Die große Berichtssaison der Gaming-Unternehmen geht weiter. Nachdem Sony, Nintendo und Take-Two ihre Zahlen vorgelegt haben, mache ich mit Activision Blizzard weiter, um wie immer meine zwei Cent zu den Zahlen zu äußern. Wie immer handelt es sich nicht um eine Kauf oder Verkaufsempfehlung und generell um keine Anlageberatung. Es kann hierbei zu einigen Verwirrungen kommen, da zum einen die Zahlen aus dem vierten Quartal veröffentlicht wurden und gleichzeitig im Anschluss auch die Zahlen vom gesamten Jahr, also alle vier Quartale miteinander addiert. Ich werde hierbei die Ergebnisse von jedem Studio erläutern und am Ende dann einmal die Quartalsergebnisse vom gesamten Unternehmen – also Activision, Blizzard und King – und dann die Jahresergebnisse von selbigen beleuchten. Werfen wir zunächst einen Blick auf den meiner Meinung nach interessantesten Teil des Unternehmens: Blizzard.
Das Studio kann seine bisher höchsten Quartals Nettobuchungen verzeichnen. Vor allem die beiden World of Warcraft-Titel, wie auch Diablo und Overwatch 2 sind dafür maßgeblich verantwortlich. Der Umsatz von Blizzard stieg im vierten Quartal im Jahresvergleich um rund 90 Prozent, also auf 794 Millionen. Auch das Betriebsergebnis konnte man um 93 Prozent steigern. Insgesamt konnten die drei Titel über jeweils 100 Millionen US-Dollar an Nettobuchungen für Blizzard einspielen. Auch ein erhebliches Nutzerwachstum gab es. So konnte man die Anzahl der MAUs von 31 Millionen im letzten Quartal auf 45 Millionen steigern. Das entspricht einem Anstieg von 45 Prozent.
Overwatch 2 hat mit Sicherheit den Löwenanteil an diesen guten Zahlen. Durch das Einführen des Free-to-Play-Modell erreicht das Spiel Overwatch die höchsten Spielerzahlen und gespielten Stunden in seiner Gesichte. Auch die Ingame-Käufe befinden sich auf dem Höchstniveau der Overwatch-Geschichte. Die Nutzerbasis und Ingame-Einnahmen von Diablo Immortal sind noch immer auf einem stabilen Niveau. Blizzard ist zudem zuversichtlich, Diablo IV wie geplant am 06. Juni 2023 für PC und die Konsole zu veröffentlichen.
Activision
Kommen wir aber nun zum zweiten Teil des Unternehmens: Activision. Hierbei zeichnet Call of Duty: Modern Warfare 2 als klarer Umsatztreiber ab und sorgt für eine Verbesserung im Betriebsergebnis als auch bei den Nettoeinnahmen. Die Nettoeinnahmen steigen um rund 60 Prozent. Ein starker Grund für diesen Anstieg war auch die Vertriebsstrategie von Activision. Während das Spiel über Jahre nur im Battle.net downloadbar war, konnte man sich dieses Spiel auch über Steam beschaffen. Auch der neue DMZ-Modus hat das Spiel für User interessanter gemacht, sagt Activision. 111 Millionen aktive Nutzer konnte Activision in den letzten drei Monaten verzeichnen, was einem Anstieg von rund 4 Prozent gegenüber dem Vorjahr und rund 14 Prozent gegenüber dem vorangegangenem Finanzquartal entspricht.
Auch für die mobile Version von Call of Duty geht es weiterhin bergauf. Nach einem zweistelligen Wachstum im Vergleich zum Vorjahr kann der mobile Ableger einen Rekord in den Nettobuchungen erzielen. Call of Duty: Modern Warfare II war das meistverkaufte Videospiel im Jahr 2022 und damit auch gleichzeitig das erfolgreichste des gesamten Franchises.
King
Zum mobilen Studio und dem dritten Unternehmen im Bunde gibt es wie fast immer relativ wenig zu sagen. King performt weiterhin gut und kann im vierten Quartal einen Anstieg auf 727 Millionen US-Dollar erreichen, was einem Wachstum von 6 Prozent entspricht. Das Betriebsergebnis sinkt jedoch um fast 20 Prozent auf 310 Millionen US-Dollar. Die Ingame-Buchungen stiegen um 9 Prozent. Das Spiel Candy Crush feierte im November 2022 seinen zehnten Geburtstag, wodurch die Ingame-Netto-Buchungen für das Spiel im Vergleich zum Vorjahr um 20 Prozent einstiegen.
Activision Blizzard King
Das vierte Quartal im gesamten Unternehmen konnte den Gewinn der Aktie wie auch den Umsatz hingegen den Erwartungen übertreffen. Der Gewinn je Aktie wurde übertroffen. Statt 1,51 US-Dollar, konnte das Unternehmen auf 1,87 US-Dollar je Aktie. Der Umsatz betrug 2,33 Milliarden US-Dollar und konnte im Vergleich zum Vorjahr um rund 8 Prozent wachsen, während es im Vorjahr noch 2,16 Milliarden waren. Insgesamt legten die Nettobuchungen um 43 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 3,57 Milliarden US-Dollar zu. Der größte Anstieg seit neun Quartalen.
Auch die Buchungen konnten einen saftigen Anstieg von über 43 Prozent verzeichnen und stiegen somit auf 3,57 Milliarden Dollar. Beim Nettogewinn machte man rund 28 Prozent weniger und kommt somit auf 403 Millionen Dollar. 564 Millionen US-Dollar erzielte man im Vorjahr. Das Nutzerwachstum konnte man leicht um 5 Prozent steigern und erreichte, 389 Millionen Nutzer. Das Ergebnis je Aktie betrug o,51 US-Dollar, im Vorjahr waren es noch 0,72 US-Dollar.
Zwar hat das operative Ergebnis von 368 Millionen US-Dollar im Vergleich zum Vorjahr massiv abgenommen (Vorjahr: 682 Millionen US-Dollar), dafür konnte man aber in einer der wichtigsten Kennzahlen – dem operativen Cashflow – fast eine Verdoppelung erzielen. Von 661 Millionen US-Dollar im Vorjahr steht nun ein operativer Cashflow von 1,12 Milliarden US-Dollar.
Activision Blizzard King Jahreszahlen
Insgesamt war das gesamte Jahr für Activision Blizzard eher verhalten. Der Umsatz ging um 14,5 Prozent auf 7,5 Milliarden zurück und auch der Nettogewinn rauschte um rund 44 Prozent auf 1,50 Milliarden Dollar nach unten. Die Buchungen konnten dafür immerhin ein kleines Plus von rund 2 Prozent auf 8,51 Milliarden verzeichnen.
Am 06. Februar eröffnete die Aktie bei 69,50 Euro, fiel im Laufe des Tages runter auf 67,40 Euro und schoss durch die Veröffentlichung der Zahlen am 07. Februar auf 69,90 Euro. Im Laufe des Tages – zum Zeitpunkt des Artikels – pendelt sich die Aktie zunächst bei 66,16 Euro und nun bei rund 69 Euro ein.
Mein Fazit zu den Zahlen
Ich denke, dass die Blizzard-Zahlen nach wie vor eine pure Enttäuschung sind. Zugegeben sind die Spielerzahlen um fast 15 Millionen gestiegen, wie auch die Umsätze und die Verweildauer. Doch hat Blizzard in diesem Quartal sein komplettes Potenzial ausgeschöpft. Wir haben den Nachfolger von Overwatch – der größten Marke von Blizzard – bekommen, zudem ein WoW Remake UND einen völlig neuen Teil mit Dragonflight. In Anbetracht dessen finde ich das Wachstum von 15 Millionen Spielern lachhaft. Publisher wie Sony, Nintendo oder Take-Two schaffen es, mit einem AAA-Release – vor allem, wenn es sich um direkte Nachfolger einer ihrer größten Marken handelt – so viele Spieler zu begeistern.
Nun könnte man argumentieren, dass es sich um Service Games handelt, während Elden Ring, God of War oder Red Dead Redemptiom oder der neuste Pokémon-Teil lediglich Single Player Games sind und dieses Argument ist auch völlig richtig. Nur muss ein Service Game wie Overwatch oder WoW, was ständig mit neuen Inhalten gefüllt wird, Quartal für Quartal und Jahr für Jahr mehr umsetzen und mehr Spielerzahlen gewinnen bzw. wenigstens ein stabiles Niveau der Zahlen aufrechterhalten. Ich bezweifle sehr stark, dass Overwatch 2 im nächsten Quartal noch immer die gleiche Relevanz wie aktuell hat.
Im Dezember 2021 hatte Blizzard 24 Millionen Nutzer, während im vierten Quartal 2022 45 Millionen Nutzer vorweisen kann. Berücksichtigen muss man hierbei jedoch, dass Blizzard in Sachen Spielerzahlen ein wenig nachhilft und die Zahlen bewusst oder unbewusst etwas beschönigt. Ein Spieler zählt nämlich doppelt, für jedes Spiel, in welchem er sich einloggt. Blizzard pusht aktiv Angebote in einem Spiel, welche ebenso in einem anderen Spiel genutzt werden können. Zum Beispiel bekommt jener Spieler, welcher ein 6-Monats-WoW-Abo für rund 65 Euro abschließt, Boni im Wert von 140 Euro in Hearthstone.
Es war immer die Philosophie von Blizzard, dass man durch Ingame-Käufe in einem Blizzard-Spiel auch immer kosmetische Inhalte in anderen Spielen bekommt. Denn Blizzard-Fans waren grundsätzlich auch offen für andere Spiele und genau das war auch immer das Geniale am Unternehmen und für mich ein Investment Case. In erster Linie ist es natürlich toll für einen Hearthstone-Spieler derart krasse Ingame-Belohnungen zu erhalten, aber dadurch werden ebenso die monatlichen Spielerzahlen von Blizzard beschönigt. Ich denke also, dass die Spielerzahlen die Blizzard ausgibt, nicht die Realität abbilden.
Ich halte die Aktie von Activision Blizzard nach wie vor für nicht kaufenswert. Sollte jedoch der Deal von Microsoft durchkommen, kann man hierbei eine kleine Zocker-Position eingehen. Die Aktie befindet sich jetzt bei rund 70 Euro, Microsoft bezahlt aber 95 Euro pro Aktie für die Übernahme, weshalb man im Falle einer Übernahme 35 Prozent Rendite einfahren kann. Wer also an die Übernahme glaubt, macht mit einem Investment grundlegend nichts falsch. Sollte die Übernahme aber nicht durchkommen, hat man in meinen Augen kein schönes und wirklich gutes Unternehmen im Depot.
Activision Blizzard FY22 Q4 Earnings
Net revenue: $2.33B +7.9% YoY
Q4 GAAP Operating Margin 16%Full year revenue $7.53B -14.5% YoY
88% of revenue is digitalActivision segment up 60% YoY on strong MW2 release. Highest opening quarter sell-through in franchise history
1/2 pic.twitter.com/DHSLnRSNcF
— MauroNL (@MauroNL3) February 6, 2023
Ein Kommentar
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