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Wir kommen nun zur nächsten Lektion: die Bewertung einer Aktie und dem Unternehmen dahinter. Auch in diesem Part meines umfangreichen Guides handelt es sich um keine Anlageberatung und ich werde hier ausschließlich auf meine persönlichen Kriterien eingehen, die ich beim Kauf einer Aktie berücksichtige.

Jeder Mensch kann eine Aktie kaufen, doch es ist wichtig, die richtige Aktie zum richtigen Preis zu kaufen. Und selbst wenn ein Unternehmen stark fällt, ist es deshalb nicht unbedingt günstig. Zu diesem Trugschluss kommen viele, vor allem unerfahrene Anleger.

Und selbst wenn man eine Aktie ausgiebig analysiert und alle Zahlen für das Unternehmen sprechen, ist das auch noch lange keine Garantie für ein erfolgreiches Investment. Ich bin trotzdem der Meinung, dass man aufgrund einer Analyse und dem Beachten einiger Kennzahlen seinen Misserfolg deutlich verringern kann.

An dieser Stelle möchte ich an alle Finanz-Influencer verweisen, die ich persönlich gerne gucke und die mir immer wieder weiterhelfen, wenn es um das Analysieren von Unternehmen geht.

Welche Methoden für eine Aktienanalyse gibt, welche Vor- und Nachteile diese haben und welche anderen Faktoren man beim Kaufen von Aktien berücksichtigen sollte, werden euch hier beigebracht. Diese Channels sind quasi wie die Bibel für Privatanleger! Egal ob es um Buchempfehlungen, Steuern, Versicherungen oder eben Aktien geht – hier lernt ihr alles!

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Es sollte euer eigener Anspruch sein, dass ihr euch selbst eigene Gedanken macht und eigene Systeme zum Bewerten von Aktien entwickelt. Natürlich könntet ihr Kolja von Aktien mit Kopf das Depot nachkaufen, aber das wäre blind und dumm. Ihr selbst solltet Entscheidungen treffen und auch durch Verluste anfangen nach und nach zu lernen. Es bedeutet also, dass ihr klein anfangen und nur Geld anlegen solltet, was ihr bereit seid ggf. zu verlieren. Bevor wir zum Thema des Beitrages kommen, schaut euch die anderen beiden Sektionen der Anlagestrategie und wie man eine Aktie kauft an.

 

Das Geschäftsmodell

Star-Investor und einer der reichsten Menschen der Welt Warren Buffett sagte einst, dass er nur in Unternehmen investiert, die er vollständig versteht. Und genau das habe ich übernommen. Ich bin ein Fan von Unternehmen, dessen Produkte ich selbst nutze und dessen Geschäftsmodell ich verstehe. Aus diesem Grund investiere ich auch sehr gerne in Entwicklerstudios und Gaming-Unternehmen. Ich habe mich schon sehr oft gegen ein Investment entschieden, weil ich die Branche in welchem das Unternehmen sich bewegt, nicht gut genug kenne – obwohl das Zahlenwerk und Prognosen vom Unternehmen sehr gut waren.

Ich habe ja bereits erklärt, dass ich meistens auf Aktien stoße, weil ich bestimmte Produkte des Unternehmens konsumiere. So und nicht anders war es bei Activision Blizzard. Als ich mich langsam mit dem Thema befasst habe und wusste, dass eine ISIN darauf schließen lässt, dass das Unternehmen an der Börse ist, wusste ich direkt durch den Wikipedia-Eintrag von Blizzard, dass ich eben dort Geld investieren kann.

Doch natürlich sollte das Geschäftsmodell nicht alleine dafür sorgen, dass ihr in ein Unternehmen investiert. Denn nur, weil ihr Pilot bei der Lufthansa seid und ihr euch mit Luftfahrt auskennt, ist dieses Investment nicht unbedingt gut. Man darf auf keinen Fall zu emotional an ein Investment herangehen und es ist nicht unüblich, dass hinter guten Produkten, schlecht geführte Unternehmen stecken.

 

Das Management

Auch das Management ist für eine Aktienanalyse wichtig. Manager von Unternehmen haben nicht immer den besten Ruf und genau das sollten ebenso die Aktionäre von Unternehmen berücksichtigen. Ich persönlich finde es immer wichtig, wenn ein CEO selbst im Unternehmen investiert ist, weil er dadurch selbst daran interessiert ist, das Unternehmen effektiv zu führen. Ein Manager der im Gegenzug übermäßig viel verdient und das Unternehmen aber im Verhältnis wenig Gewinn erzielt ist in meinen Augen eine Red Flag. Jeder Cent, den der CEO mehr verdient, kann das Unternehmen weniger nutzen, um beispielsweise zu wachsen, eine Dividende zu zahlen oder Aktien zurückzukaufen. Natürlich darf ein CEO aber auch viel verdienen, wenn er das Unternehmen entsprechend nach vorne bringt. Viele Geschäftsführer koppeln ihr eigenes Gehalt beispielsweise an den Erfolg vom Unternehmen – für mich ein wichtiger Aspekt, bei meiner Analyse.

Das Board of Directors, Shareholders oder Anteilseigner eines Unternehmens kann man mit einfacherer Recherche herausfinden, wenn man beispielsweise auf der Investor Relations-Seite des Unternehmens geht und dort in die Berichte schaut.

 

Die Verschuldung und das Eigenkapital

Ein weiterer Punkt, der in meine Aktienanalyse einfließt, ist der Schuldenstand des Unternehmens. Hierbei ist zu beachten, wie hoch das Eigenkapital bzw. die Eigenkapitalquote im Verhältnis zu den gesamten Verbindlichkeiten bzw. der Fremdkapitalquote ist. Hat das Unternehmen ein höheres Eigenkapital als Fremdkapital, bedeutet das, dass das Unternehmen die Schulden jederzeit zurückzahlen kann. Es ist also quasi schuldenfrei (obwohl es ja Schulden besitzt, nur kann es diese eben jederzeit zurückzahlen).

Auch ist es wichtig, zu berücksichtigen, ob das Unternehmen weitere Schulden aufnimmt. Wenn das Eigenkapital parallel zu Neuschulden ebenso wächst und prozentual die Schulden gering zum Eigenkapital bleiben ist alles gut, wenn aber die Schulden schneller wachsen als das Eigenkapital, könnte das durchaus ein Problem sein. Auch ist es ein großes Problem, wenn der Umsatz stagniert und die Gewinne gar rückläufig sind, trotzdem aber mehr und mehr Schulden über die Jahre aufgebaut werden. Kurz gesagt investiere ich in Unternehmen, die keine Schulden besitzen und eine gesunde Bilanz vorweisen.

Grundsätzlich muss man hierbei bedenken, dass Schulden nicht unbedingt schlecht sind. Jedes Unternehmen – welches wachsen möchte – nimmt Schulden auf und wird diese ggf. auch über mehrere Jahre erhöhen. Es gibt aber auch Unternehmen, die es schaffen zu wachsen, Gewinne zu steigern und dabei keine Schulden aufnehmen müssen.

Warum sind Schulden so problematisch? Solange die Zinsen niedrig sind, sind Schulden erstmal nicht schlecht. Sollte aber wie zu Zeiten von Corona oder zu Zeiten von einem Russland-Ukraine-Krieg die Zinsen steigen, muss das Unternehmen auf diese Zinsen sehr viel Geld bezahlen, was es möglicherweise nicht selbst verdient. Sollte das Unternehmen es nicht schaffen, eine Profitabilität zu erhöhen – weil es zum Beispiel das Geld statt in das eigene Wachstum in das Zurückzahlen von seinen Schulden stecken muss – droht die Zahlungsunfähigkeit.

Nur weil ein Unternehmen hoch verschuldet ist, ist das nicht grundsätzlich schlecht, denn viele innovative Unternehmen, die erst in einigen Jahren profitabel werden, haben das Problem einer hohen Verschuldung. Wenn man in solche Unternehmen investiert, geht man grundsätzlich ein höheres Risiko ein, was sich im Gegenzug aber auch durchaus rentieren kann. Ich selbst erachte aber eine gesunde Bilanz als besseres Investment.

 

Aktienrückkäufe und Verwässerung

So wie jede Person Aktien von Unternehmen kaufen kann, so kann das Unternehmen auch selbst Aktien von sich kaufen. Das ist in zweierlei Hinsicht äußerst positiv für uns Anleger. Erstmal kann das Unternehmen sich vor feindlichen Übernahmen schützen – also Unternehmen, die mit einem Schlag so viele Aktien kaufen, um das Unternehmen dann mehrheitlich besitzen. Auf der anderen Seite ist es für uns Investoren gut, da die im Umlauf befindenden Aktien vom Unternehmen weniger werden und dadurch die Aktien, die wir bereits halten, automatisch an Wert gewinnen. Denn es ist wie immer in der Marktwirtschaft. Je größer der Mangel von einem Produkt ist, desto mehr wird es wert. Ob ein Unternehmen Aktien zurückkauft, kann man daran ablesen, wie viele Aktien im Umlauf sind.

Natürlich gibt es auch die gegenteilige Option. Ein Unternehmen, was mehr Aktien ausgibt, weil es mehr Geld braucht und mit dem aktuellen Kapital aus Anlegern nicht zurechtkommt. Weil es mehr Aktien im Umlauf gibt, werden eure Aktien weniger Wert. Es ist also kein gutes Zeichen! Wie viele Aktien sich von einem Unternehmen im Umlauf befinden, könnt ihr beispielsweise auf Seiten wie Ariva ansehen!

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Risikofaktoren

Man muss das Geschäftsmodell eines Unternehmens verstehen, ebenso aber auch die dazugehörigen Risiken. Man sollte sich genau vor Augen führen und auch Recherchen zum Thema anstellen, welche Risiken das Unternehmen oder möglicherweise sogar die ganze Branche in welchem das Unternehmen sich bewegt birgt. Wie schnell kann das Unternehmen Konkurrenz bekommen? Gibt es diese vielleicht bereits? Welche politischen Entscheidungen oder Branchen-Trends können dem Unternehmen schaden?

Anhand von Beispielen wie Coca-Cola, Pepsi oder MC Donalds könnte zum Beispiel ein Gesundheitstrend dem Unternehmen schaden. Wenn die Menschen plötzlich keine Cola und Fast Food mehr konsumieren, könnte das dem Unternehmen schaden oder eher stärken, wenn sie ab sofort auch neue Produkte anbieten können. Oder kommt ein anderer Konkurrent den Platzhirschen vom Thron drängen? Wer hätte zum Beispiel gedacht, dass eine Corona-Krise dafür sorgt, dass Netflix keine Serien mehr produzieren kann, dass Disney ihre Freizeitparks schließen muss oder die Gewinne und das China-Geschäft von Nike einbricht?

Bei meiner Aktienanalyse zu CD Projekt habe ich mich einem Steemit-Artikel bedient. Hier wird auf Risiken eingegangen, an die man selbst nach längerer Überlegung kaum denkt. Risiken von politischen, ökologischen, sozialen, technologischen Einflüssen können einem Unternehmen erheblich schaden. Diese Pestel-Methode eignet sich optimal, um das Risiko eines Unternehmens zu durchleuchten.

Fakt ist, dass jedes Unternehmen Risiken hat. Man muss nur eben auch hier in Verhältnissen denken und versuchen anhand von Zahlen und Nachforschungen herauszufinden, wie wahrscheinlich diese Risiken eintreffen können.

Hat ein Unternehmen beispielsweise viele Schulden und die Zinsen gehen hoch, das Unternehmen parallel dazu aber keinen positiven Cashflow hat, ist die Wahrscheinlichkeit, dass es pleite geht relativ hoch.

 

Tools und Webseiten für Analysen

Ständig rede ich davon, dass man auf die Bilanzen eines Unternehmens achten sollte, doch wo genau finde ich solche Informationen? Dafür möchte ich euch gerne ein paar Seiten ans Herz legen, auf die ich persönlich am meisten vertraue. Bei meinen Analysen ist es mir wichtig, möglichst viele verschiedene Meinungen einzuholen. Die Reihenfolge hat natürlich keine Bedeutung.

Die erste Seite, die ich empfehle, ist boerse.de. Hier gibt man einfach das Unternehmen, welches man analysieren möchte in der Suche ein, geht unter „Tool-Übersicht“ in der Zeile „Fundamental“ auf „Kennzahlen“. Hier sieht man wunderbar die Kennzahlen zu den Schulden, dem Eigenkapital, die Aktien welche sich im Umlauf befinden, den verwässerten Gewinn je Aktie und sogar den Gewinn je Mitarbeiter, welcher ebenso einiges über die Profitabilität eines Unternehmens aussagt.

Meine zweite Seite, die ich gerne für meine Analysen nutze, ist boerse-online.de. Diese Seite ist grundlegend nicht viel anders als meine erste Nennung. Auch hier gibt es wieder das gleiche Prozedere. Man gibt oben bei der Suche das Unternehmen ein, welches man analysieren möchte und geht anschließend bei Fundamental auf „Bilanz/GuV“. Im Grunde bekommt man hier die gleichen Informationen wie bei boerse.de, allerdings finde ich hier sehr gut, dass man eben auch ein KGV angezeigt bekommt. Das KGV – also Kurs-Gewinn-Verhältnis – sagt aus, wie lange ein Unternehmen benötigt durch seine Gewinne seinen Börsenwert zu verdienen. Generell empfinde ich ein KGV von 10 als sehr gut, von 15 in Ordnung und 20 als zu hoch. Aber auch hier gilt: Nur weil das KGV für das Unternehmen spricht, heißt es für mich nicht, dass es ein gutes Investment ist! Ich finde es auf jeden Fall sehr gut, dass das KGV bei dieser Seite angezeigt wird.

Die dritte Seite, die man aber auch nicht zu ernst nehmen sollte, ist das Analyse-Tool von Traderfox. Ich finde einige Punkte, mit welchem dieses Tool Unternehmen bewertet, ein wenig kurios. Zum Beispiel vergibt das Tool Punkte für die Volatilität – also wie stark der Kurs schwankt – was in meinen Augen wenig Sinn ergibt. Trotzdem macht es wiederum Sinn, sich auch hier mal ein Unternehmen anzuschauen und sich die Daten dazu vor Augen zu führen.

Die nächste Seite, die ich für meine Analyse nutze, ist simplywall.st und diese Seite empfinde ich als eine der besten, wenn es um wirklich fundamentale Analysen geht. Zwar kostet diese Seite eine monatliche Gebühr, als Free-User kann man aber immerhin im Monat fünf verschiedene Unternehmen anschauen. Hier erfährt man ebenso, wie stark ein Unternehmen über oder unterbewertet ist, Konkurrenten, Gewinnwachstum etc. Das einzige Manko – was mich persönlich nicht stört – ist, dass die Seite komplett auf Englisch ist.

Wer für richtig fortgeschrittene Analysten möchte ich den aktienfinder empfehlen. Vor allem aber die Videos von Thorsten – dem Entwickler dieses tollen Tools – möchte ich besonders erwähnen. Auch der Aktienfinder kostet Geld, lohnt sich aber auf jeden Fall zu investieren, wenn man sich bereits sehr gut mit fundamentalen Analysen auskennt!