Die australische Organisation Collective Shout, eine Anti-Pornografie-Initiative, hat sich öffentlich dazu bekannt, hinter der jüngsten Welle von Löschungen expliziter Spiele auf Steam sowie den verschärften Moderationsrichtlinien zu stehen.
Laut Valve sei der Schritt auf Druck von Zahlungsdienstleistern wie PayPal und Kreditkartenfirmen erfolgt. Collective Shout sieht darin einen Erfolg ihrer offenen Briefe und Konsumentenkampagnen, die gezielt Zahlungsanbieter ansprachen.
Ursprünglich berichtete Waypoint über den Vorfall, zog aber beide Artikel ohne Erklärung zurück. Autorin Ana Valens behauptet, dass das Mutterunternehmen Savage Ventures die Beiträge wegen ihres kontroversen Inhalts gelöscht habe – nicht aufgrund journalistischer Fehler.
Collective Shout, gegründet 2009 von der selbsternannten „pro-life Feministin“ Melinda Tankard Reist, beschreibt sich als Graswurzelbewegung gegen die Objektifizierung von Frauen und Sexualisierung von Mädchen in Medien und Werbung. In der Vergangenheit setzte sich die Gruppe unter anderem ein für:
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ein Tourverbot für Snoop Dogg und Eminem (erfolglos)
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die Absage der Australien-Tour von Tyler the Creator (erfolgreich)
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den Rückzug von GTA V aus den Regalen von Target und Kmart (erfolgreich)
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das Entfernen des Spiels No Mercy von Steam
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ein gescheitertes Verbot von Detroit: Become Human
Am 7. Juli rief Collective Shout in einem Update zu ihrer No Mercy-Petition dazu auf, Zahlungsdienstleister wie PayPal, Mastercard, Visa und Discover zu kontaktieren und sie aufzufordern, die Zusammenarbeit mit Steam und itch.io zu beenden. In einem offenen Brief forderte die Gruppe die sofortige Einstellung der Zahlungsabwicklung auf diesen Plattformen wegen „hunderten Spielen mit Themen wie Vergewaltigung, Inzest und Kindesmissbrauch“.
Laut eigener Aussage haben sich 1.067 Personen an dieser Kampagne beteiligt. Zwar ist unklar, wann genau Valve seine Richtlinien aktualisiert hat, doch laut SteamDB begann die Löschung betroffener Spiele rund um den 15. Juli. Am 18. Juli bestätigte Valve, dass dies auf Druck der Zahlungsdienstleister geschah. Noch am selben Tag erklärte Collective Shout die Kampagne für einen Erfolg:
All these porn sick brain rotted pedo gamer fetishists so desperate to get their hands on rape-my-little-sister incest games they’re now exchanging clues on how to find them so that they don’t all die overnight
— Melinda TankardReist (@MelTankardReist) July 18, 2025
Allerdings stimmen die Zahlen nicht überein: Laut SteamDB wurden seit dem 15. Juli zwar 456 Titel entfernt oder „retired“, viele davon aber doppelt gezählt – etwa durch DLCs, Demos oder verschiedene Versionen derselben Spiele.
Am 18. Juli veröffentlichte Mitgründerin Melinda Tankard Reist auf Twitter einen aggressiven Kommentar über „porn-süchtige, gehirnverrottete Pädospieler“, die angeblich auf der Suche nach „Vergewaltigungs-Inzest-Spielen“ seien – und teilte anschließend einen langen Thread, in dem sie den „Sieg“ über Steam weiter ausführt.
Die beiden gelöschten Artikel von Waypoint waren die ersten, die öffentlich den Zusammenhang zwischen Collective Shout und der Steam-Zensur aufzeigten – ein Zusammenhang, den die Gruppe selbst bestätigt. Autorin Ana Valens und zwei weitere Redakteure verließen nach der Löschung die Redaktion.
Valens erklärte:
„Ich stehe zu allen meinen Artikeln, besonders zu denen über Collective Shout. Diese Organisation verdient weitere journalistische Untersuchung, vor allem im Kontext zunehmender Zensur durch Zahlungsdienstleister – nicht nur auf Steam, sondern auch auf Plattformen wie Pixiv, itch.io, DLSite, Gumroad und Patreon.“
Die Geschichte dürfte noch nicht zu Ende sein – Collective Shout scheint nach dem Erfolg auf Steam Rückenwind zu spüren. Zwar war ein Großteil der entfernten Spiele von fragwürdiger Qualität, doch die ideologische Agenda der Gruppe ist breiter: Sie richtet sich nicht nur gegen Pornografie, sondern auch gegen freie künstlerische Ausdrucksformen im Netz.
Quelle: pcgamer