Ich habe mir gedacht, dass ich mal wieder eine kleine Analyse zur Aktie von Activision Blizzard mache und meine damalige Analyse ein wenig neu aufrolle und meinen aktuellen Stand zu diesem Unternehmen schildere. Einen Beitrag dieser Art habe ich bereits mit meiner CD Projekt-Aktienanalyse gemacht, dort habe ich festgestellt, dass sich am Unternehmen grundlegend nichts verändert hat. Ich muss mir zwar eingestehen, dass sie ihre Philosophie und damit auch ihre Strategie verraten haben und das war auch sehr schlimm, doch gog.com und The Witcher sind auch weiterhin großartige Einnahmequellen. Zwar ist das auch wieder ein wenig mit Skepsis zu betrachten, doch schauen wir uns mal unser Sorgenkind Activision Blizzard an. Ich möchte dafür meine Aktienanalyse mit Aussagen belegen und dann meinen aktuellen Meinungsstand dazu erläutern. Seid gespannt!
Das Geschäftsmodell von Activision Blizzard besteht darin hochwertige Spiele zu entwickeln und daraus permanente laufende Gewinne zu erzielen. In meinen Augen schafft das Blizzard so gut wie kaum ein anderer Mitbewerber der Branche. Vor allem die Marktmacht im eSport durch Titel wie Overwatch, Hearthstone, Call of Duty und Starcraft II lassen die Gewinne sprudeln.
Doch nicht ausschließlich der Wettbewerb im eSport, sondern es ist der Spagat zwischen diesem und dem Casual-Gamer-Markt, den der Konzern wunderbar meistert. So haben sie mit Diablo und Call of Duty einen Klassiker geschaffen und mit dem Zukauf von King ebenso einen Smartphone-Publisher, der diese Titel für den mobilen Markt fit macht. Auch das Filmgeschäft ist nicht mehr sicher vor Blizzard und so haben sie – auch wenn der Kinofilm Warcraft als Flop gilt – das Kinogeschäft angegriffen. Serien auf Netflix sind ebenso geplant und auch Lizenzgeschäfte mit der Markte Overwatch wie Lego oder Kellogs sind keine Hürde mehr.
In meiner Analyse zu CD Projekt habe ich erwähnt, dass CD Projekt genau das ist, was Activision Blizzard heute ist. Für mich ist Activision Blizzard das was Coca Cola oder MC Donalds in den Konsumgütern ist, für die Videospielindustrie. In meinen Augen ist kein börsennotierter Publisher so gut aufgestellt wie Blizzard, wenn es um Expansionspotential geht. Das schöne an einem Investment in Blizzard ist auf der einen Seite die Sicherheit wie auch das gleichzeitige potentielle Wachstum des Unternehmens. Bei Firmen wie Paradox Interactive oder CD Projekt ist die Sorge durchaus berechtigt, weil es eben wenig Sicherheiten gibt. Activision hat einfach so starke Marken aufgebaut, die eben eine solide, sichere Basis bieten.
Doch Activision hat noch einen weiteren entscheidenden Vorteil. Kein – und ich lehne mich wirklich weit damit aus dem Fenster – beherrscht Storytelling so gut wie der Konzern aus Irvine. Egal ob Overwatch, Warcraft, Diablo, Starcraft – jedes dieser Spiele ist für ihre einzigartige Geschichte bekannt und wer im Marketingunterricht gut aufgepasst hat der weiß, dass Storytelling der Schlüssel für jedes gute Produkt ist. So verkauft Blizzard nicht nur Spiele – obwohl diese natürlich episch sind – vor allem Geschichten, Community-Zusammenhalt und in gewisser Weise auch Glücksgefühle. Jeder der World of Warcraft gespielt hat weiß, dass dort eben Freundschaften fürs Leben entstehen.
Activision Blizzard besitzt zwar noch immer die genannten Titel, jedoch bin ich der Meinung, dass die Qualität, der Ruf und der Umgang mit ihren Kunden mächtig abgenommen hat. Call of Duty macht großartige Gewinne und die Overwatch-League 2021 war die erfolgreichste jemals – gemessen an den Zuschauerzahlen – und trotzdem finde ich bis heute, dass die anderen Titel massiv abgebaut haben. Overwatch 2 und ebenso der vierte Teil von Diablo sind zwar in der Pipeline, mussten aber massiv nach hinten verschoben werden. Man muss sich vor Augen führen, dass Overwatch 2 bereits im Jahr 2019 angekündigt wurde und bis heute hat man nicht wirklich Neuigkeiten darüber gehört. Lediglich ein kleines Preview, was meiner Meinung nach nicht wirklich was in der breiten Masse und der Fangemeinde ausgelöst hat. Ich habe auch angesprochen, dass es für mich sehr wichtig war, dass Blizzard auf allen Facetten des Gaming stark sind. Der Casual-Markt, der Esport-Markt wie der Mobile-Markt. Ich finde, dass das noch immer so ist, ich jedoch auch sagen muss, dass es im Vergleich zum Zeitpunkt meiner Analyse sehr abgeschwächt ist.
Durch die großen Skandale rund um Blizzard ist dem Unternehmen sehr viel Zeit verloren gegangen, weshalb sie noch keine Netflix-Serie, einen neuen Film, neue Spiele oder bisherige Spiele auf den mobilen Endgeräten bringen konnten. Das Image von Blizzard ist am Tiefpunkt und ich glaube nicht, dass das Argument “Die Leute werden es eh wieder kaufen” greift, weil beispielsweise das Diablo-Remake mit schlechten User-Bewrtungen geradezu überhäuft wird. Trotzdem zählt das Remake zu den erfolgreichsten Remake-Releases der Geschichte des Unternehmens. Den Aspekt mit Storytelling muss ich ebenso ein wenig überdenken. Es stellt sich mir die Frage, ob noch genug Mitarbeiter in diesem Unternehmen arbeiten, die sich wirklich mit der Geschichte von WarCraft und Co. auskennen. Zwar wurde das Buch vom WoW-Storymeister geschrieben, dennoch enthielt es massenhaft Fehler, was die Fans des Universums sehr negativ aufstößt. Das Unternehmen muss im Jahr 2022 beweisen, wozu es fähig ist und ob es an die alten Erfolge anknüpfen kann.
Schauen wir also zunächst mal ein Blick auf die Schulden. Ein Unternehmen sollte möglichst wenig Schulden haben. Denn je mehr Schulden es hat, desto mehr Zinsen muss es darauf zahlen und desto weniger Geld können sie für eigene Produkte oder die Forschung ausgeben. Activision Blizzard baut auf lange Sicht Schulden ab und steckt somit viel mehr Geld in neue Spiele oder die Entwicklung neuer Games. Der nächste Punkt, der mich für einen Kauf von Activision positiv gestimmt hat, ist die Auszahlung von Dividenden. Ich selbst fahre die Strategie, dass ich Unternehmen kaufe, damit ich Dividende kassiere.
Die Bilanzen vom Unternehmen sind noch immer sauber und risikofrei. Die Fremdkapitalquote war im Jahr 2013 noch bei 52 Prozent und ist im Jahr 2021 lediglich bei 35 Prozent. Ebenso ist das Eigenkapital gestiegen. Ebenso nice to have ist die Dividende, die sich auch von Jahr zu Jahr erhöht. Diese Fakten zeigen klar, dass das Unternehmen noch immer in Geld schwimmt.
Im Jahr 2009 stand die Aktie bei rund 6 Euro. Derweil liegt sie bei rund 50 Euro. Der Aktienkurs weist eine gesunde Steigerung vor, die abgesehen von kleineren Einbrüchen durchaus stabil zu sein scheint. Auch wenn die letzten Jahre meiner Meinung nach die besten und gleichzeitig auch schlechtesten Blizzard-Jahre waren, so bin ich optimistisch gestimmt, dass es an alte Erfolge anknüpfen wird. In den Augen der Fanbase und Gaming-Community leistet sich Activision Blizzard heftige Patzer. Was ein Investor jedoch sehen sollte ist die aktuell laufende Rationalisierung und die Ausweitung der Marktmacht im chinesischen Smartphone-Markt. Die starke Performance über mehrere Jahre spricht für sich und gibt mir einen weiteren Grund, weiter in dieses Unternehmen zu investieren.
Diese Aussage ist meiner Meinung nach aktueller denn je. Die Aktie ist stabil und auch wenn sie die schlimmste Zeit in der Unternehmensgeschichte hinter sich hat, hat das Unternehmen – anders als andere Gaming-Unternehmen – trotz der starken Corona-Jahre seine Umsätze auch weiterhin steigern können. Konkurrenten wie EA, Ubisoft oder Take-Two konnten nicht an die Umsätze ihrer Corona-Zeit anknüpfen, Blizzard hingegen schon. Im Jahr 2022 kommt Diablo Immortal raus und es wird damit ein sehr schicksalhaftes Jahr für das Unternehmen. Ein Release in dieser Größenordnung, mit zahlreichen Mikrotransaktionen, kann das Unternehmen auf die Erfolgsspur bringen. Aber wie mittlerweile bekannt ist, hat auch die chinesische Regierung das Spielen von Videospiele stark einschränkt. Es bleibt abzuwarten, wie stark Diablo Immortal vor allem in China fruchten kann.
Als Nächstes schauen wir uns an, ob das Unternehmen Aktien zurückkauft. Was es damit schon wieder auf sich hat? Ein Unternehmen kann Aktien von sich selbst kaufen, um diese dann in den eigenen Besitz zu bringen. Das hat zur Folge, dass deine Aktien im Wert steigen, weil sie ja nun weniger auf dem Markt vorhanden sind. Außerdem macht sich ein Unternehmen damit weitaus weniger anfällig vor Dritten, die große Anteile der Firma kaufen und sie dann nach ihrer Nase tanzen lassen. Ich denke, dass vor allem in der Gaming-Branche ein Einfluss von Dritten gefährlich ist, da die absolut keine Ahnung von Videospielen als Produkt haben. Die jüngste Geschichte hat uns gezeigt, dass bereits fünf Prozent für ein Unternehmen gefährlich sein können. Bis heute wird Tencent für ihren großen Anteil in Blizzard für die Hongkong-Debatte verantwortlich gemacht. Um genau solche Einflüsse zu verhindern, sollte ein Unternehmen meiner Meinung nach viele eigene Aktien vom Markt kaufen.
Dieser Punkt ist ein sehr negativer, der das Vertrauen in das Management sehr geschmälert hat. Im Jahr 2019 hat Bobby Kotick gesagt, dass es ein großes Aktienrückkaufprogramm geben soll, bis heute ist das aber nicht passiert. Zu allem Überfluss findet eine massive Verwässerung der Aktien statt, weil das Unternehmen mehr und mehr Aktien ausgibt. Keine absolute rote Flagge, aber durchaus ein sehr negativer Punkt in meinen Aspekten.
Kommen wir nun zum Management, denn auch das ist ein wichtiger Faktor, der mich zum Kauf einer Aktie motiviert. Meiner Meinung nach hätte Mike Morhaime das Unternehmen niemals verlassen sollen, dennoch geht es hier nicht um Emotionen, sondern um faktische Zahlen. Ich denke, dass ein skrupelloser Unternehmer genau das ist, was Blizzard braucht. Jemand der rationalisiert und das Interesse des Unternehmens, nicht der Fanbase umsetzt. Klingt hart, aber das ist das, was ein Unternehmen erfolgreich macht und ich denke nicht, dass die Spiele dadurch schlechter – nein ich denke sie werden dadurch noch besser – werden. Ein gutes Zeichen ist immer, dass das Management selbst im Unternehmen investiert ist. Denn wenn die Führungsetage mit eigenen Kapital im Unternehmen steckt, so ist es logischerweise an einem florierenden Geschäft interessiert. Leider finde ich keine konkreten Zahlen mit, wie viel Prozent das eigene Management in Blizzard investiert ist. Im Gegensatz zu CD Projekt ein großer Minuspunkt. Denn bei CDPR ist beispielsweise der Gründer mit vielen Prozenten investiert.
Der Abgang von Mike Morhaime hat das Unternehmen nicht verkraftet und aktuell werden ebenso Stimmen der Aktionäre laut, dass Bobby Kotick das Unternehmen verlassen soll. Er selbst hat klare Lügen erzählt und behauptet, dass er nichts von den sexuellen Übergriffen und Probleme innerhalb des Unternehmens wusste. Ich habe den Eindruck, dass Activision Blizzard aktuell von BWLern geführt wird, die ihre Margen verbessern wollen und Kosten senken möchten. Das Management ist selbst im Unternehmen investiert, lediglich jedoch mit unter einem Prozent, was für mich ebenso ein eher negativer Faktor ist.
Mein Fazit
Ich selbst habe in Activision Blizzard investiert, weil ich es für ein richtig sicheres Investment gehalten habe. Leider ist aus diesem sicheren Investment, hinter welchem ich stehen kann und dessen Produkte ich selbst gerne nutze, eine Turnaround-Wette geworden. Die Verwässerung der Aktien, die scheinbar immer schlechter werdenden Produkte, die Philosophie, die über den Haufen geworfen wurde, die vielen Wechsel im Management innerhalb kurzer Zeit – alles keine guten Indikatoren eine Aktie zu kaufen oder sie noch weiter zu halten. Zum Zeitpunkt des Artikels liegt der Kurs bei 58 Euro, gekauft habe ich die Aktie zu einem Preis von 40 und bin rund 45 Prozent im Plus. Aktuell halt ich die Aktie noch und werde sie nicht verkaufen, jedoch ist Activision eine der Aktien in meinem Depot, die ich am ehesten verkaufen würde, wenn es drauf ankommt. Ich werde die nächsten Finanzberichte abwarten und dann noch einmal genauer einen Blick auf das Unternehmen, die monatlichen Nutzer und die Einnahmen werfen. Dem Unternehmen bin ich jedoch extrem skeptisch gegenüber und es gehört schon längst nicht mehr zu meinen Lieblingen. Für mich war Activision immer ein Beispiel dafür, dass ein Unternehmen, welches man selbst gut findet, eben auch gut performen kann. Es hat also noch viel mehr Spaß gemacht, wenn man am Erfolg des Unternehmens teilhaben konnte und gleichzeitig auch weiß, dass man dem Unternehmen es gönnt.