Nach fünf Tagen und etlichen Zeugenaussagen erlaubt ein kalifornisches Gericht die Übernahme von Activision Blizzard abzuschließen. Damit ist der Deal zwar noch nicht endgültig in trockenen Tüchern, aber 95 Prozent scheinen zumindest vollbracht.
Richterin Jacqueline Scott Corley hat sich die Argumente sowohl der FTC als auch von Microsoft angehört und beschlossen, den Antrag der Regulierungsbehörde auf eine einstweilige Verfügung abzulehnen. Microsoft muss sich auch weiterhin in einem Kartellverfahren von der Federal Trade Commission gegenüberstellen. In einer heute vorgelegten Entscheidung sagte Richterin Corley Folgendes:
“Die Übernahme von Activision durch Microsoft wurde als die größte in der Geschichte der Technologiebranche bezeichnet. Sie verdient eine eingehende Prüfung. Diese Prüfung hat sich gelohnt: Microsoft hat sich schriftlich, öffentlich und vor Gericht verpflichtet, Call of Duty 10 Jahre lang gleichberechtigt mit der Xbox auf der PlayStation zu betreiben. Es hat eine Vereinbarung mit Nintendo getroffen, um Call of Duty auf die Switch zu bringen. Und es hat mehrere Vereinbarungen getroffen, um die Inhalte von Activision zum ersten Mal auf verschiedene Cloud-Gaming-Dienste zu bringen. Die Zuständigkeit des Gerichts in diesem Fall ist eng. Es hat zu entscheiden, ob der Zusammenschluss trotz dieser aktuellen Umstände bis zur Beendigung der FTC-Verwaltungsklage gestoppt – vielleicht sogar abgebrochen – werden sollte. Aus den dargelegten Gründen ist das Gericht der Auffassung, dass die FTC nicht nachgewiesen hat, dass sie sich mit ihrer Behauptung durchsetzen wird, dass dieser spezielle vertikale Zusammenschluss in diesem spezifischen Wirtschaftszweig den Wettbewerb erheblich beeinträchtigen könnte. Im Gegenteil, die vorliegenden Beweise deuten darauf hin, dass die Verbraucher mehr Zugang zu Call of Duty und anderen Activision-Inhalten haben. Der Antrag auf eine einstweilige Verfügung wird daher ABGEWIESEN.”
Richterin Corley steht eindeutig auf der Seite von Microsofst. und setzt sich dafür ein, Call of Duty auf der PlayStation zu belassen und das Spiel sogar auf der Nintendo Switch zur verfügung zu stellen. Die FTC hat auch die Microsoft Cloud-Vereinbarung angefochten, aber auch diese wurde von der Richterin berücksichtigt.
In einer Erklärung sagt Microsoft-Präsident Brad Smith, dass das Unternehmen dem “Gericht in San Francisco für diese schnelle und gründliche Entscheidung dankbar ist und hofft, dass andere Gerichtsbarkeiten weiterhin auf eine zeitnahe Lösung hinarbeiten werden”
Our statement on today’s decision: pic.twitter.com/jRDD8PhBeT
— Brad Smith (@BradSmi) July 11, 2023
Auch Activision Blizzard hat auf die Entscheidung reagiert. „Unsere Fusion wird Verbrauchern und Arbeitnehmern zugutekommen“, sagte Bobby Kotick, CEO von Activision Blizzard, in einer Erklärung. „Sie wird den Wettbewerb ermöglichen, anstatt es etablierten Marktführern zu erlauben, unsere schnell wachsende Industrie weiterhin zu dominieren.“
Die Entscheidung des Richters ermöglicht es Microsoft nun, die Übernahme von Activision Blizzard VOR dem 18. Juli abzuschließen, wenn die britische Behörde CMA sich kooperativ zeigt und einen Kompromiss auszuhandeln. Die britische Behörde ist die einzige wichtige Instanz, die aktuell einen Riegel vor das Unterfangen schiebt. Gegen die Blockierung der CMA hat Microsoft Berufung eingelegt. Die Anhörung soll am 28. Juli beginnen.
Dabei soll Microsoft Optionen prüfen, um das Geschäft trotz der britischen Blockade abzuschließen. Die CMA soll sogar versucht haben, den Prozess für die Berufung künstlich in die Länge zu ziehen. Das Competition Appeal Tribunal (CAT) lehnte diesen Antrag jedoch ab, da er den Berufungsprozess von Juli auf Oktober verschoben hätte – im Widerspruch zu Gerechtigkeit und Fairness.
Die europäischen Aufsichtsbehörden gaben im Mai grünes Licht für das Geschäft, sodass Microsoft jetzt technisch gesehen ohne das Vereinigte Königreich und ohne eine einstweilige Verfügung in den USA, die dies verhindert, abschließen könnte. Da dies jedoch ein kompliziertes Szenario ist, werden Microsoft und Activision Blizzard ihre Fusionsvereinbarung wahrscheinlich vorübergehend verlängern, um das Berufungsverfahren der CMA abzudecken.
Sollte der Gerichtsbeschluss Bestand haben, wäre dies die zweite große Niederlage für die FTC-Vorsitzende Lina Khan an der Spitze der Behörde. Khan ist seit ihrer Bestätigung als Leiterin der Behörde im Jahr 2021 gegen Big-Tech-Unternehmen vorgegangen.
1/We’re grateful to the court for swiftly deciding in our favor. The evidence showed the Activision Blizzard deal is good for the industry and the FTC’s claims about console switching, multi-game subscription services, and cloud don’t reflect the realities of the gaming market.
— Phil Spencer (@XboxP3) July 11, 2023
UPDATE:
Der Aktienkurs von Activision Blizzard schießt zeitweise um 10 Prozent nach oben. Auch das ist eine Bestätigung dafür, dass die allgemeine Wahrnehmung nun ist, dass der Deal glücken wird. Damit klettert der Wert auf über 90 Dollar und erreicht somit den höchsten Wert seit der Übernahme-Nachricht.
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