Zunächst möchte ich mich für meine Abwesenheit entschuldigen, ich hatte sehr viel Arbeit auf meinem Minecraft-Server zu erledigen, weshalb die Arbeit auf gamerliebe etwas zu kurz kam. Ich war aber nicht ganz untätig und habe die spannenden Entwicklungen an der Börse verfolgt und mir ein paar Aktien angeguckt, die interessant waren. Zwar ist Team17 bei dieser Auswahl nicht dabei, trotzdem ist die Aktie schon sehr lange Thema auf meinem Blog und immer wieder berichte ich über das Unternehmen, welches in Großbritannien ansässig ist. Ich selbst habe bereits ein Studio mit einer gleichen Ausrichtung in meinem Depot. Zum Zeitpunkt des Artikels halte ich Aktien von TinyBuild, die ich zu einem Preis von 2,60 Euro gekauft habe. Team17 ist ein sehr spannendes Unternehmen, was man auf jeden Fall im Auge behalten sollte, wenn man die Art von Privatanleger ist, die gerne in Computerspiel-Aktien investieren. Ich gebe keine Anlageberatung und spiegel lediglich meine eigene Meinung und Einschätzung zu Team17 wieder. Meine Meinung beziehen sich auf die Zahlen vom Jahr 2020.
Team17 (GB00BYVX2X20) wurde im Jahr 1990 in Großbritannien von Michael Robinson gegründet. Er war ein Manager von Microbyte, einer Einzelhandelskette für Hardware- und Elektronikzubehör. Mit in diesem Geschäft angebunden war 17 Bit Software, die eigene Computerspiele entwickelt haben. Ebenso ein Gründungselement war Team7, ein schwedisches Studio, was damals mit Miami Chase für die Amiga-Systeme entwickelt hat. Durch den guten Erfolg, wurde schließlich 17 Bit Software auf das Studio aufmerksam und beide Unternehmen fusionierten zu Team17, um das Entwickeln und Publishen von Videospielen als Geschäftsfeld zu definieren. Im Jahr 1995 konnte mit Worms das erste große Franchise gegründet werden, welches bis heute ein sehr beliebtes und ebenso bekanntes Werk ist. Team17 ist also bereits seit über 20 Jahren am Markt, ging jedoch erst im Jahr 2018 an die Börse. Heute wird das Unternehmen von Debbie Bestwick geführt, die das Unternehmen in meinen Augen noch stärker gemacht hat. Sie selbst wurde für die Rolle ausgewählt, weil man ihr Talent, Vision und ihre Führungsqualität erkannt hat.
Das Geschäftsmodell von Team17
Ich habe in der Vergangenheit bereits eine sehr ausführliche Analyse zu TinyBuild gemacht und beide Geschäftsmodelle sind nahezu identisch. Das Studio fokussiert sich auf das Produzieren von eigenen Videospielen, übernimmt aber auch das Publishng für kleinere Entwicklerstudios, die sich nicht um ihr eigenes Marketing kümmern wollen oder können. Team17 setzt auf das Modell Masse statt Klasse – ohne natürlich sagen zu wollen, dass eines ihrer Spiele schlecht ist. Das britische Studio fokussiert sich darauf möglichst viele Spiele zu produzieren, also ihren Output zu maximieren, was natürlich auch durch ihr Publishing-Modell möglich ist. Es ist nicht überraschend, dass die Spieleschmide auf ein Katalog von über 400 Titel zugreifen kann und an welchem sie kontinuierlich mitverdient. Vor allem aber waren es die beiden Spiele Overcooked und Golf with your Friends, die die Gewinne vom Unternehmen maßgeblich geprägt haben. Der Golfspaß kann auf Steam 32.000 sehr positive Reviews vorweisen und Overcooked 2 kommt auf 26.000 sehr positive Reviews. In erster Linie setzt Team17 eher auf Masse statt Klasse und kann auf einen Katalog von über 400 Spiele zugreifen.
Besonders spannend an einem Geschäftsmodell der parallelen Entwicklung von eigenen Titeln und dem Vermarkten von Spielen verschiedener Drittanbietern ist, dass Team17 genau weiß, welche Spiele gut laufen und sie diese dann selbst übernehmen können. So haben sie im Jahr 2020 beispielsweise Golf with Friends vollständig übernommen, weil sie gesehen haben, wie gut das Spiel ankommt. Demnach ist auch die kontinuierliche Akquise von kleinen Entwicklerstudios ein wichtiger Aspekt im Geschäftsmodell von Team17, um auch anorganisch wachsen zu können, sich neue Mitarbeiter ins Unternehmen zu holen, die dann wiederum an größeren und weiteren Titeln arbeiten können. Der wohl größte Umsatz ihrer Spiele kommt von Drittanbietern. Rund 28 Prozent kommen von Inhouse-Produktionen und rund 72 Prozent von Drittanbietern.
Ein großer Unterschied von Team17 im Vergleich zu anderen Entwicklerstudios wie TinyBuild ist die Offensive im Bereich der Appentwicklung. Mit Story Toys Entertainment möchten sie mit kinderfreundlichen Marken wie Lego, Disney oder My Very Hungry Caterpillar zusammenarbeiten und pädagogisch wertvolle Apps entwickeln. Dieser Einkauf könnte in meinen Augen sehr wichtig für das Unternehmen sein und ein gutes Standbein bieten.
Bewertung der Team17 Aktie
Ich kann so viel vorwegnehmen: Die Bilanz von Team17 kann kaum besser sein! Jedem der sich mit dieser Aktie auseinandersetzt muss sich im Klaren darüber sein, dass man eine Wachstumsaktie mit einer vergleichsweisen kleinen Marktkapitalisierung deutlich anders bewerten muss, als man es ein Unternehmen wie Nintendo, Activision Blizzard oder Microsoft tun muss. Das Studio hinter dem weltbekannten Worms-Franchise liegt zum Zeitpunkt des Artikels bei einem Wert von rund 800 Millionen Dollar, was für ein Gaming-Studio noch relativ klein ist. Das Studio birgt also viele Risiken, gleichzeitig aber auch sehr hohe Chancen, weshalb man nun abwägen muss, wie sich das sog. Chancen-Risiko-Verhältnis verhält. Bietet das Unternehmen mehr Chancen oder mehr Risiken? Genau das gilt es herauszufinden und genau deshalb muss man unbedingt ein Blick hinter die Bilanz werfen und mit den Werten der Vergangenheit und den Prognosen vom Unternehmen selbst zu einem Ergebnis kommen.
Die wichtigste Kennzahl – nicht nur in der Bewertung von Unternehmen in dieser Größenordnung – ist der Gewinn je Aktie (unverwässert). Umsatz je Aktie, Ergebnis je Aktie sind Kennzahlen, wo Abschreibungen von gescheiterten Übernahmen, Steuern oder Zinsen einfließen, die für die Analyse für Team17 jedoch irrelevant sind. Der Gewinn je Aktie ist seit 2015 von 0,02 britische Pfund, auf 0,17 im Jahr 2020 angestiegen. Innerhalb von fünf Jahren hat sich die Profitabilität also mehr als verachtfacht. Das ist ein sehr gutes Ergebnis, für ein Unternehmen in dieser Größenordnung. Sicherlich gibt es bessere, aber es gibt eben auch deutlich schlechtere Performer.
Eine weitere wichtige Kennziffer ist in meinen Augen der Verschuldungsgrad und die Eigenkapitalquote. Für gewöhnlich ist es so, dass ein Wachstumsunternehmen viele Schulden aufnimmt und damit versucht aus keinem Geld, Geld zu machen. Viele Unternehmen investieren also nicht vorhandenes Geld in Übernahmen, Mitarbeiter und neue Produkte, wodurch sie mehr Geld verdienen können, um später dann die Schulden zurückzuzahlen.
Team17 schafft es jedoch zu wachsen, ohne Schulden aufzunehmen und gleichzeitig ihr Eigenkapital zu steigern. Für das Jahr 2020 lag die Eigenkapitalquote bei rund 83 Prozent, während die Verschuldungsquote bei rund 17 Prozent lag. In Anbetracht, dass sie das geschafft haben, ohne neue Aktien auszuschütten und eben ihre Profitabilität zu steigern ist auch das ein unglaublich starkes Ergebnis, was der Aktie ebenso einen ganz großen Pluspunkt gibt.
Ein weiterer sehr wichtiger Punkt auf den ich ausnahmslos bei jedem meiner Aktienanalysen achte ist, inwieweit das Management selbst im Unternehmen investiert ist. Auch in diesem Punkt kann das Unternehmen mich überzeugen, denn die CEO Debbie Bestwick ist selbst mit 22 Prozent am Unternehmen beteiligt.
Team17 schafft es fast 100 Prozent seiner Verkäufe über den digitalen Vertriebsweg abzuschließen, was sich sehr positiv auf die Marge auswirkt. Vor allem Steam und gog sind hierbei wichtige Partner, um das zu verwirklichen. Die Marge liegt in etwa bei 40 Prozent, was für ein Gaming-Unternehmen nicht besonders viel ist, aber eben auch nicht wenig. Ein ebenso wirklich wichtiger Hinweis.
Mein Fazit zur Team17 Aktie
Das Unternehmen hat ein sehr starkes Wachstum, eine saubere Bilanz, keine Schulden und ist zum aktuellen Zeitpunkt – wenn man den Bewertungskriterien von Aktien mit Kopf glaubt – unterbewertet. Trotzdem werde ich in Team17 nicht investieren und das hat den Grund, den ich immer leider angeben muss: Ich habe schlichtweg nicht genügend Geld und empfinde andere Aktien, die nicht nur sicherer sind, sondern meiner Meinung nach sogar noch stärker wachsen werden als Team17 es tut.
Aber auch andere Gründe, die für mich gegen ein Investment in Team17 sprechen, möchte ich kurz ausführen. Viele mögen es als Stärke ansehen, dass Team17 bereits seit 1990 am Markt ist, trotzdem denke ich, dass es eher eine Schwäche ist. Das Unternehmen hat nach 30 Jahren eine für meinen Geschmack sehr kleine Marktkapitalisierung und konnte ihren großen Worms-Hit, nicht so ausschöpfen, wie andere Studios ihre großen Marken ausgebaut hat. Worms war quasi eines der ersten großen Videospiele und vergleicht man den Erfolg und die Lebensdauer, Verkaufszahlen und Einnahmen von Worms mit Titeln wie Diablo, WarCraft, The Witcher oder GTA frage ich mich persönlich sehr schnell, wieso die Marke nicht in dieser Form gewachsen ist?
Ich selbst habe mich mit der Entscheidung schwergetan, ob ich mich nun eher für Team17 oder für Tinybuild entscheiden soll und meine Entscheidung ist dann eben doch auf Tinybuild gefallen. Tinybuild hat eine ebenso saubere Bilanz, hat exakt die gleiche Strategie wie Team17 und bewegt sich im gleichen Rahmen, was Gewinne und Marktkapitalisierung angeht. Beide Unternehmen sind eigentlich exakt gleich, bloß dass Team17 größer in ihrer Marktkapitalisierung sind und meiner Meinung mehr Titel haben, die vor allem auf Steam große Hits sind. Tinybuild ist zum aktuellen Zeitpunkt eher ein One Trick Pony und kann neben dem Hello Neighbour Franhcise aktuell nicht an Erfolge wie Overcooked oder Golf with Friends anknüpfen. Das Hello Neighbour Franchise ist aber mit 80 Millionen Downloads im Bereich eines AAA-Titels angekommen.
Es fehlt Tinybuild an anderen Erfolgen, neben ihrer Hauptmarke, die Team17 meiner Meinung nach eben hat und diese hat das Unternehmen auch sehr groß aufgebaut. Trotzdem sehe ich in Tinybuild, dass sie eben noch viel stärker wachsen können, weil sie eben auch noch kleiner sind. Tinybuild existiert erst seit 2011 und hat in dieser kurzen Zeit fast eine Milliarde an Marktkapitalisierung erreicht.
Vergleicht man die beiden Unternehmen und ihre Zahlen aus dem Jahr 2020, kommt man zu folgendem Ergebnis. Beide Unternehmen haben ein Wachstum von 34 Prozent im Umsatz, wobei Team17 insgesamt 83 Millionen Pfund und Tinybuild insgesamt rund 38 Millionen Pfund verdient hat. Das bereinigte EBITA-Ergebnis, also die Earnings before Interest Taxes Depreciation and Amortisation – von Team17 ist vom Jahr 2019 bis zum Jahr 2020 um 36 Prozent angestiegen, während TinyBuild diesen Wert mehr als verdoppeln konnte.
In Anbetracht, dass Tinybuild laut seinem Zahlenwert massiv unterbewertet ist, habe ich mich eben doch für dieses Unternehmen entschieden, weshalb ein Investment in Team17 für mich aktuell weniger interessant ist. Ich denke einfach, dass TinyBuild für mich das bessere Investment darstellt, es würde aber nicht schaden, das gesamte investierte Kapital auf beide aufzuteilen. Im Endeffekt entscheiden Feinheiten und persönliche Präferenzen, in welches Unternehmen man selbst einsteigt und man muss für sich selbst abwägen, welches der beiden Unternehmen auf lange Sicht die besseren Spiele hervorbringt und welche Marken sie auf Dauer besser und profitabler aufbauen können.
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