Bankrotterklärung: Epic Games schafft das Bauen in Fortnite ab

Fortnite Bauen
© Epic Games

Schon länger habe ich geplant, ein paar Worte zu Fortnite zu verlieren und wie ich den aktuellen Stand vom Spiel einschätze. Ein Anlass hat mir immer gefehlt, doch Epic Games hat sich kurzerhand dazu entschieden, die gesamte Mechanik rund um das Bauen und das Sammeln von Ressourcen zu entfernen. Ich würde also sagen, dass das ein legitimer Anlass ist. Auf der einen Seite ist es ein wichtiger Schritt für Fortnite, auf der anderen Seite denke ich aber ebenso, dass das Spiel dadurch sämtliche Identität verloren hat. Die Frage die sich mir jedoch stell ist, ob Fortnite überhaupt eine Identität hat. Ich bin der Meinung, dass kaum ein Spiel so wenig weiß, was es sein möchte, wie Fortnite. Ist es ein Survival-Spiel? Ist es ein GTA-RPG, weil man mit Autos und Radio durch die Landschaft fahren kann oder ist es doch ein Witcher, wo man Geheimnisse auf der Karte suchen kann und mit NPC-Händlern traden kann? Oder ist es doch ein Loot-Shooter? Will es competitive sein oder doch lieber eine einfache Multiplayer-Erfahrung? Will es ein Metaversum schaffen, ein Entertainment-Produkt oder ein Esport-Titel?

Was will dieses Spiel sein und wie oft verwandelt sich das Spiel und wie oft leider immer und immer wieder ins Negative? Jede Season gibt es eine neue Karte, neue Orte, neue Funktionen auf der Karte, neue Items – die alle im Grunde genommen das Gleiche abbilden. Es gibt Pilze, die einem Rüstung geben, es gibt Schildtränke, es gibt Schildtränke-Sixpacks, es gibt ebenso Fässer aus blauen Schildsaft, die man zerschlagen kann und zu allem Überfluss auch eine Schildfontaine, die man auf dem Boden platzieren kann. 100 Items, mit ein und derselben Funktion, die man nicht mal unterschiedlich einsetzen kann.

Das Problem habe ich schon damals bemängelt, geändert hat sich am Problem wenig. Zugegeben: Das Spiel bietet durchaus vermehrt interessante Mechaniken von Items und Objekten in der Welt, die man aufgrund der riesigen Welt auch umsetzen kann, aber mir ist das zu überladen und dermaßen Spielerunfreundlich und ebenso für den Spiel-Fluss extrem ausbremsend.

Ja, ich habe mich über die vielen Glücksfaktoren in Fortnite in der Vergangenheit beschwert. Zum Beispiel waren Loot-Boxen-Spots etwas variabel oder generell ist es ein großes Problem in Fortnite, dass die Ausgangssituationen in denen man sich befindet, von viel zu vielen Faktoren abhängt. Findet man eine Pistole, während ein anderer eine Rifle findet, ist man einfach massiv im Nachteil. Findet man weniger Schild als der Gegner, ist man im Nachteil und findet man lediglich gewöhnliche Waffen und einer der anderen zig Mitspielern eine farbige – ist man im Nachteil. Dadurch dass der bauliche Aspekt in Fortnite wegfällt, gibt es einen noch größeren Random und Luck-Faktor im Spiel. Man kann nicht länger durch geskilltes Bauen, bestimmte Situationen besser meistern als andere.

Das Bauen ermöglichte, dass eben angesprochene Faktoren im Early Game, zu kompensieren und Spieler eben durch eine Bauüberlegenheit trotzdem gut in Schach zu halten. Fortnite möchte nun einmal mit Call of Duty liebäugeln und ebenso das Bauen abschaffen und nimmt damit seinen einzigen Punkt, in welchem sich das Battle Royal noch komplett von anderen Spielen abhebt.

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Was man festhalten muss ist, dass Epic Games auf jeden Fall sehr viel Mut, mit dieser Entscheidung bewiesen hat, denn dieses Vorhaben kann nach hinten losgehen. Die Änderung zeigt aber schon jetzt erste Wirkung, ihrer eigentlichen Absicht. Nicht nur viele Profis, sondern vor allem Casuals sagen, dass sie das Spiel nun (wieder) spielen werden, da sie sich selbst im Bauen stets im Nachteil gesehen haben. Auch das Late Late Game war es für den Spieler und die Zuschauer gleichermaßen frustrierend, in einer kleinen Zone, mit 20 anderen in riesigen Festungen zu hocken. Ein statisches Spiel und ein Faktor weshalb Fortnite in meinen Augen niemals Esport tauglich war und ist. Dieser Aspekt wurde jetzt also entfernt. Gleichzeitig wurde versucht, mit einer neuen Sprinten- und Klettern-Funktion das Spielgeschehen zu verbessern, um noch schneller und agiler voranzukommen und Kämpfe mobiler zu gestalten.

Im Endeffekt denke ich, dass dieser Schritt in erster Linie die Spielerzahlen pushen soll, insofern Epic Games das überhaupt nötig hat. Ich denke, dass viele den Eindruck haben, dass das Spiel tot und der Hype rund um das Spiel vorbei ist. Wenn man sich jedoch Statistiken anschaut, kann man aber zumindest erkennen, dass das Spiel noch immer stetig am Wachsen ist. Leider gibt es nicht unbedingt aktuelle Statistiken und oftmals ist es auch schwer, die Beliebtheit eines Spieles zu deuten. Für mich sind die Monthly Active Users entscheidend. Andere würden sicherlich die Spielzeit bzw. die registrierten User als Kennzahl nehmen.

Ausgerechnet die Anzahl der monatlichen User ist die, die jene, die am wenigsten aktuell ist. Auch wenn ich nur alle paar Quartale mal ins Spiel reinschaue musste ich in den vergangenen Jahren immer wieder feststellen, dass teilweise Lobbys nicht mehr gefüllt werden und man dann einfach mit Bots zusammengeworfen wird. Ein ziemliches Armutszeugnis. Die Verweildauer im Spiel kommt daher, dass bekannte Künstler im Spiel Konzerte gegeben haben. Spieler haben also das Spiel nicht gespielt, weil es ihnen besonders viel Freude bereitet, sondern weil sie dort etwas Besonderes bekommen konnten. Das Spiel wurde dadurch zweitrangig und ich bin mir sehr sicher, dass wenn eben besonderen Events nicht anstehen, es mit der Verweildauer ganz anders aussieht.

Zahlen lügen nicht und sind immer und ausnahmslos die beste Größe, ein Erfolg zu messen. Fortnite macht Jahr für Jahr mehr Umsatz und das hängt sicherlich auch damit zusammen, dass es mehr Spieler gibt, die mehr und öfters und vermutlich immer teurere Skins und Accessoires kaufen. Der Umsatz belief sich im Jahr 2018 auf 5,4 Milliarden, im Jahr 2019 auf 3,7 Milliarden und im Jahr 2020 auf 5,1 Milliarden. Leider sind auch bei dieser wichtigen Kennziffer die aktuellsten Daten nicht vorhanden. Ich habe aber herausgefunden, dass Fortnite im Jahr 2021 lediglich 2,5 Milliarden Umsatz erzielte. Der Umsatz halbierte sich und das ist ein drastisches Zeichen.

Ob die Umsätze sinken, die Spielerzahlen steigen oder nicht und ob das Spiel vielleicht eine ganz andere Strategie verfolgt – irgendwann muss das Entwicklerteam von Epic Games ja geritten haben, dass sie sich zu diesem Schritt entscheiden.

Ich bin selbst nie ein besonders leidenschaftlicher bzw. überhaupt guter Fortnite-Spieler gewesen, für mich fühlt sich diese Änderung aber vor allem nach einem noch größeren Luck-Faktor an. Zudem ist das Spiel dadurch sehr unsmoother geworden. Oftmals steht man vor einem Berg oder man möchte vielleicht auch gerne Abgründe lieber hinunter gelangen, indem man immer und wieder Bodenplatten platziert.

Ich könnte mich damit arrangieren, wenn man wenigstens ein paar Baumaterialien aufsammeln könnte, damit man im nicht gnadenlos von einer Drittpartei nach einem Kampf abgecampt werden kann. Schon in Call of Duty war das ein großes Problem. Man spaziert auf der Map herum, spottet einen Gegner und wird, wenn man siegreich war, einfach von einem weiteren Gegenspieler in den Rücken geschossen. Man hat keine Zeit mehr sich zu heilen oder seine Waffen zu laden. Es sind genau diese Erfolgserlebnisse, die nun deutlich leichter zu erzielen sind, die ein Casual-Spieler braucht, um Freude an einem Spiel zu haben.

Auf Twitter und Reddit las ich viele Kommentare über „Endlich weniger Schwitzer online“ oder „Wenn die Gegner innerhalb weniger Sekunden ganze Bauwerke hochgezogen haben, hat mir das immer den Spaß am Spiel genommen“. Casual-Spieler begeistert es nicht, wenn sie gegen einen besseren Spieler verlieren, was in einem Spiel mit einem gewissen Anspruch aber eben üblich ist. Schon mit bauen war das Spiel oftmals in meinen Augen zu stark auf Glück aufgebaut, ohne das Bauen ist es in meinen Augen noch deutlich schlimmer geworden. Viele Progamer wie Tfue jedoch sind durchaus aufgeschlossen und denken, dass Fortnite seinen zweiten Frühling erlebt. Diese Änderung scheinen also Progamer und Casual-Spieler gleichermaßen zu begrüßen, was für eine grandiose Leistung von Epic gewertet werden muss. Das Entwicklerstudio könnt mit dieser Änderungen alle Spieler mobilisiert haben und sie geeinigt haben. Das sollte sich langfristig, wenn die Änderung bis dahin noch immer positiv ankommen, ebenso positiv auf die Spielerzahlen auswirken.

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Mein Name ist Lukas Mehling, aber online kennt man mich wohl eher als MuSc1. Ich bin der Gründer und Betreiber von gamerliebe.de. Auf meinem Blog geht es vorrangig um das Thema Selbstständigkeit, Arbeiten und Geld verdienen in der Gaming-Branche. Dabei fokussiere ich mich vor allem auf die Gaming-Branche und Aktien von Videospiel-Unternehmen.

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