Seit meiner frühen Jugend hat sich aus dem hobbymäßigen Zocken von Videospielen nach und nach ein internationales Wettbewerbsumfeld gebildet, in welchem nicht nur um Unsummen von Umsätzen und saftigen Gewinnen von Entwicklerstudios und Publishern erwirtschaftet werden, sondern ebenso ein Wettbewerb unter besonders guten Spielern stattfindet.
Dabei geht es oftmals um Preisgelder und Gehälter im Millionenbereich. Es gibt Organisationen, die E-Sport-Athleten unter Vertrag nehmen und mit Sponsorings ebenso hohe Umsätze verzeichnen.
Bis zum Jahr 2019 habe ich wie auch viele andere gedacht, dass der E-Sport die Zukunft ist und möglicherweise bald den traditionellen Sport wie Fußball, Basketball oder Football ablösen wird. Doch die Corona-Jahre von 2020 bis 2022 haben einen mächtigen Stein in den Weg des Wachstums gelegt und zu einer regelrechten Korrektur, gar einem Platzen der Blase gesorgt.
Noch heute sieht man die Auswirkungen der Krise, die in meinen Augen den professionellen E-Sport nachhaltig verändert haben.
Doch so viel Pessimismus es gibt, so viel Optimismus gibt es auch. Viele sind auch weiterhin davon überzeugt, dass der Wachstumskurs des E-Sport fortbesteht. Ich kann nicht sagen ob er weiterhin wächst oder nicht. Was ich aber sagen kann ist, dass er sich im Jahr 2024 und auch in den Folgenden an einem Schneideweg befindet und sich neu erfinden muss.
E-Sport: Millionenchance oder Millionengrab?
Weltweit gibt es über 3 Milliarden Gamer, das heißt, dass fast jeder 3. regelmäßig Videospiele spielt. Dabei sind nur die wenigsten wirklich daran interessiert, diese Aktivität professionell auszuüben und damit Geld zu verdienen bzw. überhaupt erpicht darauf, sich online gegen andere zu messen.
Der größte Markt sind weiterhin die Casual-Spieler, die alles Mögliche zocken und auch gerne mal bei einem entspannten Single Player-Spiel abschalten, statt sich mit anderen Spielern im Voice-Chat abzusprechen, welche Strategie man nun verfolgt, um das andere Team zu schlagen.
E-Sport hebt sich von der Welt des Gelegenheitsspielens ab, indem es sich auf Leistung, Wettbewerb und intensives Training konzentriert.
Umsatzentwicklung im E-Sport
Das Gaming genießt global eine hohe Popularität und wird Prognosen zufolge, auch zukünftig weiter an Bedeutung gewinnen. Diese Entwicklung birgt aufregende Chancen für Industrie und Gesellschaft.
Um mal eine Vorstellung zu geben: Das League of Legends-Finale im Jahr 2023 zog 40 Millionen Zuschauer vor die Bildschirme und konnte damit so viele Zuschauer anziehen wie das Fußball-EM-Finale 2021.
Dabei ist League of Legends zwar eine der größten Disziplinen im elektronischen Sport, doch längst nicht die Einzige.
Gehälter im E-Sport
Organisationen straucheln wirtschaftlich
Während die Preisgelder steigen und immer mehr Fans sich für den E-Sport interessieren, bleibt jedoch für den Grundpfeiler dieser Branche keine Möglichkeit profitabel zu arbeiten.
Organisationen von Teams oder Veranstalter großer Weltmeisterschaften verdienen kaum Geld und müssen mit Jobstreichungen arbeiten, um nicht komplett in die roten Zahlen zu rutschen.
Es bleibt weder für Teams noch für die Veranstalter. Das liegt daran, dass alle Spieler die irgendwie übertragen werden, immer noch der Besitz von den Publishern und Entwicklerstudios hinter diesen Titeln steht. Und diese verlangen teilweise zweifache Millionenbeträge von Veranstaltern, damit diese überhaupt ein Spiel übertragen dürfen.
Es ist also nicht so, dass die TV-Rechte wie im Fußball für die Organisationen eine Einnahmequelle darstellen, sondern sie zahlen, wenn überhaupt, dafür, dass sie das Spiel spielen dürfen.
Zum Beispiel hat ein Platz in der Overwatch League für ein Team 16 Millionen USD gekostet. Ich bezweifle stark, dass diese Ausgaben für Merchandise oder Ingame-Kosmetik wieder eingespielt wurden.
Und während der große Verdienst der Athleten natürlich positiv für diese ist, ist das auch ein Grund dafür, warum Organisationen eben kein Geld erwirtschaften können. Sie haben schlichtweg zu viele Ausgaben, trotz lukrativer und langjähriger Sponsoren.
Dass es also mit dem E-Sport ganz sicher über die nächsten Jahre nach oben geht ist in meinen Augen nicht so sicher, wie es teilweise prognostiziert wird. Ich für meinen Teil denke, dass ein massiver Umbruch stattfindet, der die aufgeblasene Branche ordentlich korrigieren lässt.
Deshalb versuchen immer mehr Content Creator von Twitch eigene Teams auf die Beine zu stellen, die dann durch ihre Community unterstützt werden und damit ein halbwegs sicheres Einkommen besitzen. Ob dieser Plan jedoch langfristig funktioniert, bleibt abzuwarten.
Wie wird man professioneller Gamer?
Diese Frage ist im Grunde sehr einfach zu beantworten: Man muss gut sein. Anders als im Fußball, wo es meiner Meinung nach noch mal ein Stückchen schwieriger ist entdeckt zu werden, kann man im E-Sport deutlich leichter auf sich aufmerksam machen. Beim Zocken gibt es nicht keinen Scout, der einen “durch Zufall” entdecken muss und es gibt auch keine Trainer, die das Talent verkennen.
Wer aber im E-Sport in Online-Turnieren, in der normalen Rangliste, auf Twitch oder mit Clips auf den sozialen Netzwerken überzeugt, hat es in meinen Augen deutlich einfacher von einer Organisation als Streamer oder als Spieler unter Vertrag genommen zu werden.
Und trotzdem reicht es oftmals nicht einfach der beste in der Ladder zu sein, denn das Niveau eines professionellen Valorant, Counter-Strike, League of Legends oder Fortnite-Spielers unterscheidet sich noch mal Meilenweit von dem eines sehr guten Casual-Spielers, welcher einfach im normalen Ranking erfolgreich ist.
Wer nicht ein außergewöhnliches Talent besitzt und einfach alles und jeden ohne Probleme wegrasiert, der wird nicht drumherum kommen nach verlorenen Spielen seine Fehler zu analysieren und daraus Rückschlüsse zu ziehen, die einem beim nächsten Spiel dann hoffentlich weiterhelfen werden. Und auch dann ist der Durchbruch nicht garantiert.
Was brauche ich um starten zu können?
Eine Kompetenz, die sich viele Gamer aneignen, ist das Know-how, eigenständig einen Computer zusammenzubauen. Andere wiederum sind nicht interessiert darin, ihre Zeit zu investieren und kaufen sich deshalb vorgefertigte PCs.
Pauschal lässt sich sagen, dass man mit einem besseren Preis-Leistungs-Verhältnis davonkommt, wenn man sich die einzelnen Computer-Teile bestellt und zu Hause zu einem Computer zusammenbaut.
Wer jedoch keine Expertise, keine Zeit oder schlichtweg keine Lust dazu hat, greift eben tiefer in die Tasche, hat dann aber auch deutlich weniger Arbeit und spart massiv viel Zeit. Fertig-PCs gibt es zur Genüge und für die verschiedenen Ansprüche wie auch für verschiedene Budgets ist alles dabei.
Die Grundausstattung für jeden Gamer
Neben dem Computer braucht es natürlich noch die Hardware, um Videospiele spielen zu können. Ein Monitor, eine Maus, eine Tastatur, ein Headset sowie ein Schreibtisch mit passendem Gaming-Stuhl sind die sechs wesentlichen Elemente, um dem E-Sport nachzugehen. Wer keinen Wert auf Ästhetik, sondern lediglich auf Funktionalität legt, der kann auch in diesem Punkt wunderbar budgetieren und bereits mit wenig Geld die richtigen Produkte für sich kaufen.
Beim Monitor gibt es in meinen Augen am wenigsten zu beachten. Hier ist lediglich wichtig, dass er mindestens 144Hz hat und eine Reaktionszeit von einer Millisekunde vorweist. Die empfohlene Zoll-Anzahl ist 27 Zoll, spielt aber eine eher ungeordnete Rolle.
Mäuse sind eine Wissenschaft für sich und es schadet nicht, wenn man sie vorher einmal ausprobiert. Ich persönlich habe in meinem Leben viele Mäuse durch und erkenne mittlerweile anhand von Bildern, ob mir die Form zusagt.
Mittlerweile gibt es Funkmäuse, die wirklich gut sind und sogar von professionellen Streamern benutzt werden. Im professionellen E-Sport jedoch gehören nach wie vor Kabelmäuse zum Status quo, da sie einfach verlässlicher sind.
Wie Mäuse sind auch Tastaturen eine Wissenschaft für sich. Über die Jahre haben sich mechanische Tastaturen am Markt durchgesetzt und galten früher als teuer. Heute gibt es auch weiterhin Tastaturen, die über 200 Euro kosten, aber auch einige, die bereits ab 50 Euro zu haben sind.
Bei einer mechanischen Gaming-Tastatur sollte man auf die Switches achten, die verschiedene Eigenschaften vorweisen. Dabei kommt eine Person manchmal mit Switches zurecht, die keinen Widerstand haben, andere wiederum mit Switches, die einen relativ hohen Widerstand haben.
Fertigkeiten die der E-Sport vermittelt
Doch wer denkt, dass der E-Sport ausschließlich aus dem Gamer vor dem Monitor besteht, der irrt. Die Branche ist breit gefächert und zu einer Industrie herangeschritten, die neue Maßstäbe in der Unterhaltung setzt.
Zum Beispiel haben die professionellen Teams eigene Köche, Fitness-Coaches, Manager, Analysten und Trainer, damit die dauerhaft gute Performance auf den Bühnen der Welt gewährleistet werden kann. Man kann also auch im E-Sport arbeiten, ohne den Weg des professionellen Gamers einzuschlagen.
Wer nicht derart stark investieren will und seine Videospiele lieber genießen möchte, kann dabei ebenso gute Fertigkeiten für die persönliche Weiterentwicklung entwickeln.
In erster Linie fördert das Spielen von Videospielen die soziale Kompetenz, den Teamgeist und die Kommunikation, um Probleme anzugehen und wie man sie löst. Egal ob man in einem MMORPG wie World of Warcraft oder Minecraft zusammenspielt, immer wieder kommen neue Herausforderungen, die man gemeinsam als Team lösen muss.
Ebenso spielt die Disziplin eine Rolle. Denn durch das Aufsteigen in den Ranglisten und mit den immer härteren Gegnern entwickelt man auf lange Sicht eine regelrechte Sucht, jedes Spiel und jede Taktik des Gegners zu analysieren, um seine eigenen Fehler auszumerzen.
Auch wenn uns das Zocken nicht den Umgang mit ChatGPT und anderer Ki-Technologie lehrt, so lehrt es uns zumindest den Umgang mit dem Computer, einem Forum, Voice-Chats oder das Einrichten eines Streaming-Setups. Diese Kompetenzen gehören zum guten Standard bei jedem Arbeitgeber und sind unabdingbar in unserem Arbeitsalltag.