Die unabhängige Spieleplattform itch.io hat kurzfristig sämtliche Inhalte mit Erwachseneneinstufung (NSFW) aus ihren Such- und Browse-Funktionen entfernt. Als Grund nennt das Unternehmen externen Druck von Zahlungsdienstleistern infolge einer Kampagne der australischen Organisation Collective Shout.
Die plötzliche Maßnahme sorgt nicht nur bei Entwicklern für Unmut – auch Nutzer berichten, dass bezahlte Inhalte aus ihren Bibliotheken verschwunden seien, ohne Rückerstattung oder offiziellen Hinweis von itch.io.
— itch.io (@itchio) July 24, 2025
Hintergrund: Externe Beschwerden setzen Plattform unter Druck
Ausgangspunkt der aktuellen Entwicklung war das Spiel No Mercy, das im April kurzzeitig auf itch.io verfügbar war und anschließend entfernt wurde. Die Organisation Collective Shout kritisierte den Titel öffentlich und leitete Beschwerden an Zahlungsdienstleister weiter, die sowohl itch.io als auch Steam betreffen. Daraufhin sah sich itch.io gezwungen, kurzfristig zu handeln, um den eigenen Geschäftsbetrieb zu sichern.
In einer offiziellen Mitteilung erklärt die Plattform, dass die Zahlungsabwicklung eine zentrale Rolle für alle Entwickler auf itch.io spiele. Um die Beziehungen zu den Zahlungsdienstleistern zu erhalten, habe man NSFW-Inhalte vorläufig „deindexiert“ – also aus Suchergebnissen und Übersichtsseiten entfernt.
Nutzer berichten von gelöschten Spielen ohne Rückerstattung
Während itch.io lediglich von einer Deindexierung spricht, werfen Community-Mitglieder der Plattform vor, deutlich weiter gegangen zu sein: So seien einige NSFW-Spiele nicht nur aus der öffentlichen Sichtbarkeit verschwunden, sondern vollständig aus den Nutzerbibliotheken gelöscht worden und das völlig ohne Vorwarnung oder Rückerstattung.
Auf der Plattform X weist eine Community Note darauf hin: „Itch.io hat nicht nur Spiele delistet, sondern auch aus den Bibliotheken von zahlenden Kunden entfernt – ohne Rückerstattung. Das wird vom Unternehmen nicht erwähnt.“
Dieser Vorwurf steht im Widerspruch zur bisherigen Kommunikation des Unternehmens und wirft Fragen zur Transparenz im Umgang mit Nutzerdaten und Rechten auf.
Keine Vorabinformation – Plattform kündigt Inhaltsprüfung an
Itch.io gibt an, aufgrund des Zeitdrucks nicht in der Lage gewesen zu sein, betroffene Entwickler vorab zu informieren. Derzeit laufe eine umfassende Überprüfung aller NSFW-Inhalte. Solange diese andauere, blieben die betroffenen Seiten deindexiert.
Geplant ist, dass Entwickler in Zukunft bei NSFW-Inhalten aktiv bestätigen müssen, dass diese mit den Richtlinien der jeweiligen Zahlungsdienstleister übereinstimmen. Inhalte, die diesen Anforderungen nicht entsprechen, könnten dauerhaft von der Plattform entfernt werden. In solchen Fällen sollen die jeweiligen Kontoinhaber per E-Mail informiert werden.
Kritik an Kommunikationsstil und fehlender Transparenz
Unklar bleibt weiterhin, wie viele Inhalte tatsächlich dauerhaft gelöscht wurden und ob Nutzer, die für diese Inhalte bezahlt haben, mit einer Rückerstattung rechnen können. Offiziell hat itch.io hierzu bislang keine Stellung genommen.
Für viele Nutzer und Entwickler, die sich gerade wegen des offenen Ansatzes für itch.io entschieden haben, stellt diese Entwicklung einen massiven Vertrauensverlust dar.
Fazit: Itch.io zwischen Zahlungsdruck und Nutzerschutz
Die Situation bei itch.io zeigt exemplarisch, wie stark digitale Plattformen vom Einfluss externer Dienstleister abhängig sind – insbesondere im sensiblen Bereich der Erwachsenenunterhaltung. Die Kritik aus der Community verdeutlicht zugleich: Ohne transparente Kommunikation und klare Verantwortung gegenüber zahlenden Nutzern steht die Glaubwürdigkeit einer Plattform schnell auf dem Spiel.
Ein weiteres offizielles Update will itch.io veröffentlichen, sobald sich die Lage weiterentwickelt.