Aktuell glänzt Riot Games mal wieder auf ganzer Linie mit ihrer Doppelmoral. Auslöser dafür war ein Tweet von dem belgischen League of Legends-Spieler Gabriël „Bwipo“ Rau, der sich hinsichtlich Frauen im Esport kritisch geäußert hat.
“competition isn’t going to schedule around your period”
bwipo idk what this take is, calling it ignorance. yes, women’s cycles can affect emotions, but lots of pros aren’t exactly thinking clearly most of the time, aren’t you literally like that yourself? pic.twitter.com/MQjosZgMbV
— maine (@elzqrr) September 9, 2025
Bwipo äußert die Ansicht, dass es im professionellen Esport zu wenig Unterstützung für weibliche Spielerinnen gebe. Seiner Meinung nach werde dabei kaum berücksichtigt, dass „Frauenkörper und ihre monatlichen Zyklen extrem unterschiedlich von Männern“ seien und es „kein richtiges Unterstützungssystem“ gebe, um darauf im Wettbewerb Rücksicht zu nehmen.
Er schildert seine persönliche Beobachtung, dass sich der Zyklus auf die Leistungsfähigkeit und Stimmung auswirken könne, insbesondere in Phasen, in denen Frauen „super gereizt auf jede Kleinigkeit reagieren“. Dabei betont er, dass seine Aussage „nicht sexistisch gemeint“ sei, sondern auf seiner Erfahrung beruhe.
Als mögliche Ansätze nennt er, dass Spielerinnen in solchen Zeiten eher „VOD-Reviewing machen“ oder „einen anderen Account zum Spielen nutzen“ könnten, anstatt sich dem vollen Wettbewerbsstress auszusetzen.
Zugleich merkt er an, dass „Wettkämpfe sich nicht nach dem Zyklus richten“ könnten, was das Problem erschwere. Abschließend kritisiert er, dass dieses Thema im Esport „kaum diskutiert oder berücksichtigt“ werde, obwohl es seiner Ansicht nach in anderen mentalen Sportarten wie Schach stärker beachtet werde.
Diese Äußerungen – für die er sich später entschudligte – sorgte für eine sofortige Suspendierung aus seinem Team FlyQuest. Doch damit war dieser Fall noch lange nicht beendet.
Hi everyone, I know I fucked up. My comments were ignorant and disrespectful to women, including those close to me.
I’m sorry to those I hurt. I regret using my platform to fuel vitriol and sexism instead of support, and I’ll be taking steps to reflect, listen, and do better.
— Bwipo (@Bwipo) September 10, 2025
Maßnahmen von Riot Games
Inzwishcen hat sich auch Riot Games eingeschaltet und ordentlich nachgetreten, indem Bwipo aus dem offiziellen Worlds 2025-Musikvideo entfernt wurde. Er sollte dort ursprünglich die amerikanische Region repräsentieren, doch nach seiner Entfernung wurde der gesamte Kontinent in der finalen Version nicht mehr dargestellt.
Der Publisher erklärte, dass diese Entscheidung im Einklang mit den eigenen Werten von Gleichberechtigung und Diversität stehe und dass solche Äußerungen nicht mit der Philosophie des professionellen E-Sports vereinbar seien.
Riot betonte, dass es sich nicht um eine klassische Strafe handele, sondern um eine bewusste Maßnahme in der Außendarstellung des Sports.
The Worlds Music Video will now launch on October 13, a few days later than originally planned. Bwipo was featured in the original cut, but given his recent comments, we decided it wouldn’t be right to showcase him in a piece that represents LoL Esports, pro players, and fans.…
— LoL Esports (@lolesports) October 8, 2025
Die Doppelmoral von Riot Games
Riot Games betont immer wieder, wie wichtig dem Unternehmen Werte wie Gleichberechtigung, Diversität und Offenheit sind. Doch angesichts der aktuellen Ereignisse stellt sich die Frage, wie ernst man solche Aussagen tatsächlich nehmen kann. Der bekannte Esport-Analyst und Kommentator MonteCristo brachte es auf Twitter treffend auf den Punkt – und ich kann seiner Einschätzung nur zustimmen:
Riot is a company that fired zero people for systemic misogyny that resulted in the US government fining them $100 million.
Riot will also advertise for the Saudi government at Worlds in order to help sportswash human rights abuses against women.
But Bwipo will be punished! https://t.co/7fN0vW3MeY
— MonteCristo (@MonteCristo) October 8, 2025
Ich persönlich fand die Aussage von Bwipo gar nicht so schlimm, wie sie vielerorts dargestellt wurde. Er hat – wenn auch ungeschickt formuliert – ein Thema angesprochen, das im Esport bislang kaum Beachtung findet, nämlich die Frage, wie unterschiedlich Belastungen und Unterstützungssysteme für Spielerinnen sein können.
Statt diese Gelegenheit zu nutzen, um eine sachliche Diskussion anzustoßen, wurde er jedoch sofort verurteilt. Gleichzeitig zeigt sich hier aus meiner Sicht deutlich eine gewisse Doppelmoral seitens Riot Games: Während der Publisher Spieler wie Bwipo für unüberlegte Aussagen hart sanktioniert und öffentlich auf Werte wie Gleichberechtigung und Diversität pocht, bleibt das eigene Verhalten oft widersprüchlich.
Die millionenschwere Vergleichszahlung wegen Diskriminierung am Arbeitsplatz und die andauernde Zusammenarbeit mit saudi-arabischen Partnern, deren Regierung Frauenrechte massiv einschränkt, stehen in starkem Kontrast zu Riots propagierten Idealen. Es wirkt, als gelte Moral vor allem dann, wenn sie dem öffentlichen Image nutzt – nicht, wenn sie wirtschaftliche Interessen gefährden könnte.