Was für ein Turnaround, den CD Projekt im vergangenen Jahr hingelegt hat! Der Aktienkurs des polnischen Entwicklerstudios hat sich innerhalb von zwölf Monaten verdoppelt, wodurch das Unternehmen nun wieder zu den wertvollsten Gaming-Firmen Europas gehört.
Doch was sind die Gründe für diese Rallye – und hat der Kursanstieg langfristig Bestand? In diesem Beitrag möchte ich genau darauf eingehen und einen kompakten Statusbericht zur Aktie liefern – inklusive meiner persönlichen Einschätzung zum Unternehmen.
Dabei handelt es sich ausdrücklich nicht um eine Anlageempfehlung, sondern ausschließlich um meine persönliche Meinung.
Starke Marken und konstante Verkäufe
CD Projekt hat schon immer auf wenige, dafür umso größere Pferde gesetzt und auch im ersten Quartal 2025 zeigt sich erneut, dass diese Strategie aufgeht. Mit The Witcher 3 und Cyberpunk 2077 verfügt das Unternehmen über zwei der erfolgreichsten Videospiel-Reihen der letzten Jahre, die dank anhaltender Nachfrage stabile Umsätze generieren.
So blieb der Umsatz im ersten Quartal 2025 mit 226 Millionen PLN auf dem Niveau des Vorjahres, obwohl in diesem Zeitraum keinerlei neuer Content wie DLCs oder Erweiterungen veröffentlicht wurde.
Witcher und Cyberpunk sind demnach weiterhin so stark gefragt, dass sie das Unternehmen selbst durch eine releasefreie Phase tragen können – eine der zentralen Stärken, die CD Projekt seit jeher auszeichnen.
Witcher 4 Tech Demo
Ein weiterer wesentlicher Treiber des jüngsten Kursanstiegs ist die konsequente Investition in technologische Weiterentwicklung. CD Projekt hat angekündigt, zukünftige Titel auf Basis der leistungsstarken Unreal Engine 5 zu entwickeln.
Diese Entscheidung dürfte nicht nur die Effizienz der Entwicklungsprozesse deutlich steigern, sondern auch spürbare Qualitätsverbesserungen in Grafik und Gameplay mit sich bringen – ein entscheidender Faktor in einem Markt, in dem technische Exzellenz immer stärker über den Erfolg eines Spiels entscheidet.
Meiner Meinung nach zeigt sich das bereits deutlich in der technischen Demo zu The Witcher 4. Die Präsentation macht eindrucksvoll klar, dass CD Projekt mit der Zeit geht, technisch mithalten kann und in mancher Hinsicht sogar die aktuellen Branchenstandards übertrifft.
Solide Finanzstruktur als Fundament
Auch aus finanzieller Sicht befindet sich CD Projekt in ausgezeichneter Verfassung. Mit einer Eigenkapitalrendite von rund 12 %, einer beeindruckenden Bruttomarge von 75 % und einer Netto-Cash-Position (mehr liquide Mittel als Schulden) verfügt das Unternehmen über eine äußerst solide Basis für zukünftiges Wachstum.
Diese Stabilität schafft Vertrauen – insbesondere in wirtschaftlich unsicheren Zeiten. Selbst wenn sich Titel wie Cyberpunk oder The Witcher künftig schlechter verkaufen sollten, könnte CD Projekt eine solche Durststrecke aus eigener Kraft überstehen: Gehälter zahlen, Projekte fortführen oder bei Bedarf kurzfristige Kredite aufnehmen – alles, ohne in ernsthafte finanzielle Schieflage zu geraten.
Damit schützt sich das Unternehmen vor einem typischen Risiko, das viele kleinere oder stärker verschuldete Firmen trifft: Die Zinslast. In einem Umfeld steigender Leitzinsen werden Fremdfinanzierungen deutlich teurer, doch CD Projekt ist dank seiner starken Eigenkapitalbasis davon weniger betroffen als andere Unternehmen.
Erwartungen
CD Projekt hat angekündigt, Cyberpunk 2077 auf die kommende Nintendo Switch 2 zu bringen, ein Schritt der meiner Meinung nach nicht nur dem Spiel selbst, sondern auch der neuen Konsole zusätzlichen Schub verleihen dürfte.
Parallel dazu befindet sich Cyberpunk 2 bereits in der Vorproduktion, während The Witcher 4 mitten in der Entwicklung steckt. Darüber hinaus hat CD Projekt entgegen früherer Aussagen nun doch weiteren Content für Cyberpunk 2077 angekündigt und plant außerdem ein neues Anime-Projekt im Cyberpunk-Universum in Zusammenarbeit mit Netflix.
Sogar Gerüchte über ein neues DLC für The Witcher 3 machen derzeit die Runde. Betrachtet man diesen potenziellen Output, erscheint es durchaus realistisch, dass CD Projekt auch künftig mit nur zwei großen Marken nachhaltig profitabel wirtschaften kann – vorausgesetzt, Qualität und Timing stimmen weiterhin.
Und auch das bereits angekündigte Witcher Remake sollte man nicht außer acht lassen. CD Projekt hat EINIGES in der Pipeline, entsprechend hoch sind die Erwartungen und der Preis der Aktie.
Mein Fazit
CD Projekt präsentiert sich aus fundamentaler Sicht als äußerst solides Unternehmen. Die Eigenkapitalquote liegt bei über 92 %, das Unternehmen ist nahezu schuldenfrei. Die operative Marge bleibt stark, das EBIT stieg im ersten Quartal 2025 um 18 % gegenüber dem Vorjahr, und die Eigenkapitalrendite lag 2024 bei rund 18 %. Zwar ist sie im laufenden Jahr leicht rückläufig, bewegt sich mit rund 12 % aber weiterhin auf einem gesunden Niveau.
Es zeigt sich zwar eine kleine Wachstumgsschwäche, da Umsatz der Umsatz stagniert und der Gewinn zum Vorjahreszeitraum um 14% zurückgegangen ist, jedoch könnte das auch auf die erhöhte Steuerlast des Unternehmens zurückzuführen sein, was ich zunächst mal als Einmaleffekt werte.
Neue Titel wie Polaris oder Orion befinden sich zwar in der Entwicklung, tragen aktuell aber noch nicht zum Ergebnis bei. Das dürfte sich in Zukunft ändern – vorausgesetzt, eine Veröffentlichung wie bei Cyberpunk 2077 wiederholt sich nicht.
Trotz der soliden finanziellen Ausgangslage hat sich der Aktienkurs langfristig enttäuschend entwickelt. In den letzten fünf Jahren hat die Aktie rund 30 % an Wert verloren und notiert weiterhin deutlich unter ihrem Allzeithoch von über 100 Euro im Jahr 2020.
Ich selbst bin aktuell mit der Position etwa bei Break-even. Mein durchschnittlicher Einstandskurs liegt nach mehreren Nachkäufen bei 62 Euro, während der Kurs zum Zeitpunkt dieses Artikels bei 61,85 Euro steht.
Ein Investment in CD Projekt kann sich dennoch lohnen – insbesondere für Anleger, die gezielt in die europäische Gamingbranche investieren möchten, auf eine außergewöhnlich starke Bilanzstruktur Wert legen und daran glauben, dass kommende Titel sowohl neue Spieler anziehen als auch die bestehende Fanbase erneut begeistern werden.
Wer frühzeitig auf ein erfolgreiches Comeback der Witcher-Reihe oder ein neues, funktionierendes Franchise setzen will, könnte hier einen soliden Turnaround-Kandidaten mit Substanz sehen.
Persönlich ziehe ich allerdings derzeit einen Verkauf in Betracht. Ich halte andere Anlageformen wie etwa einen breit aufgestellten Nasdaq-ETF oder große Tech-Konzerne wie Alphabet oder Apple für langfristig chancenreicher.
Beide Tech-Giganten schwächeln aktuell leicht, verfügen aber über globale Marktführerschaft, Innovationskraft und nachhaltige Wachstumschancen, die ich bei Gaming-Aktien insgesamt eher begrenzt sehe.
Insgesamt empfinde ich den Gaming-Sektor – trotz punktueller Highlights – nicht als stark genug wachstumsorientiert, um darin langfristig substanzielle Positionen aufzubauen.