Der FaZe Clan gilt als eine der bekanntesten Organisationen im Esports und hat sich unlängst als Lifestyle Brand über dem Gaming-Kosmos etabliert. Die Organisation erlebte einen kometenhaften Aufstieg und ausnahmslos alle Mitglieder innerhalb dieser Organisation waren einst gefeierte Stars, verdienten Millionen mit dem Streamen von Videospielen und hatten sogar Kontakte zu weltbekannten Celebrities.
Doch die letzten Jahre zeigten, dass von dem Glanz und Glamour – von welchem die Organisation einst umgeben war – nicht mehr viel übrig ist. Fehltritte, öffentliche Anfeindungen, Lügen, Manipulationen, Streit in der Führungsriege und schließlich ein Machtwechsel – der Ruf der Organisation ist im Keller und jeder fragt sich, wie es so weit kommen konnte. Heute wurde bekannt, dass die Organisation für 18 Millionen Dollar verkauft wurde und mit der Einstellung der alten Führungsriege wie Banks, Temperrr oder Apex zu alter Stärke gelangen soll. In diesem Artikel gehe ich auf den Leidensweg der Organisation ein.
FaZe Clan’s OG founders return to power after being acquired by Gamesquare.
– Banks to be CEO of FaZe Clan
– Temperrr as President
– Apex as COO
– “Founders are focused on refreshing the FaZe Clan brand, re-engaging with its core fanbase” pic.twitter.com/YLCWQNIeyR— Dexerto (@Dexerto) October 20, 2023
Der Aufstieg von FaZe
FaZe schaffte es mit genialem Marketing und viralen Clips an Bekanntheit zu kommen und während sie zunächst belächelt und als Meme-Team tituliert wurden, investierten sie eine Menge Geld in große Namen und schafften es sowohl in Counter-Strike Global Offensive als auch in Call of Duty, die Spitze der globalen Elite zu erobern. Später haben sie mit ihrem Streamer Tfue maßgeblich das Streaming-Geschäft auf Twitch revolutioniert.
Das Team setzte bei ihrem Aufstieg auf die Strategie in möglichst vielen Spielen vertreten zu sein und damit ihre Magie nicht nur in einem, sondern in vielen Titeln zu verbreiten. Keine unkonventionelle Strategie, denn die meisten Organisationen waren gleichzeitig mit mehreren Teams aufgestellt – doch FaZe machte scheinbar etwas besser als andere Organisationen und schaffte es vermeintlich profitabler zu sein.
Und die Strategie ging auf: Denn FaZe schaffte es mehr und mehr große Investoren an Land zu ziehen, die bereit waren, die Organisation mit Geld zu bewerfen. Eine dieser Investitionen war ein Deal mit der inzwischen eingestellten Social-Media-Website Hubrick aus dem Jahr 2015, die beispielsweise den Aufbau der CS:GO-Sparte ermöglichte.
Das Hauptaugenmerk von FaZe lag darin, YouTube Content zu produzieren, der im Trend war und benutzt ihre eigenen Content Creator, um lustigen Content wie Pranks oder Challanges zu produzieren. Über diesen Weg bekamen sie in Windeseile eine Menge Follower auf YouTube und den anderen sozialen Netzwerken, blieben gleichzeitig aber auch eine große Nummer im Esports und konnten vor allem in CS:GO große Major-Turniere gewinnen.
Dabei sah sich der FaZe Clan auch in der Rolle einer Agentur. Sie nahmen beispielsweise Twitch-Einnahmen der eigenen Content-Ersteller, vermittelten aber auch große Deals mit großen Marken, wodurch wieder mehr Einnahmen und im Gegenzug noch mehr und noch größere Influencer ins Boot geholt werden konnten.
Das Verpflichten von großen Content Creatoren und professionellen Spielern in sämtlichen Spielen hatte aber auch seinen Preis. Wie viel der Clan auch an monatlichen Klicks erzielte oder wie viele Events er gewinnen konnte: Der Clan war nicht profitabel und musste weiter wachsen. Das Management – welches längst ausgetauscht wurde – sah einen Börsengang als Möglichkeit an, an noch mehr Geld zu gelangen.
Der Börsengang
Im Mai 2022 ging der FaZe Clan an die Börse und sollte damals mit über 725 Millionen Euro an Börsenwert an den Start gehen. Teilweise lag die Bewertung sogar bei über einer Milliarde Dollar. Damit sollte FaZe die wertvollste Esports-Organisation weltweit werden und hängt damit andere börsennotierte Teams wie Astralis oder Guild Esports meilenweit ab. Auch ich habe das Unterfangen verfolgt und mit einem Investment geliebäugelt. Dabei ist die Art und Weise wie FaZe an die Börse gegangen ist jedoch etwas anders als gewöhnlich abgelaufen. Normalerweise erfolgt ein IPO über einen Börsengang und Anleger investieren direkt in die Firma.
Dieser Börsengang ist jedoch umständlicher und dauert länger. Durch eine sog. Special Purpose Acquisition Company kann man den Prozess beschleunigen und eine Mantelgesellschaft geht zunächst an die Börse, um das damit eingesammelte Geld dann in eine Firma – in diesem Fall FaZe – zu investieren. Ein Vorgang, den ich selbst nicht verstehe, aber vor allem in den USA den sonst gewöhnlichen IPO mit deutlich weniger Kosten und Aufwand vonstattengehen lässt. Aktuell ist B. Riley Prince 150 Merger Corp die Mantelgesellschaft, die für FaZe den Börsengang abgewickelt hat. Investiert man also in den FaZe Clan, so investiert man zunächst in die Mantelgesellschaft.
Faze hat einem Fusionsvertrag zugestimmt, wodurch ihnen nun der Weg zur Börse geöffnet wurde. Die Esports-Organisation erhielt 291 Millionen Dollar, damit sie anorganisch wachsen kann. Neue Inhalte, Spiele, Unterhaltung, Verbraucherprodukte sowie Metaverse- und NFT-Inhalte sollten in Zukunft vermehrt eine Rolle bei FaZe spielen, wofür die stattliche Summe aufgewendet werden sollte.
Lee Trink, der CEO von Faze sagte in einem Statment damals: „In unserer kurzen Geschichte haben wir uns von einem disruptiven Content-Generator zu einer der weltweit meist dekorierten und erfolgreichsten Esports-Franchises und nun zu einer der weltweit anerkanntesten und meist verfolgten Marken der jüngeren Generation entwickelt“. Weiter sagt er, dass er FaZe zur Stimme der Jugendkultur macht und zu einer Marke, die sich an der Schnittstelle von Inhalten, Spielen, Unterhaltung und Lifestyle in der Welt der Digital Natives befindet.
Und genau das habe ich damals auch so unterschrieben. Denn für mich hat es FaZe geschafft eine Lifestyle Brand zu werden und damit Unternehmen wie Nike, Disney oder Apple Konkurrenz zu machen. Für mich war das Unternehmen längst keine Esport-Organisation mehr, sondern ein großer Teil einer Jugendkultur, die mit dafür gesorgt hat, dass Streamer wie Superstars behandelt und gefeiert werden. Für viele junge Menschen war es ein Traum, einmal unter der Flagge von FaZe zu spielen oder zu streamen. Der FaZe Clan hat Gaming in den Mainstream gebracht und das sind einfach die harten Fakten.
FaZe Clan raised $40 million in venture capital and went public at a $725 million valuation last year.
But the esports organization watched its stock drop from $24 to $0.20, and they are now being acquired for $16 million.
That’s a 98% drop from the IPO. pic.twitter.com/KvbK24daso
— Joe Pompliano (@JoePompliano) October 20, 2023
Talfahrt und Verkauf von FaZe
Der Börsengang von FaZe hat dafür gesorgt, dass die gesamte Esports-Branche wie ein Kartenhaus zusammenfällt. Während FaZe die mehr oder weniger großen Skandale rund um Tfue oder ihrer Krypto-Scam Content Creator gut abwenden konnte, konnte man aufgrund des Börsengangs nun einen Blick in die Bücher der Organisation werfen. Diese Einsicht enthüllte ein Bild der völlig unprofitablen Esports-Branche und zeigte, dass keine Esports-Organisation wirklich in der Lage ist, Gewinne zu erwirtschaften.
Das ist aus Sicht von potenziellen Geldgebern natürlich eine absolute Redflag, denn da wo man nicht in der Lage ist Geld zu verdienen, möchte man natürlich auch kein Geld investieren. Man kann also durchaus das Argument aufbringen, dass der Börsengang dafür gesorgt hat, dass heute die gesamte Esports-Branche am Straucheln ist. Auf der anderen Seite sorgt es auch für Transparenz und Investoren und Anleger wissen nun viel besser, wo sie dran sind und sind möglicherweise gewillt, neue Wege zu finden, als Esports-Team profitabel zu werden.
Wie unprofitabel das Konstrukt von FaZe war erklärt Rain in dem Video unten. CS:GO nahm beispielsweise 514.000 Dollar ein, kostete jedoch 576.000 Dollar. Halo Infinite nahm 108.000 Dollar ein, kostete jedoch 194.000 Dollar, Rocket League nahm 87.000 Dollar ein, kostete jedoch 123.000 Dollar, Rainbow Six 80.000 an Einnahmen, 124.000 an Ausgaben etc.
Jede Division von FaZe ist unprofitabel und es wurde einfach zu viel Geld verbrannt. Jeder Anleger – welcher halbwegs Ahnung von wirtschaftlichen Zusammenhängen hat – hat also schnell gemerkt, dass FaZe im Grunde nichts wert war, weshalb sich entsprechend schlecht der Aktienkurs über die Jahre und letzten Monate entwickelt hat.
Vom alten Glanz der Organisation ist nicht mehr viel übrig und sicherlich liegt es auch am völligen Missmanagement und einem Börsengang, der nur den Zweck haben sollte, die damaligen CEOs zu bereichern, nicht aber um die Brand nach vorne zu bringen. Ob es also wirklich das Ende einer Ära ist oder ob die alten Hasen – welche das Unternehmen zu dem gemacht haben, welches es einst war – es erneut schaffen bleibt abzuwarten.
Ein Kommentar
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