In einem neuen YouTube-Video berichtet der Creator Robbubble über Recherchen zu einem mutmaßlichen Fall gewerbsmäßigen Betrugs im Influencer-Umfeld. Im Mittelpunkt stehen dabei Vorwürfe rund um bezahlte WhatsApp-Kontakte, bei denen Fans in dem Glauben gelassen worden sein könnten, direkt mit Influencern zu schreiben. In diesem Zusammenhang nennt das Video unter anderem Jens „Knossi“ Knossalla, alexisshv und Honeypoo sowie weitere Creator mit teils sechsstelliger Reichweite.
Ich persönlich halte es für äußerst wichtig, über dieses Thema aufzuklären und die Machenschaften dieser großen Persönlichkeiten offenzulegen. Deshalb werde ich hier kurz und knapp zusammenfassen, worum es in dem Video geht, und spreche eine klare Empfehlung aus, sich das Video vollständig anzuschauen.
Worum es konkret geht
Im Zentrum steht die Plattform Fanblast (unternehmensseitig: Digital Blast GmbH), die unter anderem mit Jens „Knossi“ Knossalla als Mitgründer in Verbindung gebracht wird. Das Modell wird im Video so beschrieben: Fans erwerben gegen Geld Zugang zu einer WhatsApp-Nummer und können darüber mit ihrem Lieblingscreator schreiben. Der Recherchierende stellt jedoch den Vorwurf in den Raum, dass bei einem Teil der Profile nicht die Influencerinnen selbst chatten, sondern eine Agentur bzw. ein Chat-Team.
Als zentrale Akteure werden im Video außerdem Agenturen genannt, die zunächst Opium heißen sollen und später als Oasis Agency auftreten. Laut den Whistleblowern bestehe der Job von Mitarbeitenden darin, unter dem Namen der Creatorinnen zu schreiben und dabei gezielt eine persönliche Nähe aufzubauen. Diese Nähe werde anschließend genutzt, um zusätzliche Käufe innerhalb des Chats auszulösen – etwa über kostenpflichtige Inhalte, die über Links freigeschaltet werden.
Welche Praktiken beschrieben werden
Der Beitrag schildert ein System, in dem Chats organisiert, dokumentiert und im Schichtbetrieb betrieben werden. Dazu gehören laut Darstellung:
-
vorab ausgearbeitete Gesprächsleitfäden („Storylines“)
-
detailreiche Steckbriefe zu den jeweiligen Influencerinnen, damit Antworten konsistent wirken
-
vorproduzierte Foto-, Video- und Audioinhalte, um den Eindruck zu erwecken, die Kommunikation sei live und persönlich
-
interne Kennzeichnungen, um Verkäufe einzelnen Chattern zuzuordnen (z. B. über Cent-Beträge) und Umsätze auszuwerten
Besonders kritisch wird im Video bewertet, dass Fans in einzelnen Chatverläufen emotional unter Druck gesetzt oder mit Aussicht auf Exklusivität bzw. eine besondere Beziehung zum Zahlen bewegt würden. Als Beispiel werden Chats geschildert, in denen Zuneigung gezeigt, dann wieder entzogen und Zahlungen als Bedingung für weiteren Kontakt dargestellt werden.
Genannte Personen und Influencer
Im Video werden folgende Personen/Creatorinnen und Creator im Kontext der Recherche erwähnt:
-
Jens „Knossi“ Knossalla (als Mitgründer der Firma hinter Fanblast)
-
Alexissh
-
PSTussi
-
Gwendolin Celine
-
Honeypoo (im Zusammenhang mit Streams/Kooperationen erwähnt)
-
Rewi (im Zusammenhang mit Videos/Kooperationen erwähnt)
-
Julian Bam (im Zusammenhang mit Musikvideo/Marke erwähnt)
-
GNU (als Creatorin, die den Kontakt zu einem Whistleblower vermittelt haben soll)
-
Christoph Kürbel (Journalist, der für Undercover-Schritte eingesetzt wird)
-
Sebastian Gorski (Jurist/Medienrecht, der rechtliche Einordnung erklärt)
-
außerdem: Til U. (als Person, die im Video mit Fanblast in Verbindung gebracht wird)
-
sowie der YouTuber Klengan (dessen Video als früherer Ausgangspunkt erwähnt wird)
Rechercheweg und mögliche Verbindungen
Der Beitrag beschreibt mehrere Indizien, die auf eine enge Verbindung zwischen Fanblast bzw. dem Unternehmen dahinter und der genannten Agentur hindeuten sollen. Dazu zählen u. a. Hinweise aus Handelsregister-Recherchen, eine Adresse in der Schweiz, Gruppen-Chats mit Bezeichnungen, die eine „Inhouse“-Nähe suggerieren, sowie ein Undercover-Bewerbungsgespräch, in dem von gemeinsamer Bürostruktur die Rede gewesen sein soll. Zusätzlich wird dargestellt, dass eine befreundete Creatorin bei Fanblast ein Gespräch führt und dabei Agenturmodelle als Umsatzhebel thematisiert werden.
Juristische Einordnung im Video
Im späteren Teil lässt der Recherchierende die im Video geschilderte Konstellation juristisch einordnen. In einem hypothetischen Szenario wird erläutert, dass es strafrechtlich relevant sein könne, wenn gegen Zahlung ein persönlicher Kontakt versprochen werde, dieser aber bewusst nicht erbracht werde. Außerdem wird angesprochen, dass je nach Wissensstand und Beteiligung mehrere Parteien haftbar sein könnten.
Fazit des Videos
Der Beitrag versteht sich als Warn- und Aufklärungsstück: Er zeichnet das Bild eines professionell organisierten Chat-Monetarisierungsmodells, bei dem Fans – so der Vorwurf – durch eine vermeintlich persönliche Kommunikation zu hohen Ausgaben bewegt werden. Gleichzeitig wird betont, dass es sich um Vorwürfe handelt und an mehreren Stellen von „mutmaßlich“ gesprochen wird; zudem wird am Ende dazu aufgerufen, keine Beteiligten zu bedrohen oder zu belästigen, sondern Betroffene zu unterstützen und die Thematik sachlich öffentlich zu machen.
Dass Influencer wie Knossi immer wieder unmoralisch handeln und fragwürdige Kooperationen oder Geschäftspraktiken an ihre teilweise sehr junge Zielgruppe vermitteln, ist allgemein bekannt. Dass wir uns hier jedoch möglicherweise in einem Netzwerk mit betrügerischen Absichten befinden, stellt ein Novum innerhalb der Influencer-Welt dar.
Dabei ist es wichtig zu betonen: Sollten sich die im Video erhobenen Anschuldigungen und Aussagen als zutreffend erweisen, würden die beteiligten Influencer – und insbesondere Knossi – nicht einfach mit einem typischen 08/15-„Es-tut-mir-leid“-Statement davonkommen können. Ebenso wenig würde es ausreichen, sich darauf zu berufen, man habe von den Machenschaften der eigenen Firma, von Mitunternehmern oder beteiligten Agenturen nichts gewusst.
Das Video legt deutlich nahe, dass Influencer bewusst in die Abläufe eingebunden waren. So wird gezeigt, dass sie gezielt Sprachnachrichten für bestimmte Situationen einsprechen sollten. Zudem sollen Managements oder direkte Ansprechpartner der Influencer die Fanblast-Chatter darüber informiert haben, wenn sich die Creator gerade auf Events oder Livestreams befanden. Ziel sei es gewesen, in diesen Zeiträumen keine Nachrichten zu schreiben, um den Eindruck aufrechtzuerhalten, die Influencer würden selbst und persönlich mit ihren Fans kommunizieren, seien aktuell jedoch schlicht verhindert.
Ich hoffe, dass zumindest große – und auch befreundete – Influencer der hier thematisierten Personen auf das Video reagieren und es größere Wellen schlägt, sodass prominente Beteiligte wie Knossi nachhaltig geschädigt werden und sich mit möglichen rechtlichen Konsequenzen auseinandersetzen müssen.
