Während Gaming-Content auf Plattformen wie YouTube und Twitch weiter floriert, bleibt das Urheberrecht ein heikles Thema, insbesondere bei Emulatoren. Während viele Publisher Livestreams tolerieren, reagieren einige deutlich strenger auf Inhalte rund um Spieleemulation.
Nintendo und andere Firmen sind in der Vergangenheit bereits mit Copyright-Strikes gegen YouTuber vorgegangen, doch der aktuelle Fall eines italienischen Retro-Gaming-YouTubers geht weit darüber hinaus.
Der YouTube-Kanal Once Were Nerd, bekannt für Inhalte rund um Retro-Konsolen, steht im Mittelpunkt eines ernsten Rechtsfalls. Grund dafür: Reviews von Handheld-Geräten der Marke ANBERNIC.
Laut Angaben des YouTubers stürmten italienische Zollfahnder der Guardia di Finanza am 15. April seine Wohnung und sein Büro – mit einem Durchsuchungsbefehl wegen des Verdachts auf Bewerbung und Verbreitung von urheberrechtlich geschütztem, raubkopiertem Material.
Die Beamten beschlagnahmten über 30 Handheld-Konsolen von Herstellern wie ANBERNIC, Powkiddy und TrimUI. Der YouTuber zeigte sich kooperativ, übergab vollständige Chatverläufe mit den Herstellern und gab auch sein Smartphone heraus, das erst zwei Monate später zurückgegeben wurde.
Noch bevor Anklage erhoben wurde, könnte sein Kanal dauerhaft gelöscht werden. Die italienische Gesetzeslage erlaubt es den Behörden, während laufender Ermittlungen keine Details zu Anklage oder Kläger offenzulegen. Erst nach Abschluss der Voruntersuchung entscheidet sich, ob es zu einem Gerichtsverfahren kommt oder das Verfahren eingestellt wird.
Der Fall erwähnt ausdrücklich mögliche Urheberrechtsverletzungen im Zusammenhang mit Spielen von Nintendo und Sony, allerdings ist unklar, ob diese Unternehmen offiziell Beschwerde eingelegt haben.
Besonders brisant: Noch bevor eine Schuld bewiesen ist, dürfen Behörden den YouTube-Kanal vorübergehend oder sogar dauerhaft schließen.
Die zentrale rechtliche Grundlage ist Artikel 171 ter des italienischen Urheberrechtsgesetzes, das ursprünglich 1941 verabschiedet wurde. Es sieht bei schweren Urheberrechtsverletzungen Strafen von bis zu 15.000 Euro und bis zu drei Jahren Haft vor. Besonders umstritten ist die Auslegung bei Geräten wie dem ANBERNIC RG Slide, die gelegentlich mit microSD-Karten voller ROMs geliefert werden – allerdings nicht zwangsläufig.
Der Betreiber von Once Were Nerd betont, dass er keine bezahlten Kooperationen eingegangen sei und auch keine Affiliate-Links verwendet habe, um seine Objektivität zu wahren.
Der Fall zeigt auf beunruhigende Weise, wie veraltete Gesetze Content Creator gefährden können, insbesondere in Ländern mit veralteten Urheberrechtsbestimmungen. Das Urteil könnte weitreichende Folgen für alle haben, die sich mit Retro-Gaming und Emulation beschäftigen.