Artcore Cosplay: “Ich denke in der Tat, dass viele eine falsche Sicht von Cosplay haben”

Artcore Cosplay
©Daniel Reiche

In dem heutigen Interview haben wir mal wieder eine Cosplayerin, die ihre große Leidenschaft seit 2014 voll auslebt. Mit diversen Auftritten auf Gaming-Events wie der DreamHack in Leipzig – wo ich auch ihren großartigen Auftritt im Publikum verfolgen durfte – habe ich mich direkt dazu entschieden, bei ihr für ein Interview anzufragen! Sie hat mir sehr offene und direkte Antworten gegeben, war sehr ehrlich und hat eine große Problematik der Cosplay-Szene angesprochen, mit der sie sicherlich vielen aus der Seele spricht! Wie immer kann ich nur danke für die Zustimmung für dieses Interview sagen! Viel Spaß beim Lesen des Interviews mit Elli aka. Artcore!

 

1. Dein Name ist Artcore. Wie kamst du auf diesen Namen? Bedeutet er etwas besonderes für dich?

Elli: Ich habe eines Abends beschlossen eine Seite zu eröffnen und habe mit meiner Skype-Konfi hin und her überlegt. Irgendwann ist einer von ihnen auf Artcore gekommen und der Name hat mir sofort gefallen!

 

2. Du warst bei der DreamHack in Leipzig 2017. Ziehe eine kurze Zusammenfassung für dich. 

Elli: Es war meine erste Dreamhack und ich war auch nur einen Tag da aber es war eine echt tolle Con! Für uns Cosplayer gab es Snacks, Getränke und Sitzgelegenheiten umsonst und einen Infostand mit integriertem Reparaturstand. Eine Hand voll Maids hat sich liebevoll um uns gekümmert und direkt nebenan konnte man sich von zwei sehr fähigen Fotografen (Fotograf-13, LM Fotodesign) ablichten lassen. Auf der Bühne hat alles top funktioniert, kein einziger Musikfehler und die Musik wurde von der Organisation selbst gewählt und war eigentlich immer perfekt passend. Vom Rest der Convention habe ich leider nicht sehr viel gesehen aber ich würde nächstes Jahr sehr gerne wieder kommen!

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3. Der Cosplay Contenst war eine Frauen domäne. Würdest du dich über mehr Männer im Cosplay freuen?

Elli: Mehr Männer im Cosplay wären sicherlich eine Bereicherung! Leider ist das Publikum, sei es Online oder auf einer Bühne, immer sehr kritisch. Als Frau ist man immer dem Neid anderer Frauen und den Ansprüchen der Männer ausgesetzt. Man zeigt Dekolleté? Man ist ein Flittchen. Man zeigt kein Dekolleté? Man ist uninteressant und verklemmt. Pornos schaut sich trotzdem jeder an und mal ehrlich – wer findet Brüste nicht schön? Bei männlichen Cosplayern habe ich mehrere Phänomene beobachtet. Einerseits, dass solchen die sich eine schwarze Perücke angezogen und sich oben ohne präsentieren tosender Beifall und freundliche Kommentare entgegen kamen, während das gleiche Publikum bei Frauen sehr viel kritischer und teilweise beleidigend wurde. Andererseits, dass Männer die wirklich Mühe in ihr Kostüm gesteckt haben für unpassende Gesichtszüge ausgelacht wurden. Ein sehr bekannter Cosplayer, Leon Chiro Cosplay Art, wurde auch mehrfach auf Facebook blockiert, weil Neider seine Seite als Fake gemeldet haben. Es ist weder für Frauen noch für Männer “einfach”, auch wenn oft gesagt wird, Frauen hätten es leichter. Aber ich persönlich würde mich sehr über mehr männlichen zuwachs freuen.

 

 

4. Denkst du die meisten Menschen habe eine falsche Sicht auf das Cosplaying und bewerten nur den Charme und Sexyness einer Cosplayerin? Findest du das verwerflich?

Elli: Ich denke in der Tat, dass viele eine falsche Sicht von Cosplay haben. Meistens ist das aber, weil sie sich für diese Sicht entscheiden. Es ist viel einfacher berühmte Cosplayer wie Jessica Nigri als Flittchen zu bezeichnen als sich damit auseinander zu setzen was sie tut, wie und warum. Es ist auch einfach übergewichtige auszulachen und Memes zu kreieren die sie verspotten, als selbst abzunehmen. Es ist so verlockend sich einfach über andere zu ereifern statt an den eigenen Träumen zu arbeiten. Jeder sieht sich gerne eine schöne Frau oder einen schönen Mann an in einem schönen Outfit, aber viele scheinen sich zu schämen das zu sagen oder sind so von Hass und Neid erfüllt, dass sie sie beschimpfen. Es ist so einfach freundlich zu sein und es fühlt sich so viel besser an einfach mal etwas positive Energie zu verbreiten. Dennoch entscheiden sich sowohl Männer als auch Frauen in ihrer Unsicherheit dafür fremde Frauen im Internet als Flittchen zu bezeichnen. Wir leben im 21. Jahrhundert, ich finde es ist nichts verwerfliches daran Dekolleté zu zeigen oder Sexy Cosplays zu machen. Man geht doch auch in Bikini und Badehose ins Schwimmbad. Nein, ich finde es auch nicht unfair anderen gegenüber. Cosplayer die viele Sexy Cosplays machen haben eine andere Zielgruppe als Cosplayer die viel Rüstung machen. Sowohl das eine als auch das andere ist mit enormem Aufwand verbunden, auch wenn man es manchmal nicht gleich sieht. Seid einfach etwas nett zueinander und freut euch wenn ihr ein schönes Cosplay seht. Freut euch über Brüste und Sixpacks und wenn es euch nicht gefällt, scrollt weiter. Niemand zwingt euch einen negativen Kommentar zu verfassen.

 

5. Poste ein Bild deines Lieblings Cosplays ( möglichst kein eigenes) und was bewunderst du daran?

Elli: Geralt von Riva verkörpert von Maul Cosplay. Hier passt einfach alles. Das Gesicht, der Körper und auch das Kostüm. Ja, hier hat er nicht viel an aber das Make-Up ist nicht zu unterschätzen.
Ich bin ein riesen Witcher-Fan und Maul Cosplay und sein Team haben einfach den Nagel auf den Kopf getroffen. Auch das kommt natürlich nicht von alleine. Auch für seinen Körper arbeitet er hart.

 

6. Was können deine Patreons von dir als Gegenleistung erwarten, wenn sie dir einen monatlichen Betrag spenden? Wird es weitere Extras geben?

Elli: Das steht alles auf Patreon. Ich poste Work in Progress, kleine Tutorials, Previews und Behind the Scenes Fotos/Videos. Die Belohnungen sind unterschiedlich: Es gibt Fansigns, Prints, Zugang zu exklusiven Fotoshoots und Prints bis hin zu handgemachten Goodies.

 

7. Welches Event ist für dich ein schöneres? GC? DreamHack oder Manga / Connichi-Events?

Elli: Ich persönlich mag Games-Events lieber. Allerdings sind Gamescom und Dreamhack nicht so toll zum Fotos machen, da es oft voll ist bzw. die Location unpassend ist. Dokomi und Co bieten da schon mehr Möglichkeiten.

 

8. Über was sprechen Cosplayerinnen im Backstage bereich? Wird dort fleißig über die Kostüme geturtelt oder eher über alltägliche Dinge wie Haushalt, Müll raus bringen und faule Männer zu Hause?

Elli: Meistens tauscht man sich über Kostüme aus: Wer hat was wie und warum gemacht, welche lustigen Anekdoten gibt es zum Kostüm, wie viel Schlaf hat man bekommen bzw. wer bis vier Uhr morgens noch gebastelt und genäht hat. Sehr oft läuft es dann auf Fangirling oder Fandom bezogene Gespräche hinaus. Bis auf wenige schwarze Schafe ist die Atmosphäre aber immer sehr freundlich und positiv!

 

9. Poste ein Bild von deinem DreamHack Outfit. Beschreibe es kurz.

Elli: Zur Dreamhack habe ich Triss Merigold aus The Witcher 2 getragen. Ich habe mit vielen Pausen dazwischen etwa drei Monate für das Kostüm gebraucht. Es war eines der kompliziertesten Nähprojekte die ich bislang hatte und ich habe viel gelernt, bin aber Alles in Allem sehr stolz auf das Kostüm.

 

10. Du meintest auf der DreamHack, dass das Oberteil am schwersten war. Wie aber funktioniert das LED in deinem Stab? Das war nämlich in meinen Augen – auch wenn ich vielleicht nicht so das Auge fürs Detail habe – das abgefahrenste an deinem Outfit.

Elli: Es ist oft so, dass Näharbeit von außen stehenden nicht so wertgeschätzt wird wie Rüstung oder aufwändige Props. Das ist schade, aber ich habe mich damit abgefunden.
Den Stab habe ich in etwa 40 Stunden Arbeit gebaut. Er ist in zwei Teile zerlegbar und hat auf der Spitze eine einzelne LED.Das war tatsächlich das erste Mal, dass ich mit LEDs gearbeitet habe. Ich habe den Circuit einen Tag vor meiner Abreise fertig gestellt mit Hilfe meiner lieben Community auf Twitch! Es ist ein einfacher Stromkreislauf mit einer LED, einem Wiederstand, einem Schalter und einer 9V Batterie. Der obere Teil des Stabes ist hohl, sodass ich die Batterie darin verstecken konnte. Die Kugel kommt dann oben drauf, es ist übrigens eine Kugel aus einem Deoroller da diese die perfekte Größe hatte! Wer sich noch mehr dafür interessiert schaut sich am besten die Tutorials und Bücher von Kamui Cosplay an!

 

11. Wenn du ein neues Cosplay in Angriff nimmst, wie muss man sich das als ” nichts wissender ” Vorstellen? Ein Cosplay wird ja aus vielen Einzelteilen, Klamotten, Kunststoff zusammen gebastelt. Woher bekommt man die Materialien?

Elli: Ich fange meistens mit der Planung für das nächste Kostüm an bevor das momentane Projekt überhaupt fertig ist. Ich habe gerne alle Materialien schon bei mir wenn ich anfange. Meistens fange ich mit der Perücke an. Je nach Charakter ist das mal mehr und mal weniger schwierig und mal mehr und mal weniger teuer. Dann kommen meistens die Kontaktlinsen, sofern ich welche brauche und keine passenden noch zuhause habe. Stoffe kaufe ich meistens in einem großen Stoffelager bei mir in der Nähe. Wenn ich etwas dort nicht finde, suche ich bei Gelegenheit in der nächsten größeren Stadt und wenn ich auch dort nichts finde dann suche im Internet. Material für Waffen und Rüstungen kaufe ich meist in deutschen Shops wie craftperium.de Farben kaufe ich mal hier mal da – ich habe aber die Erfahrung gemacht, dass es sich lohnt mal etwas mehr auszugeben! Viel Kleinzeug findet sich auf amazon und ebay oder in speziellen Shops die man irgendwann mal zufällig gefunden hat.

 

12. Hast du ein Cosplay schon mal aufgegeben, weil du die Materialien, das Geld und die Zeit nicht hattest es zu fertigen?

Elli: Bislang zum Glück noch nicht. Meistens habe ich Glück oder wenn etwas doch mal teurer wird dann wird es eben erst ein paar Monate später fertig.

 

13. Wem wirst du dieses Interview zu erst zeigen? 

Elli: Meinen Followern auf Social Media 🙂

 

14. Abschließende Worte? 

Elli: Meine drei Regeln des Cosplays: 1. Trage ein Kostüm. 2. Hab Spaß. 3. Sei kein Arsch ;). Liebe Grüße an Anissa Cosplay, Smay Cosplay, Zayuri, Pinky Cosplay, Finn Halem, How to Iggy und Cyehra! Das sind nur einige wenige der Freunde die mich die mich die ganze Zeit unterstützen und immer hinter mir stehen!

 


 

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Mein Name ist Lukas Mehling, aber online kennt man mich wohl eher als MuSc1. Ich bin der Gründer und Betreiber von gamerliebe.de. Auf meinem Blog geht es vorrangig um das Thema Selbstständigkeit, Arbeiten und Geld verdienen in der Gaming-Branche. Dabei fokussiere ich mich vor allem auf die Gaming-Branche und Aktien von Videospiel-Unternehmen.

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