Seit über zwei Jahrzehnten dominiert Steam den PC-Gaming-Markt und diese Vormachtstellung sorgt derzeit für Diskussionen. Eine aktuelle Studie von Atomik Research, die im Mai 2025 veröffentlicht wurde, zeigt: 72 Prozent der befragten Entwicklerinnen und Entwickler glauben, dass Valve mit Steam eine Monopolstellung innehat.
Die Umfrage, die von der PC-Distributionsplattform Rokky in Zusammenarbeit mit GamesIndustry.biz veröffentlicht wurde, trägt den Titel The State of PC Game Distribution. Befragt wurden 306 Branchenvertreter aus Großbritannien und den USA. Rund 77 Prozent davon stammen aus Studios mit mehr als 50 Angestellten, also überwiegend aus dem AAA-Sektor.
Trotz zahlreicher Alternativen – etwa dem Epic Games Store, GOG oder Ubisoft Connect – sehen die meisten Befragten Steam als unangefochtenen Marktführer. Fast die Hälfte der Teilnehmer gibt an, ihre Spiele auf mehreren Plattformen zu veröffentlichen, doch Steam bleibt die wichtigste Verkaufsbasis. Der Grund liegt vor allem in der enormen Reichweite: Wer auf Steam nicht vertreten ist, verliert potenzielle Käuferinnen und Käufer.
Wachstum und Schattenseiten
Auch die Zahlen zeigen, wie stark Valve den Markt prägt. 2009 erwirtschaftete Steam rund 100 Millionen US-Dollar an Provisionsumsätzen, im Jahr 2021 waren es bereits rund zwei Milliarden. Der Erfolg verteilt sich jedoch nicht gleichmäßig. Etwa 40 Prozent aller Spiele, die 2025 auf Steam erschienen sind, erzielten weniger als 100 US-Dollar Umsatz – zu wenig, um selbst die Veröffentlichungsgebühr von 100 Dollar zu decken.
Parallel dazu verändert sich die Art der Spieleentwicklung. Rund 20 Prozent der in diesem Jahr auf Steam erschienenen Titel nutzen generative KI – ein Anstieg von 800 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Larian Studios mischt sich ein
Die Diskussion über Steams Marktmacht blieb in der Branche nicht ohne Reaktion. Nachdem die Studienergebnisse öffentlich wurden, äußerte sich auch Larian Studios, das Team hinter Baldur’s Gate 3, zu dem Thema.
Michael Douse, Head of Publishing bei Larian, erklärte, dass Steam nicht deshalb so erfolgreich sei, weil es den Markt kontrolliere, sondern weil es eine funktionierende und verlässliche Plattform biete. Aus seiner Sicht sei der Erfolg von Steam das Ergebnis einer guten, benutzerfreundlichen Struktur und nicht das Resultat einer aggressiven Marktstrategie.
It’s almost as if it isn’t providing a shit service defined by public shareholder KPIs https://t.co/O5pSTSfjFD
— Very AFK (@Cromwelp) November 5, 2025
Andere Anbieter, so Douse, scheiterten oft daran, sich zu sehr an kurzfristigen Zielen und Investorenkennzahlen zu orientieren, anstatt sich auf die Nutzererfahrung zu konzentrieren.
In demselben Zusammenhang äußerte sich Douse auch zur Zukunft von Valve und Gründer Gabe Newell. Er beschrieb die Vorstellung einer Zeit nach Newell als beängstigend und machte damit deutlich, wie eng die Identität und Vision von Valve mit dessen Führung verbunden sind.
Zwischen Dominanz und verdientem Erfolg
Ob Steam tatsächlich als Monopol zu betrachten ist, bleibt eine Definitionsfrage. Unbestritten ist jedoch, dass Valve in den letzten zwanzig Jahren eine Plattform geschaffen hat, die für viele Studios unverzichtbar geworden ist. Die Kombination aus technischer Stabilität, großer Nutzerbasis und verlässlicher Infrastruktur hat Steam zu einem festen Bestandteil der Spielelandschaft gemacht.
Dass Entwickler wie Larian Studios die Plattform verteidigen, zeigt, dass Steams Vormachtstellung nicht nur als Bedrohung gesehen wird, sondern auch als Ergebnis jahrelanger Qualität und Nutzerorientierung. Trotz wachsender Konkurrenz bleibt Steam das Zentrum des PC-Gamings.
Persönliche Meinung
Ja, Steam hat auf dem PC-Gaming-Markt zweifellos eine Monopolstellung – aber ich sehe darin kein grundsätzliches Problem. Natürlich besteht das Risiko, dass Valve irgendwann beschließt, Preise, Gebühren oder Verkaufsbedingungen drastisch zu ändern. Doch solange das nicht geschieht und Steam sowohl Nutzerinnen und Nutzer als auch Publisher fair behandelt, sehe ich keinen Grund zur Sorge.
Steam hat sich diese Position nicht durch aggressive Marktstrategien, Klagen gegen Konkurrenten oder unfaire Praktiken erarbeitet, sondern schlicht durch ein gutes Produkt. Die Plattform funktioniert zuverlässig, bietet faire Konditionen und wird von Millionen Menschen gerne genutzt – nicht, weil sie müssen, sondern weil sie wollen.
Ein Monopol ist dann problematisch, wenn es auf Zwang und Machtmissbrauch basiert. Bei Steam ist das Gegenteil der Fall: Es ist das beste und fairste Angebot auf dem Markt. Und solange das so bleibt, spricht nichts dagegen, dass Valve weiterhin an der Spitze steht.
