Take-Two wird Gearbox von Embracer für 460 Millionen Dollar übernehmen
Am 28.03.2024 wurde bekannt, dass Take-Two sich Gearbox von der Embracer Group für 460 Millionen Dollar abkaufen wird. Im Zuge der finanziellen Schwierigkeiten der Embracer Group, möchte die schwedische Unternehmer-Gruppe nun nach und nach an Geld kommen und verkauft dafür viele ihrer Studios: Darunter auch Gearbox.
Dabei arbeitet Take-Two bereits seit vielen Jahren als Publisher für Gearbox, weshalb die Zusammenarbeit der beiden Partner nicht unbekannt ist. Die beiden Unternehmen arbeiteten bereits gemeinsam am nächsten Borderlands-Spiel. Neben Borderlands wird Take-Two auch die Rechte an Homeworld, Risk of Rain, Brothers in Arms und Duke Nukem sowie an zukünftigen Titeln von Gearbox übernehmen.
Take-Two gibt an, dass Gearbox an sechs Titeln arbeitet, darunter zwei Borderlands-Spiele und zwei Homeworld-Titel, sowie an mindestens einer neuen IP. Gearbox wird innerhalb des 2K-Labels von Take-Two agieren und weiterhin von Gründer und CEO Randy Pitchford geleitet werden.
Die Embracer Group hatte Gearbox 2021 in einem Deal erworben, der potenziell 1,3 Milliarden Dollar wert war. Dieser bestand größtenteils aus einer leistungsabhängigen Gebühr mit einer Vorauszahlung von 363 Millionen Dollar, von denen 175 Millionen Dollar in Embracer-Aktien waren.
Dieser Verkauf ist Teil des laufenden Umstrukturierungsprogramms von Embracer. Nachdem ein 2 Milliarden Dollar schwerer Deal für Embracer gescheitert war, kam es zu mehreren Entlassungen und der Schließung von Studios. Früher in diesem Monat verkaufte es Saber Interactive und zugehörige Studios für 247 Millionen Dollar.
„Unsere Übernahme von Gearbox ist ein aufregender Moment für Take-Two und wird unser branchenführendes kreatives Talent und Portfolio an eigenem geistigen Eigentum stärken, einschließlich der ikonischen Borderlands-Reihe“, sagte Take-Two CEO Strauss Zelnick.
„Diese Kombination verbessert das finanzielle Profil unserer bestehenden Projekte mit Gearbox und eröffnet die Möglichkeit, unser langfristiges Wachstum zu steigern, indem wir die vollen Ressourcen von Take-Two über alle spannenden Initiativen von Gearbox hinweg nutzen.“
David Ismailer, Chef von 2K, fügte hinzu: „Mit fast 20 Jahren gemeinsamer Geschichte hat Gearbox eine wesentliche Rolle in unserem Erfolg gespielt, dank ihrer einzigartigen Fähigkeit, interaktive Unterhaltungserlebnisse zu schaffen, die beliebte Charaktere, aufregende neue Welten und humorvolles Storytelling bieten.“
Und Pitchford erklärte, dass die neue Partnerschaft es Gearbox ermöglichen wird, „auf unsere nächste Stufe aufzusteigen“.
„Ich bin unglaublich aufgeregt über das, was wir jetzt erreichen können, da wir vollständig als Einheit ausgerichtet sind.“
Die Bilanz und Ausblicke
Rein von der Verpackung sieht Take-Two wirklich außerordentlich gut aus, dennoch trübt ein Blick hinter die Kulissen ein wenig die Stimmung. Die erste positive Nachricht aber zuerst: Laut Marketscreener hat das Unternehmen einen niedrigeren Marktwert als Unternehmenswert, was impliziert, dass man mehr für sein Geld bekommt. Man bezahlt 25 Milliarden, erhält aber 27 Milliarden Dollar an Wert.
Doch die erste Redflag sticht mir direkt ins Auge: Das Unternehmen gibt massiv Aktien aus. Man muss aber auch sagen, dass man Take-Two nicht als klassische Qualitätsaktie behandeln sollte, sondern eben als relativ riskante Zocker-Aktie, mit der man belohnt wird, wenn man viel einsetzt oder eben auch viel verlieren kann. Deshalb sollte man auf die stattfindende Verwässerung nicht allzu viel achtgeben.
Der Gewinn pro Aktie ist im Zeitraum von 2021 bis 2024 von 5,1 auf -5,9 gefallen. Das liegt vor allem an der meiner Meinung nach sehr teuren Zynga-Übernahme für 12,7 Milliarden Dollar im Jahr 2022. Dabei ist zu erwähnen, dass Zynga nicht profitabel ist und massive Verluste eingefahren hat. In meinen Augen war es wirklich irrsinnig, ein solches Unternehmen für dermaßen viel Geld zu akquirieren.
Doch man sieht anhand der Prognosen auch, dass immer weniger Verlust gemacht wird und die Übernahme sich bereits nach wenigen Jahren auszahlen kann.
Auch der Ausblick ist sehr schwierig zu werten. Wir wissen alle, dass vermutlich 2025 mit GTA VI neue Maßstäbe gesetzt werden und angenommen wird, dass das Spiel sich sehr gut verkauft und viele Einnahmen für TTWO daraus resultieren werden. Doch was wird danach sein? Schon das darauffolgende Jahr werden diese Einnahmen wegfallen.
Aus der Vergangenheit kann man zumindest herleiten, dass Beispiele wie Red Dead oder GTA immer bewiesen haben, dass sie auch Jahre nach Release Einnahmen erzielen und aktueller denn je sind.
Glaubt man aber daran, dass der Take-Two-Chef Strauss Zelnick die Stärke von Zynga nutzt und eigene IPs gut für die mobilen Endgeräte entwickelt, war die Übernahme zwar trotzdem teuer und riskant, könnte sich aber langfristig und mit einem langen Atem bezahlt machen. Zynga ist auch der Grund, warum das Unternehmen zum heutigen Zeitpunkt nicht profitabel ist und einen Verlust je Aktie vorweist.
Aber die Übernahme hat auch dafür gesorgt, dass Take-Two stark auf dem Konsolen, PC und auch Mobile-Markt ist was nicht viele Studios von sich behaupten können.
Der Free Cash Flow allerdings lässt in Anbetracht des Release im Jahr 2025 von GTA VI und auch im Jahr darauf einen wahren Geldsegen für das Unternehmen zu. Weshalb ich davon überzeugt bin, dass auch an diesem Punkt die Übernahme von Zynga sich rechnen wird.
Mein Fazit
Ich finde diese Übernahme mehr als interessant und vor allem wirklich sinnvoll. Ich denke, dass der Preis von unter 500 Millionen Dollar wirklich gerechtfertigt ist, wenn man bedenkt, dass die die Embracer Group mehr als das Doppelte für das gleiche Unternehmen bezahlt hat.
Mit Gearbox holt sich Take-Two ikonische Marken wie Borderlands, Homeworld, Risk of Rain, Brothers in Arms und Duke Nukem ins Haus und kann dadurch mehr und mehr Stabilität und Diversifikation ins Unternehmen bringen.
Ich bin davon überzeugt, dass Borderlands – im Vergleich zu Destiny – unter Take-Two ein sehr gutes Loot Shooter Service Game wird, was Konsorten wie Halo oder Destiny noch nicht wirklich gelungen ist. Zudem ergeben sich durch Borderlands und Red Dead Redemption tolle Synergie-Effekte und beide Studios können ihr Wissen einbringen, um das Western-Setting weiterzuentwickeln.
Ich gehöre eigentlich zu den langweiligen Anlegern, die Qualitätsaktien kaufen, mit verhältnismäßig weniger Renditepotenzial und dafür mehr Sicherheiten. Man sollte sich bei der Take-Two-Akite also über das Risiko bewusst sein und nur mit Geld investieren, welches man bereit ist zu verlieren.
Für viele kritische Stimmen ist Take-Two noch immer eine “One Game Company” und in der Tat ist es richtig, dass GTA im Jahr 2023 rund 15 Prozent des Umsatzes von Take-Two ausmachte. Doch die Jahre davor war der Anteil deutlich höher. Zudem wird Red Dead Redemption ein immer größerer Player, auch innerhalb des Studios.
Mit Gearbox wird Take-Two ein weiteres Mal unabhängiger von GTA und Red Dead Redemption.
Der Markt nimmt die Meldung rund um die Gearbox-Übernahme ebenso positiv auf wie ich. Denn die Aktie macht heute über 2 Prozent. Auch wenn es mich wirklich in den Fingern juckt zuzuschlagen, halte ich das Unternehmen aktuell noch immer für etwas zu teuer und hoffe, dass es noch weiter sinkt und die Marke von 120 Dollar oder gar weniger erreicht. Sollte ich den Einstieg wagen, werde ich nicht zögern, darüber zu schreiben und möglicherweise eine wirklich ausführliche Analyse zu schreiben.