Ich habe Take-Two schon lange auf meiner Watchlist und schon damals habe ich die Aktie zusammen mit Nintendo und PlayWay als eine sehr krisensichere Gaming-Aktie eingestuft. Vor allem die starke Bilanz und die geringen Schulden haben mich damals angelächelt. Nun hat das Unternehmen die Zahlen zum zweiten Quartal des Fiskaljahres 2023 veröffentlicht und die haben dem Aktienkurs ordentlich zugesetzt. Ich werde nun die Ergebnisse analysieren und meine Meinung dazu abgeben. Vor allem interessiert es mich, ob der Crash der Aktie gerechtfertigt ist. Der Investorenbericht wie auch der entsprechende Investoren-Call wird immer ein wenig durch die Blume formuliert. Oftmals steckt der Teufel im Detail, und diesen gilt es ausfindig zu machen. Hierbei handelt es sich um keine Kauf und oder Verkaufsentscheidung! Ich biete keine Anlageberatung!
Fangen wir mit dem Umsatz an. Dieser ist im Vergleich zum Vorjahreszeitraum von 832 Millionen auf 1,22 Milliarden US-Dollar geklettert. Allerdings bedenklich ist, dass Take-Two einen Verlust von 257 Millionen vorweist, während man im Vorjahresquartal noch einen Profit von 10,2 Millionen erwirtschaften konnte. Hier muss man sich fragen, wie dieser starke Verlust zu Stande kommt. Ich denke, dass das Unternehmen massiv investiert hat und auch die Zynga-Übernahme dürfte noch etwas nachwirken. Das Unternehmen hat damals einen sehr teuren Preis für Zynga bezahlt, während das Unternehmen kaum profitabel ist. In meinen Augen war das ein sehr riskantes und teures Unterfangen und ich bin gespannt, ob sich diese Übernahme rechnet. Aus dem Aspekt der mobilen Sparte, war der Zukauf aber sicherlich eine Investition in die Zukunft. Denn das Unternehmen sagt selbst, dass App-Käufe ausschlaggebend für ihren gewachsenen Umsatz waren. Die Nettobuchungen betragen 1,5 Milliarden Dollar. Das Unternehmen gibt sich zuversichtlich, dass es im Laufe der Zeit die Marke von 5 Milliarden Dollar in Puncto Nettobuchungen knacken kann. Im Gegenzug kündigt Take-Two auch an, 100 Millionen US-Dollar eingespart zu haben.
Von Take-Two wird immer behauptet, dass sie zu abhängig von einem Titel sind. Doch ich bin der Meinung, dass sich dieses Stigma langsam etwas löst. Mittlerweile macht das NBA-Franchise wie auch Red Dead Redemption einen erheblichen Teil vom Umsatz aus und sind als Marke für das Unternehmen immer wichtiger. NBA2K23 wurde rund 5 Millionen Mal verkauft und kann mit den Käufen virtueller Währung punkten. Im Schnitt kann das Spiel 2 Millionen daily active users vorweisen.
Auch Red Dead Redemption ist längst kein Nischenprodukt mehr. Der zweite Teil vom Spiel konnte sich bis dato 46 Millionen Mal verkaufen und wird mit Red Dead Online im Dezember auch einen standalone online Modus bekommen, der für weitere Mikrotransaktionen sorgen dürfte.
Das Mobile Business erzielte im Jahresvergleich ein Wachstum im Anzeigengeschäft im mittleren Zehnerbereich, hingegen In-App-Käufe schwächeln. Das begründet Strauss Zelnick vor allem mit dem makroökonomischen Marktumfeld. Aus diesem Grund spricht das Unternehmen auch einen Abwärtsdruck aus. Das aktuelle Marktumfeld und die globale Lage sind äußerst schwierig und es kann sein, dass die Menschen deutlich weniger Ingame-Käufe tätigen bzw. überhaupt Zeit vor den Spielen von Take-Two verbringen.
Trotzdem brauchen wir uns nicht vormachen, dass GTA nach wie vor das Zugpferd im Unternehmen ist, auch wenn sich mit der vollständigen Implementierung und der Eingliederung von Zynga ändern kann. In GTA sehe ich einen der Hauptgründe für den Kursrutsch. Zwar wächst GTA+ weiterhin und GTA V wurde mittlerweile 170 Millionen mal verkauft, jedoch zeichnet sich klar ab, wie marginal die Verkaufszahlen im Quartal von GTA V nur noch sind. Mit einer Million verkauften Exemplare in den drei Monaten stellt GTA V den niedrigsten Stand seit Release dar. Ich selbst gehöre zu jener Gattung Mensch, die noch vor einigen Monaten der Meinung war, dass GTA VI keine Eile hat, weil GTA V noch immer gut läuft. Nun muss ich mir jedoch eingestehen, wie wichtig der neue Teil von Grand Thef Auto für Take-Two wird. Der Release-Druck auf Rockstar steigt somit. Hier sieht man einmal mehr wie schlau das Unternehmen ist und wie viel Weitsicht sie besitzen. GTA V wird langsam irrelevanter und innerhalb der nächsten Jahre wird der Nachfolger bereit zum Release sein.
I’ll be covering Take-Two Interactive’s Q2 FY2023 earnings call in this thread.
This thread will include my best attempt at live transcription of relevant details. pic.twitter.com/6xi2aHbNSX
— Derek Strickland (@DeekeTweak) November 7, 2022
Mein Fazit
Natürlich tut es weh, dass GTA V sich nicht mehr so stark verkauft – wobei das natürlich Auslegungssache ist. Eine Million Exemplare für ein Spiel, welches fast 10 Jahre alt ist, ist in meinen Augen nicht wirklich grottig. Selbstverständlich tut auch der Verlust weh, den Take-Two eingefahren hat und das ist eine Tatsache, die man hier auf keinen Fall ignorieren darf. Trotzdem denke ich, dass Take-Two in einer der besten Situationen steckt, in welcher man als Gaming-Unternehmen stecken kann. Sicherlich sind die globalen, politischen Situationen aktuell ein Schlag in die Magengrube für die Unterhaltungsindustrie, weil ich jedoch langfristig denke, beeinflusst das meine Kaufentscheidung nur minimal.
Sicherlich ist an der Floskel „Take-Two ist zu abhängig von Grand Theft Auto“ etwas dran. Aber kann man nicht eigentlich froh sein, dass Rockstar Games ein derart erfolgreiches Spiel auf den Markt gebracht hat? In meinen Augen ist es besser ein Spiel zu entwickeln, welches sich 100 Millionen Mal verkauft als 10 Spiele, die sich jeweils eine Million Mal verkaufen. Zudem habe ich ja bereits angesprochen, dass Take-Two in meinen Augen längst nicht nur GTA zu bieten hat.
Das Red Dead Redemption Franchise hat sich weltweit bereits 70 Millionen Mal verkauft, das NBA2k Franchise kann 130 Millionen verkaufte Einheiten vorweisen, Bioshock 41 Millionen, Borderlands 77 Millionen, Sid Meier’S Civilization 63 Millionen und schließlich das GTA-Universum mit 385 Millionen Exemplaren.
Take-Two kann die Erwartungen erfüllen und hat eine starke Pipeline in der Hinterhand. „Wir haben 87 Titel, die auf Mobilgeräten, PCs und Konsolen und es ist die stabilste Pipeline, die wir je hatten, und eine der stabilsten Pipelines in der Branche“. Die wiederkehrenden Verbraucherausgaben sollen um 125 % steigen 72 % der Konsolenspiele sollen im 3. Quartal digital ausgeliefert werden. Ich denke, dass die Marge aufgrund dieser Tatsache steigen wird. Ich werde weitere Recherchen zum Unternehmen anstellen und sollte ich in das Unternehmen investieren, werde ich meine Kaufentscheidung noch einmal deutlicher dort erklären. Strauss Zelnick selbst hat eine Frage von einer Journalistin erhalten, auf die er in meinen Augen sehr gut antwortet. Der CEO kümmert sich nicht um den Aktienkurs oder blickt nicht auf das nächste Quartal, sondern denkt langfristig und im Sinne des Unternehmens. In meinen Augen wäre es falsch aus seiner Sicht zu sagen, dass nur weil der Aktienkurs nun absackt, kommende Releases mit mehr Druck und Crunch durchzuhauen. Stattdessen sagt er, dass er keinen Grund sieht, die Dauer der Entwicklung zu kürzen, weil sein Anspruch qualitativ hochwertige Spiele sind. Wenn ich mir eine Aktie kaufe, schaue ich auf das Verhältnis von Chance und Risiko. Ich denke, dass die Take-Two Aktie historisch gesehen aktuell sehr günstig im Verhältnis zu ihren Chancen ist, die das Unternehmen bietet.
Zelnick on 18% Take-Two stock crash:
“I am a bit surprised, it seems severe. But in fairness there’s an awful lot of securities under pressure right now, particularly in the entertainment space…” pic.twitter.com/bJ28daw07F
— Derek Strickland (@DeekeTweak) November 8, 2022