Nachdem das Spiel nach einer Entwicklungszeit von sieben Jahren und etlichen Verschiebungen endlich am 10. Dezember 2020 für Fans des polnischen Studios CD Projekt zum Download und zum Kauf verfügbar gestanden hat, hätte man kaum erwartet, wie sich der so große Hype am Anfang binnen zwei Tagen zu einem Launch-Desaster entwickeln kann. Während die Spieler auf der Xbox One und der Playstation 4 das Spiel mit Frust als mit Freude in Erinnerung behalten, so haben die Spieler auf dem PC auf jeden Fall ihren Spaß. Aber auch hier stellt sich mir die Frage, wie ein Studio eigentlich auf die Idee kommen kann, ein so unfertiges Spiel auf den Markt zu werfen. Eine Entscheidung, die man nicht nachvollziehen kann. Ich denke, dass auf der Führungsetage ein gewaltiger Druck herrschte. Das Problem ist, dass die meisten Investoren an der Börse kurzfristige Anleger oder Spekulanten sind, die einfach in CD Projekt und dem Release von Cyberpunk einen schnellen Gewinn gesehen haben. Sie wollen nicht mehrere Jahre warten, bis sich das Studio langsam Jahr für Jahr aufbaut, sie wollen am liebsten, dass das Spiel herauskommt und die Aktien dann verkaufen, um Profit zu machen. Auch dass die Entwickler Morddrohungen erhalten haben, kann ein Grund sein, warum das Management das Spiel zum vorzeitigen Zeitpunkt veröffentlicht hat. Das sind Vermutungen und keine Beweise.
Ein anderer Grund könnte sein – neben dem, dass sich CD Projekt natürlich maßlos selbst überschätzt hat – dass Sony und Microsoft ihre neue Konsolengeneration herausbrachten. Aber hält man sich zugrunde, dass eben auf dem PC auch solche massiven Bugs auftreten, halte ich dieses Szenario eher für ausgeschlossen. Ich kann mir aber beim besten Willen nicht vorstellen, dass man so blind sein kann und sowas von keine Ahnung vom eigenen Unternehmen oder Produkt haben kann, wie die Führungsetage. Es ist also äußerst schleierhaft, wie sowas den Kunden und Spielern auf der gesamten Welt, zugemutet werden kann. Wer allerdings jetzt das typische Cyberpunk 2077 bashing erwartet, der irrt und wird hoffentlich mit einem Beitrag begeistert, der auch mal eine andere Meinung in die Thematik bringt. Viel Spaß mit meinem Cyberpunk 2077 Test!
Der Charaktereditor
Ich denke, dass der eigene Charakter und die vielen Anpassungsmöglichkeiten ein Grund ist, warum das Spiel diese Erwartungen mitgebracht hat. Ich habe mir schon im Vorfeld einige Gedanken gemacht, wie mein Charakter dann im Spiel aussehen soll und war doch überrascht, dass es so viele Möglichkeiten gibt. Die Einstellung von Geschlecht und Genitalien davon hat man im Vorfeld mitbekommen. Doch kleinere Cyberelemente, die Augenfarbe und selbst Pupillenvarianten haben mir dann doch klargemacht, wie detailliert man seinen eigenen Charakter erstellen kann. Und es macht mir auch überhaupt Nichts aus, dass man den Charakter im gesamten Spiel kaum sieht. Immer mal wieder bekommt man die Möglichkeit in den Spiegel zu sehen oder seinen Charakter in Zwischensequenzen zu sehen. Ich bin überzeugt, dass jeder der einen coolen Look für seinen Charakter ausarbeitet, jegliche Möglichkeiten seiner Fantasie im Charaktereditor von Cyberpunk 2077 nutzen kann.
Die Schwächen von Cyberpunk
Von dem größten Teil der Fachpresse, wird dieser Punkt als einer der schwächsten angesehen, ich möchte da jedoch ein bisschen Gegenlenken, stimme aber auch zu, dass man hier andere und deutlich bessere Lösungsansätze als großes Entwicklerstudio bringen muss. Das Problem bei diesem Spiel ist, dass man den Charakter mit Klamotten ausstatten kann, die verschiedene Werte haben und demnach wird dein Charakter mit dem Tragen dieser Klamotten auch immer stärker. Nur leider sieht der eigene Charakter dann weniger cool aus, wenn man ihn einfach nach den besten Werten aufpeppt. Wenn man also einen starken Charakter möchte, muss man einen bescheuerten grellen und bunten Hut tragen und eine kurze Hose mit einem billigen und weniger ansprechenden Mantel. Genau dieser Aspekt hat mir in anderen Rollenspielen – auch wenn ich wirklich nicht viel gezockt habe – gefehlt. Man findet immer Items, die einfach nutzlos sind, nur um Items zu finden. Ich bin mir sicher, dass viele Studios da extrem viel Zeit rein investieren, nur um ein Lootingssystem zu schaffen, was einfach nur sinnlos ist. Cyberpunk hat wenigstens den Spielern den Ansatz gegeben, dass man sich langsam aber sicher weiter entwickelt und stärker wird.
Sicherlich hat sich CD Projekt gedacht, dass man den Charakter eh meistens nicht selbst sieht, doch warum dann so ein aufwendiger Charaktereditor? Die Entscheidungen sind nicht immer ganz nachzuvollziehen. Meiner Meinung nach, hätte man das Craftingssystem – was auch absolut unnötig ist – dafür verwenden können, dass man coole Klamotten tragen kann, die durch das Crafting besser und besser werden. Dadurch hätte man sich vielleicht nur auf jeweils 10 verschiedene Kleidungsstücke fokussieren müssen, die alle cool aussehen und diese dann nach und nach durch das Crafting aufbessern hätte können.
Eine weitere Methode wäre gewesen, dass man hier Mikrotransaktionen einbringt. Ich bin überrascht, dass CD Projekt das nicht zum Launch ihres AAA-Rollenspiel eingebaut hatte, da sie eigentlich sagten, dass in Cyberpunk 2077 auf jeden Fall Mikrotransaktionen – auch wenn diese fair bleiben – implementiert werden. Das polnische Entwicklerstudiobeutet sich in meinen Augen etwas selbst aus, weil sie immer die Good Guys sein möchten und die so verteufelten Mikrostransaktionen deshalb nicht einbauen wollen.
Gerade in diesem Spiel hätte man durch kosmetische Elemente, schönere Autos, Klamotten oder besondere Waffenskins vielleicht großes Kapital schlagen können, solange diese rein kosmetisch sind, hätte sich meiner Meinung nach kein Shitstorm breitgetreten. Man hätte auch durchaus Waffen etc. kaufbar machen können, die man aber auch durch normales Looting in einem entsprechend fairen Verhältnis finden hätte können.
Eine weitere Schwäche vom Spiel ist meiner Meinung nach die doch sehr mickrige Einflussnahme, wenn man verschiedene Paths oder Antwortmöglichkeiten gibt. Zumindest ist das mein Eindruck, aber ich habe zu diesem Zeitpunkt noch nicht alle Wege gespielt und habe auch noch nicht so viele verschiedene Antwortmöglichkeiten per Quicksave ausprobiert, weshalb ich mir hier keine Meinung bilden möchte.
Und ein kleiner Tipp an CD Projekt: bitte bei eurem nächsten Rollenspiel keine 10000 Stunden Video- und Filmfrequenzen. Es hat mich einfach nur noch abgefuckt, dass ich diese ganzen Szenen nicht skippen konnte, nachdem ich sie mir 100 Mal anhören- und sehen musste!
Die Stärken von Cyberpunk
Mir macht das Spiel einfach nur große Freude, vor allem sind es aber die Nebenmissionen und die doch einzelnen Freizeitaktivitäten, die das Spiel abverlangt. Zum Teil echt schwere Camps von Kriminellen, die man sogar öfters versuchen muss, bis es gelingt, diese zu säubern. Natürlich obliegt aber die Story in den Stärken des Spiels. Und hier wird eigentlich erst klar, dass das Spiel absolut genial ist. Aber auch die massiven grafischen Meisterleistungen, Detailtreue der Stadt und der Mix zwischen der hoch technisierten Zukunft und dem abgeranzten, sterbenden Stadtteilen, die Ruinen und falschen Hoffnungen und Versprechungen gleichen, bekommt das Spiel super gut hin. Oftmals glaube ich einfach, dass die meisten ihren Blick zu sehr auf die offene Welt legen – auch ich bin einer von ihnen – dabei vergisst man allerdings, wie stark die Story vom Spiel ist, die durch die drei Ausgangssituationen auch einen hohen Wiederspielwert bietet. Die Herangehensweise ist ebenso vielseitig, da du entweder der Hacker sein kannst, der Gegner bereits aus der Ferne außer Gefecht setzt oder der schleichende Assasine, der Leute still und unauffällig niederstreckt. Für Rambos ist aber auch was dabei. Ich habe mir von Beginn an gesagt, dass ich eher primitiv spielen will und nach Möglichkeit im Nahkampf und dem Stealth meine Fertigkeiten ausbauen will.
Hingegen einem Großteil der Community, empfinde ich die Sturmgewehre nicht als verhältnismäßig schwach, sondern bin der Meinung, dass es durchaus Spaß macht, massenweise Blei in meine Opfer zu pumpen. Ich mag es, dass Gegner viel Leben haben und man einige Zeit benötigt, bis diese umfallen. Doch ich muss ebenso eingestehen, dass wenn man dazu tendiert Gegner leise und hinterhältig um die Ecke zu bringen, man nach meiner Erfahrung deutlich mehr Erfolg hat. Allerdings muss man oftmals auch sehr viel Geduld aufbringen.
Fazit
In einer Schulnote ausgedrückt, würde ich Cyberpunk eine 3+ bis 2- geben. Das Spiel wurde über 7 Jahre entwickelt und demnach wären auf jeden Fall deutlich mehr Möglichkeiten umsetzbar gewesen. Ein bisschen anmaßend zu behaupten, was ein Entwicklerstudio innerhalb von so einer langen Zeit auf die Beine stellen muss, deshalb möchte ich CD Projekt auch klar in Schutz nehmen: das Spiel ist kein Open World Game!
Klar würde ich mir Sachen wie Autotuning, Bandenkriege, Flüge mit dem Flugzeug, Überfälle auf ein Schiff oder das Kaufen mehrerer Immobilien wünschen, doch das Spiel ist und bleibt ein Rollenspiel und dieses Genre erfüllt es mehr als deutlich! Die Story ist zu keinem Zeitpunkt langweilig und es macht einfach unfassbar Spaß vor allem die Nebenmissionen zu grinden und sich – wenn auch nur rein sexuellen – Beziehungen zu widmen. Und auch Beziehungen wären ein Thema, was man in einem neuen DLC zum Thema machen kann.
Ich weiß nicht ob man es vergleichen kann, aber ich erwähne es einfach Mal, damit ihr ein wenig versteht, was ich aussagen will. Wenn Minecraft eine neue Version rausbringt, legen sie dabei ihren Fokus immer auf ein bestimmtes Thema. Das Tiefsee-Update, das Nether-Update, das Village and Pillage-Update etc. Wenn Cyberpunk mit jedem DLC ein bestimmtes Thema erfüllen würde, wäre das wundervoll. Zum Beispiel das – wie angesprochen – Tuning DLC, wo es neue Autos mit krassen Tuning-Möglichkeiten à la Need for Speed gibt, das DLC, wo Banden, Konflikte und NPCs auf der Straße mit mehr Sinn und Leben versehen werden, tiefsinnigere Dialoge und daraus resultierende Quests bieten oder ein Update, wo der Spieler deutlich mehr Aktivitäten nachgehen kann usw. Meine Erwartung von Cyberpunk war, dass es ein open World wie GTA wird, mit der Roleplaytiefe eines Witchers, deren Charaktere man direkt ins Herz schließt, weil sie einfach so genial geschrieben sind – selbst wenn man sie hasst, mag man sie irgendwie.
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Ein Kommentar
jo cyberpunk 2077 ist ein gelungenes spiel, ich hab es über 300 stunden gespielt und es macht immernoch fun, es ist drei bis vier mal abgestürzt doch das ist zu verschmerzen, einzig alleine diese braindance geschichte ist etwas nervig wenn man nicht weiterweiss, bugs an sich konnte ich kaum wahrnehmen, ich würde das game mit etwa 85 prozent spass bewerten