Ubisoft sorgt mit einer Neuerung aktuell wieder einmal für Furore. Das französische Studio hat nun eine Vereinbarung mit der britischen Polizeibehörde getroffen und werden per Schnellverfahren Drohungen, Beleidigungen oder Belästigungen an ihren Mitarbeitern an diese weiterleiten. Das alles soll durch ein Alarmsystem gewährleistet werden. Die Idee dahinter ist, dass man innerhalb der Ubisoft-Dienste Hetze gegen User und die eigenen Mitarbeiter beseitigt.
Die Belästigungen von Usern hat demnach scheinbar überhandgenommen. Die Polizei soll zunächst die Mitarbeiter von Ubisoft im Umgang mit toxischem Verhalten im Internet schulen, im Gegenzug darf Ubisoft in besonderes schweren Fällen, diese direkt an die Polizei zur weiteren Bearbeitung weiterleiten. „Wir wollen auf der richtigen Seite der Geschichte stehen“, sagt Damien Glorieux, Senior Director vom Ubisoft Customer Relationship Centre in Newcastle.
Auslöser für diese drastischen Maßnahmen sei Andrew Holliday, ein Ubisoft-Manager. Er sagt aus, dass es Todesdrohungen oder Drohungen für ernsthafte Verletzungen gab. Die Aussage ergibt Sinn, denn der Vergangenheit gab es immer wieder krasse Aussagen wie etwa Morddrohungen gegen die Cyberpunk-Entwickler, weil das Spiel wiederholt verschoben wurde. Der misslungene Release von Battlefield 2042 sorgte ebenso für Todeswünsche, adressiert an die entsprechenden Entwickler. Bei Call of Duty: Modern Warfare wurden sogar die Kinder der Entwickler bedroht.
Ubisoft ergänzt auch, dass diese Drohungen über das Gaming hinaus gehen und es ein Problem des Internets ist. In World of Warcraft wurde beispielsweise einer Buch-Autorin der Tod gewünscht, weil die Shadowlands-Erweiterung in puncto Story nicht überzeugt hat. Auch User selbst haben immer wieder mit Anfeindungen zu kämpfen und auch dagegen möchte Ubisoft in Zukunft vorgehen. Man will eine bessere Umgebung für alle schaffen: „Es gibt einen Appetit, das ganze Ökosystem zu einem besseren Ort zu machen“, so die Aussage von Ubisoft.
Ubisoft ist dabei nicht der erste Konzern, der ein automatisches Filtersystem integriert, aber der Erste, der mit Strafverfolgungsbehörden zusammenarbeitet. Der eigentliche gute Grund dieser Maßnahmen stößt aber auch auf massive Gegenwehr. Denn muss man sich Sorgen machen, dass beispielsweise Chats permanent überwacht werden? Wer bestimmt was Hate Speech ist und was nicht? Zumal das Investment von Tencent in Ubisoft ausgebaut wurde und auch hier wieder die Debatte im Raum steht, inwiefern möglicherweise die chinesische Regierung durch Tencent an User-Daten und Chatverläufe gelangt.
Dabei soll es auch egal sein, in welcher Region sich der User – welcher gegen den Verhaltenskodex – verstößt, befindet. Andrew Holliday berichtet dabei von einem Fall, in welchem ein norwegischer Staatsbürger durch die britische Polizei verfolgt werden konnte. „Die Vereinbarung mit der Polizei von Northumbria bedeutete, dass die norwegischen Behörden eingeschaltet werden konnten, nachdem wir den Fall gemeldet hatten, auch wenn es sich nicht um einen britischen Staatsbürger handelte“.
Die britische Polizeibehörde wie auch die Entwickler nehmen diesen Schritt sehr positiv auf. Die Polizei argumentiert, dass es bei der Polizeiarbeit darum geht, den Schutz der Schwachen in den Vordergrund zu stellen. „Die Polizeiarbeit ändert sich ständig, die Anforderungen entwickeln sich weiter und wir stehen ständig vor neuen Herausforderungen – unsere Aufgabe ist es, uns mit ihnen weiterzuentwickeln“. Die Entwickler sagen, dass die Spieleindustrie sich zu lange davor gescheut hat, über die Realität des Online-Spiels zu sprechen. Sie sagen, sie müsse offener und proaktiver über die Maßnahmen sprechen, die zur Bekämpfung von unangenehmem, gefährlichem oder bedrohlichem Verhalten ergriffen werden.
Weniger als 0,01 % der Fälle, mit denen sich das Zentrum befasst, erfordern schließlich ein Eingreifen der Polizei. In der Regel werden Spieler, die wegen negativem Verhalten auffallen, lediglich wie herkömmlich mit einer Sperrung des Kontos rechnen müssen, so Ubisoft. Der fade Beigeschmack bleibt jedoch: Denn wird sich hierbei nur einem legitimen Mittel bedient, eine totale Überwachung der Spielerschaft durchzusetzen?