Das Spiel Fortnite hat sämtliche Rekorde gebrochen und hat dem Entwickler Epic-Games einen Hype beschert, an denen sie vermutlich selbst nicht einmal geglaubt haben. Das Spiel bringt sicherlich viele Menschen zum ragen, dennoch hat es einen großen Addiction-Faktor. Mir persönlich gefällt das Spiel sehr, jedoch ist es für mich eher ein Casual-Spiel. Das gesamte Konzept ist in meinen Augen nicht ausgereift, vor allem für internationale Wettkämpfe.
Battle-Royal ist ein Genre für sich und es lässt sich sehr schwer herauskristallisieren, wer der Beste im Spiel ist. Und das liegt vor allem daran, dass es zu viele Faktoren gibt, die mit Glück zu tun haben. Zwar gibt es in Spielen wie Warcraft III, Dota2 oder Hearthstone Elemente, die auf Luck basieren, allerdings ist das nur in den seltensten Fällen für einen Sieg entscheidend.
Im Endeffekt möchte ich kein Genre miteinander vergleichen und es würde mich auch nicht sonderlich interessieren, wenn meine Liebe zu gewissen Spielen darunter leidet. Denn wie damals hat League of Legends unter anderem StarCraft II zum Tod verholfen. Ich befürchte, dass es Overwatch durch Fortnite ähnlich ergehen könnte. Deshalb werde ich Publisher vergleichen und Dinge ansprechen, die in Fortnite schlichtweg schlecht sind.
Zu viele auf Glück basierende Elemente
In meinen Augen basiert Fortnite zu sehr auf Glück. Vor allem bei dem Punkt der zu vielen unnötigen Waffen im Spiel wird das deutlich. Halbautomatischer Sniper, die normale Pistole, die Doppelpistole und die schallgedämpfte MP oder eine Vielzahl von Granaten sind nur einige Beispiele. Epic schafft es auch leider nicht, die neuen Waffen ins Metagame zu integrieren. Gute Ideen kommen zwar, werden jedoch nicht wirklich im Profibereich gespielt.
Wer erlebt diese Situation nicht auch zu oft? Man springt ab und landet an einem gut besuchten Ort. Man findet Munition, Materialien, Schilde, Verbände oder eine der oben angesprochenen Waffen. Der andere Spieler hat bis dato vermutlich bereits wesentlich nützlichere Waffen und dadurch einen Vorteil. Und falls man selbst mal in der besseren Situation ist, gewinnt man, weil man mehr Glück hatte. Das sollte es in meinen Augen nicht geben. Die Chancen sind von Beginn ab oftmals ungleich. Ändern könnte man das, wenn es weniger, dafür nützlichere Waffen gibt, Kisten immer die gleichen Items – zumindest aus einem Pool von Items – beinhalten würden und Waffenspots auch immer die gleichen Waffen hätten. So kann jeder Spieler selbst entscheiden, wo er landet und wer schneller ist, der bekommt eben auch die bessere Waffe.
Epic Games sollte meines Erachtens deutlich auf weniger Schusswaffen setzen, dafür mehr Items einbauen, die wirklich Skill erfordern. Sicherlich sind sie bei Items wie den Bouncepads oder den Impulsgranaten an der richtigen Adresse. Jedoch führt das wiederum zu jener zu Beginn geschilderten Situation. Man findet schlichtweg unnötige Items, in den falschen Momenten. Ich frage mich außerdem, wieso Epic sämtliche Items mit gleichem Nutzen einbaut. Bouncepads, Impulsgranaten, der Enterhaken, Rifts oder das Jumpad. Ein Item in fünffacher Ausführung braucht in meinen Augen niemand.
Hinzu kommt das Zonen-Glück. Natürlich ist das für das Battle-Royal-Genre allgegenwärtig, jedoch gibt es auch hier den Aspekt Glück? In einem Spiel kommt es oftmals vor, dass der Gegner sich auf dem Highground befindet und das Glück hat, dass er innerhalb der nächsten Zone ist. Währenddessen müssen andere Spieler im Lowground auf ein Movement vorbereiten. Auch anhand dieses Beispiels wird deutlich, dass die Ausgangssituation unterschiedlich sind. Sicherlich gibt es auch in Spielen wie Counter-Strike typische CT- und T-Favored-Maps, allerdings kommen beide in den Genuss dieses Vorteils. Auch in Fortnite wird im Profibereich mehr als eine Runde gespielt, allerdings ist die Zone völlig unterschiedlich, von Runde zu Runde. Die Karten werden hier nicht neu gemischt, sondern komplett willkürlich.
Kein gutes Ranking-System
In meinen Augen ist das fast schon skandalös. In diesem Aspekt kann und möchte ich Epic gar nicht verstehen. Es gibt in jedem Spiel dieser Größenordnung bereits nach wenigen Monaten Spieler, die mehr Zeit investieren und schlichtweg besser als der Durchschnitt sind. Diese Spieler müssen nun mit schlechteren Spielern in einer Runde auskommen und verlieren dabei meines Erachtens viele Spielstunden von effizientem Training. Wer gelegentlich mal in Streams von sehr guten Spielern vorbeischaut stellt fest, dass oftmals absolute Beginner gegen die heftigsten Pros spielen. Das selbige andersherum. Muss es wirklich sein, dass Anfänger gegen gute Spieler bestehen müssen?
Vergleicht man Fortnite einmal mit Overwatch wird schnell klar, dass Overwatch direkt für den Esport – aufgrund des Ranking-Systems – ausgelegt wurde. Das Spiel ist fertig und spielbar. Fortnite hingegen experimentiert Monate über Monate hin und her, bis sie ein halbwegs gutes Ergebnis erzielen. Ein fehlendes Ranking-System ist in meinen Augen ein Grund, warum Fortnite längst nicht mehr den Hype genießt, wie zum Release. Das fehlende Ranking-System kann aber auch ein Grund dafür sein, dass man in einem Spiel wie Fortnite eben keinen richtigen Skill ermitteln kann. Ein Spieler kann gut sein, aber eben gegen deutlich schlechtere Spieler aufgrund der unvorteilhaften Gegebenheiten, verlieren.
Die Esport-Politik von Epic Games und die Community
Wie zu Beginn erwähnt ist Fortnite für mich aktuell ein Casual-Spiel und auch im professionellen Bereich kann ich mich absolut nicht für das Spiel begeistern und das liegt nicht daran, dass es keinen Spectator-Modus gibt. Es kotzt mich an, dass der Dou-Modus das Meta im competetiv-Bereich ist. Es ist schlichtweg casual, dass die Spieler sich scheinbar überhaupt nicht mit ihren Organisationen identifizieren. So spielt beispielsweise jemand aus Faze mit jemanden von Liquid zusammen. Das macht keinen Sinn! Sicherlich ist das auch zu Warcraft III oder Starcraft II-Zeiten passiert, dass Team-Mates auf einem Event gegeneinander angetreten sind, allerdings ist das bei einem Eins-Gegen-Eins-Titel auch nicht verwunderlich.
Tweets wie „Ich liebe die Fortnite-Community, jeder gibt jedem Respekt und gönnt jedem, das gibt es bei keinem anderen Spiel”. Ein solcher Tweet löst bei mir schlechte Laune hervor, weil der Verfasser keine Ahnung hat. Bereits in Starcraft II gab es durch TakeTV mit dem Homestory-Cup ein Event, wo Spieler zusammen gefeiert und gezockt haben, obwohl es um eine stattliche Stange Geld ging. Wie gut die Community zusammenhält man im übrigen sehr gut an der Hate-Welle gegenüber Myth und Ninja. Also bitte haltet eure Fressen, wenn ihr keine Ahnung habt ihr Konsolen-Casuals.
Early-Access und die dadurch entstehenden Bugs
Wenn es eine Sache gibt die ich an den heutigen Publishern hasse, dann ist es ihre Early-Access-Politik. Epic hat ein halbfertiges Spiel auf den Markt gebracht und das schlimmste: Die Spieler zahlen dafür. Doch schauen wir mal weiter in die Profiszene. Dort haben Spieler aufgrund von Bugs zum Teil große Gewinne verpasst. Mal ist es ein Waffenwechsel der nicht stattfindet, mal kann man nicht bauen, mal springen Gegner durch Bauwerke und manchmal funktioniert die Schwerkraft nicht so, wie sie soll.
Sehr traurig finde ich vor allem, dass in der deutschen Community ein solches Desaster als „geiler troll Move von Epic“ bejubelt wird. Ich liebe den Streamer Trymacs und ich schätze seine Arbeit sehr und ich bin zuversichtlich, dass er Fortnite in Deutschland in den internationalen Wettkampf bringen kann. Aber wenn er den Fail von Epic als “Geilster Troll ever by Epic Games“ abstempelt und das sogar bejubelt, beweist es mir, dass es sich hierbei genau um die Sorte der Spieler handelt, weshalb der eSport kommerzialisiert ist. Die Rede ist von den sog. Fifa, Call of Duty und gar Cash Royal-Spielern, die den Ton innerhalb der Community angeben und leider weniger Erfahrung und Ahnung von einem wettkampforientierten Spiel haben.
Gott sei Dank hat Epic-Games mittlerweile eingesehen, dass es nicht immer besser ist auf die Community zu hören. So wurden Jetpack und Luck-Based-Elemente bereits entfernt. Ich muss mal wieder Overwatch als positives Gegenbeispiel nehmen. Bereits nach wenigen Monaten nach dem Release von Overwatch fand der Worldcup statt. Hier haben Nationen gegeneinander gespielt und das ohne Probleme, Komplikationen und mit einem durchaus hohen Preisgeld. Epic hat die ersten Summer-Skirmish-Events in den Sand gesetzt und einmal hatten sie sogar das Problem, dass ein Konsolenspieler mit Maus und Tastatur gespielt haben soll. Womit wir zum nächsten Kritikpunkt kommen.
Crossplay zwischen Konsolen und PC-Spielern
Das Crossplay ist ein schwieriges Thema. Zunächst muss ich festhalten, dass das Niveau auf Konsole dermaßen niedrig ist und nur sehr wenige Spieler aus der Konsolen-Umgebung können es mit PC-Spielern aufnehmen. Ich weiß nicht, inwiefern Aiming oder Bauen auf den verschiedenen Plattformen leichter oder schwerer ist, sollte es einen Unterschied geben, so sollte man Crossplay um jeden Preis verhindern.
Durch Streams von anderen durchaus beachtlichen Konsolen-Spielern weiß ich, dass es auf Konsole wohl eher ein Nachteil ist. Die Leistung ist auf 60 FPS beschränkt und Lags sind vor allem in größeren Baufights keine Seltenheit. Ich finde es schade, aber völlig in Ordnung, dass sich Spieler freiwillig einem Nachteil hingeben. Wer also auf der Konsole spielt, gibt sich freiwillig einen Nachteil. Warum man das tun sollte? – Leute spielen aus Spaß, sie werden das Spiel nie ernst nehmen, sonst würden sie ja den Schritt auf den PC wagen oder irre ich mich?
Auch in der Profiszene gab es Seitens Ninja etwas Kritik. Demnach haben es Konsolen-Spieler leichter die gleiche Summe zu gewinnen, wie PC-Spieler, da das Niveau deutlich niedriger ist. Eine Lösung dafür wäre also, dass PC und Konsolenspieler zukünftig in der gleichen Lobby spielen. Das Gleiche würde ich im Übrigen für die Debatte zwischen Males und Females vorschlagen. Frauen müssen sich endlich aus ihren eigenen Female-Ligen entfernen und gegen Male-Teams spielen. Das Niveau wird sonst für immer schlechter sein. Wenn also beide Plattformen in einer Lobby spielen, so würde sich das bessere Level früher oder später zeigen. Inwiefern jedoch Aim-Assists eine Rolle spielen? Für mich bis heute fraglich.
Dass es einen Aim-Assist gibt, ist fakt. Dieser dient lediglich dazu, dass auf lange Distanz der Assist nachzieht. Wenn beispielsweise auf jemanden geschossen wird, der in der Luft von A nach B fliegt, so setzt der Assistent ein. Ein PC-Spieler muss hier mit eigenem Maus-Aim den Spieler hitten. Bei einem Konsolen-Spieler überlässt er es einer KI. Ungleiche Verhältnisse herrschen hier.
Ich bin allemal sehr froh, dass ich mir keine Konsolen-Spieler in Overwatch geben muss. Ein 3000 Ranking auf Konsole ist ungleich eines gleichen Rankings auf einem PC. Somit bekommt kein Team einen eigentlich schwächeren Spieler in sein Team und niemand beschwert sich. Eine Sache die Blizzard auch wieder deutlich besser löst als Epic Games.
Der Aspekt, dass der Main-Fokus in Deutschland scheinbar auf Konsole liegt, ist für mich zum Haare herausreißen. In jedem Fortnite-Hightlight-Video gibt es mehr Konsoleros als PC-Spieler und Konsolenspieler werden gefühlt mehr gefeiert als PC-Spieler, die deutlich besser sind (auf den Schnitt gesehen). Spieler schauen also zum Spaß, das zeigt mir die Grundattitüde eines Fortnite-Spielers. Er spielt aus Spaß, nicht um besser zu werden. In solchen Umkreisen fühle ich mich sehr unwohl.
www.gamepro.de
pcgameshardware.de
8 Kommentare
Im Grunde bin ich was Fortnite betrifft ganz deiner Meinung, nur den Overwatch / Fortnite Vergleich finde ich etwas unpassend! Aber ansonsten aber nicer Artikel!
Rechtschreibfehler in der Überschrift.
Danke, der Praktikan (also ich) hat seinen Fehler ausgebessert 😛
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Danke für den coolen und informationsreichen Beitrag über die Eignung von Fortnite für den E-Sport
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