FTC – jene Behörde, die aktuell versucht, den Activision-Microsoft-Deal um jeden Preis zu verhindern – hat sich nun auch Epic Games vorgeknöpft. Insgesamt 520 Millionen Dollar soll Epic Games bezahlen, weil es Datenschutzgesetze für Minderjährige nicht eingehalten hat und gezielt dafür gesorgt haben soll, Minderjährige zu unerwünschten Mikrotransaktionen angeregt zu haben. Für die Datenschutzmissachtung soll das Unternehmen hinter Fortnite 275 Millionen Dollar bezahlen, für die Verführung der Nutzer zu ungewünschten Gebühren werden 245 Millionen Dollar fällig.
Fortnite hat persönliche Daten von Kindern unter 13 Jahre gesammelt, ohne dabei die elterliche Zustimmung eingeholt zu haben. Auch die standardmäßige Aktivierung von Sprach- und Textchat für Kinder und Jugendliche hat die Spieleschmiede nicht eingeschränkt. Die FTC hat ermittelt und will herausgefunden haben, dass bereits 2017 eigene Epic-Mitarbeiter die Chefetage darauf gedrängt hat, den Sprach- und Text-Chat zu einer Opt-in-Funktion umzustellen. Das Unternehmen hat darauf hin – trotz Berichten über Kinder, die beim Spielen von Fortnite sexuell belästigt wurden – keine Änderungen vorgenommen bzw. nur äußerst inkonsequent. Das Beispiel der Schaltfläche zum Deaktivieren der Sprachausgabe – die für Nutzer nur sehr schwer zu finden war – zeigt in meinen Augen deutlich auf, welche Masche die Spieleschmiede aus Maryland gesetzt hatte.
Auch andere shady Mechaniken hat Epic sich laut der FTC zunutze gemacht. Die Behörde behauptet, im Spiel wurde eine „kontraintuitive, inkonsistente und verwirrende Konfiguration der Schaltfläche“ eingebaut. Das hat dazu geführt, dass Nutzer unbeabsichtigt etwas kaufen konnten, wenn sie das Spiel aus dem Ruhestand gestartet hatten oder während sie sich im Ladebildschirm befanden. Epic platzierte außerdem die Schaltfläche für die Vorschau eines Gegenstands in Fortnite direkt neben der Kaufschaltfläche, was zu versehentlichen Käufen führte.
Auch ein Missbrauch von Kartenzahlungen hat das Unternehmen angeblich nicht verfolgt, wie auch den Kauf der eigenen V-Bucks Währung von Minderjährigen ohne Zustimmung der Eltern.
Das Unternehmen hat daraufhin wiederholt Beschwerden von Konten über unberechtigte Abbuchungen, sperren lassen. Wenn genannte Konten nicht gesperrt wurden, wurden sie von Fortnite-Unternehmen einfach ignoriert. Die FTC möchte das Geld nutzen, um User zu entschädigen. Dafür werden sie ein Rückerstattungsprogramm auf ihrer eigenen Website einrichten.
Erst von wenigen Tagen wurde bekannt, dass Epic Games gewisse Spiele und Online-Dienste einstellt. Begründet hatte das Unternehmen das auch damit, dass diese nicht mehr den aktuellen Datenschutzstandards der Spieleschmiede entspricht.
Auch in einem Statement zur Einigung mit der FTC sagte Epic Games: „Kein Entwickler entwickelt ein Spiel mit der Absicht, hier zu landen“ ,sagte das Unternehmen. „Die Videospielindustrie ist ein Ort der schnelllebigen Innovation, an dem die Erwartungen der Spieler hoch sind und neue Ideen im Vordergrund stehen. Die Gesetze, die vor Jahrzehnten geschrieben wurden, legen nicht fest, wie die Ökosysteme der Spielebranche funktionieren sollten. Die Gesetze haben sich nicht geändert, aber ihre Anwendung hat sich weiterentwickelt, und die langjährigen Praktiken der Branche sind nicht mehr ausreichend. Wir haben dieser Vereinbarung zugestimmt, weil wir wollen, dass Epic beim Verbraucherschutz an vorderster Front steht und unseren Spielern das beste Erlebnis bietet. In den letzten Jahren haben wir Änderungen vorgenommen, um sicherzustellen, dass unser Ökosystem die Erwartungen unserer Spieler und der Regulierungsbehörden erfüllt, und wir hoffen, dass dies ein hilfreicher Leitfaden für andere in unserer Branche sein wird“.
2. As the complaint notes, Epic knew many children were playing Fortnite, but failed to obtain parents’ consent—violating the COPPA Rule—and put children and teens at risk with privacy-invasive default settings. https://t.co/rYD6kuJELa
— Lina Khan (@linakhanFTC) December 19, 2022