Wenn man an die größten Konkurrenten von Nintendo denkt, kommen den meisten sofort Sony mit der PlayStation oder Microsoft mit der Xbox in den Sinn.
Diese Unternehmen beherrschen den Markt der Videospiele vor allem auch deshalb, weil sie die wesentlichen Verkaufsstellen für Videospiele besitzen und mit der PlayStation, der Xbox oder auch dem Betriebssystem Windows (rund 72 Prozent Marktanteil) die Plattformen stellen, auf denen Videospiele gespielt werden können.
Doch ein viel interessanterer und weniger offensichtlicher Konkurrent stellt sich in Form eines Unternehmens dar, das vordergründig nicht im Gaming-Bereich aktiv ist: Disney.
Die Walt Disney Company ist nicht nur ein Medienriese mit Filmen, Freizeitparks und unzähligen Merchandise-Produkten, sondern auch ein Imperium, das in puncto Markenwert und kultureller Bedeutung direkt mit Nintendo konkurriert.
Zwar nicht nur mit Nintendo direkt, sondern mit allen Unternehmen der Unterhaltungsbranche, die es auf unsere Freizeit abgesehen haben – die wir immer mehr auch den Videospielen widmen.
Warum sich gerade diese beiden Unternehmen im Kampf befinden, wird anhand zweier der bekanntesten Figuren der Popkultur – Micky Maus und Super Mario – deutlich.
Wer heutzutage durch den Supermarkt geht oder einen Dekoladen betritt, wird es bemerken: Nintendo-Charaktere sind präsenter denn je.
Ob in Freizeitparks, Museen, auf Chipsdosen, Zahnpasta, Socken oder sogar auf Weckern – das japanische Unternehmen scheint seinen Einfluss weit über den Videospielmarkt hinaus auszudehnen.
Dieser Artikel ist inspiriert von FireBro’s YouTube Video mit selbigen Thema.
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Das Jahr 2011: Nintendo im Wandel
Oft wird behauptet, dass sich Nintendo erst nach dem Tod seines ehemaligen Präsidenten Satoru Iwata stark verändert habe. Tatsächlich jedoch war es Iwata selbst, der den Wandel in Gang setzte.
2011 lehnte Nintendo noch entschieden ab, Spiele für Smartphones zu entwickeln, da das Unternehmen befürchtete, dass dies den Wert seiner Marken mindern würde. Doch mit dem Misserfolg des 3DS und insbesondere der Wii U geriet Nintendo unter Druck.
Gleichzeitig erlebte der Smartphone-Markt ein massives Wachstum, und Investoren drängten Nintendo dazu, seine beliebten Marken auch auf mobilen Plattformen zu veröffentlichen.
Im Jahr 2015 kam dann angesichts der Nintendo-Krise der große Umschwung. Eine Partnerschaft mit dem Unternehmen DeNA wurde eingegangen, um mobile Spiele zu entwickeln.
Dies führte zur Veröffentlichung von Titeln wie Miitomo, Pokémon Go und Super Mario Run. Doch der Wandel ging über Videospiele hinaus: Iwata hatte bereits Verhandlungen mit Universal und Illumination geführt, um Freizeitparks zu bauen und einen Super Mario-Film umzusetzen.
Parallel wurden die Heimkonsolen- und Handheld-Teams zusammengeführt, um die Entwicklung einer hybriden Konsole zu ermöglichen – der Nintendo Switch.
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Die Symbolkraft von Micky Maus und Super Mario
Micky Maus und Super Mario sind weit mehr als nur einfache Charaktere aus Kindheitserinnerungen – sie sind globale Ikonen.
Micky Maus, erschaffen von Walt Disney im Jahr 1928, wurde schnell zum Symbol der gesamten Disney-Marke. Er repräsentiert die Magie, Kreativität und das Erbe des Unternehmens. Seine Präsenz in Filmen, Serien, Merchandise-Produkten und Freizeitparks ist allgegenwärtig.
Super Mario hingegen, erstmals 1981 in Donkey Kong und ab 1985 mit Super Mario Bros. als Hauptfigur, wurde zur bekanntesten Videospielfigur der Welt. Er steht für Spielspaß, Abenteuer und die Innovationskraft von Nintendo.
Beide Figuren haben also eine ähnliche Funktion: Sie sind das Aushängeschild ihrer jeweiligen Marken, wecken nostalgische Emotionen und sprechen sowohl Kinder als auch Erwachsene an.
Die Konkurrenz zwischen Disney und Nintendo besteht darin, welche dieser beiden Figuren die größte kulturelle und wirtschaftliche Relevanz besitzt – und damit das Herz und die Brieftasche des Publikums erobert.
Shigeru Miyamoto, der kreative Kopf hinter Nintendo-Hits wie Super Mario und The Legend of Zelda, scheint geradezu besessen davon zu sein, den Erfolg von Disney zu übertreffen.
In zahlreichen Interviews zieht er Parallelen zwischen Mario und Micky Maus und hat wiederholt betont, dass er “seinen eigenen Micky Maus erschaffen” wollte.
Mario sei nicht nur eine Spielfigur, sondern eine Ikone, die – ähnlich wie Micky Maus – in verschiedenen Medien bestehen soll.
Miyamoto hat zudem erkannt, welche Fehler Disney in der Vergangenheit gemacht hat. So glaubt er beispielsweise, dass Micky Maus durch moderne Designanpassungen einen Teil seines ursprünglichen Charmes verloren hat.
Daher achtet Nintendo besonders darauf, dass sich Mario in neuen Medien und Technologien weiterentwickelt, ohne seine ikonische Identität zu verlieren.
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byu/SyllabubOk5283 inMario
Disney und Nintendo: Geschäftsmodell Nostalgie
Sowohl Disney als auch Nintendo setzen massiv auf Nostalgie. Disney setzt stark darauf, alte Klassiker immer wieder neu zu vermarkten – sei es durch Neuverfilmungen, Remakes oder exklusive Sammlereditionen von Filmen.
Nintendo verfolgt eine ähnliche Strategie, indem das Unternehmen klassische Spiele über neue Konsolen-Generationen hinweg verfügbar macht, Retro-Konsolen veröffentlicht oder spezielle Jubiläumseditionen alter Spiele anbietet.
Kinder sollen von klein auf mit Nintendo bzw. Disney in Berührung kommen, eine emotionale Bindung aufbauen und später als Erwachsene durch Nostalgie erneut zum Unternehmen zurückkehren.
Nintendo hat den Vorteil, dass Videospiele als Medium interaktiver sind als Filme, was zu einer noch stärkeren emotionalen Bindung an die Figuren führt.
Wer als Kind mit Mario gespielt hat, wird eher dazu neigen, auch als Erwachsener wieder zu einem neuen Mario-Spiel zu greifen.
Markenmacht und Merchandising
Einer der größten Wettbewerbspunkte zwischen Disney und Nintendo ist das Merchandising. Disney ist in dieser Disziplin unangefochten führend, da das Unternehmen sein gesamtes Geschäftsmodell darauf aufgebaut hat, Charaktere über Spielzeuge, Kleidung, Bücher und Freizeitparks monetarisierbar zu machen.
Micky Maus ist nur eine von vielen Figuren, doch er bleibt das Symbol, das Disney untrennbar mit seiner Geschichte und seinem Erbe verbindet.
Nintendo hat in den letzten Jahren ebenfalls stark in das Merchandising investiert. Von Plüschtieren über LEGO-Sets bis hin zu Kleidungslinien – Super Mario und seine Freunde sind in vielen Haushalten als physische Produkte präsent.
Der entscheidende Unterschied ist, dass Nintendo erst relativ spät in das Geschäft des umfangreichen Brand-Merchandisings eingestiegen ist, während Disney darin jahrzehntelange Erfahrung hat.
Dennoch zeigt sich, dass Nintendo hier aufgeholt hat. Die Kooperation mit Universal Studios, die zur Eröffnung von Super Nintendo World in Japan und bald auch in den USA führte, ist ein direkter Angriff auf Disneys jahrzehntelange Dominanz im Bereich der Themenparks.
Freizeitparks, Filme, Serien: Nintendo betritt Disneys Terrain
Disney hat sich durch Disneyland und Disney World ein Imperium der Freizeitparks geschaffen, das jährlich Millionen von Besuchern anzieht.
Diese Parks sind nicht nur lukrativ, sondern dienen auch der emotionalen Bindung des Publikums an die Marke Disney. Kinder, die mit Micky Maus und Co. in Disney-Parks aufwachsen, bleiben oft auch als Erwachsene treue Kunden von Disney-Produkten.
Nintendo hat mit Super Nintendo World einen mutigen Schritt gewagt, um in dieses Geschäft einzusteigen. Die Nintendo-Welten, die sich in den Universal Studios befinden, bieten interaktive Attraktionen und lassen Besucher in das Mario-Universum eintauchen.
Die Erfahrung ist so immersiv gestaltet, dass sie direkt mit den magischen Momenten konkurriert, die Disney in seinen Parks erschafft.
Hier zeigt sich deutlich, dass Nintendo nicht nur ein Gaming-Unternehmen ist, sondern – genau wie Disney – ein Erlebnisanbieter werden will.
Während Disney über Jahrzehnte hinweg mit animierten und später auch Live-Action-Filmen den Markt dominierte, betritt nun auch Nintendo dieses Terrain mit wachsendem Ehrgeiz.
Der große Erfolg des Super Mario Bros. Movie im Jahr 2023, der über eine Milliarde US-Dollar einspielte, hat Nintendo verdeutlicht, dass seine Marken auch im Filmbereich eine enorme Zugkraft besitzen.
In Zusammenarbeit mit Illumination Entertainment konnte Nintendo erstmals erfolgreich eine seiner bekanntesten Figuren auf die große Leinwand bringen. Doch das ist erst der Anfang: Weitere Film- und Serienprojekte sind bereits in Planung, darunter Adaptionen von The Legend of Zelda und anderen populären Spielereihen.
Damit bewegt sich Nintendo zunehmend in das angestammte Gebiet von Disney und könnte in den kommenden Jahren eine ernsthafte Konkurrenz im Animations- und Familienunterhaltungssektor werden.

Videospiele: Nintendos Heimvorteil
Während Disney sich in den letzten Jahrzehnten immer wieder an der Spieleindustrie versucht hat – von der Übernahme von Entwicklern bis hin zu zahlreichen Versuchen, mit Marken wie Kingdom Hearts oder Disney Infinity Fuß zu fassen – konnte das Unternehmen niemals eine so tiefe Verwurzelung in der Gaming-Welt erreichen wie Nintendo.
Disney besitzt zwar das Potenzial, starke Spiele zu veröffentlichen, doch es hat nie die gleiche Beständigkeit und Qualität wie Nintendo-Titel erreicht.
Nintendo hingegen hat Gaming im Blut. Jedes neue Mario-Spiel wird zum weltweiten Ereignis, während Disney zwar starke Marken besitzt, aber nie einen vergleichbaren Einfluss auf die Gaming-Kultur hatte.
Nintendo hat einen enormen Vorteil, wenn es darum geht, langfristig Spielmarken zu etablieren und ein loyaleres Publikum im Gaming-Sektor zu binden, als Disney es jemals konnte.

Wer gewinnt den Kulturkampf?
Am Ende ist die Konkurrenz zwischen Nintendo und Disney nicht direkt im Sinne eines wirtschaftlichen Wettkampfs zu sehen, sondern eher als ein kultureller Kampf um Aufmerksamkeit, Marktanteile und die emotionale Bindung des Publikums.
Disney hat eine längere Geschichte und mehr Erfahrung in der Monetarisierung seiner Charaktere über verschiedene Plattformen hinweg. Nintendo hingegen hat den Vorteil, dass seine Figuren in einer Welt existieren, die interaktiv erlebt wird, wodurch die Verbindung zum Publikum auf einer tieferen Ebene entsteht.
Es ist also kein Zufall, dass Nintendo mit Super Nintendo World in die Freizeitpark-Branche einsteigt, während Disney immer wieder Versuche unternimmt, sich im Gaming-Bereich zu etablieren. Beide Unternehmen verfolgen ähnliche Ziele, haben aber unterschiedliche Wege, diese zu erreichen.
Die wahre Konkurrenz zwischen Disney und Nintendo besteht nicht in direkten Produktvergleichen, sondern in der Frage, welche Marke die stärkste emotionale Resonanz beim Publikum erzeugt.
In den kommenden Jahren könnte sich dieser Konkurrenzkampf noch weiter zuspitzen – und vielleicht erleben wir in Zukunft noch mehr Überschneidungen zwischen diesen beiden Entertainment-Giganten.
Nintendo befindet sich im Wandel, doch es wäre falsch zu sagen, dass das Unternehmen seine Identität verloren hat. Vielmehr hat es sich weiterentwickelt, um den sich verändernden Marktbedingungen und Kundenbedürfnissen gerecht zu werden.
Während einige Entscheidungen des Unternehmens, etwa die aggressive Monetarisierung einiger Produkte, kritisch zu betrachten sind, bringt Nintendo heute eine Fülle neuer, innovativer Produkte auf den Markt.
Der Vergleich mit Disney ist nicht nur Wunschdenken von Miyamoto, sondern eine realistische Strategie: Nintendo hat erkannt, dass es mit seinen Marken nicht nur in der Gaming-Welt, sondern in der gesamten Entertainment-Branche eine entscheidende Rolle spielen kann.
Der Grundstein für diesen Wandel wurde bereits in den 90er-Jahren gelegt, als eine Umfrage ergab, dass Mario unter Kindern bekannter war als Micky Maus. Dieses Ergebnis ließ Miyamoto nicht mehr los und diente als Motivation, Nintendo zu einem globalen Unterhaltungsriesen auszubauen.
Die goldene Ära des Unternehmens hat also gerade erst begonnen.