So viele Hoffnungen und eine so große Erwartungshaltung, weil Blizzard doch eigentlich immer stärker zurückkommt, wenn es stark durch den Kakao gezogen wurde oder es totgesagt wird. So kann ich mich noch sehr gut daran erinnern, wie das Studio mit Hearthstone damals eine Gelddruck-Maschine ins Leben gerufen hat, gleichzeitig aber auch ein Spiel entwickelt hat, was einfach nur sehr viel Laune bereitet hat und zusätzlich für den Esport wegweisend war. Das Gleiche mit Overwatch. Wie stark Blizzard von Riot damals abgehängt wurde, dann aber mit einem Overwatch um die Ecke kam und der Overwatch-League und auch hier wieder innovative Einnahmequellen geschaffen hat und gleichzeitig ein gutes Spiel geliefert hat, was Millionen von Menschen begeistert hat. Von solchen Erfolgsgeschichten ist nicht mehr wirklich viel übrig, aber umso mehr habe ich gehofft, nach den ganzen Ermittlungen rund um den Sexismus-Skandal, den Fehltritten, die Blizzard sich leistet bis hin zu den etlichen Blamagen, die von diesem Studio ans Tageslicht gekommen sind. Ich habe so stark darauf gehofft, dass Blizzard mit einem Diablo für die mobilen Endgeräte eine neue Ära einläutet.
Ich möchte mich bei meinem Optimismus entschuldigen, dass ich ihn unnötig strapaziert habe. Warcraft III: Refund war der absolute Gnadenstoß für diese Firma und schon dort hat man gemerkt, dass das Unternehmen scheinbar einen feuchten Dreck auf seine Fanbase gibt. Dabei haben sich die neuen Projekte so vielversprechend angehört. Der zweite Teil von Overwatch, ein brandneues WOW-Addon und eben ein mobiler Ableger von Diablo. Sämtliche Investorenberichte hat das Studio bis dato veröffentlicht und immer wieder hieß es, dass die Entwicklungen rund um den mobilen Hack’n’Slay-Ableger gut vorankommen und bei den Tests sehr gut ankommt. Die ersten Informationen klangen gut. Eine schöne Grafik, toller Spielfluss, düstere Atmosphäre und die Option an einem anderen Gerät an jener Stelle weiterzuspielen, wo man auf dem anderen Gerät aufgehört hat. Doch was präsentiert uns Blizzard hier bitte mit Diablo Immortal? – Wo man ersten Berichten zufolge nur wirklich unsterblich werden kann, wenn man massenweise grüne Scheine auf den Tisch legt. Und wie viele von diesen grünen Scheinen, das wird vermutlich erst deutlich, wenn man sich gegen andere Spieler messen möchte. Asmongold hat mit einem kleinen Video deutlich gemacht, wie dreist Blizzard in Diablo Shadow Legends das Geld sprechen lässt.
Diablo Immortal
P2W vs F2P pic.twitter.com/YSOMDsh3nv
— Zack (@Asmongold) June 6, 2022
Wie viel Geld, das ist mittlerweile bekannt. Denn um seinen Charakter auf die besten Werte zu bekommen, muss ein Spieler 100.000 Dollar investieren! Zugegeben, betrifft das bei weitem nicht alle Spieler, denn Casuals, die keinen Wert auf PVP legen, können das Spiel ganz gediegen spielen und das ohne Probleme. Möchte man sich aber mit anderen Spielerinnen und Spielern messen, kann es durchaus sein, dass man Unsummen von Euros investieren muss, weil der Gegenüber vielleicht selbiges getan hat.
Schon vor dem Release vom Mobilen-Ableger – welcher ja dann schließlich doch für den PC erschienen ist – gab es erste Länder, in welchen Diablo Immortal aufgrund von zu starken Glücksspiel-Elementen verboten haben. Die Niederlande und Belgien sind zwar durchaus bekannt für ihre starken Restriktionen und so hat Activision Blizzard bereits mit Overwatch ähnliche Erfahren machen können. Doch alleine diese Nachricht hat erahnen können, dass dieses Spiel eine Richtung einschlägt, die wir uns wohl niemals zu träumen gewagt haben.
Overwatch wurde wie bereits erwähnt ja auch mal mit saftigen Restriktionen versehen, also sollte das den Missmut über das neue Diablo-Spiel eher nicht belasten. Doch als das Spiel schließlich erschien, offenbarte sich mir eine Realität, die ich niemals in hunderten Jahren für möglich gehalten habe. Diablo Shadow Legends ist Pay 2 Win par excellence. Doch eine gute Nachricht gibt es für das Studio, denn Blizzard hat scheinbar bei den Usern etwas Land gut gemacht. Warcraft III: Refund ist nicht länger das unbeliebteste Spiel auf Meta Critic, sondern diese Krone darf sich ab sofort Diablo Shadow Legends aufziehen.
In meinen Augen hat sich Blizzard immer dadurch ausgezeichnet, dass sie eben im Vergleich zu EA oder Ubisoft noch bedeckt mit Mikrotransaktionen umgehen und es nicht übertreiben. Auch habe ich es sehr geschätzt, dass man bei Overwatch alle Skins ebenso mit viel Spielzeit bekommen konnte und nicht zwangsläufig zum donaten gezwungen wurde. Doch ist Pay 2 Win eine so enorme Steigerung und ein Verrat an den eigenen Werten, der Community und letztlich auch an den eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Denn Blizzard rationalisiert immer weitere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weg – so hat es nun auch die Niederlassung in München getroffen, die im Mai eingestampft wurde.
Doch es kommt noch härter. Wyatt Cheng, welcher seit der ersten Stunde einer der unbeliebtesten Menschen in der gesamten Company sein dürfte, haut derweil noch ein Statement raus, welches einfach nur ein WITZ von einem Statement ist.
Hey Ziz, I have been pretty up front in many interviews (though apparently not in this post) that gear was the 12 item slots. In many interviews I also clearly state that money can advance gems and legendary gems. I’m sorry this wasn’t clear here. 1/
— Wyatt Cheng (@candlesan) June 4, 2022
Ich habe das Spiel nicht mal angerührt und möchte jetzt auch kein Urteil über das reine Gameplay hier abgeben. Außerdem denke ich, dass ich mit diesem Artikel eh schon etwas spät bin und die meisten Informationen werden vermutlich bereits von der großen Fachpresse veröffentlicht worden sein. Guckt euch dieses Video an, es fasst alles super zuusammen! Ich fürchte, dass wir uns in Zukunft an solche Verhaltensweisen seitens Blizzard gewöhnen müssen und vermutlich auch ein mobiles WarCraft, welches bereits in den Startlöchern steht, mit solchen dreisten Methoden finanziert wird. Ich hoffe, dass das Unternehmen damit auf die Schnauze fallen wird, hoffe aber noch mehr, dass Microsoft den Konzern komplett umkrempelt und uns endlich wieder Spiele liefert, die uns wie damals begeistern.
Es ist in meinen Augen höchst moralisch verantwortungslos, vermutlich viele junge Spielerinnen und Spieler mit dem Spiel anzufixen, sie nahezu süchtig zu machen und sie viel Geld in das Produkt stecken zu lassen. Ich kann euch nur raten, dass ihr das Studio und das Spiel nicht unterstützt und für diesen Scam nicht einen Cent ausgebt!