Glen Schofield – einer der ursprünglichen Köpfe hinter der Call of Duty-Reihe – hat sich besorgt über die Zukunft des Franchises unter Microsoft geäußert. Der ehemalige Sledgehammer-Games-Mitgründer und Creative Director fragt sich, ob die Unternehmenskultur des Xbox-Mutterkonzerns langfristig mit den Entwicklerstudios hinter dem weltweit erfolgreichen Shooter kompatibel ist.
Schofield, der während seiner Zeit bei Sledgehammer Games an Call of Duty: Modern Warfare 3 (2011), Advanced Warfare (2014) und WWII (2017) arbeitete, verließ das Studio 2019, um bei Krafton das Sci-Fi-Horrorspiel The Callisto Protocol zu entwickeln.
Im Interview mit VGC auf der Gamescom Asia zeigte sich Schofield skeptisch, ob die Shooter-Reihe unter Microsofts Führung weiterhin so erfolgreich bleiben könne. Er verwies auf kulturelle Unterschiede in der Mitarbeiterführung, auf Boni-Strukturen – und auf Microsofts Probleme mit anderen großen Marken wie Halo, das in den letzten Jahren deutlich an Popularität verloren hat.
„Ich mache mir wirklich große Sorgen, ehrlich gesagt. Schaut euch Gears of War an – wo ist Halo geblieben? Viele große Serien sind einfach verschwunden“, sagte Schofield.
„Wenn man von einem Riesenunternehmen übernommen wird, übernimmt man irgendwann auch Teile seiner Kultur. Ich vermute, dass auch das Bonussystem von Call of Duty geändert wurde – und viele werden sich denken: ‚Das ist nicht mehr dasselbe.‘“
Microsoft hatte Call of Duty im Zuge der 69-Milliarden-Dollar-Übernahme von Activision Blizzard im Jahr 2023 erworben. Der Konzern verweist auf den erfolgreichen Start von Black Ops 6 als Beleg für die weiterhin hohe Beliebtheit der Reihe. Das Spiel war das erste Call of Duty, das direkt zum Launch über den Xbox Game Pass verfügbar war. Trotz eines starken Starts sank die Spieleraktivität jedoch schneller als erwartet.
Schofield führte seine Bedenken auch auf den Verlust von Schlüsselpersonal zurück. Neben ihm haben auch Co-Gründer Michael Condrey sowie Black Ops-Veteran David Vonderhaar ihre Posten verlassen.
„Ich hasse es, das zu sagen, aber seit meinem Weggang war keines der neuen Call of Duty-Spiele wirklich gut“, so Schofield. „Das letzte [Modern Warfare 3 (2023)] war bestenfalls mittelmäßig. Sie verkaufen sich immer noch, klar – aber qualitativ sind sie nicht mehr auf dem gleichen Niveau.“
Er erinnerte sich an seine Zeit bei EA und Activision als „goldene Ära“ der Branche:
„Modern Warfare 3 war das letzte Call of Duty, das den Preis für das Actionspiel des Jahres gewonnen hat. Meine anderen beiden Titel waren immerhin nominiert – aber heute sieht man das nicht mehr.“
Das nächste Call of Duty – Black Ops 7 – erscheint am 14. November. Gleichzeitig feiert Konkurrent EA mit Battlefield 6 ein starkes Comeback: Der Shooter verkaufte sich binnen drei Tagen über 7 Millionen Mal.
Vince Zampella: „Call of Duty existiert nur, weil EA damals Fehler gemacht hat“
In einem aktuellen Interview mit GQ sorgte Battlefield-Chef Vince Zampella mit einer offenen Aussage für Aufsehen: „Der einzige Grund, warum Call of Duty existiert, ist, weil EA damals Arschlöcher waren.“ Zampella, der heute wieder bei EA arbeitet, blickte damit auf seine wechselvolle Karriere zwischen den beiden großen Publishern zurück.
Nachdem er zunächst bei EA an der Medal of Honor-Reihe gearbeitet hatte, gründete er Infinity Ward, um gemeinsam mit Activision einen direkten Konkurrenten zu Medal of Honor zu schaffen – das spätere Call of Duty.
Hintergrund war ein zerbrochener Vertrag mit EA und ausbleibende Zahlungen, die Infinity Ward damals in eine finanzielle Notlage brachten. Activision nutzte die Gelegenheit, um ein neues Shooter-Franchise zu etablieren, das schließlich zum globalen Erfolg wurde.
Nach rechtlichen Auseinandersetzungen mit Activision gründete Zampella später Respawn Entertainment, das mit Titanfall und Apex Legends erneut große Hits landete. Heute leitet er EAs Battlefield-Serie, die mit Battlefield 6 gerade ein starkes Comeback feiert.
Quelle: VGC