Knochen: “Das Kapitel 1.6 ist für mich abgehakt”

knochen csgo
© Knochen

Unserer heutiger Gast bedarf keine große Ankündigung. Seit mittlerweile mehr als 10 Jahren ist er das Aushängeschild für Counter-Strike auf professioneller Ebene! Heute hat sich Matthias Remmert aka. Knochen sich unseren Fragen gestellt und ausführlich beantwortet! Seine Karriere schmücken unzählige Auszeichnungen und seine Erfahrung im eSport Bereich reicht bis in das Jahr 2001 zurück. Sogar in das private Fernsehen hat Knochen es geschafft! Mit Moderationen bei ProSieben Maxx konnte er im letzten Jahr seinen Standpunkt als Streamer und Caster unterstreichen. Auch ich kenne ihn seit meinen frühsten eSport-Tagen. Ich bin deshalb wirklich stolz und glücklich, dass er dem Interview direkt zugesagt und sehr schnell seine Antworten zukommen lassen hat! Die 99Damage-Community kann wirklich froh sein, eine solche Persönlichkeit an ihrer Seite zu haben!

 

1. Beschreibe deine drei wichtigsten und stärksten Eigenschaften

Knochen: Unterhaltsam, zielstrebig, authentisch

 

2. Nach mittlerweile mehr als 16 Jahren Counter-Strike bist du noch immer nicht zu alt für das Spiel. Woher kommt deine permanente Leidenschaft zu dem Spiel?

Knochen: Selbst mit dem Spielen angefangen habe ich 1999 nachdem ein Klassenkamerad bei mir zu Hause war und wir unsere eigene LAN gemacht haben (damals noch mit Crossover-Kabel). Angefangen zu kommentieren habe ich dann ab 2001 und das mit großem Spaß und Leidenschaft. Das besondere an Counter-Strike ist einfach wie bei einem Fußballspiel auch. Alles ist möglich, auch in der letzten Minute kann sich noch ein Spiel drehen und kein Spiel ist wie das andere. Das macht es einfach so lebendig und hält bei mir immer die Freude hoch. Natürlich gibt es auch mal schlechte Spiele, wo man sich wünscht es wäre schneller vorbei. Aber die ganz großen Wettkämpfe sind doch immer wieder ein Augenschmaus.

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3. Gibt es für dich positive oder negative Unterschiede zwischen der damaligen 1.6 Szene und der heutigen CSGO-Szene? Hat sich irgendwas für dich geändert?

Knochen: Natürlich gibt es Unterschiede, sowohl negative als auch positive, aber im großen und ganzen behandel ich es für mich wie ein “neues” Spiel. Gerade am Anfang beim Wechsel zu CSGO hat man einfach oft gemerkt, wie das Alte mit dem Neuen verglichen wurde. Das tut beiden Seiten nicht gut und von daher ist für mich das Kapitel 1.6 abgehakt. Manchmal schweigt man noch in Erinnerungen, aber dafür sind es Erinnerungen. CS:GO lebt im hier und jetzt und gerade was die Möglichkeiten als Zuschauer und Kommentator angehen, hat sich einiges zum positiven gewandelt und ist deutlich angenehmer als früher.

 

4. Du bist auch mit deiner Show Knochens esport Sofa auf Youtube zeitweise auf Youtube mit einer Art Talkshow aktiv. Wieso nicht mehr? Planst du eines Tages dieses Format fortzuführen?

Knochen: Das Format wurde damals eingestellt, nachdem der langjährige Partner für das Format seine finanziellen Mittel in andere Projekte investiert hatte. Der Wegfall des Sponsors kam für mich auch nicht ganz ungelegen, da ich mich zu der Zeit dann verstärkt auf 99Damage und andere Aufgaben konzentrieren konnte. So hat sich mittlerweile meine Verantwortung innerhalb des Unternehmens geändert, was es zeitlich eher schwieriger gemacht hätte. Ich vermisse die Zeit vom eSport Sofa hin und wieder, da man so die Person hinter dem Computer sehr intensiv kennen lernen durfte und natürlich konnte ich im Rahmen der Episoden auch viele Orte bereisen und Aktivitäten erleben. Wenn sich die Chance und Gelegenheit bietet das Format wieder aufleben zu lassen würde ich nicht nein sagen. Aktuell ist es aber zeitlich für mich nicht machbar, daher habe ich zwischenzeitlich auch mal an Alternativkonzepten gearbeitet. Vielleicht kommt das Format also auch in einer anderen Variante wieder. Mal schauen 🙂

 

5. Die ganze Szene redet über den Wechsel von mouz niko und faze. Hättest du dir je er träumen lassen, dass es im eSport mal um solche Summen geht?

Knochen: Eine 100-prozentige finale Summe wurde ja nie bestätigt, sondern nur Gerüchte um die Ablösesumme. Selbst wenn es 6-stellig ist, finde ich es extrem krass und persönlich empfinde ich, dass egal welcher Spieler nicht so viel Geld wert ist für eine Ablöse, vor allem weil wir im eSport meist über Jahresverträge sprechen. Im Fußball gibt es aktuell im Transfermarkt ja auch utopisch hohe Summen, aber das ist scheinbar der Lauf der Zeit. Gedacht an solche Summen habe ich tatsächlich nie.

 

6. Laut eslgaming und 99Damage sind mit SK und mousesports zwei deutsche Organisationen in den Top 10 der Welt. Wie erklärst du dir die jahrelange Präsenz von Teams wie SK und mouz in Deutschland bzw. von Teams wie Fnatic, Virtus Pro, NiP oder Navi in Europa.

Knochen: Beide Organisationen sind Urgesteine im eSport und haben ein gutes Management die sich untereinander auch viel austauschen. Sie haben frühzeitig gelernt ihre Partner und Sponsoren zu verstehen und damit ihre Marken zu Stärken und ihre Spieler nicht nur auf dem Server einzusetzen, sondern mit ihnen auch Marken zu bilden. Um ein Team zu führen gehört so viel mehr dazu, als einfach nur die richtigen Spieler zu wählen. Während SK Gaming schon sehr früh den internationalen Weg eingeschlagen hat, hat mousesports zumindest noch lange Zeit an dem nationalen Gedanken festgehalten. Alle von dir genannten Teams machen einfach einen guten Job was das Clanmanagement angeht und haben mit ihren Teams in diversen Disziplinen auch den Erfolg, den es ebenfalls braucht.

 

7. Castest du lieber deutsche Teams oder internationale Teams? Gibt es für dich Unterschiede vom Spiel Stil zwischen deutschen, europäischen oder amerikanischen Teams?

Knochen: Einen unterschiedlichen Spielstil gibt es auf jeden Fall zwischen den einzelnen Regionen. Am meisten fällt dieser zwischen Amerika, Europa und Asien auf. Auf großen Turnieren caste ich natürlich super gerne Spiele mit deutscher Beteiligung, auch wenn das in der Vergangenheit nicht sehr lange im Turnier der Fall war, wenn überhaupt. Rein nationale Begegnungen sind dann am spannendsten wenn es Rivalitäten gibt bzw. eine Geschichte zu dem Spiel gibt. Abgesehen davon geht es mir persönlich aber primär nur darum einfach gutes Counter-Strike zu sehen.

 

8. Was kannst du einem jungen Menschen, der im eSport als Caster, Redakteur, Spieler Fußfassen möchte, mit auf den Weg geben?

Knochen: Ich habe in meiner Laufbahn viele Leute kommen und gehen sehen. Egal ob es Caster, Redakteure, Spieler oder sonstwer ist. Die für mich wichtigsten Dinge sind Loyalität, Fleiß, Engagement und Zielstrebigkeit. Vor allem bei der Zielstrebigkeit, dass man sich dahinterklemmt und etwas konstant verfolgt. Der Erfolg kommt nicht innerhalb von einem Monat oder einer kurzen Zeit. Und wenn man dabei oft die Lager wechselt, kann man sich auch schlecht etwas aufbauen. Wer im eSport tatsächlich arbeiten will und das für sich als seine Zukunft sieht, der sollte sich etwas suchen, dass ihm Spaß macht und das ordentlich verfolgen und sich in Projekten engagieren. In den letzten Jahren habe ich auch oft den Trend gesehen, dass Personen erstmal etwas haben wollen, bevor sie etwas “leisten”. Das gab es in meinen Anfängen nicht. Jede Reise zu Events wurde selbst bezahlt, Equipment selbst gekauft und so weiter. Und wir haben es getan, weil es uns Spaß gemacht hat und unser Hobby war. Alle Zeit die verfügbar war ist in das Projekt geflossen. Und andere Personen haben das gesehen, respektiert und damit ist man auch weiter aufgestiegen bzw. hat mehr Verantwortung bekommen. Wenn ich in einem Verein bin oder Fitnessstudio, dann muss ich auch eine Mitgliedsgebühr bezahlen. Genauso sollte man auch mit seinem Hobby umgehen und weniger verlangen, sondern erstmal abliefern.

 

9. In der Szene kann man des Öfteren Diskussionen zwischen zwei Fanbases erleben. Der eine sagt “League of Legends ist im Gegensatz zu Dota so und so” und Dota-Spieler behaupten wiederum das Gegenteil. Befasst du dich mit solchen Diskussionen oder interessieren dich solche Auseinandersetzungen nicht, selbst wenn CSGO daran beteiligt wäre?

Knochen: Ich schaue gerne über den Tellerrand und vor allem aufgrund unserer TV-Sendung in der wir über viele verschiedene Spiele berichten, beschäftigen wir uns auch mit diversen Communities und Diskussionen. Jeder eSport-Titel hat seine Daseinsberechtigung und ist nicht ohne Grund dort wo es ist. Solche Diskussionen beleben die Communities und spornen sicher auch die Veranstalter an immer ein Stückchen besser zu werden. Von daher sehe ich das nicht als negativ an.

 

10. Glaubst du, dass die eSport-Blase platzen könnte?

Knochen: Das kann man nie wissen, egal bei welchem Thema. Aktuell gibt es keine Anzeichen dafür und von daher arbeitet jeder in der Branche daran, dass es noch weiter Bergauf geht. Eine gleiche Frage wäre, ob der eSport irgendwann den Fußball als größte Sportart ablösen wird? Auch das kann keiner beantworten. 🙂

 

11. Am Anfang war CSGO eher mit bescheidenen Erfolg zu betrachten. Heute gehört es zu DEN eSport Titeln. Hättest du mit so einem Aufmarsch von CSGO gerechnet? Warst du am Anfang selbst unzufrieden mit CSGO?

Knochen: Im Grunde habe ich schon erwartet, dass CSGO weiterhin der FPS-Titel im eSport bleibt. Dafür ist die Geschichte des Spiels einfach schon zu lang und mit dem Support von Valve in den Titel auch der richtige Weg gewesen. Natürlich gab es am Anfang ein paar Stolpersteine, aber der Weg zurück zu 1.6 war ausgeschlossen. Hätte ein Publisher vlt. zu der Anfangszeit einen ähnlichen FPS-Titel raus gebracht, der einige rüber gezogen hätte, wäre es vielleicht gefährlich geworden. Aber da das nicht der Fall war, war ich mir in Bezug auf CSGO relativ sicher, dass es der nächste Meilenstein wird.

 

12. Was wünscht du dir von der Szene, dem Spiel und den Entwicklern- wie sich CSGO weiter entwickeln soll

Knochen: So richtig spezielle Wünsche oder Ziele habe ich gar nicht vor Augen. Gerade bei CS hat sich immer vieles aus der Szene heraus entwickelt. Valve macht ihren Teil der Arbeit sehr gut, auch wenn man sich hin und wieder wünscht es würde schneller gehen oder man würde andere Sachen priorisieren. Aber am Ende des Tages haben wir doch keinen Zeitdruck. Ich hoffe, dass das Spiel weiterhin wächst und der Rest ergibt sich von selbst mit der Zeit.

 

13. Abschließende Worte?

Knochen: Vielen Dank an alle Leser, die mich schon seit einigen Jahren verfolgen. Ebenfalls danke an mein Team von 99Damage und an alle Personen die den eSport zu dem machen, was er ist!


 

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Mein Name ist Lukas Mehling, aber online kennt man mich wohl eher als MuSc1. Ich bin der Gründer und Betreiber von gamerliebe.de. Auf meinem Blog geht es vorrangig um das Thema Selbstständigkeit, Arbeiten und Geld verdienen in der Gaming-Branche. Dabei fokussiere ich mich vor allem auf die Gaming-Branche und Aktien von Videospiel-Unternehmen.

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