Das Thema der schlechten Arbeitsbedingungen innerhalb der Gaming-Branche ist sicherlich nicht neu und trotzdem scheint sich auch nach etlichen Meldungen über verschiedenste Spieleschmieden nichts an dem Status zu ändern. Nun macht auch Team17 negativ auf sich aufmerksam. Die Anschuldigungen: Missmanagement, Gehaltsprobleme und sexuelle Belästigungen. Den gesamten Bericht kann man sich gerne auf Eurogamer ansehen, ich fasse ihn lediglich in eigenen Worten ein wenig zusammen.
Laut Eurogamer haben sich 12 aktuelle und ehemalige Mitarbeiter zu Wort gemeldet und in der Niederlassung Wakefield und Nottingham über fragwürdige Ereignisse gesprochen. Demnach habe sich Team17 von Mitarbeitern getrennt, weil sie Bedenken über das MetaWorms-Projekt geäußert haben sollen, die Team17 scheinbar nicht hören wollte. Alleine dieser Aspekt zieht noch heute starke Nachwirkungen durch das Unternehmen. Die Mitarbeiter scheinen nicht über das Projekt in Kenntnis gesetzt worden sein – ganz zum Frust der Mitarbeiter.
Nach der Ankündigung zum MetaWorms-Projekt hagelte es massenhaft Shitstorms, vor allem gegenüber der Mitarbeiter. Team17 habe sich nicht für das Wohlergehen der Mitarbeiter interessiert und sich auch nicht – wie man es erwarten könnte – vor seine Mitarbeiter gestellt. Eine weitere Anschuldigung der Mitarbeiter besteht darin, dass Team17 laut ihnen in den letzten Jahren zu viele Spiele entwickelte bzw. publishen wollte, welche unter strengen Deadlines standen.
Neben heftigen Druck ist auch eine niedrige Bezahlung ein großer Aufreger. Mitarbeiter der Qualitätssicherung beklagen, dass der Basissatz in dieser Position bei 16.000 bis 19.000 britische Pfund liegt. Früher war das Gehalt sogar noch weniger. In den letzten Jahren hat sich das Gehalt zwar verbessert, aber noch immer ist das eben für die Branche sehr wenig. Ich kann mir aber sehr gut vorstellen, dass ein Unternehmen wie Team17 eben nicht so viel bezahlen kann. Ein Blick in die Bilanz zeigt zwar ein überragendes Eigenkapital und eine sehr starke Gewinnentwicklung, dennoch muss man immer bedenken, dass ein Unternehmen immer eine gewisse Kriegskasse haben sollte, um zum Beispiel die Gehälter auch Krisenzeiten weiterhin zahlen zu können. Mich interessiert es stark, wie Konkurrenz wie Frontier oder Tinybuild, 11Bit oder 10 Square ihre Mitarbeiter bezahlen.
Die finanziellen Nöte machen sich daran deutlich, dass Mitarbeiter kein Geld für Klamotten ausgeben konnten, sie ins Büro gingen, statt im Homeoffice zu arbeiten, um Kosten einzusparen oder sogar auf Mahlzeiten verzichteten. Darüber hinaus sind Prämien gekürzt und nur durch Überstunden zu erarbeiten. Die Geschäftsführung schiebt diese Entscheidung auf die enttäuschenden First-Party-Titel.
Aber auch ein toxisches Arbeitsumfeld zeichnet sich bei Team17 ab. Fälle von sexuellen Belästigungen werden ignoriert und Mitarbeiter werden als nicht “fotogen” genug bezeichnet, weshalb sie für das Unternehmen keine Werbung machen sollen. Für die CEO Debbie Bestwick haben die Mitarbeiter keine guten Worte übrig. „Wenn man so überlastet ist, werden Dinge verpasst und wenn sie verpasst werden, wird man von Debbie angerufen“.
Die Probleme traten verstärkt mit dem Börsengang im Jahr 2018 auf. Das sorgte für mehr Überstunden, übereilte Veröffentlichungen und zusätzlichen Druck auf Bestwick, um den Aktienkurs oben zu halten. Begrenzte Budgets, ein straffer Zeitplan und nicht selten kommt es vor, dass Mitarbeiter weinend aus einem Meeting kommen. Ständig bleiben Spiele hinter den Erwartungen Erwartungen, heißt es. Mit der Einstellung vom Sony-Veteranen Michael Pattinson im vergangenen Jahr wollte Team17 sich wieder auf die Qualität des Unternehmens konzentrieren – gefruchtet hat diese Absicht jedoch noch nicht.
Mittlerweile hat ein Team17-Sprecher eine Mitteilung abgegebene, dass Team17 seine Mitarbeiter und Partner sehr ernst nimmt und sich ständig versucht zu verbessern. Bereits im Januar sind Gehaltserhöhungen mit Mitarbeitern verhandelt worden. Man ist wohl permanent dabei auf die Sorgen der Mitarbeiter einzugehen und die Fehler die im Unternehmen auftreten aus der Welt zu schaffen.
Wie ich bereits erwähnte ist es schwer einzuschätzen, ob die Gehälter wirklich derart schlecht sind, weil man gar keine anderen Referenzen zu Studios in einer ähnlichen Größenordnung bzw. einem gleichen Geschäftsfeld hat. Ebenso ist eine Mitarbeiterzahl von 12 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die sich beschweren, was ein minimaler Teil der gesamten Belegschaft ist. Es ist trotzdem durchaus wichtig, dass man ein Blick auf die weiteren Ereignisse hat und vor allem als potenzieller Anleger in Team17 – ich selbst habe schon lange mit einem Kauf von Team17-Anteilen gehadert – um mögliche Risiken zu verhindern.
Inside Team17, following the Worms NFT firestorm: staff speak out on pay, working conditions and management failures https://t.co/4cGmgvJd8d
— Eurogamer (@eurogamer) February 10, 2022