Nachdem Russland den Chatdienst Discord im eigenen Land verbannt hat, zieht die Türkei nach und schränkt den Zugriff auf Discord massiv ein. Dabei betont der Minister für Transport und Infrastruktur jedoch, dass man aktuell kein vollständiges Verbot von Discord in Betracht zieht.
Die türkischen Behörden haben am frühen Mittwoch den Zugang zur beliebten Messaging-Plattform Discord eingeschränkt. Vorausgegangen waren anhaltende Diskussionen über die Rolle der Plattform bei Online-Mobbing und Erpressung von Minderjährigen.
Diese Maßnahme erfolgt vor dem Hintergrund wachsender Besorgnis über die Sicherheit sozialer Medien in der Türkei. Berichten zufolge sollen bestimmte Gruppen auf Discord gezielt Kinder für Grooming, Erpressung und Cybermobbing ins Visier genommen haben. Einige dieser Gruppen verwendeten dabei offenbar die Kennung “901” in ihren Benutzernamen, was bei Behörden und Eltern Alarm auslöste.
Der türkische Minister für Transport und Infrastruktur, Abdulkadir Uraloglu, äußerte sich Anfang der Woche zu der Angelegenheit. Er betonte, dass es zunächst keine Pläne für eine vollständige Sperrung von Discord gebe, die Regierung jedoch regulatorische Maßnahmen zur Gewährleistung der Sicherheitsstandards erwäge. „Wir wollen keine restriktive Haltung einnehmen, werden aber nicht zögern, alle notwendigen Befugnisse zum Schutz unserer Jugend einzusetzen“, erklärte Uraloglu gegenüber der Nachrichtenagentur Anadolu.
Discord steht in der Türkei unter verschärfter Beobachtung, nachdem mehrere beunruhigende Vorfälle mit Minderjährigen bekannt wurden. Für Empörung sorgten kürzlich Nachrichten, die einen 19-Jährigen nach einem brutalen Angriff auf zwei Frauen verherrlichten. In sozialen Medien verbreitete sich daraufhin der Hashtag #DiscordKapatılsın (Discord schließen).
Zudem häufen sich Berichte über Erpressungsversuche und Nötigung von Kindern und Jugendlichen auf der Plattform. Videos und Nachrichten zeigen, wie Minderjährige zu Geldzahlungen oder selbstverletzendem Verhalten gedrängt wurden.
Die Entwicklung erinnert an einen ähnlichen Fall aus diesem Jahr, als die türkischen Behörden den Zugang zur Gaming-Plattform Roblox sperrten, nachdem auch dort Vorwürfe des Kindesmissbrauchs laut geworden waren.
Die Maßnahmen in der Türkei fallen zeitlich mit der Sperrung von Discord in Russland zusammen. Die russische Medienaufsicht Roskomnadzor begründete den Schritt mit Verstößen gegen gesetzliche Anforderungen. Discord hatte sich geweigert, fast 1.000 als illegal eingestufte Inhalte zu löschen.
Für Discord-Nutzer in der Türkei bedeutet dies vorerst einen eingeschränkten Zugang zur Plattform. Ob es zu einer vollständigen Sperrung kommen wird, bleibt abzuwarten. Die weiteren Schritte der Regierung dürften von den laufenden Diskussionen und dem wachsenden Druck besorgter Eltern und Kinderschutzorganisationen abhängen.
Discord has been blocked in Turkey pic.twitter.com/gteVEX5mZB
— Dexerto (@Dexerto) October 8, 2024