Die bekannte OnlyFans-Creatorin und Twitch-Streamerin Kaitlyn Siragusa, besser bekannt als Amouranth, hat mit gleich zwei – meiner Meinung nach – äußerst problematischen und shady Ideen für Aufsehen gesorgt.
Im Januar hat sie in Zusammenarbeit mit MySentient.AI einen Bot von sich selbst gelauncht, der Funktionen wie Persönlichkeitsreplikation, Rollenspiel-Optionen und personalisierte Inhalte von Amouranth selbst abbilden kann.
Diese Version generierte innerhalb von 24 Stunden 34.000 Dollar Umsatz, mit Abonnementpreisen zwischen 5,99 und 199,99 Dollar pro Monat.
“A lot of people are saying this type of thing is the cause loneliness epidemic — I disagree,” she shot back. “This doesn’t cause loneliness — it’s probably closer to being therapeutic. It’s what people reach for to refrain from feeling alone.”https://t.co/UT6Z7qgxWd…
— Dexerto (@Dexerto) January 5, 2024
Im Oktober folgte eine zweite Version in Zusammenarbeit mit Forever Voices, die ähnliche Funktionen hatte, jedoch auf einer anderen Technologie-Plattform basiert. Auch dieser Bot entpuppte sich als finanzieller Erfolg und generierte über 30.000 Dollar.
SURPRISE! My Digital Duplicate is now LIVE and ready to play if you’ve ever dreamed of spending some exclusive time with me, Tap the link in my bio and meet me on @evaaiapp today!https://t.co/T182vdkvrV pic.twitter.com/m09Ye0Jyrt
— Amouranth (@Amouranth) October 24, 2024
Virtuelle Realität trifft Realität: Wie echt darf unecht sein?
Die KI-Version von Amouranth ist täuschend echt und perfekt auf die Wünsche ihrer Fans abgestimmt. Kritiker fragen jedoch: Wie viel unechte Interaktion ist für Fans noch akzeptabel? Während einige das Projekt als innovative Geschäftsidee feiern, warnen Experten vor den gesellschaftlichen Folgen.
Der KI-Experte Oliver Bendel äußerte gegenüber BILD Bedenken: „Solche digitalen Klone verstärken möglicherweise unrealistische Schönheitsideale, die für viele Fans unerreichbar sind.“ Dabei sei die Perfektion, die in den KI-Modellen stecke, ein zweischneidiges Schwert: Einerseits biete sie Raum für Fantasie und Fiktion, andererseits könne sie Menschen unter Druck setzen, diesen Idealen nacheifern zu müssen.
Amouranth selbst verteidigt das KI-Projekt. Sie sieht in ihrem digitalen Abbild sogar einen positiven Effekt: „Die KI-Kopie verursacht keine Einsamkeit. Im Gegenteil, sie könnte sogar etwas Therapeutisches haben. Es ist etwas, wonach viele suchen, wenn sie sich einsam fühlen.“
Ein Erfolgsmodell mit Kontroversen
Amouranth, die bisher auf Twitch und OnlyFans Millionen verdient hat, bleibt ihrem Ruf als Trendsetterin treu. Mit über 57 Millionen Dollar Einnahmen allein auf OnlyFans bis 2022 ist sie eine der erfolgreichsten Persönlichkeiten der Plattform.
Die Einführung ihres KI-Doubles passt nahtlos in ihre Strategie, immer wieder neue und kontroverse Wege zu gehen, um Aufmerksamkeit und Einnahmen zu maximieren.
Die Diskussion über die ethischen und gesellschaftlichen Auswirkungen solcher digitalen Klone wird jedoch weitergehen. Kritiker bemängeln, dass solche Technologien vor allem die Einsamkeit junger Menschen verschärfen könnten, während Befürworter das Potenzial für Unterhaltung und sogar therapeutische Unterstützung betonen.
Welche Auswirkungen solche Chatbot-Modelle auf ohnehin bereits psychisch instabile Menschen haben können, zeigt ein Fall in Florida. Dort nahm sich ein Teenager das Leben, nachdem er süchtig nach einem KI-Model des „Game of Thrones“-Charakters Daenerys Targaryen geworden war.
KI-Erotik-Branche im Wachstum
Die Erotik-AI-Branche erlebt derzeit ein rasantes Wachstum und etabliert sich zunehmend als lukrativer Markt. Die Plattform Fanvue meldete einen Anstieg von KI-Creatorn um beeindruckende 2.650 Prozent, was die steigende Beliebtheit und Akzeptanz solcher Angebote unterstreicht.
Einzelne KI-Modelle wie „Aitana“ erwirtschaften bereits Einnahmen von etwa 11.000 US-Dollar pro Monat, wobei diese durch zusätzliche Kooperationen weiter steigen.
Die Marktgröße der Branche lässt sich ebenfalls an der Entwicklung von KI-Chatbot-Anbietern wie ChatPersona ablesen, die mit über 2.300 Kunden, darunter 110 Agenturen, werben. Solche Dienste bieten kostenpflichtige VIP-Pläne an, die etwa 99 US-Dollar pro Monat kosten und Nutzern bis zu 10.000 Chats ermöglichen.
Die Community rund um erotische KI-Inhalte wächst ebenfalls rasant. Die Discord-Gruppe „Unstable Diffusion“, die sich auf KI-generierte Pornografie spezialisiert hat, zählt über 50.000 Mitglieder.
Neben der großen Community konnte das Projekt auch finanzielle Unterstützung mobilisieren und sammelt monatlich über 2.500 US-Dollar durch Crowdfunding von Hunderten von Unterstützern ein.
Fazit
Amouranth geht strategisch geschickt mit neuen Trends um, allerdings polarisiert sie dabei stark. Zunächst nutzte sie Plattformen wie Twitch, um auf ihren Content aufmerksam zu machen, den sie auf anderen Plattformen monetarisiert. Nun wendet sie sich der KI-Technologie zu, um mit weniger Aufwand noch mehr Einnahmen zu generieren.
Während ihre Innovation von einigen als Genialität gefeiert wird, werfen Kritiker ihr vor, gezielt verzweifelte Männer auszunutzen. Sie macht, was sie am besten kann: Sie springt auf einen Hype auf, erkennt dessen Potenzial und nutzt es zu ihrem Vorteil – ungeachtet oder eben doch gewollt, der gesellschaftlichen Kontroversen, die sie dabei auslöst.
Quelle: bild.de