Der langjährige CEO von Unity – John Riccitiello – tritt nach weniger als einem Monat nach der Kontroverse rund um das neue Fee-Modell zurück. Dabei verlässt er nicht nur seinen CEO-Posten, sondern verzichtet auch auf seine Position als Vorsitzender des Verwaltungsrates und kehrt somit dem gesamten Unternehmen den Rücken. James M. Whitehurst wird zwischenzeitlich die Rolle des CEO und Präsidenten von Unity übernehmen. Darüber hinaus wird der führende unabhängige Unity-Vorstandsdirektor Roelof Botha, zum Vorsitzenden ernannt werden.
„Ich bin zuversichtlich, dass Unity gut positioniert ist, um seine Plattform weiter zu verbessern, die Gemeinschaft der Kunden, Entwickler und Partner zu stärken und sich auf seine Wachstums- und Rentabilitätsziele zu konzentrieren“, sagte Whitehurst. „Ich freue mich auf die enge Zusammenarbeit mit dem Vorstand und unserem Team zusammenzuarbeiten, um unsere Strategie umzusetzen, und ich erwarte einen nahtlosen Übergang.“
Die Amtszeit von Riccitiello ist spätestens nach der heftigen Kritik die auf Unity einprasselte mit zwei Seiten zu betrachten. In den letzten 12 Jahren hat er mit Sicherheit das Geschäft von Unity ausgebaut und Unity zu der Engine gemacht, die viele Entwicklerinnen und Entwickler lieben und wodurch ebenso großartige Spiele entstanden sind. Auch muss man positiv hervorheben, dass er im Jahr 2020 das Unternehmen zu einem erfolgreichen Börsengang geführt hat und 2021 mit Unity den 3D-Grafikentwickler Weta Digital übernommen hat, der aus dem gleichnamigen Film-VFX-Unternehmen hervorgegangen ist.
Aber es ist nicht zu übersehen, dass er Unity verlässt, nachdem einer der größten technologischen Pfeiler der Spieleindustrie einen schweren Rückschlag erlitten hat. Denn was die Bekanntgabe der Geschäftsmodelländerung ausgelöst hat, haben wir alle gesehen.
John Riccitiello: Schon länger eine umstrittene Führungskraft in der Branche
Nicht nur die kürzlich geplante und äußerst umstrittene Änderung im Geschäftsmodell, sondern auch die Implementierung von AI oder die Übernahme eines israelischen Monetarisierungsdienstleisters schadeten seinem Ruf in der Branche, sondern auch mit dem Vorwurf der sexuellen Belästigung sah er sich in der Vergangenheit konfrontiert. So wurde er bereits im Jahr 2019 von der ehemaligen Unity-Rekrutierungsleiterin Anne Evans der sexuellen Belästigung beschuldigt.
Auch bei seiner Zeit als CEO von EA machte er mit fragwürdigen Aussagen auf sich aufmerksam. Er sprach beispielsweise regelmäßig darüber, dass die Spieleindustrie ihre Veröffentlichungsmodelle ändern müsse und witzelte manchmal, dass die Entwickler die Leute mit immer schwierigeren 60-Dollar-Spielen „zu Tode langweilen“ würden.
Auch wurde ihm ein Zitat negativ ausgelegt als er von Battlefield-Spielern erwartete – immer wenn sie nachladen – eine Mikrotransaktion tätigen zu müssen. Seine Amtszeit bei EA war auch von einer Reihe von geschäftlichen Stolpersteinen geprägt – die problematische Einführung von EAs Origin-Plattform, das Always-Online-Debakel von SimCity und die zahlreichen Übernahmen von Spielestudios, die schnell zur Schließung des Studios führten.
Unity: John Riccitiello will retire as President, Chief Executive Officer, Chairman and a member of the Company’s Board of Directors, effective immediately https://t.co/PIvTHsM2Zf pic.twitter.com/1SFOTCrbit
— Wario64 (@Wario64) October 9, 2023
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