In der sich wandelnden Landschaft der Videospielindustrie sieht sich der renommierte japanische Spielepublisher Bandai Namco gezwungen, drastische Maßnahmen zu ergreifen. Angesichts sinkender Nachfrage und enttäuschender Verkaufszahlen hat das Unternehmen begonnen, sein Portfolio zu bereinigen und die Belegschaft zu reduzieren.
Traditionelle japanische Methoden des Personalabbaus
Aufgrund der strengen Arbeitsschutzgesetze in Japan greift Bandai Namco auf eine umstrittene, aber nicht unübliche Praxis zurück: die sogenannten “Oidashi Beya” oder “Vertreibungsräume”. In diesen Räumen werden Mitarbeiter ohne konkrete Aufgaben “geparkt”, was indirekt Druck ausübt, das Unternehmen freiwillig zu verlassen.
Von den insgesamt 1.300 Beschäftigten wurden etwa 200 Mitarbeiter in die sogenannten Vertreibungsräume versetzt. Diese Maßnahme zeigte schnell Wirkung: Bereits knapp 100 Angestellte haben als Reaktion darauf das Unternehmen verlassen. Die Führungsebene geht davon aus, dass dieser Trend sich fortsetzen wird.
In den kommenden Monaten rechnet man mit weiteren Kündigungen, was die angespannte Lage im Unternehmen weiter verschärfen dürfte. Diese Entwicklung verdeutlicht die Effektivität, aber auch die Kontroverse der gewählten Personalpolitik von Bandai Namco in Zeiten wirtschaftlicher Herausforderungen.
Bandai Namco betont, dass das Ziel nicht sei, Mitarbeiter zum Verlassen des Unternehmens zu drängen. Ein Unternehmenssprecher erklärte: „Einige Mitarbeiter müssen möglicherweise eine gewisse Zeit warten, bevor sie ihrem nächsten Projekt zugewiesen werden, aber wir schreiten mit Zuweisungen voran, sobald neue Projekte entstehen.“
Hintergründe der Krise
Die Spielebranche sieht sich derzeit mit mehreren Herausforderungen konfrontiert, die auch Bandai Namco stark treffen. Nach dem außergewöhnlichen Boom während der COVID-19-Pandemie ist die Nachfrage deutlich zurückgegangen, da die Nutzer nun wieder weniger Zeit für Spiele haben.
Dieser Post-Pandemie-Effekt macht sich besonders im Bereich der Smartphone- und Online-Spiele bemerkbar, wo eine spürbare Marktsättigung und abgekühlte Stimmung zu verzeichnen sind. Die finanziellen Folgen für Bandai Namco sind erheblich: In nur drei Quartalen bis Dezember sah sich das Unternehmen gezwungen, Abschreibungen in Höhe von 21 Milliarden Yen – umgerechnet etwa 141 Millionen Euro – vorzunehmen.
Diese Zahlen verdeutlichen die ernst zu nehmende wirtschaftliche Situation, in der sich der renommierte Spielepublisher befindet.
Folgen der Kündiungswelle
Die Kündigungswelle bei Bandai Namco hat weitreichende Konsequenzen für das Spieleportfolio des Unternehmens. Als direkte Folge des Personalabbaus mussten mehrere laufende und geplante Projekte eingestellt oder verschoben werden.
Besonders hart traf es das beliebte Smartphone-Spiel “Tales of the Rays”, dessen Betrieb komplett eingestellt wurde. Auch das vielversprechende Online-Spiel “Blue Protocol” fiel den Sparmaßnahmen zum Opfer; seine Abschaltung wurde für Januar angekündigt.
Darüber hinaus sah sich Bandai Namco gezwungen, mehrere Spiele zu canceln oder deren Entwicklung vorübergehend auszusetzen. Darunter befinden sich auch Projekte mit populären Anime-Charakteren wie Naruto und One Piece, die normalerweise Verkaufsgaranten sind.
Besonders überraschend war die Absage eines von Nintendo in Auftrag gegebenen Projekts, was die Schwere der finanziellen Situation unterstreicht. Diese Einschnitte im Produktportfolio zeigen deutlich, wie tiefgreifend die Restrukturierungsmaßnahmen das Unternehmen und seine Fähigkeit, neue Spiele zu entwickeln und zu veröffentlichen, beeinflussen.