Vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass die vielfach kritisierten Ladebildschirme während der Schnellreise in Starfield erst in einer späten Entwicklungsphase hinzugefügt wurden.
Nate Purkeypile – ein ehemaliger Lead Artist bei Bethesda, der an Spielen wie Starfield, Skyrim und der Fallout-Reihe gearbeitet hat – erklärte, dass dies vermutlich an den Grenzen der Entwicklungsumgebung, der sogenannten Creation Engine, lag.
In einem separaten Interview mit KIWI TALKZ äußerte sich Purkeypile ebenfalls zu diesem Thema. Er ist der Meinung, dass ein Wechsel zu Unreal Engine 5 zwar anfangs hohe Kosten verursachen würde, sich langfristig jedoch lohnen könnte.
Die Entwicklung würde effizienter werden, und „am Ende würde alles besser für Bethesda laufen“, so Purkeypile.
Former Starfield and Fallout dev @NPurkeypile explains why switching to Unreal Engine 5 would be a better choice for Bethesda.
Do you also think Bethesda should give up on Creation Engine?: https://t.co/qYkoYgAfGl#UnrealEngine #ue5 #gaming #gamedev #gamedevelopment pic.twitter.com/GJrkYtU6pe
— 80 LEVEL (@80Level) December 26, 2024
Purkeypile verließ Bethesda im Jahr 2021, um sein eigenes Studio, Just Purkey Games, zu gründen. In einem Interview im letzten Jahr beschrieb er, dass die Unreal Engine für Indie-Entwickler eine großartige Wahl sei. Sie ermögliche eine höhere Effizienz, da der Fokus auf der Spieleentwicklung liege und nicht auf der Entwicklung und Wartung der Technologie.
Im Oktober überraschte Microsofts Studio 343 Industries mit der Ankündigung, sich als Halo Studios neu zu positionieren und ihre proprietäre Slipspace Engine aufzugeben. Epic Games wird die Unreal Engine für die Entwicklung zukünftiger Halo-Spiele bereitstellen.
Auch CD Projekt Red wagte den Schritt von der eigenen Redengine hin zur UE, zumindest für ihr Witcher 4-Projekt. Möglicherweise hätte sogar ein früherer Wechsel das Debakel rund um den Cyberpunk 2077-Launch verhindert.
In einem Interview mit dem Portal Newsweek geht Associate Game Director Pawel Sasko näher auf die Engine-Wahl ein. Laut dem Bericht von Newsweek bringt die Entscheidung für die Unreal Engine zwei zusätzliche Vorteile mit sich.
Zum einen ermöglicht sie den Zugang zu einer deutlich größeren Modding-Community, da keine speziellen Modding-Werkzeuge mehr bereitgestellt werden müssen.
Zum anderen ist die UE5 ideal für medienübergreifende Projekte geeignet, beispielsweise die Verwendung von Assets für virtuelle Filmproduktionen.
Unreal Engine: Vorteile für Studios
Auch wenn es berechtigte Kritik an der Unreal Engine 5 gibt – wie beispielsweise Grafikprobleme, hohe Anforderungen an die Hardware, große Dateigrößen, die längere Iterationszeiten nach sich ziehen, sowie Leistungsengpässe bei der Nutzung fortgeschrittener Features wie Nanite – scheint die Unreal Engine derzeit eine sichere Wahl für Entwickler zu sein, zumindest solange selbst entwickelte Engines nicht mithalten können.
Ich denke, vor allem in der AAA-Branche werden Entwickler die Unreal Engine einsetzen, da sie deutlich mehr auf Effizienz und Kostenersparnis achten müssen. Zusätzlich bietet sie wichtige Vorteile wie die Unterstützung fotorealistischer Grafik.
Wie beschrieben, fallen durch dieses technologische Fundament unnötige Arbeiten weg, und die Programmierung des gesamten Projekts kann dadurch deutlich schneller voranschreiten.
Trotzdem lässt sich auch ein Trend in der Indie-Branche erkennen, in der ebenfalls viele Projekte auf der Unreal Engine entwickelt werden, da sie oft die kostengünstigere Lösung darstellt.
Ich lehne mich möglicherweise etwas weit aus dem Fenster, aber ich glaube, dass ein Studio wie Ubisoft seine Probleme mit schlechten und unfertigen Spielen lösen könnte, wenn es auf die Unreal Engine umsteigen würde.
Risiken und Potenzial für die Branche
Doch wo Licht ist, fällt auch Schatten. Der verstärkte Einsatz einer einzigen Engine könnte zu einer gewissen Homogenisierung in der Spieleentwicklung führen.
Studios könnten von den Entscheidungen und der Entwicklung von Epic Games abhängig werden. Ebenso könnte das Fachwissen über proprietäre Engines verloren gehen, was langfristig die Innovationsfähigkeit der Branche beeinträchtigen könnte.
Auf der anderen Seite – und das zeigt sich meiner Meinung nach bereits jetzt – können kleinere Studios viel besser mit größeren Konzernen mithalten, da sie durch den einfacheren Zugang zu hochwertigen Tools konkurrenzfähiger werden.
Dies könnte den Markt nachhaltig verändern, da Entwickler die Engine bis zu einem bestimmten Punkt kostenlos nutzen können.
Ein weiterer großer Vorteil liegt in der Personalakquise. Da viele Entwickler bereits Erfahrung mit der Unreal Engine haben, erleichtert dies die Einarbeitung neuer Teammitglieder sowie den Wechsel und Übergang zwischen Projekten.
Ein Entwickler, der aktuell an Witcher 4 arbeitet, kann problemlos zu Halo wechseln und dort mit der gleichen Grundlage nahtlos weiterarbeiten – und umgekehrt.
Während er früher jahrelang mit der CD Projekt Engine programmiert hat, muss er sich nun nicht mehr in eine völlig neue Umgebung einarbeiten. Das führt zu einer deutlichen Effizienzsteigerung.
The entire AAA industry switching to UE5 is a bad bet in the long-term though. The monopolization of video game engines in the AAA space is NOT a good thing.
There’s nothing preventing Epic from pulling a Unity within the next 10 years. https://t.co/TRo6z2vmnj
— Keano Raubun (@xArcky) December 26, 2024
Quelle: 80lv