Die Entwicklung von Grand Theft Auto 6 war alles andere als geradlinig – besonders, wenn man einen Blick auf die Story-Konzepte wirft, die Rockstar-Mitgründer Dan Houser für das Spiel verfasst hatte. Laut interner Quellen wurden gleich drei verschiedene Storylines von Publisher Take-Two Interactive abgelehnt, bevor das heutige Konzept grünes Licht bekam.
Diese Ablehnungen waren offenbar mit ein Grund, warum Houser sich 2019 eine Auszeit nahm und 2020 endgültig Rockstar Games verließ. Doch was genau wurde verworfen? Hier ist ein Überblick über die drei gescheiterten Visionen eines der wichtigsten Autoren der GTA-Reihe:
1. Der Cop, sein Sohn und die Drogenhölle von Vice City (2016)
Der erste Storyentwurf war ein düsterer Thriller, der tief in die Abgründe von Vice City eintauchte. Im Mittelpunkt: ein alter, prinzipientreuer Cop, der in die organisierte Kriminalität abrutscht, um seinen drogenabhängigen Sohn zu retten.
Der Sohn, ein kubanisch-amerikanischer junger Mann, kämpft darum, seiner Sucht und der Welt des Drogenhandels zu entkommen. Parallel dazu betreibt der rechte Handlanger eines kolumbianischen Drogenbosses eine eigene Agenda: Er schmuggelt Drogen nach Vice City, während er ein eigenes kriminelles Imperium in Nordamerika aufbauen will.
Take-Twos Urteil: Zu düster. Ende 2016 wurde das Projekt gestoppt
2. Die Polizistin auf Rachefeldzug & der wahnsinnige Handlanger (2018)
In der zweiten Version standen zwei Hauptfiguren im Zentrum, die auf Kollisionskurs zusteuern: Eine weibliche Polizistin, getrieben vom Mord an ihrem Vater, infiltriert heimlich das kriminelle Milieu, um auf eigene Faust Rache zu nehmen.
Ihr gegenüber steht ein unberechenbarer Handlanger eines Drogenschmugglers – ein Charakter, der stark an Trevor aus GTA V erinnert – der sich mit Gewalt durch die Reihen der Unterwelt kämpft.
Take-Twos Urteil: Nach 18 Monaten Entwicklung wurde die Story Mitte 2018 verworfen.
3. Der Ex-Soldat und der Trevor-Nachfolger (2019)
Der dritte und letzte Versuch Housers war ein klassischer Crime-Plot: Ein afroamerikanischer Ex-Soldat, gerade aus dem Gefängnis entlassen, wird in Vice City erneut mit dem kriminellen Sumpf konfrontiert. Dabei trifft er auf denselben impulsiven Handlanger-Typus aus dem zweiten Entwurf, diesmal als zentraler Gegenspieler.
Während der Ex-Soldat versucht, in einer korrupten Welt zu überleben, arbeitet sich der Handlanger skrupellos zur Spitze der Verbrecherwelt empor.
Take-Twos Urteil: Im März 2019 wurde auch dieses Konzept abgelehnt. Kurz darauf zog sich Dan Houser zurück.
Ein Neuanfang: Absurd Ventures & ein neuer Weg
Nach dem dritten Rückschlag nahm Houser im Frühjahr 2019 eine Auszeit und verließ Rockstar offiziell im Jahr 2020. 2021 gründete er sein eigenes Studio Absurd Ventures, wo er nun an kreativen Projekten arbeitet, ohne den Einfluss eines großen Publishers wie Take-Two.
Dan Housers kreative Visionen prägten über zwei Jahrzehnte die DNA der GTA-Serie. Doch die mehrfachen Ablehnungen seiner Storys für GTA 6 zeigen, wie stark wirtschaftliche Interessen in modernen AAA-Produktionen Einfluss nehmen.
Erst Ende 2019 fand sich eine vierte Storyline, die von Take-Two akzeptiert wurde. Diese Version bildet nun die Basis für das kommende GTA 6 und dreht sich um ein kriminelles Pärchen – inspiriert von dem berüchtigten Duo Bonnie und Clyde.
Zwei Hauptfiguren, ein Paar, das gemeinsam durch die kriminelle Unterwelt von Vice City navigiert – mit persönlicher Note, aber offenbar weniger düster als die früheren Konzepte.
Quellle: Fravilys Medium