Die Aktionäre von Ubisoft Entertainment SA erwägen derzeit, wie ein möglicher Buyout des Herstellers der Assassin’s Creed-Videospielreihe strukturiert werden könnte, ohne die Kontrolle der Gründerfamilie zu schmälern, sagten zwei mit der Angelegenheit vertraute Personen gegenüber Reuters.
Die Guillemot-Familie, größter und zugleich Gründungsgesellschafter von Ubisoft (20,5%) habe in den letzten Wochen Gespräche mit Tencent und anderen Investoren über die Finanzierung eines managementgeführten Buyouts des größten französischen Videospielentwicklers geführt.
Allerdings habe die Guillemot-Familie signalisiert, dass sie ihre bestehende Kontrolle über das Unternehmen im Rahmen eines möglichen Deals beibehalten möchte, sagten die Personen weiter.
Tencent zögert mit größerer Beteiligung
Tencent, derzeit der zweitgrößte Aktionär von Ubisoft (9,2%) und Chinas führendes Unternehmen für soziale Netzwerke und Gaming, habe bislang noch nicht entschieden, ob es sich an dem Buyout beteiligen und seinen Anteil an Ubisoft erhöhen werde, sagte eine der Quellen.
Grund dafür sei, dass Tencent eine größere Mitbestimmung bei zukünftigen Entscheidungen des Vorstands, insbesondere bei der Verteilung von Cashflows, verlangt habe – eine Bedingung, der die Guillemot-Familie bislang nicht zugestimmt habe, fügte die Person hinzu.
Die Gespräche zwischen den beiden Parteien seien weiterhin im Gange, da Tencent auch eine feindliche Übernahme von Ubisoft durch andere Investoren verhindern wolle. Laut der Quelle plant Tencent, geduldig zu bleiben, bis die Guillemot-Familie einer Vereinbarung zustimmt.
Tencent könnte jedoch auch darauf verzichten, seinen Anteil an Ubisoft zu erhöhen, da es seinen aktuellen Anteil von fast 10% als ausreichend erachte, um die Geschäftskooperation im Gaming-Bereich mit Ubisoft aufrechtzuerhalten, fügte die Person hinzu.
Bereits im Oktober hatte Ubisoft erklärt, regelmäßig „alle strategischen Optionen“ zu bewerten, sich jedoch nicht näher zu Berichten über ein mögliches Interesse an einem Buyout geäußert.
Aktienkurs reagiert positiv auf Bericht
Nach dem Reuters-Bericht stiegen die Ubisoft-Aktien zeitweise um bis zu 16 % auf 13,60 Euro. Die Gespräche über einen möglichen Buyout finden vor dem Hintergrund von Forderungen einiger Minderheitsaktionäre statt, darunter AJ Investments, die entweder eine Übernahme oder einen Verkauf von Ubisoft an einen strategischen Investor fordern, nachdem die Aktienkurse stark gefallen sind.
Die Aktien des Unternehmens erreichten im September ihren niedrigsten Stand des letzten Jahrzehnts, nachdem Ubisoft seine Prognose aufgrund schwächer als erwarteter Verkäufe nach unten korrigiert und die Veröffentlichung des Spiels Assassin’s Creed Shadows verschoben hatte.
In dieser Woche kündigte Ubisoft außerdem an, die Entwicklung des Spiels XDefiant einzustellen. Dies führte zur Schließung der Produktionsstudios in San Francisco und Osaka sowie zur Reduzierung der Produktion in Sydney.
Quelle: Reuters