Nach dem dramatischen Wertverlust des französischen Spieleentwicklers bahnt sich möglicherweise eine bedeutende Übernahme an: Der chinesische Technologieriese Tencent und die Gründerfamilie Guillemot prüfen derzeit verschiedene Optionen für die Zukunft von Ubisoft – darunter auch eine vollständige Übernahme des Unternehmens.
Diese Übernahme soll wohl auch dazu dienen, das Unternehmen von der Börse zurückzuziehen. Damit kämen sie einer Forderung der Investmentfirma AJ Investments entgegen, die den Rückzug von der Börse gefordert hatte.
Der Aktienkurs des renommierten Spieleentwicklers hat in diesem Jahr einen besorgniserregenden Einbruch erlebt und mehr als die Hälfte seines Wertes eingebüßt. Dies hat beide Hauptaktionäre – Tencent mit einem Anteil von rund 10 % der Stimmrechte und die Guillemot-Familie mit etwa 20 % – dazu veranlasst, mit Beratern über Stabilisierungsmaßnahmen zu diskutieren.
Die Nachricht über mögliche Übernahmepläne ließ die Ubisoft-Aktie am Freitag in Paris um bis zu 33 % in die Höhe schnellen – der stärkste Anstieg seit dem Börsengang 1996. Derzeit ist das Unternehmen mit etwa 1,8 Milliarden Euro bewertet.
Besonders bitter für das Unternehmen: Erst im vergangenen Monat rutschte die Ubisoft-Aktie auf den tiefsten Stand seit über zehn Jahren. Auslöser war eine nach unten korrigierte Geschäftsprognose, die auf schwächere Verkaufszahlen und die Verzögerung des mit Spannung erwarteten „Assassin’s Creed: Shadows“ zurückzuführen ist. Die Probleme haben jedoch eine längere Vorgeschichte: Seit der Corona-Pandemie kämpft der Spieleentwickler mit Produktionsengpässen, die zu mehrfachen Verzögerungen bei Neuveröffentlichungen und sogar zur Einstellung einiger Projekte führten.
Böse Zungen behaupten, dass der Aktienkurs bewusst derart in den Sinkflug geschickt wurde, damit die Guillemots nun eine günstigere Kontrolle über das Unternehmen erkaufen können. Ich persönlich halte diese These aber für sehr unwahrscheinlich, da der Rufschaden und auch das Vertrauen der Investoren durch eine solche Aktion derart stark gebrochen werden würden.
Zudem muss nun erst einmal der Turnaround gelingen, was selbst für ein Unternehmen wie Ubisoft mit einer derartigen Legacy und Titeln in diesen Größenordnungen schwierig ist.
Wie oben angesprochen, besitzt die Guillemot-Familie über 20 % an Ubisoft und hat damit bereits den größten Einfluss im Unternehmen. Beispiele wie Amazon mit Jeff Bezos (unter 10 % Stimmanteile) und Mark Zuckerberg (rund 13 % Anteile an Meta) zeigen, dass man mit deutlich weniger Stimmrecht und Einfluss ein Unternehmen erfolgreich führen kann.
Ich halte die Guillemot-Familie für eine untaugliche Führung innerhalb von Ubisoft. Sollten sie Ubisoft an der Börse lassen, während sich ihr Einfluss noch weiter erhöht, würde ich vermutlich jeglichen Gedankengang, den ich jemals mit dem Kauf von Ubisoft-Aktien verschwendet habe, aus meinem Gedächtnis löschen.
Die Aktie von Ubisoft wäre für mich durch eine solche Aktion eine absolute „Red Flag“. Dabei will ich niemals nie sagen, möglicherweise könnte eine solche Aktion auch die Rettung des französischen Unternehmens sicherstellen. Doch das wird die Zukunft zeigen, und so werde ich mich – wenn die Zeit gekommen ist – möglicherweise doch noch einmal mit der Aktie befassen.
Doch aktuell ist mir der gesamte Trubel rund um das Unternehmen einfach zu viel, und es gibt für mich zu viele Unsicherheiten. Das ist jedoch nur meine persönliche Meinung und keine Anlageempfehlung.
Quelle: bloomberg