In den letzten Jahren und Monaten hat sich der Staat Saudi-Arabien mehrfach mit großen Anteilen an den verschiedensten großen Publishern und Game-Studios beteiligt. Zuletzt sorgten sie mit ihrer Beteiligung an Nintendo wie auch der Übernahme der ESL für Schlagzeilen, die bei vielen auf reichlich wenig Begeisterung stieß. Nun nimmt die Savvy Games Group insgesamt 37 Milliarden Dollar in die Hand, um Saudi-Arabien bis zum Jahr 2030 zum ultimativen globalen Drehkreuz für Spiele und Esport zu formen. Die ersten 13 Milliarden vom Budget sollen in einen großen Publisher fließen, wie jetzt bekannt wurde.
18 Milliarden Dollar sollen weiterhin für Minderheitsbeteiligungen genutzt werden, wie sie der PIF (Public Investment Fond) bereits bei der Embracer Group, Nintendo, Capcom oder Nexon getätigt hat. Rund 532 Millionen Dollar will der PIF in disruptive Unternehmen in der Gaming- und Esport-Branche investieren, während die restlichen rund 5 Milliarden Dollar in Know-how, Partner und Kooperationen investiert werden sollen.
Ein weiteres Ziel des Königreiches ist es, 250 Gaming-Unternehmen in Saudi-Arabien zu gründen und damit 39.000 Menschen zu beschäftigen. Schon 2020 hat NEOM, ebenso ein Staatsunternehmen aus Saudi-Arabien, eine Kooperation mit Riot Games sichern können. Aufgrund von zu viel negativer Kritik der Fans kündigte Riot die Kooperation aber schneller als sie eingegangen wurde.
Die Frage, die sich mir stellt, ist, welches Unternehmen die Saudis wohl auf der Einkaufsliste stehen haben? Aktuell geht man davon aus, dass Electronic Arts wie auch Ubisoft auf der Liste stehen, jedoch glaube ich nicht, dass Electronic Arts für diese Summe zu kaufen ist. Hier kann ich mir aber eine Beteiligung vorstellen. Der aktuelle Marktwert von Electronic Arts beträgt rund 32 Milliarden Dollar.
Ubisoft ist ebenso ein interessanter Kandidat und mit einer Marktkapitalisierung von rund 4 Milliarden Dollar sicherlich problemlos kaufbar. Das Management von Ubisoft hat jedoch vor kurzem ein klares Statement gesetzt, unabhängig zu bleiben und ist mit der Beteiligung von Tencent bereits gut aufgestellt.
Auch Take-Two Interactive ist mit einer Marktkapitalisierung von 18 Milliarden ungefähr im Rahmen der Übernahmemöglichkeiten. Aber auch hier denke ich, dass sie das Bestreben auf Unabhängigkeit gegeben ist und der CEO selbst mit seiner Beteiligungsfirma hier das Ruder nicht aus der Hand geben möchte.
Die Rede ist davon, dass der PIF einen sehr großen, führenden Publisher akquirieren möchte, deshalb denke ich auch in den Größenordnungen und schließe beispielsweise aus, dass Übernahmen von CD Projekt, Stillfront oder Paradox Interactive nicht auf dem Zettel stehen. Wenn es zu einer Übernahme kommt, wird diese zumindest einen historischen Meilenstein setzen.
Regelmäßig wird der Staat bezichtigt, Menschenrechte mit Füßen zu treten und auch die Pressefreiheit zu unterbinden. So wird behauptet, dass das Staatsoberhaupt Prinz Mohammed die Ermordung eines Journalisten angeordnet hat.
Ohne verallgemeinern zu wollen, aber ein gutes Beispiel stellt die Fußball-WM in Katar dar, die in diesem Jahr stattfindet. Denn auch hier wird sich dem Westen angepasst und beispielsweise Regenbogenflaggen geduldet. Natürlich kann man nun damit argumentieren, dass es nur Mittel zum Zweck ist und ein Kalkül, um Geld zu verdienen. Ich denke aber dennoch, dass auch diese Länder sich mehr und mehr dem westlichen Lebensstil anpassen – wenn auch nicht ganz – und eine tolerantere Gesellschaft gestalten möchte.
Das passiert nicht in drei Jahren, auch nicht in zehn Jahren, aber ich denke, auf lange Sicht erkennen auch die Menschen in den jeweiligen Ländern, die Vorzüge vom westlichen Lebensstil schätzen. Vor allem die junge Generation kennt das Leben außerhalb ihrer Bubble, weil sie mit dem Internet groß geworden ist. Viele dieser Menschen interessiert sich nicht für die eigene Religion und wird in meinen Augen das an ihre Generationen weitertragen. Zumindest hoffe ich das!+
An Nintendo, Activision, EA, Take-Two und Embracer ist #SaudiArabien bereits beteiligt – für 13 Milliarden € soll demnächst ein “führender Publisher” übernommen werden.https://t.co/sjuqt66P2R
— GamesWirtschaft (@gameswirtschaft) September 30, 2022