Die Großoffensive von Microsoft in der Gaming-Branche hat ein regelrechtes Erdbeben ausgelöst und während die Kurse an den Börsen abschmieren, sorgte – zumindest kurzfristig – die historische Bekanntmachung seitens Microsoft und Activision Blizzard dafür, dass sämtliche bekannten Spieleschmieden in ihren Kursen nach oben stiegen. Eine Übernahme in dieser Größenordnung lässt Anleger an den Märkten spekulieren und hoffen, dass nun auch andere namhaften Entwicklerstudios von größeren Konzernen gekauft werden. Schon lange stehen Gerücht im Raum, dass Ubisoft oder Electronic Arts bald in die Hände von Microsoft fallen können, vor allem weil Ubisoft schon sehr intensiv mit Microsoft zusammenarbeitet. Im Zuge dieser Mutmaßungen kamen aber viele Fragen auf, auf die es noch keine neuen Antworten gibt. Was ist mit Call of Duty? Wird es ausschließlich für den Game Pass verfügbar sein? Welche Übernahme steht als Nächstes an? Und vor allem: Wie wird Sony auf diese Übernahme reagieren?
Ein wenig Hitze aus dieser Diskussion nimmt jetzt der XBox-Chef Phil Spencer, der in einem Tweet bekannt gegeben hat, dass Call of Duty weiterhin auf der PlayStation verfügbar bleibt und man alles daran setze, die aktuellen Verträge mit Sony ordnungsgemäß einzuhalten “. Weiter sagt er: „Sony ist ein wichtiger Teil unserer Branche und wir schätzen unsere Beziehung“. Ebenso bestätigt der Xbox-Chef, dass er alte Marken von Activision Blizzard zurückbringen möchte. Doch es stellt sich mir persönlich die Frage, wie lange gehen diese Verträge und was passiert, wenn eben ein solcher Vertrag endet? Schon jetzt vermutet man, dass der neuste Call of Duty-Teil, der vermutlich bereits 2022 erscheinen soll, exklusiv auf der Xbox erscheinen wird. Auch muss man berücksichtigen, inwiefern es überhaupt sinnvoll für Xbox ist, ihre Spiele exklusiv auf ihrer Plattform anzubieten. Call of Duty lebt doch davon, dass Spieler Ingame-Einkäufe tätigen und diese würden zu einem großen Teil wegfallen, wenn man eben die Playerbase der PlaySation nimmt.
Had good calls this week with leaders at Sony. I confirmed our intent to honor all existing agreements upon acquisition of Activision Blizzard and our desire to keep Call of Duty on PlayStation. Sony is an important part of our industry, and we value our relationship.
— Phil Spencer (@XboxP3) January 20, 2022
Was wird Netflix Amazon, Google, Apple und Meta tun?
Wie ich bereits am Anfang erwähnt habe, hat diese Übernahme weltweit einen wahren Aufschrei ausgelöst und ich denke, dass nun auch andere große Tech-Unternehmen sich auf den einen oder anderen Videospiel-Publisher werfen. Ich denke, dass Apple wenig Interesse am Gaming hat, weil sie durch ihren Appstore bereits einen Marktplatz haben und sich mit Alphabet ein Monopol teilen. Google ist mit der Stadia ordentlich auf die Schnauze gefallen und ich kann nur hoffen, dass Google in Zukunft die Hände vom Gaming-Markt lässt – Es endet weder für Google noch für die Menschen die Videospiele lieben gut.
Meta hat scheinbar weniger Interesse an Activision Blizzard gehabt. Laut mixed.de soll der Konzern von Mark Zuckerberg einen Zukauf angeboten bekommen haben, ihn jedoch nicht wahrgenommen haben. Ich denke, dass es die richtige Entscheidung seitens Meta war. Sie fokussieren sich darauf, die Grundlage für das Metaverse zu schaffen, in welchem Drittanbieter mit ihren Spielen stattfinden sollen. Ich selbst würde es befürworten und hätte mir gewünscht, dass Facebook eben mehr auf Gaming setzt, statt auf das Metaverse, aber ich bin nur ein kleiner Gaming-Blogger der vermutlich deutlich weniger Ahnung hat als der Gründer und CEO von Facebook.
Ich denke, dass Amazon ein heißer Kandidat ist, um eine sehr große Übernahme zu tätigen. Ubisoft, Electronic Arts, Valve, CD Projekt oder Square Enix sind in meinen Augen durchaus eine Überlegung wert. Mit New World haben sie zwar im Ansatz ein tolles Spiel geschaffen, die langfristige Unterhaltung ist jedoch nicht wirklich geglückt. Mit einem RPG-Primus wie CD Projekt, Ubisoft oder Square Enix könnte Amazon ihr Spielaufgebot enorm steigern und ebenso im Hype um das Metaverse ein wenig mitmischen kann. Zukünftige Herr der Ringe MMORPG-Projekte könnten mit einem talentierten Team sehr viele glückliche Gamer hervorbringen. Valve wie auch Epic Games – was zu 40 Prozent im Besitz von Tencent ist – könnten ebenso würdiger Kandidaten sein. Ich denke jedoch, dass diese beiden Unternehmen sich nicht einfach kaufen lassen und lieber mehr oder weniger eigenständig agieren möchten.
Netflix hat aktuell sehr starke Probleme damit, Nutzer zu erreichen und sie zu halten, weshalb der Streaming-Dienst schon lange damit angefangen hat, langsam im Gaming-Sektor Fuß zu fassen. Mit Netflix Games möchten sie den Nutzern – die bereits ein Abo bei Netflix abgeschlossen haben – zusätzlich Zugang zu mobilen Titeln bieten. Eine Strategie, die Sony meiner Meinung nach ebenso verfolgt, dazu aber gleich mehr.
Netflix responds to Microsoft’s planned acquisition of Activision Blizzard: https://t.co/mzHec8qR8n pic.twitter.com/UT9VSLCxE0
— GameSpot (@GameSpot) January 22, 2022
Wie wird Sony reagieren?
Sony hingegen MUSS reagieren, wenn sie sich nicht auf die Wörter von Phil Spencer verlassen möchten. Das neue Call of Duty soll bereits im November 2022 erscheinen und wird von aktuellen Verträgen nicht beeinträchtigt sein. Sony hat alleine im letzten Jahr gute Zukäufe getätigt, doch hat Microsoft nun eben die Messlatte sehr weit oben angesetzt. Für Sony könnte Square Enix einen guten Kauf darstellen, doch wird es mit Final Fantasy, Life is Strange oder Outriders nicht getan sein.
Ich selbst habe einen CD Projekt-Deal für unwahrscheinlich empfunden. Nach dem Activision Blizzard-Zukauf darf man keinen potenziellen Kauf mehr als unmöglich betrachten. Bobby Kotick hat das Unternehmen – bewusst oder unbewusst – in die Situation gedrängt, sich an jemand größeren zu verkaufen. Dieses Vorhaben ist in meinen Augen sehr untypisch, weshalb überhaupt in Betracht gezogen werden kann, ob andere Studios gleichermaßen Verkaufsangebote wahrnehmen.
Ich denke, dass Take-Two nicht verkaufen wird, weil sie in meinen Augen sehr gut selbst zurechtkommen und nicht auf Dritte angewiesen sind. Auch Electronic Arts hat bereits bestätigt, dass es dem Unternehmen wirtschaftlich gut geht und ein Verkauf deshalb nicht infrage kommt.
Ich halte einen Ubisoft-Amazon-Deal für sehr wahrscheinlich. Auch CD Projekt kann ich mir sehr gut vorstellen. Sony wird sich meiner Meinung nach auf den Kauf von Square Enix fokussieren. Ich finde, dass die Playstation deutlich bessere Spiele im AAA-Bereich bietet. Doch sind die Spieler bereit so viel Geld pro Spiel zu bezahlen, wenn sie ähnlich gute Spiele für wenige Euros im Monat bekommen?
Sony muss versuchen, bessere Spiele als die Xbox-Studios hervorzubringen, ein eigenes Abomodell im Stil des Game Pass zu launchen oder ebenso wie Xbox mehr auf Cloud Gaming setzen. Seit mehreren Quartalen sind die Nutzer des PlayStation Networks rückläufig und das Angebot von Spielen ist zwar durchaus gegeben, jedoch bei dem Abo-Modell von Microsoft deutlich günstiger und vergleichsweise stark, wenn nicht noch stärker. Ich denke, dass Sony ihre Konsole eher von einer Gaming-Plattform weg verlagert und sie zu einem Entertainment-Medium ausbaut. Dass eine Playstation eben für das Zocken, das Serien gucken, schauen von Videos oder Streams genutzt wird und nicht länger ausschließlich zum Spielen. Das würde in meinen Augen auch den Kauf von Crunchyroll erklären.
Eine Strategie, die sich meiner Meinung nach nicht auszahlen wird, weil faktisch der Gaming-Markt viel relevanter als der Serien, Filme oder Musikmarkt ist. Menschen wollen gute Videospiele spielen und nicht länger Serien oder Filme konsumieren. Zahlen, Fakten und Statistiken belegen das deutlich.
$70 per game vs. $15 a month for all pic.twitter.com/x7VxvaJ755
— 🇩🇴JAYROCK🇵🇷 (@JAAY_ROCK_) January 21, 2022
Ein Kommentar
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