Die letzten Wochen auf Twitch waren eine Schlammschlacht jenseits von Gut und Böse und zeigte wieder einmal die Schattenseiten der Plattform, die mittlerweile leider aufgrund der immer größer werdenden Popularität immer häufiger zum Vorschein kommen. Vor allem steht dabei der größte Streamer der Plattform XQC im Mittelpunkt. Er gehörte einst zu meinen Lieblings-Twitch-Streamern, bis er sich ebenso dazu entschieden hat, seine Seele an online Casinos zu verkaufen.
Anhand dieser Person wurde auch deutlich, dass sehr viele Kinder problemlos in online Casinos gelockt werden und sich dort problemlos anmelden können. Doch nun macht vor allem der Rosenkrieg mit seiner Ex-Freundin die Runde und sorgt für eine der größten negativen Schlagzeilen der letzten Monate. Doch kommen wir zu jenem Thema, was wirklich die dunkelste Ecke von Twitch zeigte.
Vor allem in den letzten Tagen machte ein Fall besonders sprachlos und rief viele Streamer auf den Plan, die Dringlichkeit der Casino-Streams auf Twitch zu besprechen. Der Streamer Silker gibt in einem Video offen zu, dass er seine Viewer und langjährige Unterstützer um Geld angefleht hatte, dieses Geld aber eiskalt für seine Spiel-Sucht verzockte. Zudem versprach er, das Geld in einigen Monaten zurückzubezahlen. Daraus wurde natürlich nichts. Dabei hat er insgesamt 300.000 Dollar von 50 verschiedenen Personen erbetteln können. Der richtige Augenblick, um auf Twitter lautstark gegen die aktuellen Regelungen zu Gambling-Streams zu protestieren – mit Erfolg!
like if @Twitch should ban gambling
— Mizkif (@REALMizkif) September 18, 2022
like if twitch should ban gambling
— pokimane 🤍 (@pokimanelol) September 18, 2022
Twitch hat sich kurzerhand dazu entschieden, vorerst nur derartige Streams zu erlauben, die eine entsprechende Lizenz vorweisen können. Streamer dürfen also nur noch dann Glücksspiel streamen, wenn die Plattform, auf der sie spielen, eine entsprechende Lizenz im jeweiligen Land vorweisen kann. Slots wie auch Glücksspiel im Allgemeinen ist also auf Twitch weiterhin ein Thema, was viele glaube ich noch nicht verstanden haben. Twitch geht zwar nur sehr halbherzig an dieses Thema ran, aber es ist immerhin ein Anfang. Dennoch glaube ich, dass dieser Schritt, der sichtlich auf sehr gutes Feedback stößt, eher dazu genutzt wird, eine weitere Sache umzusetzen, was sehr zum Nachteil der Streamer geht und Twitch zu noch mehr Profit verhilft.
An update on gambling on Twitch. pic.twitter.com/lckNTY9Edo
— Twitch (@Twitch) September 20, 2022
Die Streaming-Plattform hat mal wieder das Vergütungsmodell umgestellt. Statt wie üblich 70 Prozent der Sub-Einnahmen zu bekommen, sollen die größten Streamer lediglich 50 Prozent erhalten. Twitch zielt damit offenbar darauf ab, noch profitabler zu werden. Viele bezeichnen das Drama der letzten Wochen wie auch diesen Schritt als finale Apokalypse der Plattform und viele sehnen sich nach einem Konkurrenten, der Twitch nicht mehr das mit seinen Streamern, was sie wollen. Doch was ist die Lösung?
„Twitch ich bin weg“ oder „YouTube muss einfach abwarte, Twitch zerstört sich selbst“ sind die üblichen Floskeln, die man in den sozialen Medien wie Twitter lesen kann. Vor allem für den Zuschauer wird ätzender, denn: mehr Werbung. Als gäbe es davon nicht schon lange genug auf Twitch.
Ich denke, dass die Streamer daran selbst schuld haben. Sie machen sich zu 100 Prozent abhängig von Twitch, weil Twitch sie mit guten Verträgen anlockt und dabei verdienen sie fleißig, während Twitch parallel dazu ein Monopol aufbaut. Andere Konkurrenten wie etwa Mixer oder gar YouTube oder Facebook kommen nicht im Ansatz an Twitch heran.
Die Monopolstellung von Twitch ist also auch die Schuld der Content Creator, weil diese nicht den Mut haben, auf eine andere Plattform zu gehen. Ich selbst rechne es Ninja oder Shroud wie auch Unge hoch an, dass sie lange nicht auf Twitch unterwegs waren und wenigstens einen Schritt gewagt haben, auch neue Streaming-Dienste zu etablieren. Auch Ninja hat weiterhin auf eine Twitch-Exklusivität verzichtet und streamt überall, was ihn zwar möglicherweise viel weniger Geld einbringt, jedoch auch unabhängig macht.
Ich gehe auch stark davon aus, dass Twitch nicht einmal profitabel ist. Es werden keine Gewinne veröffentlicht, was darauf schließen lässt, dass es keine gibt. Es ist unmenschlich teuer ein Live-Streaming-Angebot mit Serverkosten, Personal und Energiekosten zu stemmen und deshalb ist es auch nicht verwunderlich, dass Twitch immer weiter die Schrauben zum Nachteil der Großverdiener andreht.
Es ist nicht so, dass ihr dadurch am Hungertuch nagen werdet und ihr habt auch noch immer außerhalb von Twitch genug Möglichkeiten, viel Geld zu verdienen, wie etwa durch YouTube oder Instagram-Posts. Umso mehr verwundert es mich, dass sich immer mehr Streamer dazu einlullen lassen, ihre Exklusivität bei Twitch Streams zu lassen.
Solange es aber genug Menschen gibt, die Glücksspielsüchtigen oder Multimillionären freiwillig Geld spenden, obwohl sie in keinster Weise darauf angewiesen sind, wird sich auch daran nichts ändern. Der Konsument hat es in der Hand und wenn man nicht möchte, dass die traurige Entwicklung von Twitch so weitergeht, muss jeder selbst mit seinem Geld seine Stimme abgeben.
Twitch confirms the changes to rev split
– starting June 2023, Twitch will not offer a 70/30 split anymore
– streamers with a 70/30 split will get a 50/50 split after $100k earningsThey cite video hosting costs as a reason to move away from 70/30https://t.co/eI1I06n6uh pic.twitter.com/2pNQSlK8O6
— Nibel (@Nibellion) September 21, 2022
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