davor halt, ihre Meinung zu politischen oder kontroversen Themen zurückzuhalten. „Es ist offensichtlich, dass ich mit politischen Themen eine große Angriffsfläche biete, aber ich komme mit Kritik, Gegenwind oder auch Hate viel besser klar als mit meinem eigenen Gewissen, wenn ich Themen, die mir wichtig sind, nicht anspreche“. Weiter erzählt sie: „Sich mit politischer Ungerechtigkeit nicht auseinandersetzen zu müssen, ist ein Privileg, das den nicht-Betroffenen vorenthalten ist, und ich versuche so wenig wie möglich Gebrauch davon zu machen“.
Genug aber von der Person Pia, widmen wir uns nun dem Thema, was euch wirklich weiterhilft! Mein Blog zeichnet sich dadurch aus, dass wenn ich über Personen schreibe und ich mich mit ihnen im Vorfeld austausche, immer ein Mehrwert für euch dabei herausspringt. Deshalb wollte ich von Shurjoka auch wissen, wie man auf Twitch erfolgreich wird und welche Tipps und Tricks sie für euch parat hat. Neben „viel Geduld, Ehrgeiz, Zeit, Nerven und etwas Glück“, benötigt man laut der Streamerin allem voran Leidenschaft. „Die Zuschauer merken, ob man mit Liebe bei der Sache ist oder nicht. Ich spiele sehr viel privat und es macht unendlich viel Spaß, meine Erfahrungen mit anderen Menschen zu teilen“, erzählt sie.
Wer glaubt, dass man mit Twitch schnell und einfach Geld verdienen kann, irrt. Wie sie klarstellt, vergehen Jahre, bis man pro Monat einen gewissen Betrag verdient. „Damit du aber erst einmal in den Bereich kommst, musst du unendlich viel unbezahlte Zeit investieren, mit dem Risiko, dass es nie etwas wird. Wenn du zu streamen anfängst, dann mach es aus Freude und Leidenschaft heraus“. Weiter erklärt sie: „Man braucht ein wirklich dickes Fell, um all das nicht persönlich an sich ran zulassen, das Geld, welches man gegebenenfalls mal verdient, ist es oftmals gar nicht wert. Fakt ist, dass du während du Follower generierst, auch Hater sammelst. Du sammelst Hassbotschaften, Drohungen, Hetze und Menschen, die es sich zum Ziel machen, deinen Erfolg und deine Freude zu zerschlagen“.
Aber auch die Authentizität ist wichtig. „Wenn man mich fragt, was maßgeblich für den Erfolg auf Twitch ist, würde ich vermutlich Authentizität sagen, aber auch der Fokus auf nachhaltiges Interesse. Streaming ist kein Sprint, sondern ein Marathon und man muss sicherstellen, dass der Fokus auf die Inhalte gesetzt wird, den man produziert. Ich bin da, wo ich heute bin, weil ich unfassbar ausdauernd, geduldig und ehrgeizig bin. Ich wurde nicht über Nacht entdeckt, sondern habe mich Stückchen um Stückchen weiter vorangetastet“.
Auf Twitch zu streamen bedeutet nicht einfach, dass man zu Hause sitzt, zockt und sich dabei filmt. Viele Menschen besitzen weder das Mindset selbstständig zu sein, noch die Arbeit, die darüber hinaus anfällt. „Selbstständig heißt auch selbst und ständig arbeiten. Ich arbeite oft weit mehr als 45 Stunden die Woche, denn wenn ich nicht online bin, habe ich Nachrichten zu beantworten, Sponsorengespräche zu führen oder mich auf Events vorzubereiten bzw. diese zu organisieren. Ich muss bei den Spielen auf dem neusten Stand bleiben und mir Specials für meine Viewer und Unterstützer überlegen, mit meinen Partnern in Kontakt bleiben und meine Grafiken auf dem neusten Stand halten“.
Um so viel Content wie die gebürtige Österreicherin zu produzieren, reicht ihre Zeit unlängst nicht aus. Doch um ihre Zuschauerinnen und Zuschauer trotzdem mit möglichst viel Content versorgen zu können, hat sie mit Insight.gg ein Netzwerk gefunden, welches ihr viele Arbeiten abnimmt. Auch hier gibt sie sich transparent und erzählt, wie die Arbeit mit einem Netzwerk wie Insight.gg abläuft. Schon während ihrer Anfangszeit war ein Management dieser Größenordnung Gold wert, wie sie sagt: „Während meiner Anfangszeit haben sie mir Werbedeals mit Spielefirmen ermöglicht, was den Grundstein für meine finanzielle Situation gelegt hat“. Aber mit wachsendem Erfolg und Reichweite, muss auch der Output ihrerseits erhöht werden. So beschäftigt sie mittlerweile ein ganzes Team, welches Videos schneidet, Grafiken erstellt, Kooperationen organisiert oder E-Mails beantwortet.
Finanziert wird das durch sie – entweder gegen Bezahlung – oder gegen Rechnung. Aber auch eine Vermittlerprovision wird fällig, wenn ihre Vermittler ihr einen neuen Werbedeal ins Boot holen. Ein großes Team, was es zu unterhalten gilt. Doch auch diese Entscheidung bereut Shurjoka in keiner Sekunde, wie sie selbst sagt. „Ich hatte auch unfassbar viel Angst davor, zu einer Agentur zu gehen, gerade weil es wirklich viele unseriöse Angebote gibt, aber für mich war Insight eine der wichtigsten und besten Entscheidungen meiner gesamten Influencer:innen Karriere.
Ich bekomme Feedback, finanzielle Sicherheit und Stabilität, berufliche Perspektiven und die Möglichkeit, mich an neue Dinge heranzutrauen. Zusammengefasst: Eine Agentur hilft dir dabei, dich mehr auf die Dinge in deiner Arbeit zu konzentrieren, die dir Spaß machen und in meinem Fall sind das viele unterschiedliche, abwechslungsreiche Projekte“. Diese Struktur lässt sie pro Woche 35 Stunden Streamen, mehrere Videos, eine Podcast-Folge und darüber hinaus weitere Placements, Shootings und Events umzusetzen.
Vor einigen Monaten machte das Gerücht die Runde, dass Twitch die Bezahlung der Partner massiv einschneiden möchte und dieses Gerücht hält sich hartnäckig. Twitch befindet sich in der glücklichen Situation ein absolutes Monopol zu besitzen und man muss einfach sagen: zu Recht. Twitch macht das meiste richtig und bietet einfach die besten Möglichkeiten und ist eben der beste Anbieter. Twitch kann von heute auf morgen die merkwürdigsten Entscheidungen treffen und damit jede Selbstständigkeit als Streamer bzw. Streamerin gefährden.
Und dennoch fühlt sich Shurjoka sehr wohl auf der Plattform, wie sie mir bestätigt: „Twitch hat definitiv Aspekte, die es zu kritisieren gilt, aber im direkten Verhältnis zu anderen Content Creator/innen Plattformen hat Twitch meiner Meinung nach den besten und direktesten Austausch mit seinen Creator/innen. Ich fühle mich sehr gut aufgehoben. Dazu gehören dann leider trotzdem auch Kompromisse und das Verständnis dafür, dass sich eine Plattform nie zu nur genau so entwickeln wird, wie ich das gerne hätte“.
Abschließend kann man sagen, dass Shurjoka in ihrer langen Karriere sehr viel Hürden gemeistert hat und heute nicht umsonst so bekannt und erfolgreich ist, wie sie eben ist. Zusammenarbeiten mit den Rocketbeans, mit HandofBlood oder eine Nominierung beim deutschen Computerspielpreis – Das gesamte Twitch-Universum weiß mittlerweile, wer Shurjoka ist. Bis dato kann Shurjoka rund 230.000 Follower auf Twitch, über 61.000 Follower auf Twitter, über 62.000 Abos auf YouTube und über 83.000 Follower auf Instagram für sich begeistern. Die größte Errungenschaft für sie ist und bleibt jedoch, dass vor allem Gamerinnen keine Vorurteile mehr in den Schulen ertragen müssen, weil das Zocken mittlerweile gesellschaftlich anerkannt ist.
Folgt Shurjoka:
Discord: https://discord.com/invite/shurjoka
Twitter: https://twitter.com/Shurjoka
Instagram: https://www.instagram.com/shurjoka/
Twitch: https://www.twitch.tv/shurjoka
Ein Kommentar
Pingback: So werdet ihr erfolgreich auf twitch.tv | gamerliebe.de