Ich habe alle Dark Souls Erfolge auf drei verschiedenen Videospiel-Plattformen geholt – und bereue nichts. Das Sammeln von Erfolgen hat allerdings nicht den besten Ruf. Manche entwickeln eine Sucht, andere wollen damit angeblich nur ihr Ego polieren – so verkomme der Spielspaß. Warum habe ich mich so ausführlich in der Welt von Dark Souls ausgetobt? Ein Blick auf die glänzenderen Seiten des Sammelns. Dies ist ein Gastbeitrag von Felicitas Pogan. Sie hat bereits über Videospiele in der Quarantäne geschrieben. Deshalb beziehen sich alle Sätze und Aussagen die auch der Ich-Perspektive geschrieben sind auf die Erfahrung der Gastautorin!
Erfolge wollen Euch belohnen
Der YouTuber KarlJobst beleuchtete kürzlich undenkbare Dark Souls Herausforderungen. In seinem Video bringt er die Dark Souls Szene zum Leuchten: Dedizierte Streamer schreiben in stundenlangen, hochkonzentrierten Sessions Geschichte. Bis zu sechs Spiele schaffen sie am Stück ohne einen einzigen Treffer einzustecken. Erreichen sie einen Rekord wird geschrien, gejubelt – es fließen tränen.
Das Sammeln von Erfolgen ist eine abgespeckte Version dieser virtuosen Videospielkunst. Uns werden keine Entwickler gratulieren – aber wir fühlen uns trotzdem gut, denn wir haben etwas erreicht. Nichts Weltbewegendes und dennoch eine Herausforderung gemeistert. Das erste Level in Cuphead überlebte ich anfangs nicht mal 30 Sekunden. Jetzt schaffe ich es ohne getroffen zu werden. Das würdigt Cuphead mit einem Erfolg. Ob digital oder analog – das Gefühl, das dadurch im Belohnungszentrum unseres Gehirns entsteht, ist echt. Manche Menschen erledigen ein lang aufgeschobenes Telefonat, die anderen eben Königin Yharnam in Bloodborne – und bekommen dafür sogar ein exklusives PS4-Theme geschenkt.
Erfolge laden euch zum Erforschen ein
Bloodborne war auch das Spiel, dessen Cainhurst Trophäe mich stutzig machte. Nach Beenden eines Spiels gehe ich gerne die Erfolge durch. Habe ich etwas Wichtiges verpasst? Was möchten die Entwickler bewusst akzentuieren? Es stellt sich heraus: Cainhurst ist ein atmosphärisches, blutiges Areal voll ausgestattet mit Boss und vertiefender Lore. Es ist optional und leicht zu verpassen – solche Funde sind ein echtes Geschenk. Danke, FromSoft!
Batman: Arkham City listet einen Erfolg namens Pay Your Respects. An einer versteckten Stelle finden wir die Überbleibsel eines Tatorts. Hier sind Batmans Eltern einst von einem Straßenräuber ermordet worden. Das kleine Tribut entlockt Fans ein wissendes Lächeln. Schließlich ist diese Schlüsselszene der Grund, weshalb wir als Dunkler Ritter mit Retterkomplex durch die Nacht streifen.
Erfolge fordern Euch heraus
Manche Erfolge fordern uns stattdessen heraus. Clean Hands in Dishonored belohnt eine schlaue Art das Spiel zu bestreiten: Vom Anfang bis Ende keinen einzigen Gegner töten. Bosse betäuben wir etwa mit Schlafpfeilen oder würgen sie ‚nur‘ bewusstlos. Ich musste damals exzessiv speichern und neu laden – aber Dishonored belohnte mich mit satten 100 Gamerscore sowie einem ruhigen Gewissen. Bleibt man während des ganzen Spiels unentdeckt, verdient man sich zusätzlich den Erfolg Ghost.
In Red Dead Redemption 2 gibt es den Erfolg Extreme Personality. Um ihn zu erhalten bestreitet ihr das Spiel als Ehrenmann oder Bösewicht. Unser Verhalten hat zu jeder Zeit Einfluss auf die Spielmechanik Ehre. Helfen wir beständig NPCs, sind friedlich und verschönern unser Bandenversteck, ist der Ehre-Balken irgendwann voll. Zivilisten töten, Rauben und unsere Arschlochseite ausleben mindert Ehre. Allerdings kommt man viel schneller an Geld und Items. Boy, ganz schön anstrengend! Um beide Extreme zu erreichen, muss man seiner Linie nämlich konsequent treu bleiben. So wird das Spiel allerdings zu einer einzigartigen Erfahrung.
Erfolge sind Euer Freund
Liebe ich ein Spiel, möchte ich jede Ecke sehen und alles erleben, was das Spiel zu bieten hat. Ich will meine Freizeit darin verbringen, auch wenn die Kampagne schon beendet ist. Erfolge nutze ich dafür als willkommene Rechtfertigung. Sie führen mich zu Easter Eggs, frischen Cut Scenes oder sogar versteckten Gebieten. Und manchmal stellen sie kreative Herausforderungen. A Knight’s Honor ist der in Dark Souls aufwendigste Erfolg. Um alle seltenen Waffen zu bekommen, muss man zwielichtige Ecken abklappern, Drachenschweife abschneiden und die härtesten Gegner farmen. Für mich hat es sich gelohnt, denn dadurch habe ich gelernt, dass man in Dark Souls nie auslernt. Jedes Mal stieß ich auf neue Geheimnisse. Erfolge sind für mich also eine Art Spiele-Landkarte, welche die besonders Neugierigen unter uns belohnt. Challenge accepted!
Ein Kommentar
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